Zusammenfassung
- Definition:Entzündung der Kutis und Subkutis des äußeren Gehörgangs, wobei Trommelfell und Ohrmuschel mitbetroffen sein können.
- Häufigkeit:Häufigste Ursache für akute Ohrenschmerzen bei Jugendlichen, besonders bei Schwimmer*innen.
- Symptome:Akute starke Ohrenschmerzen, meist einseitig. Teilweise mit Otorrhö, Pruritus und Schwerhörigkeit auf dem betroffenen Ohr.
- Befunde:Geschwollener und geröteter Gehörgang. Tragus-Druckschmerz sowie Schmerzen bei Zug an Ohrläppchen.
- Diagnostik:Klinische Diagnose; ggf. mikrobiologische Untersuchung bei therapierefraktärem Verlauf.
- Therapie:Gehörgangsreinigung, topische antiseptische und antimikrobielle Therapie sowie adäquate Schmerztherapie. Systemische antibiotische Therapie nur in Einzelfällen bei kompliziertem Verlauf.
Allgemeine Informationen
Definition
- Synonym: Badeotitis
- Entzündung der Kutis und Subkutis des äußeren Gehörgangs, wobei Trommelfell und Ohrmuschel mitbetroffen sein können.1
- Einteilung
- akut: weniger als 6 Wochen – meist bakteriell
- chronisch: länger als 3 Monate oder mehr als 4 Otitiden pro Jahr1
- seltener
- meist Pilzinfektion oder Allergie
- nekrotisierend (Otitis externa maligna): destruierende Gehörgangsentzündung mit Felsenbeinosteomyelitis, vor allem bei älteren Patient*innen mit Diabetes mellitus oder Immunsuppression1
- Grippe-Otitis: durch Viren oder Superinfektion mit Haemophilus influenzae mit Blutbläschen auf Gehörgang und Trommelfell (Myringitis)2
Häufigkeit
- Häufigste Ursache für akute Ohrenschmerzen bei Jugendlichen2
- In der Hausarztpraxis weltweit häufige Erkrankung3
- Jährliche Inzidenz: 4 auf 1.000 Personen4
- Etwa 90 % der Fälle einseitig und akut4-5
- Chronische Form betrifft 3–5 % der Bevölkerung.6
Anatomie und Physiologie
- Der äußere Gehörgang besteht aus einem lateralen knorpeligen und medialen knöchernen Teil von insgesamt ca. 2–3,5 cm Länge und einem Durchmesser von 5–9 mm.1
- Der knorpelige Anteil enthält Drüsen, die eine dünne Schicht Zerumen produzieren, das über antimikrobielles Lysozym zum Schutz des Gehörgangs beiträgt. Zerumen hat zudem pH-Wert von 6,9; dies hemmt Bakterienwachstum.5,7
- Unzureichende Zerumenproduktion prädisponiert zu Infektionen, während verdicktes Zerumen zu Flüssigkeitsretention und Ablagerung von Detritus beiträgt.5
- Der Gehörgang reinigt sich selbst über die laterale Migration des Epithels.
Ätiologie und Pathogenese
Akute Otitis externa
- In > 90 % der Fälle bakteriell bedingt1
- Der häufigste Erreger ist Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus.
- Feuchtigkeit und Wärme im Gehörgang führen dazu, dass Bakterien sich vermehren und Plattenepithel infizieren.8-9
- Die Erkrankung findet sich gehäuft:
- bei Schwimmer*innen
- in feuchter Umgebung
- bei Menschen mit wenig Ohrenschmalz, aber engen Gehörgängen
- bei Patient*innen, die Hörgeräte verwenden.
- nach mechanischen Traumata.5
Chronische Otitis externa
- Kann sich aus unzureichend behandelter akuter Otitis externa entwickeln, ist aber in der Regel nichtbakteriell.6
- Häufige Ursache ist eine allergische Kontaktdermatitis gegenüber metallenen Ohrringen, Chemikalien in Kosmetika und Shampoos oder Kunststoffen eines Hörgeräts.
- Seltenere infektiöse Ursachen sind Pilze der Aspergillus- und Candida-Spezies.1
- Generelle Hauterkrankungen wie atopisches Ekzem oder Psoriasis im engen Gehörgang sind mitunter schwer zu behandeln.
- Juckreiz prädisponiert für Manipulationen im Gehörgang, Exkoriationen und dadurch ausgelöste akute Inflammationen.1
- Chronische Entzündung kann zu zunehmender Fibrosierung mit Stenose des Gehörgangs und nachfolgender Schwerhörigkeit und rezidivierenden Otitiden führen.
Prädisponierende Faktoren
- Schwimmer*innen sind 5 x häufiger betroffen.1
- Hohe Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur1
- Seborrhö, Ekzem und Psoriasis im Bereich des Gehörgangs
- Verletzung des Epithels im Gehörgang, z. B. durch Benutzung von Wattestäbchen, Hörgeräte oder Sich-Kratzen im Gehörgang
- Verengte Gehörgänge, u. a. bei Exostosen oder starker Gehörgangsbehaarung
- Bestehende Kontaktallergie gegenüber verschiedenen Externa (z. B. Kosmetika, Haarwaschmittel, Nickel)2
- Immunsuppression
ICPC-2
- H70 Otitis extema
ICD-10
- H60 Otitis externa
- H60.3 Sonstige infektiöse Otitis externa
- H60.5 Akute Otitis externa, nichtinfektiös
- H60.8 Sonstige Otitis externa inkl. chronische Otitis externa
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Klinische Diagnose mit typischer Anamnese und klinischen Befunden10
- Otoskopie zur Beurteilung des Gehörgangs und des Trommelfells
Differenzialdiagnosen
Anamnese
Akute Otitis externa
- Leitsymptom starke Ohrenschmerzen1
- Durch Mitbeteiligung des schmerzempfindlichen Periosts, das im Bereich des knöchernen Gehörgangs der dünnen Dermis bei fehlender Subkutis direkt anliegt.
- Schmerzen von wechselnder Intensität, bisweilen sehr stark
- Die Krankheit entwickelt sich typischerweise mit akutem Verlauf über 1–3 Tage.
- Weitere Symptome umfassen:1
- Otorrhö
- Juckreiz
- Rötung und Schwellung des Gehörgangs, die zu Schallleitungsschwerhörigkeit führen kann.
Chronische Otitis externa
- Typische Symptome sind Juckreiz und obstruktionsbedingte Schallleitungsschwerhörigkeit.1
- Otalgie tritt nur selten auf.1
- Häufig dermatologische Grunderkrankungen mit Beteiligung des Gehörgangs, wie atopische Dermatitis oder Psoriasis1
Klinische Untersuchung
Akute Otitis externa
- Meistens obstruierter, geröteter äußerer Gehörgang mit fein- bis mittellamellärer Schuppung2
- Das klinische Bild ist in diesem Fall nicht von Psoriasis vulgaris unterscheidbar.
- Gelegentlich Rötung der Ohrmuschel und Entzündung des periaurikulären Bereiches
- Starke Druckschmerzempfindlichkeit des Tragus und Schwellung der Ohrmuschel2
- positiver Tragusdruckschmerz V. a. Otitis externa
- fehlender Tragusdruckschmerz V. a. Otitis media
- Schmerzen bei Zug an Ohrläppchen2
- Haut im Gehörgang rot und geschwollen – oft so sehr, dass sie freien Blick auf das Trommelfell behindert.
- Detritus vorsichtig entfernen oder absaugen.
- Die Aussage über Intaktheit des Trommelfells ist wichtig für die Wahl der topischen Therapie.
- Otorrhö
- Lokale Lymphknoten können schmerzhaft geschwollen sein.
Chronische Otitis externa
- Bei mehr als Hälfte der Patient*innen sind beide Ohren betroffen.1
- Zwei Formen herrschen vor:1
- seborrhoische Form
- Mangel an Zerumen mit trockener, schuppiger, geröteter oder glänzender Gehörgangshaut
- ekzematöse Form
- feuchte, erythematöse Gehörgangshaut
- seborrhoische Form
Ergänzende Untersuchungen in Hausarztpraxis
- Zur Diagnosestellung sind keine weiteren Untersuchungen oder Tests erforderlich.
- Mikrobiologische Untersuchungen auf Bakterien und Pilze sind indiziert bei therapierefraktärem Verlauf oder systemischer Ausbreitung.
- Bei nicht einsehbarem Trommelfell sollten orientierende Hörtestungen oder audiologische Untersuchungen eine Beteiligung des Innenohres ausschließen.1
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
- Überweisung an HNO-Praxis
- Einweisung ins Krankenhaus
- bei systemischer Ausbreitung zur parenteralen Antibiotikatherapie
- bei Otitis externa maligna
Therapie
Therapieziele
- Symptomlinderung von Schmerzen und Pruritus
- Sanierung des Infekts
Allgemeines zur Therapie
Akute Otitis externa
- Die Therapie umfasst Gehörgangsreinigung, topische antiseptische und antimikrobielle Therapie sowie adäquate Schmerztherapie.1
- Bei Verdacht auf bakterielle Ätiologie lokale Applikation von Kortikosteroiden und Antibiotika2
- Bei der Auswahl der topischen Therapie mögliche Trommelfellperforation beachten.
- bei Trommelfellperforation Verzicht auf ototoxische Substanzen, wie z. B. Aminoglykoside
- Bei der Auswahl der topischen Therapie mögliche Trommelfellperforation beachten.
- Systemische Antibiotika bei Otitis externa ohne Komplikationen sind nicht indiziert.2,10
- Bei Auftreten von Allgemeinsymptomen oder Nachweis von Problemkeimen eine systemische antibiotische Therapie im Einzelfall erwägen.2
Chronische Otitis externa
- Therapieempfehlungen gemäß Wiegand et al.1
- Ziel: Gehörgangshaut in den ursprünglichen Zustand versetzen und Produktion von Zerumen fördern.
- Gehörgang trockenhalten und Reizstoffe wie Shampoo fernhalten.
- Behandlung zugrunde liegender dermatologischer oder autoimmuner Erkrankungen
- Topische Therapie zur Unterdrückung der chronischen Entzündung
- Abstrich zum Ausschluss einer bakteriellen Genese oder Pilzinfektion
- lokale Abschwellung durch Applikation von Streifen mit Alkohol oder kortikoidhaltiger Lösung
- bei akuten Exazerbationen Anwendung von topischen Antibiotika oder Antimykotika
- ggf. topische Tacrolimusgabe
- Orale Steroidtherapie bei therapierefraktären Patient*innen
- Gehörgangsplastik zur operativen Erweiterung des Gehörgangs ist nur bei Gehörgangsstenosen indiziert.
Empfehlungen für Patient*innen
- Nicht stochern, kratzen oder versuchen, den Gehörgang selbst zu reinigen.
- Vermeiden von Feuchtigkeit in dem betroffenen Ohr
- Verzicht auf Schwimmen, bis die Erkrankung abgeheilt ist.
- Ohrenstöpsel so lange vermeiden, wie die Krankheit andauert.
- Ggf. Lärmschutzkopfhörer verwenden.
- Korrekte Applikation der Ohrentropfen
Allgemeinmaßnahmen
Gehörgangsreinigung
- Reinigung sollte mittels Sauger oder Häkchen unter mikroskopischer Sicht erfolgen.1
- Nach Ausschluss eines Trommelfelldefektes kann der Gehörgang alternativ mit Aqua destillata oder physiologischer Kochsalzlösung gespült werden.
- Entfernung von Zerumen und Exsudat aus dem Gehörgang, da das Exsudat Toxine enthalten kann, die den Entzündungsprozess unterhalten und die Wirksamkeit topischer Medikamente einschränken.1
Medikamentöse Therapie
S2k-Leitlinie: Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen11
Otitis externa diffusa
- Allgemeinmaßnahmen
- Säuberung des Gehörgangs und antientzündliche (z. B. essigsäurehaltige Ohrentropfen), ggf. antibiotische Lokaltherapie (Ciprofloxacin-Ohrentropfen ggf. mit Glukokortikoid kombiniert oder Salbenstreifeneinlage)
- Systemische antibiotische Therapie
- schwere Formen (z. B. Ausbreitungstendenz, Fieber)
- Erwachsene: Piperacilin/Tazobactam i. v., alternativ oral Ciprofloxacin oder Levofloxacin in hoher Dosierung
- Kinder: primär parenterale Betalaktame (Piperacillin/Tazobactam oder Ceftazidim, ggf. + Clindamycin)
- Besonderheiten
- im Falle einer Behandlung mit Ciprofloxacin oder Ceftazidim und möglicher Staphylococcus-aureus-Beteiligung zusätzlich Clindamycin
- Falls ein Trommelfelldefekt nicht auszuschließen ist, keine Aminoglykoside.
- schwere Formen (z. B. Ausbreitungstendenz, Fieber)
Essigsäure
- Absenkung des pH-Wertes durch z. B. 2-prozentige Essigsäure führt zur Hemmung des Bakterienwachstums.1
- Angaben gemäß Fachinfo für Kombinationstropfen mit Essigsäure und Dexpanthenol12
- Zulassung: ab 3. Lebensjahr
- Dosierung: Erwachsene 2–3 Sprühstöße, Kinder 1–2 Sprühstöße pro Ohr
- Anwendung bei Trommelfellperforation: nein
Ohrentropfen
- Empfehlungen zur Anwendung1
- Patient*innen sollten sich auf Gegenseite legen, Tropfen in Gehörgang applizieren und danach 3–5 min auf der Seite liegen bleiben.
- Sanftes Hin- und Herbewegen des Ohres hilft, die Tropfen an den Bestimmungsort zu bringen.
- Unabhängig vom topischen Agens haben 65–90 % der Patient*innen nach 7–10 Tagen eine klinische Verbesserung.10
- keine signifikanten Unterschiede bezüglich des klinischen Ergebnisses zwischen topischen Antiseptika und Antibiotika sowie für Mono- und Kombinationspräparate mit oder ohne zusätzliches Steroid3
- Additive Gabe topischer Steroide kann zu Reduktion der Rötung und Sekretion führen.
- keine signifikanten Unterschiede bezüglich des klinischen Ergebnisses zwischen topischen Antiseptika und Antibiotika sowie für Mono- und Kombinationspräparate mit oder ohne zusätzliches Steroid3
- Im folgenden Abschnitt finden Sie eine Übersicht der in Deutschland zugelassenen Ohrentropfen zur topischen Anwendung bei Otitis externa gemäß Wiegand et al.1
Antibiotikahaltige Ohrentropfen
- Ciprofloxacin 2 mg/ml
- Zulassung: präparateabhängig ab 1. oder 2. Lebensjahr
- Dosierung: präparateabhängig 0,25 ml 2 x/d für 7 Tage oder 0,5 ml 2 x/d für 7 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: präparateabhängig
- Ciprofloxacin 3 mg/ml
- Zulassung: ab 1. Lebensjahr
- Dosierung: 3 Tropfen 2 x/d (Kinder) bzw. 4 Tropfen 2 x/d (Erwachsene)
- Anwendung bei Trommelfellperforation: ja
- 7.500 IE Polymyxin-B + 3.500 IE Neomycin + 0,02 mg Gramicidin pro ml
- Zulassung: keine Angaben zu Altersgrenze
- Dosierung: 2–3 Tropfen 3–5 x/d über 5–7 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: nein
Antibiotika- und steroidhaltige Ohrentropfen
- 3 mg Ciprofloxacin + 1 mg Dexamethason pro ml
- Zulassung: ab 1. Lebensjahr
- Dosierung: 4 Tropfen 2 x/d über 7 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: ja
- 3 mg Ciprofloxacin + 0,25 mg Fluocinolon pro ml
- Zulassung: ab 6 Monate
- Dosierung: 6–8 Tropfen, 2 x/d über 7 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: ja
Steroidhaltige Ohrentropfen
- Fluocinolon 0,25 mg/ml
- Zulassung: ab 18. Lebensjahr
- Dosierung: 0,4 ml 2 x/d über 7 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: nein
Steroidhaltige und analgetische Ohrentropfen
- 0,224 mg Dexamethason + 5,08 mg Cinchocain + 540 mg Butan-1,3-diol
- Zulassung: keine Angaben zu Altersgrenze
- Dosierung: 2–4 Tropfen 3–4x/d über max. 10 Tage
- Anwendung bei Trommelfellperforation: nur kurzfristig unter otologischer Überwachung
Analgetische Ohrentropfen
- 50 mg Phenazon + 10 mg Procain pro ml
- Zulassung: ab 3. Lebensjahr bzw. unter 3. Lebensjahr nur unter ärztlicher Kontrolle
- Dosierung
- 3.–14. Lebensjahr: 2–3 Tropfen 3–4 x/d
- ab 15. Lebensjahr: 5 Tropfen 3–4 x/d
- Anwendung bei Trommelfellperforation: nein
Salbenstreifeneinlage
- Einlage eines medikamentengetränkten Gazestreifens in Gehörgang (sog. Gehörgangsstreifen) scheint die lokale Wirksamkeit der topischen Therapie zu verbessern und ein entzündliches Ödem zu reduzieren.1
Austrocknende Farbstoffe
- Früher zur lokalen antiseptischen und austrocknenden Behandlung oft eingesetzte Farbstoffe, wie Gentianaviolett oder Brillantsäuregrün, wegen toxischer Eigenschaften nicht mehr zugelassen1
Schmerztherapie
- Adäquate Analgesie mit z. B. Ibuprofen oder Paracetamol1
- Da so ein Fortschreiten der Erkrankung maskiert werden kann, sollte eine klinische Kontrolle zur Beurteilung des Therapieansprechens nach 48 Stunden erfolgen.
Systemische Antibiotikagabe
- Indikationen1
- Vorliegen eines schlecht kontrollierten Diabetes mellitus
- Immunsuppression
- Ausdehnung der Entzündung über den Gehörgang hinaus
- Falls die Entscheidung gegen eine stationäre Einweisung zur parenteralen Antibiotikagabe gefällt wird, empfiehlt die Leitlinie eine orale Hochdosis-Therapie mit Fluorchinolonen.
- Cave: Seit 2019 laut BfArM Einsatz nur noch bei schweren Infektionen empfohlen, für die keine anderen Medikamente zur Verfügung stehen!13
- Behandlung sofort beenden bei ersten Anzeichen einer schwerwiegenden Nebenwirkung wie:13
- Tendinitis und Sehnenruptur
- Muskelschmerzen, Muskelschwäche
- Gelenkschmerzen, Gelenkschwellungen
- periphere Neuropathie und vom zentralen Nervensystem ausgehende Beeinträchtigungen.
- weitere Nebenwirkungen u. a. Herzklappeninsuffizienzen14 und Aortenaneurysmen15
- In der Leitlinie genannte orale Hochdosen11
- Ciprofloxacin: 750 mg 1–0–1
- Levofloxacin: 500 mg 1–0–1
Antimykotische Therapie
- Bei nachgewiesener Pilzinfektion Einlage von antimykotikagetränkten Streifen, die Ciclopirox, Nystatin, Clotrimazol oder Miconazol enthalten.1
- Bei Trommelfelldefekt systemische antimykotische Therapie nach Resistogramm, z. B. mit Fluconazol oder Itraconazol1
Prävention
- Nicht stochern, kratzen oder Gehörgang mit Wattestäbchen reinigen.
- Gehörgang trocken halten bzw. nach Eindringen von Wasser Gehörgang mit Fön trocknen.3
- Ggf. präventive Anwendung von essigsäurehaltigen Ohrentropfen nach dem Schwimmen12
- Bei gestörter Selbstreinigung des Gehörgangs vor Badeurlauben professionelle Gehörgangsreinigung1
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- In den meisten Fällen tritt durch die Therapie schnell Besserung ein, doch verbleibt bei vielen Patient*innen für einige Zeit der Pruritus.
- Die Symptomdauer nach Therapiebeginn beträgt im Durchschnitt 6 Tage.3
- Rezidive sind keine Seltenheit.
- In diesen Fällen präventive Maßnahmen ergreifen.
- Die Infektion kann das Trommelfell erfassen und gleichzeitige Myringitis verursachen.
- Bei ausbleibendem Therapieerfolg und anhaltenden oder zunehmenden Schmerzen, insbesondere bei immunsupprimierten Patient*innen: Ausschluss einer malignen Otitis externa durch HNO-Ärzt*in.
Komplikationen
- Otitis externa maligna
- Chronische Otitis externa
- Bei Kindern kann dies Anzeichen einer zugrunde liegenden chronischen Otitis media sein.
Prognose
- Einzelne Episoden haben jeweils gute Prognose, aber die Erkrankung ist oft rezidivierend.
- Von chronischer Otitis externa sind nur wenige Menschen betroffen. In seltenen Fällen kann es zu Gehörgangsstenose führen.
Verlaufskontrolle
- Sofern innerhalb von 2–3 Tagen keine Besserung eintritt, ist die Diagnose zu reevaluieren.10
- Überweisung zu Spezialist*in in diesem Fall sinnvoll
Illustrationen
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC). Antibiotikatherapie bei HNO-Infektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 017-066. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Ohrenschmerzen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-009. S2k, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
- Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).