Wundrose (Erysipel)

Eine Wundrose ist eine abgegrenzte Entzündung der Haut, die sich in den oberflächlicheren Hautschichten und im Lymphsystem verbreitet und in der Regel durch Bakterien aus der Gruppe der A-Streptokokken verursacht wird.

Was ist eine Wundrose (Erysipel)?

Die Erkrankung tritt in der Regel akut auf. Typische Symptome sind Hautrötung, eine lokale Wärmeentwicklung, Schwellung, Schmerzen, empfindliche Lymphknoten und oftmals Fieber. Der Übergang zu nicht infizierten Hautpartien ist scharf abgegrenzt. Manchmal kann die entzündete Haut an der Oberfläche einer Orangenschale ähneln und glänzen. Die Infektion tritt am häufigsten am Unterschenkel auf, seltener im Gesicht oder am Unterarm. Bei abgeklungener Infektion schuppen die betroffenen Hautpartien häufig ab.

Ursachen

Das Erysipel (Wundrose) kommt relativ häufig vor. Pro Jahr erkranken ca. 100 von 100.000 Menschen daran. Betroffen sind meist Erwachsene im Alter zwischen 20 und 70 Jahren.

Das Erysipel wird meistens durch eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe A verursacht, die aufgrund einer Verletzung (einem Riss oder Sprung) oder einer Erkrankung der Haut in diese eindringen. Dann verteilen sich die Bakterien unter der Hautoberfläche.

Wenn sich Erysipele ausgehend von infizierten Wunden oder eitrigen Hohlräumen bilden, können auch Staphylokokken (inkl. MRSA) und Mischinfektionen eine Rolle spielen.

Einige Faktoren erhöhen die Anfälligkeit für Wundrosen. Die häufigsten sind trockene Haut mit Rissbildungen, Fußpilz, Borkenflechte (Impetigo), Lymphödeme, Ekzeme, Diabetes und Immunschwäche.

Diagnostik

Die Diagnose wird anhand der Krankengeschichte und der typischen Veränderungen der Haut gestellt. Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit können Anzeichen dafür sein, dass die Infektion tiefer liegt. In einem solchen Fall wird die Erkrankung als schwerere Infektion eingestuft, wobei ein schneller Behandlungsbeginn besonders wichtig ist.

Ergänzend kann die Ärztin ein kleines Butbild machen und Entzündungsmarker (CRP) messen.

Behandlung

Die Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Sie sollten den erkrankten Körperteil (z. B. das Bein) hoch- und in Ruhe lagern und evtl. kühlen. Es wird empfohlen, eine parfümfreie Feuchtigkeitscreme um den Ausschlag herum aufzutragen, um weitere Wunden und Risse zu vermeiden. Auch andere begünstigende Faktoren (z. B. Fußpilz, Ödeme) sollten behandelt werden.

Penicillin ist das bevorzugte Antibiotikum, und die Wirkung ist in der Regel sehr gut. Die Behandlung erfolgt über 7–14 Tage. Zusätzlich können Sie feuchte Umschläge mit antiseptischen Zusätzen anwenden. Falls die Erkrankung während eines Krankenhausaufenthaltes aufgetreten ist, können die Bakterien resistent gegen bestimmte Antibiotika sein, weshalb dann ein anderes Antibiotikum gewählt wird. Manchmal ist es erforderlich, Penicillin einige Tage lang intravenös (direkt in das Blut) zu verabreichen. Eine solche Behandlung erfolgt im Krankenhaus. Bei einer Infektion im Gesicht wird die Behandlung normalerweise auch im Krankenhaus begonnen (der Schweregrad wird jedoch in jedem Einzelfall geprüft).

Kinder mit einer durch Streptokokken der Gruppe A verursachten Infektion sollten behandelt werden. In den Kindergarten können sie wieder gehen, wenn der Ausschlag unter Kontrolle ist (keine unkontrollierte Flüssigkeitssekretion und Geschwüre).

Prognose

Die Prognose ist gut, wenn eine Behandlung vorgenommen wird. Ohne Behandlung kann die Infektion in tiefere Hautschichten vordringen und schwerwiegender werden. Es besteht eine Tendenz dazu, dass die Infektion erneut auftritt, wenn andere Erkrankungen vorliegen, die Wundrosen begünstigen. 

Bei angemessener Behandlung bessert sich die Erkrankung im Lauf von 24–48 h. Anhaltender roter Hautausschlag oder verstärkte Allgemeinsymptome nach dieser Zeit können auf andere oder resistente Erreger oder eine andere Diagnose hinweisen. Einige Patienten stellen eine tiefere Rotfärbung des Ausschlags nach Beginn der Antibiotikabehandlung fest. Dies kann auf die Zerstörung der Bakterien zurückzuführen sein und ist kein Anzeichen für ein Therapieversagen.

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Erysipel. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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