Gesichtsrose, Komplikationen am Auge (Zoster ophthalmicus)

Die Viruserkrankung Zoster tritt infolge einer Reaktivierung des Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus, VZV) auf. Kommt es zu einem Ausschlag im oberen Bereich des Gesichts, so spricht man von einem Zoster ophthalmicus; dabei kann es auch zu Komplikationen am Auge kommen.

Was ist eine Gesichtsrose?

Definition

Bei der Gesichtsrose (Zoster ophthalmicus) handelt es sich um eine Form der Gürtelrose (Zoster), bei der es zur Reaktivierung des Windpocken-Virus (Varizella-Zoster-Virus, VZV) im Bereich des Gesichtsnervs Trigeminus mit bläschenartigem Ausschlag kommt.

Der charakteristische Ausschlag der Gürtelrose tritt normalerweise einseitig am Körper auf und folgt dabei dem Nervenverlauf. Die Gürtelrose tritt typischerweise an der Taille auf (daher der Name), kann aber in sämtlichen Körperregionen vorkommen. Zoster ophthalmicus ist eine schwerwiegende Form der Gürtelrose, bei der auch das Auge selbst betroffen sein kann.

Bei Verdacht auf eine Gesichtsrose sollten Sie zeitnah ärztliche Hilfe suchen!

Versorgungsgebiete der Äste des Nervus trigeminus
Versorgungsgebiete der Äste des Nervus trigeminus

Symptome

Zu den klassischen Frühsymptomen einer Gesichtsrose zählen brennende, juckende Schmerzen im Bereich von Auge, Stirn oder Nase. Nach einigen Tagen kann in der entsprechenden Region ein typischer Hautausschlag beobachtet werden. Manchmal treten ca. 1 Woche vorher Müdigkeit, Abgeschlagenheit, und leichtes Fieber auf.

Zu Beginn des Ausschlags bilden sich kleine, rötliche Flecken, die sich recht schnell zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen entwickeln. Der Ausschlag tritt einseitig im Bereich von Stirn, Nase und Augen auf. Meist ist eine klare Grenze zur Mitte des Gesichts hin zu erkennen. Zu den typischen Symptomen am Auge zählen der bläschenförmige Ausschlag auf dem Augenlid, Schmerzen, Schwellung, vermehrter Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit und Lidkrämpfe.

Komplikationen

Ein Zoster ophthalmicus kann zu erheblichen Komplikationen des betroffenen Auges bis hin zur Erblindung führen:

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Zoster ophthalmicus

Ansteckungsgefahr

Es besteht eine Ansteckungsgefahr für Menschen, die keine Windpocken hatten oder nicht dagegen geimpft wurden; diese können sich durch Kontakt mit den flüssigkeitsgefüllten Bläschen mit Zoster infizieren und an Windpocken erkranken.

Begünstigende Faktoren

  • Höheres Lebensalter
  • Mangel- oder Fehlernährung
  • Immunschwäche (z. B. durch eine HIV-Infektion)
  • Stress, geschwächter Allgemeinzustand

Ursachen

Gürtelrose und Windpocken werden durch dieselben Viren hervorgerufen (Varizella-Zoster-Virus, auch bekannt als humanes Herpesvirus 3). Die meisten Menschen, die an Windpocken erkranken, machen diese im Kindesalter durch. Die Infektion geht mit einem roten Hautausschlag und Bläschenbildung am Körper und im Gesicht einher. Nach der Infektion mit Windpocken verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenzellkörpern des Rückenmarks, wo es die meiste Zeit keinerlei Symptome verursacht (latente Form).

In bestimmten Situationen, etwa im hohen Alter, bei Vorliegen einer Immunschwäche oder in Stresssituationen, kann das Virus erneut aktiviert werden. Es beginnt sich zu vermehren und gelangt über die Nervenbahnen bis zur Haut. Der daraufhin auftretende einseitige Hautausschlag wird als Gürtelrose (Zoster) bezeichnet und tritt genau in dem Versorgungsgebiet des Nervs auf, in dem das reaktivierte Virus zur Haut gelangt ist. Im Falle des Gesichts ist der Gesichtsnerv (Nervus trigeminus) betroffen, der sich in 3 Äste teilt, von denen einer den Bereich Stirn, Nase und Auge versorgt (Nervus ophthalmicus). 

Nur Menschen, die eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, können an einer Gesichtsrose bzw. Gürtelrose erkranken. Das Risiko für das Auftreten eines Zosters erhöht sich mit zunehmendem Alter.

Häufigkeit

  • Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Zoster im Kopfbereich.
  • In etwa der Hälfte der Fälle ist zusätzlich zur Haut das Auge betroffen.
  • Selten ist nur das Auge betroffen.

Untersuchungen

Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Krankengeschichte, des typischen Ausschlags und des Auftretens von Augenschmerzen im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf.

Eine augenärztliche Vorstellung ist zeitnah bei Auftreten von Symptomen erforderlich, um eine rasche Behandlung zu beginnen und Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden.

Behandlung

Die Behandlung des Zoster ophthalmicus sollte durch Augenärzt*innen erfolgen. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, dass mit der antiviralen Therapie so früh wie möglich, idealerweise innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, begonnen wird. Die Behandlung sollte möglichst als intravenöse Infusion erfolgen, ggf. zusätzlich eine Salbentherapie. Üblicherweise wird in der Akutphase mit dem Wirkstoff Aciclovir behandelt. Durch diese Therapie lassen sich Krankheitsdauer und Beschwerden sowie das Risiko für Komplikationen erheblich verringern.

Bei erhöhtem Risiko für Folgeschäden der Netzhaut kann Aciclovir oder Valaciclovir in Tablettenform für einige Zeit fortgeführt werden.

Je nach Beschwerdebild sind Schmerzmittel oder bei einer zusätzlichen bakteriellen Infektion auch Antibiotika nötig.

Vorbeugung

Gegen Windpocken gibt es eine Impfung für Kinder ab 11 Monaten. Es sind 2 Impfungen erforderlich. Für Personen ab 50 Jahren steht auch ein Impfstoff gegen Zoster zur Verfügung. Empfohlen wird er allen Menschen ab 60 Jahren sowie chronisch kranken Personen mit erhöhtem Zoster-Risiko bereits ab 50 Jahren.

Prognose

Eine frühzeitige Behandlung (innerhalb von 72 Stunden) mit antiviralen Medikamenten bewirkt eine Schmerzlinderung, einen milderen Verlauf und weniger Komplikationen.

Dauerhafte Sehstörungen bis zur Erblindung können vorkommen, besonders bei irreversiblen Vernarbungen der Hornhaut. Eine erhöhte Empfindlichkeit des Auges ist nicht selten.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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