Divertikulitis

Was ist eine Divertikulitis?

Definition

Divertikel sind kleine Ausbuchtungen der Schleimhaut des Dickdarms; dabei wölbt sich die Schleimhaut an manchen Stellen nach außen durch die Muskelschicht der Darmwand hervor. In der Regel haben die Betroffenen keine Beschwerden, möglich sind aber Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme. Wenn eine Entzündung im Gewebe rund um ein Divertikel vorliegt (Divertikulitis), sind heftigere Beschwerden die Folge, meist auch mit Fieber. Bei ca. 15 % der Patient*innen mit akuter Divertikulitis kommt es zu Komplikationen in Form von Abszessen.

Symptome

Meist verursachen Divertikel keine Symptome oder Beschwerden.

Bei einer Divertikulitis treten Fieber, andauernde Bauchschmerzen meist auf der linken Seite, Stuhlveränderungen, und evtl. Erbrechen auf. Das Krankheitsbild erinnert an eine Blinddarmentzündung (Appendizitis), aber auf der linken Seite. Möglich sind auch begleitende Schmerzen beim Wasserlassen.

In schweren Fällen kann es zu starken Schmerzen und ausgedehnten Infektionen oder Abszessen im Darm kommen.

Ursachen

Verschiedene Faktoren tragen zur Bildung von Ausstülpungen der Schleimhaut im Dickdarm (sog. Divertikeln) bei (siehe auch Artikel Divertikelkrankheit).

In den Divertikeln kann sich keimbelasteter Stuhl ansammeln. Manchmal bilden sich auch Kotsteine, die Geschwüre in der Schleimhaut hervorrufen können.

Bei einer Divertikulitis entzünden sich die Divertikel. Die Entzündung greift auf das umliegende Gewebe über und kann zu Eiteransammlungen (Abszessen) und anderen Komplikationen führen.

Häufigkeit

Etwa 13–66 % der Gesamtbevölkerung haben Divertikel. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter stark zu. Bis zu 4,3 % der Personen mit Divertikeln entwickeln im Verlauf von 10 Jahren eine Divertikulitis.

Untersuchungen

  • Bei der ärztlichen Untersuchung wird der Bauch abgetastet. Typisch sind Druck- und evtl. Loslassschmerzen im linken Unterbauch.
  • Im Blut werden die Entzündungswerte (CRP, weiße Blutkörperchen) gemessen. Diese sind bei einer Divertikulitis in der Regel erhöht.

Bildgebende Untersuchungen

  • Die bevorzugte bildgebende Untersuchung bei Divertikulitis ist ein Ultraschall.
  • Alternativ kann auch eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden.
  • In manchen Fällen ist es sinnvoll, 6–8 Wochen nach Abklingen der Beschwerden eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchzuführen, um Veränderungen durch einen Tumor auszuschließen. Dabei führen Ärzt*innen einen flexiblen Schlauch in den Enddarm ein und weiter hinauf in den Dickdarm, sodass die Innenseite des Darms untersucht werden kann.
  • Bei Verdacht auf eine Divertikulitis wird in der akuten Phase eine Koloskopie vermieden, weil die Gefahr von Verletzungen zu hoch ist.

Behandlung

  • Verläuft eine Divertikulitis ohne Komplikationen (also ohne Abszess o. Ä.) und sind die Betroffenen ansonsten gesund, ist eine Antibiotikatherapie in den meisten Fällen nicht nötig. Allerdings sollten die Patient*innen regelmäßig ärztlich untersucht werden.
  • Sind die Beschwerden nicht so stark, ist eine normale Ernährung möglich.
  • Bei Risikofaktoren für Komplikationen (z. B. Immunschwäche, schwere Begleitkrankheiten) kommen meist verschiedene Antibiotika zum Einsatz, um die verursachenden Bakterien abzutöten.
  • Wichtig zu wissen: Sog. Fluorchinolone sollten nach neueren Erkenntnissen nicht mehr für eine mittelschwere Divertikulitis eingesetzt werden, insbesondere nicht bei älteren Patient*innen oder gleichzeitiger Kortisontherapie.
  • Schwere Fälle einer akuten Divertikulitis können die Einweisung ins Krankenhaus erforderlich machen, wo die Patient*innen mit Antibiotika behandelt werden und ggf. Flüssigkeit intravenös zugeführt bekommen.

Operation

  • In seltenen schweren Fällen, wenn andere Behandlungen keine Wirkung zeigen, kann es notwendig sein, den Teil des Dickdarms operativ zu entfernen, der betroffen ist.
  • Auch größere Abszesse oder andere Komplikationen können eine Operation erforderlich machen.
  • In den meisten Fällen lässt sich diese Operation dann durchführen, wenn die akute Infektion bereits zurückgegangen ist. In der Regel kann diese im Rahmen einer „Schlüssellochchirurgie“ (Laparoskopie) erfolgen.
  • Falls es jedoch zu einer Darmperforation und/oder Bauchfellentzündung gekommen ist, ist eine Notfalloperation nötig.

Vorbeugung

  • Eine ballaststoffreiche Ernährung (reichlich Obst, Gemüse und Getreide), ausreichend Flüssigkeit, regelmäßige körperliche Bewegung und somit die Vermeidung von Übergewicht können wahrscheinlich das Risiko für eine Divertikelkrankheit senken.
    • Früher wurde ein Verzicht auf Vollkornprodukte und Früchte mit kleinen Kernen empfohlen, damit diese sich nicht in den Divertikeln ansammeln können. Diese Annahme und die zugehörige Empfehlung sind nicht mehr aktuell. 
  • Schränken Sie den Verzehr von rotem Fleisch ein.
  • Reduzieren Sie den Konsum von Alkohol, und rauchen Sie nicht.
  • Die regelmäßige Einnahme von Kortison, bestimmten Schmerzmitteln (Opioide, NSAR) und Hormonen zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden kann das Risiko für Beschwerden durch Divertikel und Divertikulitis erhöhen.

Prognose

Nach einer ausgeheilten Divertikulitis klagen mehr als ein Drittel der Betroffenen über wiederkehrende Unterbauchschmerzen. Zudem ist das Risiko einer erneuten Entzündung erhöht: Sie tritt bei 15–30 % der Betroffenen auf. Von diesen erkranken viele innerhalb eines Jahres nach der vorigen Entzündung. Komplikationen treten mit der Zeit seltener auf.

In komplizierten Fällen sind Blutungen, Ausbildung von Fisteln oder ein Abszess möglich. Reißt die Darmwand wegen der Entzündung ein, kann Darminhalt durch die Darmwand gelangen und damit eine Infektion des Bauchfells (Peritonitis) verursachen. Eine weitere Gefahr ist eine Blockade der Darmpassage. In seltenen Fällen entwickelt sich im Gefolge der Infektion eine Blutvergiftung (Sepsis).

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Divertikulitis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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