Dissoziative Störungen

Zusammenfassung

  • Definition: Ein Spektrum psychischer Störungen, gekennzeichnet durch den Verlust von Erinnerungsintegration, Identitätsbewusstsein, Körperempfindungen oder -beweglichkeit, im meist direkten Zusammenhang mit einem vorausgehenden traumatischen Ereignis, psychischen oder interpersonalen Konflikten.
  • Häufigkeit: Die Dunkelziffer der dissoziativen Störungen ist wahrscheinlich sehr hoch. Die häufigste Variante der Erkrankung (nicht-epileptische Anfälle) zeigt eine Prävalenz im Bereich von 2–33/100.000.
  • Symptome: Häufig Krampfanfälle oder neuroanatomisch nicht plausible sensorische oder motorische Ausfälle. Seltener Amnesie, Stupor, Trancezustände, Denk- oder Identitätsstörungen. Die Symptome spiegeln oft die subjektiven medizinischen Erklärungsmodelle der Patienten wider.
  • Befunde: Je nach Störungsbild treten Symptome auf, die neurologischen Erkrankungen ähnlich sind, sich bei weiterer Untersuchung aber als inkongruent zu Neuroanatomie und -physiologie erweisen. Normale Reflexe und bei abgelenkten Patienten auch normale Gang-, Stand- und Kraftprüfungen. Bei dissoziativen Krampfanfällen in der Regel fehlender Zungenbiss, keine deutlichen intra- und postiktalen Bewusstseinsstörungen und normales EEG.
  • Diagnostik: Die Dissoziation ist im Wesentlichen eine Ausschlussdiagnose. Häufig kann sie bereits aufgrund der Anamnese, ggf. ergänzt durch standardisierte Testverfahren, und körperlichen Untersuchung einschließlich neurologischer Untersuchung gestellt werden. Bei entsprechenden Hinweisen auf eine Organerkrankung sind ggf. Blut- und Liquoruntersuchungen, MRT und kardiologische Abklärung erforderlich. Zur zuverlässigen Abgrenzung dissoziativer von epileptischen Krampfanfällen ist das Video-EEG-Monitoring geeignet.
  • Therapie: Verschiedene Formen der Psychotherapie einschließlich psychodynamischer, verhaltenstherapeutischer und hypnotherapeutischer Verfahren kommen infrage. Medikamentöse Behandlung nur in ausgewählten Fällen ergänzend zur Behandlung evtl. begleitender psychischer Störungen, z. B. bei Patienten mit Depressionen, bei denen eine psychotherapeutische Behandlung allein nicht ausreicht.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Dissoziative Störungen, Synonym „Konversionsstörungen“
    • Ältere, nicht mehr gebräuchliche Bezeichnungen: Hysterie, hysterische Psychose, hysterische Anfälle, Konversionshysterie, Konversionsneurose
    • Zu Abgrenzung dissoziativer gegenüber neurologisch bedingten Krampfanfällen bisweilen verwendet:
      • pseudoepileptische Anfälle, funktionelle oder psychische Anfälle
      • Der adäquateste Begriff ist nicht-epileptische Anfälle (Psychogenic Non-Epileptic Seizures, PNES). „PNES" sind nur eine Beschreibung der Symptome und bezeichnen keine eigenständige Erkrankung.
  • Nach ICD-10 unterscheidet man folgende Formen (Näheres siehe Abschnitt Diagnostische Kriterien):
    • Dissoziative Amnesie
    • Dissoziative Fugue
    • Dissoziativer Stupor
    • Trance- und Besessenheitszustände
    • Dissoziative Bewegungsstörungen
    • Dissoziative Krampfanfälle
    • Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
    • Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen), gemischt
    • Sonstige dissoziative Störungen (Konversionsstörungen).

Dissoziation1

  • Keine einheitliche Definition. Die Diagnosenkataloge ICD-10 und DSM-5 beschreiben nur die dissoziative Störung, erklären aber nicht genau, was Dissoziation ist und wie weit oder eng dieser Begriff gefasst ist.
  • Dissoziation wird von manchen Experten als normaler Schutzmechanismus gegenüber traumatischen Erfahrungen gesehen, der sich erst im Lauf der Zeit zu einem dysfunktionalen Zustand oder einer psychischen Störung entwickeln kann.
  • Nach dieser Deutung kann Dissoziation ähnlich wie Furcht oder Aggression als evolutionär sinnvolle aber potenziell dysfunktional verformbare mentale Reaktion auf eine bedrohliche Situation angesehen werden.
  • Andere beschreiben Dissoziation als die fehlende oder plötzlich unterbrochene Integration von zusammengehörigen Informationen, sowie Bewusstseinsveränderungen, gekennzeichnet durch das Gefühl der Abspaltung vom Selbst und der Umwelt.
  • Da dysfunktionale Dissoziation in enger Verbindung mit psychischer Traumatisierung steht, wird diskutiert, die dissoziativen Störungen den Belastungsstörungen zuzuordnen.

Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) nach ICD-10 (F44.-)2

  • Allgemeines Kennzeichen ist der teilweise oder völlige Verlust von:
    • normaler Integration der Erinnerung an die Vergangenheit
    • Identitätsbewusstsein
    • Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen
    • Kontrolle von Körperbewegungen.
  • Neigung zur Remission nach einigen Wochen bis Monaten
    • Besonders, wenn der Beginn mit einem traumatisierenden Lebensereignis verbunden ist.
    • Eher chronische Störungen, besonders Lähmungen und Gefühlsstörungen, entwickeln sich, wenn der Beginn mit unlösbaren Problemen oder interpersonalen Schwierigkeiten verbunden ist.
  • Psychogen, in enger zeitlicher Verbindung mit traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen
    • Der Funktionsverlust ist offensichtlich Ausdruck emotionaler Konflikte oder Bedürfnisse.
    • Die Symptome verkörpern häufig das Konzept der betroffenen Person, wie sich eine körperliche Krankheit manifestieren müsste.
    • Nur Störungen der körperlichen Funktionen, die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen, oder Verlust der sinnlichen Wahrnehmung.
      • Störungen mit Schmerz und anderen komplexen körperlichen Empfindungen, die durch das vegetative Nervensystem vermittelt werden, sind unter Somatisierungsstörungen (F45.0) zu klassifizieren.
    • Die Symptome können sich in enger Beziehung zu psychischer Belastung entwickeln und erscheinen oft plötzlich.
  • Die körperliche Untersuchung und Befragungen geben keinen Hinweis auf eine bekannte somatische oder neurologische Krankheit.

Historischer Rückblick

  • Hippokrates beschrieb das Konzept der „Hysterie“ (von griech. hystera für Gebärmutter) und postulierte einen Zusammenhang zwischen Anomalien der Gebärmutter und „nervösen“ Störungen wie Krampfanfällen, Lähmungen und Trancezuständen.
  • Im 17. und 18. Jahrhundert wurde „Hysterie“ als „nervöse Störung“ betrachtet und später als ein Merkmal bestimmter Temperamente.
    • Die Erkrankung wurde oft als „Täuschung und Betrug“ (Lhermitte) abgetan.
  • Um die Jahrhundertwende um 1900 führte der französische Neurologe und Psychiater Babinski einen Unterschied zwischen Hysterie (Störung) und Simulation (Lüge) ein.
    • Er definierte Hysterie als eine Erkrankung mit psychischen Ursachen ohne eine physiologische oder morphologische Pathologie.
  • Paul Briquet nahm bereits im 19. Jahrhundert einen Zusammenhang zwischen einer „Konversionshysterie“ und einer Störung des zentralen Nervensystems an. Er verwies auf psychische Belastungsfaktoren wie belastende Lebensereignisse und Traumata.
  • Charcot zeigte Parallelen zwischen dissoziativen Störungen und dem Zustand der Hypnose auf. Seiner Meinung nach könnten beide zu einer Spaltung von Körper und Seele führen.
  • Sigmund Freud verwendete den Begriff „Konversionsneurose“ zur Beschreibung eines unerträglichen Konflikts, der sich nicht mit herkömmlichen psychologischen Mechanismen lösen lässt und ins Unbewusste verdrängt wird.
    • Konflikte bzw. ungelöste Affekte werden dann in physische Symptome umgewandelt, was wiederum zu einer Entlastung des eigentlichen Konflikts führt (primärer Krankheitsgewinn).

Häufigkeit

  • Es ist schwierig, die Häufigkeit der dissoziativen Störungen einzuschätzen, da es höchstwahrscheinlich eine hohe Dunkelziffer dieser Erkrankungen gibt.
  • Laut einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2009 hatten 10–20 % der Personen, die mit therapieresistenter Epilepsie in Fachkliniken eingewiesen wurden, dissoziative Krampfanfälle (psychogene nicht-epileptische Anfälle, PNES).3
    • Laut einer Übersicht aus dem Jahr 2000 auf der Grundlage von Patientendaten an US-amerikanischen Epilepsiezentren bewegte sich die Häufigkeit von PNES im Bereich von 2–33/100.000.4
    • 4 von 5 der Erkrankungen betreffen Frauen.5
    • Epilepsie-ähnliche Anfälle können in jedem Alter vorkommen, treten aber in der Regel zum 1. Mal in einem Lebensalter von 20–30 Jahren auf.6-7
    • Bei 10–30 % der Patienten mit der Diagnose PNES besteht eine Komorbidität mit Epilepsie.8
  • Die Häufigkeit scheint in sozial schwachen Gesellschaftsschichten höher zu liegen.
  • Ältere Studien deuten darauf hin, dass etwa 4 % der angeblich dissoziativen Störungen durch organische Erkrankungen verursacht sind. Es ist anzunehmen, dass inzwischen verbesserte medizinische Diagnostik das Risiko für Fehldiagnosen reduziert haben.

Ätiologie und Pathogenese

Dissoziation allgemein

  • Dissoziationen werden vermutlich durch eine Kombination mehrerer Faktoren verursacht.
    • Psychodynamische, verhaltensmäßige und soziokulturelle Aspekte spielen dabei sicher eine Rolle.
  • Aus psychologischer Sicht kann man eine Dissoziation als eine schützende Aktivierung von verschiedenen Bewusstseinsebenen als Reaktion auf starke psychologische Trauma betrachten.9
  • Arzneimittel und Chemikalien können u. U. Dissoziationsstörungen von kurzfristigen bis hin zu chronischen dissoziativen Episoden verursachen.9
  • Die jeweiligen Symptome haben eine starke Verbindung zu den Krankheitsmechanismen, so wie sie die Betroffenen wahrnehmen.
    • Je geringer das medizinische Wissen der Patienten ist, umso bizarrer und unerklärlicher werden die Symptome.
    • Bei Patienten mit gutem medizinischem Wissen können die Symptome eine ziemliche Ähnlichkeit mit den Symptomen organischer Erkrankungen haben.
    • Nach einer gründlichen Untersuchung findet sich fast immer eine plausible psychische Ursache der Symptome, häufig in Form von psychosozialen Stressfaktoren.
  • Organische Schäden bei Dissoziation?9
    • hohe Anzahl pathologischer EEG-, CT- und MRT-Untersuchungen10
    • Dissoziative Patienten haben niedrigere Score-Werte bei neuropsychologischen Tests.
    • Dissoziative Patienten sind häufiger an der linken unteren Extremität betroffen (Ursache unbekannt).
    • PNES treten häufiger bei Patienten mit organischen Hirnschäden auf.
    • Es gab bisher keine Befunde, die dazu eine neurobiologische Erklärung geben könnten.

Psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNES)

  • Es wird im Augenblick diskutiert, inwieweit alle psychogenen nicht-epileptischen Anfälle in die Gruppe der dissoziativen Störungen gehören.3
  • Wie auch bei dissoziativen Störungen können PNES-Patienten nur sehr schwer einsehen, dass ihre Anfälle auch durch Stress oder emotionale Faktoren verursacht werden können.11
    • Eine norwegische Studie deutet darauf hin, dass Patienten mit Anfällen oft eine sehr feindselige Einstellung haben.12 (Sie kämpfen vielleicht darum, ernst genommen zu werden)
  • Bei Untersuchungen mit zerebraler Bilddiagnostik und EEG waren in dieser Gruppe unerwartet viele pathologische Befunde zu beobachten.10
  • Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass diese Patienten eine umfassende psychiatrische Komorbidität haben und häufig Sozialleistungsempfänger sind.13
  • Patienten mit dieser Diagnose erreichen offenbar häufiger subnormale Score-Werte bei neuropsychologischen Tests. Kopfverletzungen und Lernbehinderungen können Risikofaktoren für die Entwicklung derartiger Anfälle sein.3
  • Andere somatoforme Störungen und andere dissoziative Symptome kommen überdurchschnittlich häufig vor.14
  • Traumatische Erlebnisse
    • Bei bis zu 90 % der Patienten, die unter psychogenen nicht-epileptischen Anfällen leiden, konnten psychologische Traumata beobachtet werden.14
    • Besonders häufig bei Patienten, die sexuellem Missbrauch ausgesetzt waren.13
    • Patienten, bei denen psychogene nicht-epileptische Anfälle zum 1. Mal nach dem erreichten 55. Lebensjahr auftraten, berichten häufig von schweren somatischen Beschwerden und von traumatischen Erlebnissen.15

Prädisponierende Faktoren

  • Dysfunktionelle Familienverhältnisse (vor allem psychiatrische Probleme)16
    • besonders häufig bei Kindern
  • Epilepsie innerhalb der Familie
  • Medizinisches Arbeitsfeld
  • Unzureichende Problemlösungsstrategien
  • Geringe kognitive Fähigkeiten und Lernschwierigkeiten
  • Genetische Faktoren
  • Psychopathologische Faktoren

Faktoren, die Anfälle/dissoziative Symptome auslösen können

  • Stress
  • Traumatische Erlebnisse
  • Probleme und Konflikte, die den Patienten „unlösbar“ vorkommen und die u. U. frühere Traumata / Konflikte aktualisieren können.

ICPC-2

  • P75 Somatisierungsstörung

ICD-10

  • F44 Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
    • F44.0 Dissoziative Amnesie
    • F44.1 Dissoziative Fugue
    • F44.2 Dissoziativer Stupor
    • F44.4 Dissoziative Bewegungsstörungen
    • F44.5 Dissoziative Krampfanfälle
    • F44.6 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen
    • F44.7 Dissoziative Störungen [Konversionsstörungen], gemischt
    • F44.8 Sonstige dissoziative Störungen [Konversionsstörungen]
    • F44.9 Dissoziative Störung [Konversionsstörung], nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Überlegungen

  • Von somatoformen oder anderen funktionellen Syndromen unterscheidet sich die Konversionsstörung v. a. durch die explizite Erwähnung eines konflikthaften oder traumatisch erlebten Auslösers (körperliche Verletzungen und ärztliche Eingriffe wie Operationen, aber auch unlösbare/unerträgliche Konflikte oder gestörte Beziehungen).
    • Teilweise ist das Erkennen eines Zusammenhanges mit Belastungen durch zeitliche Verzögerungen (Latenz) erschwert.17
  • Dissoziative Störungen sind unbewusste Handlungen und keine bewussten Täuschungsversuche.
  • Das Risiko, dass dissoziative Störungen als neurologische Erkrankung angesehen und fehlbehandelt werden, ist bei dissoziativen Krampfanfällen besonders hoch. Siehe Epilepsie.

Diagnostische Kriterien

ICD-10-Kriterien für F44 (dissoziative Störungen)

Dissoziative Amnesie nach ICD-10 (F44.0)

  • Das wichtigste Kennzeichen ist der Verlust der Erinnerung für meist wichtige aktuelle Ereignisse,
    • die nicht durch eine organische psychische Störung bedingt ist und
    • für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als Erklärung nicht ausreicht.
  • Die Amnesie
    • bezieht sich meist auf traumatische Ereignisse wie Unfälle oder unerwartete Trauerfälle und
    • ist in der Regel unvollständig und selektiv.
      • Eine vollständige und generalisierte Amnesie ist selten, dann gewöhnlich Symptom einer Fugue (F44.1) und auch als solche zu klassifizieren.
  • Die Diagnose sollte nicht bei hirnorganischen Störungen, Intoxikationen oder extremer Erschöpfung gestellt werden.

Dissoziative Fugue nach ICD-10 (F44.1)

  • Zielgerichtete Ortsveränderung, die über die gewöhnliche Alltagsmobilität hinausgeht.
  • Zeigt zudem alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie (F44.0).
  • Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten der Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken.

Dissoziativer Stupor nach ICD-10 (F44.2)

  • Beträchtliche Verringerung oder Fehlen von willkürlichen Bewegungen und normalen Reaktionen auf äußere Reize wie Licht, Geräusche oder Berührung.
  • Befragung und Untersuchung lassen keinen Anhalt für eine körperliche Ursache erkennen.
  • Kurz vorhergegangene belastende Ereignisse oder Probleme als zusätzliche Hinweise auf die Psychogenese

Trance- und Besessenheitszustände nach ICD-10 (F44.3)

  • Zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung.
  • Hier sind nur Trancezustände zu klassifizieren, die unfreiwillig oder ungewollt sind, und die außerhalb von religiösen oder kulturell akzeptierten Situationen auftreten.

Dissoziative Bewegungsstörungen nach ICD-10 (F44.4)

  • Meist vollständig oder teilweise Verlust der Bewegungsfähigkeit eines oder mehrerer Körperglieder
  • Große Ähnlichkeiten mit fast jeder Form von Ataxie, Apraxie, Akinesie, Aphonie, Dysarthrie, Dyskinesie, Anfällen oder Lähmungen möglich.

Dissoziative Krampfanfälle nach ICD-10 (F44.5) 

  • Können epileptischen Anfällen bezüglich ihrer Bewegungen sehr stark ähneln.
  • Zungenbiss, Verletzungen beim Sturz oder Urininkontinenz sind jedoch selten.
  • Ein Bewusstseinsverlust fehlt oder es findet sich stattdessen ein stupor- oder tranceähnlicher Zustand.

Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen ICD-10 (F44.6)

  • Die Grenzen anästhetischer Hautareale entsprechen oft eher den Vorstellungen der Patienten über Körperfunktionen als medizinischen Tatsachen.
  • Es kann auch unterschiedliche Ausfälle der sensorischen Modalitäten geben, die nicht Folge einer neurologischen Läsion sein können.
  • Sensorische Ausfälle können von Klagen über Parästhesien begleitet sein.
  • Vollständige Seh- oder Hörverluste bei dissoziativen Störungen sind selten.

Gemischte dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) nach ICD-10 (F44.7)

  • Kombinationen der unter F44.0-F44.6 beschriebenen Störungen

Sonstige dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) nach ICD-10 (F44.8)

  • Keine konsentierten Kriterien in den neueren Versionen des ICD-10 zu folgenden Störungen (Stand 2019):
    • Ganser-Syndrom (F44.80)
      • Sinnloses Vorbeireden und -handeln. Falsches Beantworten einfachster Fragen, z. B. 2 + 2 = 5 oder: „Welche Farbe hat das Gras? Rot“. Dabei wird in der richtigen Kategorie (z. B. Zahl oder Farbe) geantwortet, das heißt, die Frage wurde offenbar richtig verstanden. Das Syndrom wird besonders häufig als Simulation fehlgedeutet.18
    • multiple Persönlichkeit(sstörung) (F44.81)


      • Der Begriff ist umstritten (Näheres zur Diskussion um das Konzept „Persönlichkeit“ siehe auch Artikel Persönlichkeitsstörungen), und wurde weitgehend durch den Begriff der dissoziativen Identitätsstörung ersetzt.1
      • Seltenste Form der Dissoziation, bei der die betroffene Person zwei oder mehr Identitäten annimmt, die die Kontrolle über das Verhalten der Person übernehmen. Dazu kommt eine umfassende Amnesie bezüglich wichtiger persönlicher Informationen.
      • bekanntestes literarisches Beispiel: Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson (1886)
    • transitorische dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) in Kindheit und Jugend (F44.82)
    • sonstige dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (F44.88)

      • psychogener Dämmerzustand
      • psychogene Verwirrtheit

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Dissoziative Symptome sind oft atypisch und in der Regel auch für Fachleute medizinisch unerklärlich.
    • Typische dissoziative Symptome umfassen Erblindung, Paralysen, Bewegungsstörungen, Schwierigkeiten beim Gehen, psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNES), Empfindungsverlust, Aphonie, Amnesie und Teilnahmslosigkeit.
    • Patienten mit geringem medizinischem Verständnis zeigen oft die merkwürdigsten Symptome. Patienten mit besserem medizinischem Wissen zeigen Symptome, die deutlich denen organischer Erkrankungen ähneln.
  • Häufig stimmen dissoziative Symptome scheinbar gut mit dem subjektiven Krankheitsverständnis der Patienten überein.
    • Die Symptome entstehen unbewusst. Der Patient erlebt sie oft als erschreckend und ihm unerklärlich.
    • Wenn man der betroffenen Person signalisiert, dass man die Symptome „merkwürdig“ findet, fühlt sich diese häufig in eine defensive Position gedrängt. Daraus entsteht oft eine aggressive Haltung3 des Patienten.
      • Der Patient kann als „schwierig“ wahrgenommen werden und als jemand, mit dem nicht leicht umzugehen ist: „Seltsam, übertreibend und vermutlich Simulant“.
      • Es ist wichtig, dass sich das Behandlungspersonal im Klaren ist, dass dies nur Merkmale der Erkrankung sind und nicht Merkmale der Person.
  • Eine dissoziative Störung ist keine bewusste Handlung und unterscheidet sich damit von einer Simulation.
    • Die Patienten können meistens nicht glauben, dass ihre Symptome nicht durch eine organische Erkrankung verursacht sind.
    • Es ist wichtig, dass die Patienten mit Achtung und Respekt ihrer Person behandelt werden und mit dem Verständnis, dass sie nicht simulieren, sondern an dissoziativen Störungen leiden.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass eine somatoforme oder dissoziative Störung vorliegt, steigt mit folgenden Faktoren:19
  • Versuchen Sie, die ursächlichen psychischen oder physischen Traumata/Konflikte zu identifizieren.
    • Berichte über die Zeit, als die Symptomatik zum 1. Mal auftrat, können wertvolle „Spuren“ liefern.
    • Sehr häufig zeigen sich die Symptome zum 1. Mal im Zusammenhang mit einer Panik auslösenden Situation oder einem physischen Trauma.
    • Bestimmte Bemerkungen untermauern den Verdacht auf eine Dissoziation – so z. B.: „Mein Fuß fühlte sich an, als ob er gar nicht zu mir gehörte“ oder „Ich fühlte mich irgendwie außerhalb der Situation, in der ich eigentlich war, als ob ich gar nicht dabei wäre“.

Klinische Untersuchung

  • Dissoziative Symptome betreffen meist die Willkürmotorik und/oder die sensorischen Funktionen. Die Symptome entsprechen (sehr oft) den Vorstellungen der Patienten von neurologischen Erkrankungen. Seltener sind Amnesie, Stupor, Trancezustände, Denk- oder Identitätsstörungen.
  • Die Störungen sind meist komplex im Hinblick auf:
    • viele unterschiedliche Symptome
    • Komorbidität somatischer und psychischer Erkrankungen
    • den unerschütterlichen Glauben der Patienten, dass sie an einer organisch bedingten Krankheit leiden.
  • Eine vollständige klinische Untersuchung mit Schwerpunkt auf dem psychischen Zustand und den neurologischen Befunden ist unerlässlich.
  • Klinische Untersuchungen können einen begründeten Verdacht ergeben, aber nicht immer eine eindeutige Diagnose.
    • So haben selbst erfahrene Epilepsie-Experten Schwierigkeiten, dissoziative von epileptischen Anfällen zu unterscheiden.20

Psychische Exploration

  • Äußeres Erscheinungsbild
    • Bekleidung
    • Augenkontakt
    • Hygiene
  • Körperhaltung, Motorik
  • Verhalten
  • Sprache?
    • Kann normal sein, kann aber auch von Aphonie und Stottern geprägt sein.
  • Aufmerksamkeit und Konzentration
    • Sind oft stark beeinträchtigt.
  • Gedächtnis
    • Funktionen Kurz-, Langzeit-, prozedurales (z. B. schreiben, aus einer Tasse trinken) und deklaratives (z. B. biografische Ereignisse) Gedächtnis
    • Gedächtnisinhalte, Erinnerungen, z. B. an kurz vorhergegangene Ereignisse oder an traumatische Ereignisse
  • Menschen mit dissoziativer Störung sind in der Regel über Zeit, Ort und Raum orientiert.
  • Die Stimmungslage ist oft normal; zuweilen kann der Patient auch auffallend gleichgültig wirken.
  • Bei einigen Patienten liegen affektive Symptome wie Depressivität oder Hypomanie vor.
  • Gedankenfluss und -inhalte sind in der Regel normal, zuweilen sind Zwangsgedanken zu beobachten.
    • Tötungs- oder Suizidgedanken sind nicht typisch und können auf psychische Begleiterkrankungen hinweisen.
  • Fehlende Krankheitseinsicht ist ein Merkmal der Krankheit und keine Charaktereigenschaft.
  • Konkrete Hypothesen über das Vorhandensein von zugrunde liegenden inneren Konflikten sollten überprüft werden. Das ist ein guter Ausgangspunkt für eine Vertiefung diagnostischer Gespräche.

Neurologische Untersuchung

  • Die Ausdehnung der Symptome ist neuroanatomisch nicht plausibel.
  • Eine vollständige oder teilweise Lähmung einer oder mehrerer Extremitäten, halbseitige Funktionsausfälle oder Gehstörungen sind typische Präsentationen einer Dissoziation.
    • Sensorische Ausfälle sind häufig genau in der Mittellinie begrenzt.
    • Dissoziationssymptome können häufig wechseln.
    • Muskeltonus und Reflexe sind bei einer Dissoziation in der Regel normal und seitengleich.
    • kein Taschenmesserphänomen: bei passiver Dehnung plötzlicher Verlust des Widerstands – wie beim Öffnen eines Taschenmessers (positiv bei spastischem Syndrom)
    • Extensor- und Flexormuskulatur gleich stark
  • Musculus sternocleidomastoideus
    • Bei der Kontraktion dieses Muskels wird der Kopf zur kontralateralen Seite gedreht und zur ipsilateralen Seite geneigt.
    • Bei dissoziativen Patienten sieht man oft, dass z. B. bei einer linksseitigen „Lähmung“ die Kraft geringer ist, sodass sich der Kopf nach links statt nach rechts dreht, was eigentlich eine Parese des rechten (und gesunden) Musculus sternocleidomastoideus indizieren müsste.
    • ggf. Kraftprüfung gegen Widerstand im Seitenvergleich
  • Unökonomische Bewegungsmuster, die viel Kraft zum Erhalt des Gleichgewichts kosten, z. B. das Gehen mit permanent gebeugten Knien („Astasia abasia“).
    • übermäßig langsame Bewegungen; kurze breitbeinige Schritte – wie beim Gehen auf Eis; häufig verbunden mit Unsicherheit (Ataxie) und Zittern (Tremor)
    • Plötzliche Flexion, z. B. im Knie, ohne dass die Patienten stürzen, und wenn sie fallen, dann sanft.
  • „Psychogen“ auffälliger Romberg-Test
    • Der Patient besteht den Test besser, wenn er dabei abgelenkt wird.
    • Gleichbleibende Fallneigung hin zur Untersuchungsperson oder weg von ihr auch bei einem Stellungswechsel
  • Lähmungen verbessern sich häufig, sobald die Aufmerksamkeit des Patienten abgelenkt wird. Wenn eine „paralytische“ Extremität passiv bewegt und dann losgelassen wird, hält der Patient sie oft noch einen Augenblick aktiv oben, ehe sie wirklich hinunterfällt.
    • Hoover-Zeichen: Der Patient liegt auf einer Untersuchungsliege. Zuerst bittet der Untersucher den Patienten, die Ferse des „paretischen“ Beines auf die Unterlage zu pressen. Wenn dies nur eine geringe oder gar keine Wirkung zeigt, wird der Patient aufgefordert, das andere Bein von der Unterlage gegen einen Widerstand zu heben. Physiologisch gesehen verlangt das Hochheben eines Beines im Liegen eine kontralaterale Anspannung in den Hüft- und Knie-Extensoren. Wenn dabei eine größere nach unten wirkende Kraft auf die „paretische“ Ferse erzeugt wird, ist der Verdacht auf dissoziative Paresen gegeben.19
  • Subjektive Symptome und Verhalten der Patienten außerhalb der Konsultationssituation stimmen nicht überein, z. B. wenn sie sich aus- oder ankleiden, in oder aus dem Untersuchungsraum gehen oder etwas aus ihrer Tasche oder Brieftasche nehmen.
  • „Belle indifference“: Manchmal gibt sich die betroffene Person trotz ausgesprochen deutlicher Symptome relativ gleichgültig.
    • Sigmund Freud beschrieb dies als ein typisches Merkmal von „Hysteria“ (Dissoziation). Dieses Symptom ist aber unspezifisch und nur bei einem Teil der Betroffenen vorhanden.21-22

Besondere Merkmale dissoziativer Krampfanfälle3

  • Dissoziative Krampfanfälle (psychogen nicht-epileptische Anfälle, PNES) können den unterschiedlichsten Typen epileptischer Anfälle ähneln – vom fokalen Anfall über den generalisierten nichtmotorischen Anfall (früher „Absence, Petit mal“) bis hin zum generalisiert tonisch-klonischen Anfall (früher „Grand mal“).
    • Siehe Tabelle für typische Merkmale: epileptische Anfälle versus psychogene Anfälle.
    • Anfälle meist vor Augenzeugen 
    • Bei den Anfällen gibt es große Variationen bei Dauer, Bewusstseinszustand und äußerer Form.
    • Die Anfälle beginnen in der Regel langsam, nehmen nur allmählich an Intensität zu und dauern länger als epileptische Anfälle.
    • Sinustachykardien treten häufig auf, Zyanosen weniger.
    • Ca. 1/4 der Patienten haben Harnabgang während eines Anfalls. Berichte von Stuhlinkontinenz liegen auch vor.
    • Manche Betroffene erleben zuweilen Panik mit Atemnot, bei anderen geschehen die Anfälle ohne begleitende Angstgefühle.
    • Eine Studie aus dem Jahr 2011 zählte 6 Merkmale auf, die geeignet sind, Epilepsie von PNES zu unterscheiden (über 80 % reproduzierbare Diagnosen bei geschulten Untersuchenden).23
      • 3 Merkmale, die auf PNES schließen lassen: erhaltende Aufmerksamkeit auf die Umgebung, Augenblinzeln und Anfälle ausschließlich bei Anwesenheit anderer Personen.
      • 3 Merkmale, die auf Epilepsie schließen lassen: jäher Beginn der Anfälle, offene bis weit aufgerissene Augen und postiktale Verwirrtheit und Müdigkeit.
      • Diese Merkmale wurden nur zuverlässig von Beobachtern beschrieben, wenn diese entsprechend geschult waren, nicht jedoch, wenn nur zufällige Augenzeugen darüber berichteten.
    • Laut einer retrospektiven Kohortenstudie an der Uniklinik Bonn wurden dort im Jahr 1995 1 von 3 Patienten mit länger dauernden PNES fälschlicherweise so behandelt, als ob sie einen Status epilepticus gehabt hätten.24
    • 10–30 % der Patienten haben dissoziative und epileptische Anfälle im Wechsel.8 Besonders häufig ist dies bei Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen zu beobachten.25
Klinische Merkmale zur Unterscheidung von epileptischen und psychogenen nicht-epileptischen Anfällen (PNES)3
  Psychogene nicht-epileptische Anfälle Epilepsie
Allmählicher Beginn der Anfälle häufig selten
Anfälle mit variierender Intensität während des Verlaufs häufig selten
Kopulationsähnliche Hüftbewegungen und Opisthotonus zuweilen selten
Kopfbewegungen von Seite zu Seite häufig selten
Widerstand gegen passive Bewegungen der Extremitäten oder der Augenlider häufig selten
Weinen während der Anfälle zuweilen selten
Geschlossene Augen sehr häufig selten
Zyanose selten häufig
Anfälle von einer Dauer > 2 Minuten häufig aelten
Schnelles Erwachen nach den Anfällen häufig selten
Anfälle im Schlaf sehr selten häufig

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Weitere Diagnostik beim Spezialisten

  • Ggf. strukturierte diagnostische Testverfahren, z. B.:1
  • Um mögliche Differenzialdiagnosen auszuschließen:
    • Untersuchung auf demyelinisierende Erkrankungen wie MS (MRT, Liquordiagnostik)
    • Kardiologische Untersuchung, um zerebrovaskuläre Erkrankungen, z. B. TIA bei kardiovaskulärer Erkrankung, auszuschließen.
    • Abklärung von Synkopen.
  • Ggf. kranielle MRT
  • Ggf. elektrophysiologische Untersuchung, z. B. Nervenleitgeschwindigkeit, Elektromyografie (Neurologie)
  • Die Video-EEG-Aufzeichnung ist Goldstandard zur Diagnostik von PNES.26-27
    • Hyperventilation und Flackerlicht-Stimulierung, um einen Anfall bewusst auszulösen.
    • Das Fehlen einer iktalen epileptiformen Aktivität erhöht die Wahrscheinlichkeit der Diagnose.
    • Zuweilen erbringt auch eine erfolgreiche Registrierung eines Anfalls keine gesicherte Diagnose.

Indikationen zur Überweisung

  • Zur Differenzierung dissoziativer von epileptischen Anfällen ist die Überweisung an einen Neurologen meist unumgänglich.
  • Nach Diagnosesicherung zur Psychotherapie 

Therapie

Therapieziele

  • Die Patienten beruhigen und ihnen klar machen, dass die Symptome nicht von somatischen Erkrankungen verursacht sind.
  • Im Rahmen der Psychotherapie werden die Ursachen der dissoziativen Störung identifiziert und der Umgang damit schrittweise verändert. Dadurch können die Symptome zurückgehen oder vollständig ausbleiben.
  • Psychosomatische Rehabilitation evtl. betroffener Funktionen

Allgemeines zur Therapie

  • In der Regel sind mehrere Fachgebiete an Untersuchung und Behandlung beteiligt, z. B.:
    • zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung, etwa gegenüber Epilepsie oder MS: Neurologie 
    • zur Diagnostik und Therapie dissoziativer und ggf. begleitender psychischer Störungen:
      • psychosomatische Medizin und Psychotherapie
      • Psychiatrie und Psychotherapie
      • ärztliche (Zusatzweiterbildung) oder psychologische Psychotherapie.
    • zur Behandlung von motorischen Symptomen (z. B. zum Korrigieren dysfunktionaler Bewegungsmuster):
      • Physiotherapie
      • Ergotherapie.

Psychotherapie

  • Wenn dissoziative Störungen zu vermuten sind, ist psychodiagnostisches und -therapeutisches Know-how sehr frühzeitig in den differenzialdiagnostischen Prozess einzubeziehen.
    • Einsichtsorientierte Psychotherapieformen, wie die psychodynamischen oder gestalttherapeutischen Verfahren, gehen davon aus, dass das Erkennen der den Symptomen zugrunde liegenden Motive oder Konflikte der entscheidende Ansatzpunkt für eine erfolgreiche Behandlung sind.
    • Die Verhaltenstherapie zielt darauf ab, symptomunterhaltende Denk- und Verhaltensmuster schrittweise zu verändern.
      • Die kognitive Verhaltenstherapie unterscheidet zwischen prädisponierenden, auslösenden und erhaltenden Faktoren in einem biopsychosozialen Krankheitsmodell.
    • Bestimmte familientherapeutische Ansätze zielen u. a. darauf ab, dysfunktionale Kommunikation innerhalb der Familie als symptomunterhaltend zu erkennen und zu überwinden.
    • Vermeiden Sie eine psychogene-somatische „Dualitätsfalle“ .
      • Auf neurophysiologischer Ebene gibt es keine scharfe Trennungslinie zwischen psychogen und somatisch.
      • Psychosoziale Einflüsse verändern das Gehirn, nicht nur funktionell, sondern auch strukturell.
      • Organische Grunderkrankungen des ZNS, wie MS oder Hirntumoren, wirken sich unmittelbar auf emotionales Erleben, Verhalten und Kognition der Betroffenen aus.
  • Es gibt bislang kaum aussagekräftige Studien zur Wirksamkeit verschiedener Behandlungen dissoziativer Störungen. Dennoch ist es breiter Konsens, dass Psychotherapie die Behandlung der Wahl ist.1,17,26
    • Es ist wichtig, dass die behandelnde Person darauf eingestellt ist, dass das Problem allein auf psychischen Ursachen beruht.
    • Vor der Einweisung ins Krankenhaus bedenken:
      • Viele Patienten erscheinen nicht zur Behandlung, sobald sie eine psychiatrische Diagnose bekommen haben.
      • Eine Einweisung in eine somatische Klinikabteilung kann den sekundären Krankheitsgewinn des Patienten fördern, seine Überzeugung, an einer somatischen Erkrankung zu leiden, bestätigen und letztlich symptomverstärkend wirken.
    • Komorbidität, besonders im Hinblick auf psychische Störungen, ist relativ häufig und deren Behandlung steht oft an 1. Stelle.
    • Eine Therapie, die den Patienten erlaubt, ihr Gesicht zu wahren, ist unbedingt anzustreben.
    • Eine Besserung kann nur langsam erfolgen, wie bei einer chronischen organischen Erkrankung.
    • Bei schwereren dissoziativen Symptomen kann eine fortgesetzte psychosomatische Rehabilitation indiziert sein.
  • Hypnotherapeuten können die Hypnose sowohl zur Diagnosebestätigung als auch psychotherapeutisch einsetzen, in der Regel in Kombination mit anderen anerkannten Psychotherapieverfahren und zur längerfristigen Konsolidierung des Therapieerfolgs.1
    • Dabei werden sowohl Techniken der Fremd- als auch der Selbsthypnose (z. B. autogenes Training) eingesetzt.
    • Menschen mit dissoziativer Störung weisen in der Regel eine hohe Suggestibilität auf und sind dadurch leicht hypnotisierbar.
  • Patienten mit dissoziativen Störungen werden oft als „ein wenig seltsam, übertreibend und vermutlich Simulanten“ bewertet. Schon, dass man ihnen mit Achtung und Respekt und nicht mit einer voreingenommenen Haltung begegnet, hat eine wesentliche Bedeutung für die Therapie.
    • Bei einigen Patienten hören die Symptome und Anfälle bereits auf, sobald sie eine Erklärung ihrer Probleme bekommen haben.28
    • Wenn die Betroffenen in ein Krankenhaus eingewiesen werden, ist es wichtig, dass alle, mit denen sie in Kontakt kommen, über ein ausreichendes Wissen und Verständnis der Erkrankung und der psychologischen Prozesse (wie der Gegenübertragung) verfügen.
  • Folgende Faktoren können die Erkrankung aufrecht erhalten:
    • fehlende Diagnose und Ursachenerklärung
    • dysfunktionale Familienverhältnisse
    • Begleiterkrankungen wie affektive Störungen oder PTBS
    • Isolation
    • sekundäre soziale und finanzielle Gewinne (z. B. Frührente).

Dissoziative Krampfanfälle (PNES)

  • Diagnosesicherung: in der Regel Neurologie/Epileptologie
  • Behandlung: Psychotherapie
    • In einer systematischen Metaanalyse randomisiert kontrollierter Studien, publiziert in 2005, wurden nur wenig verlässliche Hinweise auf die Wirksamkeit verhaltenstherapeutisch basierter Behandlungen dissoziativer Krampfanfälle gefunden.29
    • Eine neuere Studie zeigte in Bezug auf die Anfallsfrequenz eine bessere Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie im Vergleich mit einer Standardtherapie.30
  • Der Patient ist sich keiner „Schuld“ bei seinen Anfällen bewusst. Man soll ihn ernst nehmen und ihm Achtung und Respekt zeigen, genau wie einem Patienten mit epileptischen Anfällen.
    • Die Anfälle können genauso beeinträchtigend sein wie epileptische Anfälle.
    • Diese Diagnose soll in einer klaren und empathischen Art und Weise vermittelt werden.28 Dennoch sind Empörung, Ablehnung, Misstrauen und Verwirrung häufige Reaktionen auf die Diagnose. Ebenso wichtig ist es, dem Patienten gegenüber zu betonen, dass seine Anfälle nicht simuliert sind.3
    • Die richtige Diagnose wird meistens erst spät gestellt. Eine in 2002 publizierte Studie zeigte, dass im Durchschnitt 7 Jahre zwischen dem Beginn der Anfälle und der Diagnosestellung vergingen.6

Medikamentöse Therapie

  • Dissoziative Störungen sind an sich keine Indikation für eine medikamentöse Therapie.
    • Eine Wirksamkeit von Benzodiazepinen oder SSRI in Bezug auf die Anfallshäufigkeit oder die Lebensqualität wurde nicht nachgewiesen. Benzodiazepine sind wegen ihres hohen Abhängigkeitspotenzials zu vermeiden.1
    • Medikamente können bei einer Begleiterkrankung (z. B. Depression) angezeigt sein.
  • Das Barbiturat Amytal („Wahrheitsserum“) wurde sowohl zur Diagnostik wie auch zur Therapie eingesetzt. Derartige Substanzen sind jedoch ethisch umstritten, besitzen ein hohes Risiko für Nebenwirkungen und sind nicht als Arzneimittel zugelassen.
    • Auch andere Barbiturate sind nicht für diese Indikation zugelassen und sollten, u. a. wegen ihres hohen Abhängigkeitspotenzials, nicht eingesetzt werden.

Dissoziative Krampfanfälle (PNES)

  • Eine evtl. antiepileptische Medikation ist vorsichtig auszuschleichen und abzusetzen.3

Prävention

  • Eine frühzeitige Diagnose und adäquate psychotherapeutische Behandlung bereits in einem frühen Stadium scheinen Rezidiven und einer Chronifizierung vorzubeugen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Dissoziative Symptome zeigen oft eine langsamere Progression, als z. B. bei peripheren neurologischen Symptomen zu beobachten ist.
  • Physische Verletzungen oder Gefährdung anderer aufgrund dissoziativer Störungen kommen selten vor.
  • Die Lebensqualität kann beeinträchtigt sein, u. a. weil die Betroffenen
    • sich stigmatisiert fühlen.
    • unter dem Auseinanderklaffen von Selbstbild und Fremdeinschätzung leiden.
    • ihren oft sehr hohen selbstgesetzten Leistungsansprüchen nicht gerecht werden.

Dissoziative Krampfanfälle (PNES)

  • PNES-Diagnosen werden oft spät gestellt, im Durchschnitt erst nach 7 Jahren. Bis zu 80 % der Patienten nehmen Antiepileptika ein.16
    • Patienten mit „Pseudo-Grand-mal-Anfällen“ scheinen häufiger von einer begleitenden Persönlichkeitsstörung betroffen zu sein.31
    • Die Patienten können häufig keinen Zusammenhang zwischen psychischen Belastungen und ihren Anfällen erkennen.14Was ihren Anfällen zugrunde liegt, verstehen sie meistens erst im Zuge einer psychotherapeutischen Behandlung.
    • Ca. 30 % Patienten in dieser Gruppe bleiben dann auch langfristig anfallsfrei. Am besten ist die Prognose bei Jugendlichen.
  • Somatische Symptome und Funktionsbeeinträchtigungen außerhalb der Anfälle sind häufiger bei Kindern mit dissoziativen Krampfanfällen zu beobachten als bei Kindern mit Epilepsie.32
    • Es gab im Vergleich zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit von:

Komplikationen

  • Risiko von iatrogenen Schädigungen als Folge unnötiger diagnostischer oder therapeutischer Maßnahmen
    • Dissoziative Syndrome, die somatischen Erkrankungen sehr stark ähneln, stellen ein besonders hohes Risiko dar.
  • Patienten mit chronischen dissoziativen Bewegungsstörungen können bei lang anhaltender Bewegungslosigkeit Komplikationen des muskuloskelettalen Systems entwickeln, wie Atrophie, Ankylose oder Kontrakturen.

Prognose

  • 75 % der Patienten erleben eine spontane Remission der dissoziativen Symptome.
    • Bei 25 % von ihnen treten in den darauf folgenden 15 Jahren erneut – entweder dieselben oder andere – dissoziative Symptome auf.
  • Bei 25 % wird die Diagnose nachträglich zugunsten einer neurologischen korrigiert.
  • Bei Kindern ist die Prognose besonders günstig. 85 % sind 5 Jahre nach Diagnosestellung symptomfrei, weitere 5 % berichten von einer Besserung.
  • Das Fehlen anderer psychischer Störungen ist ein positiver prognostischer Faktor.

Prognostisch günstig

  • Isolierte dissoziative Störungen mit einer schnellen Symptomentwicklung
  • Kurzes Zeitintervall zwischen Diagnose und Therapie
  • Überdurchschnittliche Intelligenz
  • Keine psychischen Begleitsymptome oder -erkrankungen
  • Keine relevanten Vorerkrankungen
  • Kürzlich vollzogene Änderung des Familienstands (Heirat/Scheidung)

Prognostisch ungünstig

  • PNES oder Tremor
  • Merkmale einer Persönlichkeitsstörung
  • Somatische Komorbidität
  • Unzutreffende Selbsteinschätzung
  • Motorische Symptome
  • Drohende Rechtsstreitigkeiten (z. B. Rentenbegehren, Schadensersatzklage nach einem Unfall)

Dissoziative Krampfanfälle (PNES)

  • Über die Prognose ist nur wenig bekannt. Eine kleinere Studie zeigt folgende Ergebnisse:33
    • 71,2 % der Patienten hatten 11,9 Jahre nach dem ersten Auftreten immer noch Anfälle (4,1 Jahre nach der Diagnosestellung).
    • 56,4 % erhielten eine Rente aus der gesetzlichen Sozialversicherung, ihr Anteil nahm innerhalb des Beobachtungszeitraums zu.
    • Folgende Faktoren bei den Patienten waren mit günstigeren Prognosen assoziiert: höherer Bildungsstand, junges Alter bei Beginn der Symptome, weniger schwere Anfälle, weniger somatoforme Störungen und geringerer Grad der Dissoziation.
  • Prognostisch ungünstig:
    • lange Krankengeschichte, mehrere konsultierte Spezialisten34
    • Patient älter als 40 Jahre35
    • Laut einer schwedischen Studie mit 30 Patienten unzureichende oder gestörte emotionale Bindungen während der Kindheit. In dieser – allerdings sehr kleinen Studie – wurden keine Hinweise auf Assoziationen zu Übergriffen oder Missbrauch in der Kindheit gefunden.36

Verlaufskontrolle

  • Nach Abschluss der Psychotherapie sind gelegentliche Verlaufskontrollen sinnvoll.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patienten informieren?

  • Betonen Sie den Patienten gegenüber, dass negative medizinische Tests etwas Positives sind (kein Nachweis von Erkrankungen wie Krebs oder Ähnliches).
  • Vermeiden Sie jede Schuldzuweisung im Zusammenhang mit der Diagnose.
  • Machen Sie sich selbst klar und seien Sie konsequent damit, dass die Beschwerden von psychischen Faktoren herrühren (Psychotherapeuten sind sehr früh in die differenzialdiagnostischen Verfahren einzubeziehen).
  • Die Patienten sollen auf der Grundlage von konkreten Hypothesen über zugrunde liegende innere Konflikte informiert werden und nicht von einer „allgemeinen psychischen Genese“.
    • Dies kann eine gute Basis im Hinblick auf die weiteren diagnostischen und therapeutischen Prozesse schaffen.
  • Fragen Sie nach evtl. andauernden Symptomen, konzentrieren Sie sich dabei jedoch mehr auf zugrunde liegende Konflikte und deren Bewältigung.

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • International Society for the Study of Trauma and Dissociation. Expertenempfehlung für die Behandlung
    der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bei Erwachsenen – deutsche Übersetzung der 3. Bearbeitung von: Guidelines for treating dissociative identity disorder in adults. Journal of Trauma & Dissociation 2011; 12: 115–187. www.degpt.de
  • Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin. S3 Leitlinie Funktionelle Körperbeschwerden. AWMF-Leitlinie Nr. 051-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Anfälle und Bewusstseinsstörungen. Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr. 030/041. S1, Stand April 2017. www.dgn.org

Literatur

  1. International Society for the Study of Trauma and Dissociation. Expertenempfehlung für die Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bei Erwachsenen – deutsche Übersetzung der 3. Bearbeitung von: Guidelines for treating dissociative identity disorder in adults. Journal of Trauma & Dissociation 2011; 12: 115–187. www.degpt.de
  2. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). ICD-10-GM Version 2019. Stand 21.09.2018 www.dimdi.de
  3. Lund C, Haraldsen I, Lossius MI, Bjørnæs H, Lossius R, Nakken KO. Psykogene ikke-epileptiske anfall. Tidsskr Nor Laegeforen 2009; 129: 2348-51. PMID: 19935934 PubMed
  4. Benbadis SR, Hauser WA. An estimate of the prevalence of psychogenic non-epileptic seizures. Seizure 2000; 9: 280–1. PMID: 10880289 PubMed
  5. Gates JR. Non-epileptic seizures: classification. Co-existence with epilepsy. Diagnosis. Therapeutic approaches and consensus. Epilepsy Behav 2002; 3: 28–33. www.mnepilepsy.org
  6. Reuber M, Fernandez G, Bauer J et al. Diagnostic delay in psychogenic nonepileptic seizures. Neurology 2002; 58: 493–5. PMID: 11839862 PubMed
  7. Carton S, Thompson PJ, Duncan JS. Non-epileptic seizures: patients' understanding and reaction to the diagnosis and impact on outcome. Seizure 2003; 12: 287-94. pmid:12810341 PubMed
  8. Gates JR. Non-epileptic seizures: classification. Co-existence with epilepsy. Diagnosis. Therapeutic approaches and consensus. Epilepsy Behav 2002; 3: 28–33. www.mnepilepsy.org
  9. Sharon I, Sharon R, Wilkens JP, Kakatsos P. Dissociative disorders. Medscape, last updated Mar 27, 2014. emedicine.medscape.com
  10. Reuber M, Fernandez G, Helmstaedter C et al. Evidence of brain abnormality in patients with psychogenic nonepileptic seizures. Epilepsy Behav 2002: 3; 249–54. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Stone J, Binzer M, Sharpe M. Illness beliefs and locus of control: a comparison of patients with pseudoseizures and epilepsy. J Psychosom Res 2004; 57: 541–7. www.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Møkleby K, Blomhoff S, Malt UF et al. Psychiatric comorbidity and hostility in patients with psychogenic nonepileptic seizures compared with somatoform disorders and healthy controls. Epilepsia 2002; 43(2): 193–8. www.ncbi.nlm.nih.gov
  13. Selkirk M, Duncan R, Oto M et al. Clinical differences between patients with nonepileptic seizures who report antecedent sexual abuse and those who do not. Epilepsia 2008; 49(8): 1446–50. www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Reuber M. Psychogenic nonepileptic seizures: answers and questions. Epilepsy Behav 2008; 12(4): 622–35. www.ncbi.nlm.nih.gov
  15. Duncan R, Oto M, Martin E et al. Late onset psychogenic nonepileptic attacks. Neurology 2006; 66(11): 1644–7. www.ncbi.nlm.nih.gov
  16. Reuber M, Elger CE. Psychogenic nonepileptic seizures: review and update. Epilepsy Behav 2003; 4(3): 205–16. www.ncbi.nlm.nih.gov
  17. Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie, Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin. S3 Leitlinie Funktionelle Körperbeschwerden. AWMF-Leitlinie Nr. 051-001, Stand 2018. www.awmf.org
  18. Faust V. Psychosoziale Gesundheit von Angst bis Zwang. Ravensburg. Download am 31.01.2019 www.psychosoziale-gesundheit.net
  19. Stone J, Zeman A, Sharpe M. Functional weakness and sensory disturbance. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2002; 73: 241-5. PubMed
  20. Syed TU, LaFrance (Jr.) WC , Kahriman ES, Hasan SN, Rajasekaran V, et al . Can semiology predict psychogenic nonepileptic seizures? a prospective study. Ann Neurol 2011; Jun;69(6):997-1004. www.ncbi.nlm.nih.gov
  21. Aybek S, Kanaan RA, David AS. The neuropsychiatry of conversion disorder. Curr Opin Psychiatry 2008; 21: 270-80. PubMed
  22. Stefansson JG, Messina JA, Meyerowitz S. Hysterical neurosis, conversion type: clinical and epidemiological considerations. Acta Psychiatr Scand 1976; 53: 119-38. PubMed
  23. Syed TU, LaFrance WC, Kahriman ES, et al.. Can semiology predict psychogenic nonepileptic seizures? a prospective study. Annals af Neurology 2011; 69: 997-1004. PubMed
  24. Reuber M, Pukrop R, Mitchell AJ et al. Clinical relevance of recurrent psychogenic nonepileptic seizure status. J Neurol 2003; 250(11):1355–62. www.ncbi.nlm.nih.gov
  25. Duncan R, Oto M. Psychogenic nonepileptic seizures in patients with learning disability: comparison with patients with no learning disability. Epilepsy Behav 2008; 12(1): 183–6. www.ncbi.nlm.nih.gov
  26. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Anfälle und Bewusstseinsstörungen. Erster epileptischer Anfall und Epilepsien im Erwachsenenalter. Entwicklungsstufe S1, AWMF-Leitlinie Nr. 030/041, Stand April 2017. www.dgn.org
  27. LaFrance WC. Psychogenic nonepileptic seizures. Curr Opin Neurol 2008; 21(2): 195–201. www.ncbi.nlm.nih.gov
  28. Aboukasm A, Mahr G, Gahry BR et al. Retrospective analysis of the effects of psychotherapeutic interventions on outcomes of psychogenic nonepileptic seizures. Epilepsia 1998; 39(5): 470–3. www.ncbi.nlm.nih.gov
  29. Martlew J, Baker GA, Goodfellow L, Bodde N, Aldenkamp A. Behavioural treatments for non-epileptic attack disorder. Cochrane Database of Systematic Reviews, issue 1, 2007. CD006370. The Cochrane Library
  30. Goldstein LH, Chalder T, Chigwedere C, Khondoker MR, Moriarty J, Toone BK,Mellers JDC. Cognitive-behavioral therapy for psychogenic nonepileptic seizures. Neurology 2010; 74: 1986-94. Neurology
  31. Ramchandani D, Schindler B. Evaluation of pseudoseizures. A psychiatric perspective. Psychosomatics 1993; 34: 70-9. PubMed
  32. Salpekar JA, Plioplys S, Siddarth P, et al. Pediatric psychogenic nonepileptic seizures: a study of assessment tools. Epilepsy Behav 2010; 17: 50-5. PubMed
  33. Reuber M, Pukrop R, Bauer J et al. Outcome in psychogenic nonepileptic seizures: 1 to 10 year follow-up in 164 patients. Ann Neurol 2003; 53(3):305–11. www.ncbi.nlm.nih.gov
  34. Mace CJ, Trimble MR. Ten-year prognosis of conversion disorder. The British Journal of Psychiatry 1996; 169: 282-8. PubMed
  35. Couprie W,Wijdicks EF,Rooijmans HG, van Gijn J. Outcome in conversion disorder: a follow up study. J Neurol Neurosurg Psychiatry 1995; 58: 750-2. PubMed
  36. Binzer M, Eisemann M. Childhood experiences and personality traits in patients with motor conversion symptoms. Acta Psychiatr Scand 1998; 98: 288-95. PubMed

Autoren

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Dr. Stephan Schüler, avdelingsoverlege Nevrologisk avdeling, Sykehuset Namsos
  • Tor Andre Johannessen, Arzt und Redaktionsmitglied NEL

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit