Diabetes während der Schwangerschaft

Ein Diabetes während der Schwangerschaft betrifft Frauen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, die schwanger werden. Davon abzugrenzen ist ein Schwangerschaftsdiabetes, der bei Frauen während der Schwangerschaft auftritt, die vorher nicht an Diabetes erkrankt waren.

Was ist Diabetes während der Schwangerschaft?

Definition

Das Krankheitsbild eines Diabetes mellitus ist durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel (Glukose) gekennzeichnet, der auf einer mangelnden Produktion und/oder Wirkweise von Insulin beruht.

Von einem Diabetes in der Schwangerschaft sind Frauen betroffen, bei denen schon vorher ein Typ-1- oder Typ-2-Diabetes bekannt war. Durch hormonelle Umstellungen verändert sich die Blutzuckereinstellung während der Schwangerschaft, zudem müssen Frauen mit Diabetes, die schwanger werden möchten, einige Besonderheiten beachten, um Risiken für Mutter und Kind zu vermeiden.

Abzugrenzen von einem vorbekannten Diabetes in der Schwangerschaft ist ein Schwangerschaftsdiabetes, der erst in der Schwangerschaft auftritt und mit Ende der Schwangerschaft verschwindet. Hier gelten andere Kriterien für Diagnose und Therapie.

Während der Schwangerschaft verändert sich der Insulinbedarf. Vor der 12. Schwangerschaftswoche kann sich der Insulinbedarf verringern. Zudem kann die Blutzuckerregulation durch Schwangerschaftserbrechen zusätzlich erschwert werden. Im 2. und 3. Trimenon steigt der Insulinbedarf deutlich an und fällt nach der Entbindung stark ab.

Symptome

Frauen mit vorbekanntem Diabetes können auch in der Schwangerschaft Symptome von Über- oder Unterzuckerung wahrnehmen. Die Blutzuckereinstellung ist aufgrund hormoneller Umstellungen oft deutlich schwieriger.

 Ursachen

  • Beim Typ-1-Diabetes greift das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen (Langerhans-Inseln) der Bauchspeicheldrüse an. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung.
  • Beim Typ-2-Diabetes produziert der Körper zu wenig Insulin, oder das Insulin entfaltet eine unzureichende Wirkung (Insulinresistenz).
  • Die Schwangerschaftshormone tragen während der Schwangerschaft zu einer zunehmenden Insulinresistenz bei, und der Insulinbedarf steigt.

Häufigkeit

  • In Deutschland sind etwa 6.400 Schwangerschaften pro Jahr von einem vorbestehenden Diabetes betroffen.
  • Die Häufigkeit hat sich innerhalb von 10 Jahren verdoppelt.

Untersuchungen

  • Der Diabetes ist der Mutter bereits bekannt. Anders als beim Schwangerschaftsdiabetes ist also kein Zuckerbelastungstest (Glukosetoleranztest) nötig und sollte nicht durchgeführt werden.
  • Häufige Blutzuckerkontrollen werden empfohlen.
  • In der 19.–22. Schwangerschaftswoche wird eine weiterführende Ultraschalluntersuchung empfohlen. So können mögliche Organfehlbildungen frühzeitig erkannt werden.
  • Das Größenwachstum des Fötus soll regelmäßig kontrolliert werden.

Behandlung

  • Ziel der Behandlung ist, Komplikationen für die Schwangere und das Kind zu verhindern.
  • Eine Normalisierung des Langzeitblutzuckers (HbA1c) ist anzustreben. Er sollte bereits in den 3 Monaten vor der Befruchtung so dicht wie möglich am Normalwert liegen.

Medikamente

  • Ist eine medikamentöse Behandlung in der Schwangerschaft erforderlich, wird Insulin verwendet. Dabei ist Humaninsulin das Mittel der Wahl.
  • Sowohl eine intensivierte Insulintherapie als auch die Behandlung mit einer Insulinpumpe sind möglich.
  • Die Insulindosis muss während der Schwangerschaft häufig angepasst werden.
  • Tabletten gegen Diabetes sind in der Schwangerschaft nicht empfohlen.
  • Ab der Schwangerschaftsplanung bis Ende der 12. Schwangerschaftswoche wird die Einnahme von Folsäure empfohlen. Damit wird die Gefahr für diabetesbedingte Fehlbildungen und Neuralrohrdefekte beim Kind verringert.
  • Zusätzlich sollten täglich 200 μg Jod eingenommen werden.

Therapiekontrolle

  • Unabhängig vom Diabetestyp soll der Blutzucker während der Schwangerschaft täglich mehrmals gemessen werden, und zwar sowohl vor als auch nach den Mahlzeiten, vor dem Schlafengehen und bei jeder Unsicherheit.
  • Der HbA1c-Wert sollte nach Diagnose der Schwangerschaft alle 4–6 Wochen bestimmt werden.

Was können Sie selbst tun?

  • Halten Sie sich an folgende Ernährungsempfehlungen:
    • Teilen Sie die Nahrungsaufnahme auf 5–6 Mahlzeiten pro Tag einschließlich einer Spätmahlzeit auf.
    • Die Kohlenhydrate sollten 40–50 % des Energiebedarfs abdecken. Die Ernährung sollte einen mäßigen Fettgehalt aufweisen sowie reichlich Proteine, Vitamine und Mineralien enthalten.
    • Eine ballaststoffreiche Ernährung mit wenig schnellresorbierbaren Kohlenhydraten (Zucker, Schokolade, Kekse, Kuchen, Softdrinks) wird empfohlen.
    • Vermeiden Sie insbesondere zuckerhaltige Getränke.
    • Als gute Kohlenhydratquelle gelten Vollkornprodukte wie Vollkornbrot.
    • Gemüse sollte täglich auf dem Speiseplan stehen.
  • Frauen mit Diabetes sollten ausgewogen körperlich aktiv sein. Da körperliche Anstrengung die Insulinempfindlichkeit erhöht, verringert sich dadurch gleichzeitig auch der Insulinbedarf.
  • Wählen Sie zur Entbindung eine Klinik mit Erfahrung bei Diabetes und einer angeschlossenen Station zur Behandlung von Neugeborenen.

Prognose

Eine Schwangerschaft bei vorbestehendem Diabetes wird als Hochrisiko-Schwangerschaft eingestuft. Daher sind regelmäßige ärztliche Kontrollen erforderlich.

Risiken für Mutter und Kind können durch eine genaue Blutzuckereinstellung deutlich verringert werden.

Komplikationen

Eine unzureichende Blutzuckerkontrolle während der Schwangerschaft erhöht die Gefahr für Komplikationen.

Komplikationen für das Kind

  • Ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel während der ersten Schwangerschaftswochen erhöht das Risiko für Fehlbildungen, u. a. am Herzen, am zentralen Nervensystem, an den Nieren und Harnwegen.
  • Bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel in der 2. Schwangerschaftshälfte weisen die Neugeborenen häufig Stoffwechselstörungen wie Unterzuckerung (Hypoglykämie) auf.
  • Der Fötus ist häufig sehr groß, was bei der Entbindung zu Komplikationen führen kann.
  • Es besteht ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten.

Komplikationen für die Mutter

  • Ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann zu Schäden am Herzen, an den Blutgefäßen, Nerven, Nieren und der Netzhaut des Auges führen.
  • Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann zu einer Hypoglykämie führen.  
  • Im Verlauf der Schwangerschaft besteht eine erhöhte Gefahr für Bluthochdruck und Schwangerschaftsvergiftung
  • Auch das Risiko für z. B. Harnwegsinfektionen ist erhöht.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg

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