Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe1-2
Red Flags |
Abwendbar gefährlicher Verlauf |
Purpura, Petechien |
systemische Meningokokken-Infektion, HUS, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung |
Hohes Fieber |
systemische Meningokokken-Infektion, HUS, Toxic Shock Syndrome, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung, toxische epidermale Nekrolyse, Kawasaki-Syndrom |
Meningeale Zeichen |
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Sehr rasche Ausbreitung |
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Große Blasen Hautablösung/Hautablederung |
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Lokale Entzündungszeichen:
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besonders gefährlich im Gesichtsbereich: Erysipel, Zellulitis, Phlegmone, nekrotisierende Fasziitis |
Immunsuppression |
schwere infektiöse Erkrankung |
Allgemeine Informationen
Definition
- In der Regel handelt es sich um Infektionskrankheiten, die bei Kindern meist durch Viren hervorgerufen werden.
- Die Untersuchung von Patient*innen mit Fieber und Hautausschlag kann aufgrund der großen Zahl von Differenzialdiagnosen, zu denen leichte ebenso wie auch lebensbedrohliche Erkrankungen zählen, eine Herausforderung sein.3
- Zudem kann das klinische Bild stark variieren, das Fieber kann vor dem Ausschlag, danach oder gleichzeitig bestehen.
Häufigkeit
- Durch Impfungen sind viele der möglichen Krankheiten seltener geworden, trotzdem kommt Hautausschlag zusammen mit Fieber relativ häufig vor.
Diagnostische Überlegungen
- Vorherige Medikamenteneinnahme
- Kontakt mit bereits erkrankten Personen
- Aufenthalt im außereuropäischen Ausland
Abwendbar gefährliche Verläufe
ICPC-2
- A03 Fieber
- A76 Virales Exanthem NNB, andere
- S07 Rötung / Ausschlag, generalisiert
ICD-10
- Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.4
- A38 Scharlach
- A39 Meningokokkeninfektion
- A48.3 Syndrom des toxischen Schocks
- A51.3 Sekundäre Syphilis der Haut und der Schleimhäute
- A69.2 Lyme-Krankheit
- B00 Infektionen durch Herpesviren (Herpes simplex)
- B01 Varizellen
- B02 Zoster
- B05 Masern
- B06 Röteln
- B08.3 Erythema infectiosum
- B08.4 Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren
- I00-I02 Akutes rheumatisches Fieber
- L51 Erythema exsudativum multiforme
- M30.3 Mukokutanes Lymphknotensyndrom (Kawasaki-Krankheit)
- M32 Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen
- G00 Bakterielle Meningitis, anderenorts nicht klassifiziert
Differenzialdiagnosen
Makulopapulöse Hautausschläge
Masern
- Masern werden durch das Morbillivirus verursacht und sind eine der ansteckendsten Krankheiten mit Fieber und Exanthem.
- Beginn meist mit Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen, Husten und einem Enanthem an der Mundschleimhaut.
- Das charakteristische makulopapulöse Masernexanthem (bräunlich-rosafarbene konfluierende Hautflecken) entsteht am 3.–7. Tag nach Auftreten der initialen Symptome. Es beginnt im Gesicht und hinter den Ohren und bleibt 4–7 Tage bestehen.5
- Masern sind aufgrund möglicher Komplikationen keine harmlose Erkrankung. Bei Schwangeren besteht eine erhöhte Komplikationsrate.6
- Die wirksamste präventive Maßnahme ist die Schutzimpfung gegen Masern.
Röteln
-
- Leichte initiale Allgemeinsymptome, subfebril
- 1–4 Tage nach Auftreten der ersten Symptome bildet sich ein kleinfleckiges makulöses oder makulopapulöses Exanthem, das im Gesicht beginnt, sich über Körper und Extremitäten ausbreitet und nach 1–3 Tagen wieder verschwindet.7
- Vergrößerte Halslymphknoten, mitunter postinfektiöse Arthritis
- Inkubationszeit von 2–3 Wochen, Ausschlag über 2–3 Tage, bei manchen Patient*innen kein Ausschlag
- Während der Schwangerschaft können Röteln zu einer Fehlgeburt oder zu schweren Schädigungen des Fetus führen.6
- Der Impfstoff gegen Röteln enthält das abgeschwächte Lebendvirus und ist im Kombinationsimpfstoff mit Masern, Mumps (MMR-Impfung) und ggf. Varizellen (MMRV-Impfung) enthalten.
Exanthema subitum
-
- Bei Kindern unter 3 Jahren
- Fieber, Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen über 3–4 Tage, dann plötzlicher Rückgang der Temperatur
- Nach 3–5 Tagen mit Fieber fällt die Temperatur spontan, es tritt ein makulopapulöses Exanthem auf, das innerhalb von 1–2 Tagen wieder abklingt.
- Der Hautausschlag ist oft blass und kann schwer zu erkennen sein.
- Inkubationszeit 1–3 Wochen, Ausschlag über 1–4 Tage
Erythema infectiosum
-
- Am häufigsten im Alter zwischen 3 und 12 Jahren, aber auch bei Erwachsenen möglich
- Symptome: Fieber, Halsschmerzen, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen
- Nach Abklingen des Fiebers Ausschlag mit Erythem auf den Wangen; leuchtend roter, makulopapulöser, konfluierender Ausschlag, auf dem Rumpf retikulär bis girlandenförmig
- Evtl. vergrößerte Halslymphknoten und Begleitarthritiden8
- Der Ausschlag kann länger bestehen (Wochen), mit wechselnder Intensität und geht dann auch oft mit Juckreiz einher.
- Fetale Todesfälle bei ca. 5 % der Infektionen während der ersten 20 SSW, häufig Spontanaborte während der Frühschwangerschaft
- Bei 30–50 % der akut infizierten Schwangeren verläuft die Infektion asymptomatisch.6
Scharlach
-
- exsudative Tonsillopharyngitis, hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl
- Spezifische Befunde
- tiefrotes Enanthem des Rachens, Himbeerzunge
- Scharlachexanthem (durch erythrogenes Exotoxin), kleinfleckige Papeln ab dem 1. oder 2. Krankheitstag, beginnend am Oberkörper
- sandpapierartiges Exanthem in der Leistenregion
- Aussparung von Mund-Nasen-Dreieck sowie Handflächen und Fußsohlen
- Exanthem verschwindet nach 6–9 Tagen.
- einige Tage danach Schuppung an Handflächen und Fußsohlen
- Inkubationszeit von 1–2 Tagen
Arzneimittelexanthem
- Nebenwirkung einer medikamentösen Therapie, die zu einer Hautreaktion in Form eines Ausschlags führt.
- Bei etwa 10–20 % der Patient*innen im Krankenhaus und 1–5 % der Patient*innen in der Hausarztpraxis treten wesentliche Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie auf.
- Symptome: Hautausschlag, meist Juckreiz, evtl. Fieber
- Häufigste Reaktion auf Arzneimittel: makulopapulöses Exanthem
- Auch eine fälschlicherweise mit Antibiotika, meist Amoxicillin, behandelte Epstein-Barr-Virusinfektion kann einen Hautausschlag verursachen.
COVID-1910
- Es ist eine relativ große Bandbreite an dermatologischen Manifestationen beschrieben, die jedoch insgesamt selten sind (0,2–1,2 %).
- Dazu zählen u. a. juckende, morbilliforme Ausschläge, Papeln, Rötungen und ein Nesselsucht-ähnliches Erscheinungsbild sowie Hautbläschen.
- In seltenen Fällen sind schwere Durchblutungsstörungen in den Akren bis hin zur Gangrän beschrieben.
- Das Auftreten dieser Hautmanifestationen wurde sowohl am Anfang des Krankheitsverlaufs (noch vor anderen bekannten Symptomen) beobachtet als auch im späteren Erkrankungsverlauf.
Echovirus
- Enteric Cytopathic Human Orphan Virus, gehört zu den Enteroviren
- Kleine Makula, die zuerst im Gesicht auftreten.
- Ähnelt den Röteln.
- Halslymphknoten nicht vergrößert
Rheumatisches Fieber
- Selten gewordene, immunologisch ausgelöste Zweitkrankheit nach einem Racheninfekt mit beta-hämolysierenden Streptokokken11
- Der Antistreptolysintiter ist erhöht.
- Für die Diagnose müssen 2 Hauptkriterien oder 1 Hauptkriterium und 2 Nebenkriterien erfüllt sein (nach Jones).12
- Hauptkriterien
- Karditis
- Polyarthritis
- Chorea minor
- rot-bräunliche, nicht juckende, anuläre oder polyzyklische Erytheme
- subkutane Noduli
- Nebenkriterien
Meningokokken-Infektion
-
- Ist bei allen unklaren Krankheitsbildern in Betracht zu ziehen, die mit einem akut beeinträchtigen Allgemeinzustand, Ausschlag und Fieber einhergehen.
- Initialsymptome variieren, können Kopfschmerzen, Fieber, reduzierten Allgemeinzustand, Nacken- und Rückensteife, Petechien und lokale Schmerzen umfassen.
- Bei etwa 2/3 der Patient*innen mit einer Meningokokken-Meningitis sind bei Krankenhausaufnahme Hautveränderungen nachweisbar: makulopapulöse oder petechiale Exantheme oder eine ausgedehnte Purpura fulminans mit Hautnekrosen.13
- Bei Verdacht auf eine Meningitis oder Enzephalitis sollen die Betroffenen unverzüglich in ein Krankenhaus eingewiesen werden.
- Die Diagnose wird durch einen klinischen Verdacht und einer Liquoranalyse nach Lumbalpunktion gestellt.
- Der schnelle Behandlungsbeginn bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis ist sehr wichtig und beeinflusst die Prognose.
- Eine Antibiotikaprophylaxe wird empfohlen für alle engen Kontaktpersonen und für das Pflegepersonal, das mit den respiratorischen Sekreten der Patient*innen in Kontakt kommt.13
- Die Meningokokken-C-Impfung wird in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder ab dem Beginn des 2. Lebensjahres empfohlen.14
- Darüber hinaus stehen Impfstoffe zum Schutz gegen die anderen Serogruppen zur Verfügung.
Lyme-Borreliose
-
- Hauptsymptome im frühen Stadium: plötzliches Erythem, selten auch Fieber; mehrere Wochen später Kopfschmerzen, evtl. Fieber und neurologische Ausfälle, Ausschlag kann über mehrere Wochen bestehen.
- Hautausschlag (Erythema migrans): gerötete flächige oder ringförmige Veränderung, flach oder leicht erhaben
- In frühen Stadien meist keine zusätzlichen Untersuchungen erforderlich, später evtl. serologische Untersuchung
- Anwendung von Antibiotika in allen Stadien der Erkrankung15
Erythema exsudativum multiforme
-
- Keine Seltenheit, Prävalenz von weniger als 1 % der Fälle
- Symptome: plötzliches Auftreten einer symmetrischen, erythematösen Hautläsion, häufig bereits ähnliche Episoden in der Vergangenheit, in schweren Fällen evtl. Fieber
- Klinische Befunde: Hautausschlag, vor allem auf den Streckseiten, Handflächen, Fußsohlen und Schleimhäuten, in der Regel symmetrisch verteilt, kokardenförmige Läsionen sind typisch.
- Ggf. Sicherung der Diagnose durch Hautbiopsie
- Die Erkrankung ist selbstlimitierend, kann aber rezidivieren.
- Patient*innen mit schwerem Stevens-Johnson-Syndrom und schwerer toxischer epidermaler Nekrolyse bedürfen einer intensivmedizinischen Behandlung.16
Kawasaki-Syndrom17
- Hochfieberhafte, systemische Vaskulitis unbekannter Ursache, die vorwiegend bei Kindern auftritt.
- Die Diagnose wird klinisch gestellt – Fieber über mehr als 5 Tage sowie 4 der folgenden 5 Befunde:
- Konjunktivitis: bilaterale konjunktivale Injektion ohne Exsudation
- Enanthem: Veränderungen der Schleimhäute im Oropharynx, Lacklippen, trockene rissige Lippen, Erdbeerzunge
- Veränderungen an peripheren Extremitäten – akut: Ödeme oder Erythem von Händen und Füßen – chronisch: Hautschuppungen, meist an Fingern und Zehen, beginnend in der 2.–3. Woche
- Exanthem: meist am Stamm, polymorph, nicht vesikulär
- zervikale Lymphadenopathie > 1,5 cm, meist unilateral.
- Die Standardtherapie besteht aus intravenöser Immunglobulingabe in Kombination mit ASS und bei Kindern mit hohem Risiko zusätzlich Glukokortikoiden.
Sekundäre Syphilis der Haut und Schleimhäute
-
- Ohne Behandlung und nach Abheilung der Primärläsion folgt nach 9–12 Wochen das Sekundärstadium mit Bakteriämie, Allgemeinsymptomen wie Fieber und einem sehr breiten und variablen Spektrum von Haut- und Schleimhautsymptomen.18
- Typischerweise tritt ein erst stammbetontes, oft kaum erkenntliches masernähnliches Exanthem ohne Juckreiz auf, es folgen spezifische Exantheme und Enantheme, Syphilide genannt, mit einer hohen Variabilität.19
- Bei klinischem Verdacht oder zum Ausschluss einer Syphilis18
- Erregerspezifischer Suchtest – geeignet sind:
- Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest (TPPA)
- Treponema-pallidum-Hämagglutinationstes (TPHA)
- Treponema-pallidum-Latexagglutinationstest (TPLA)
- andere polyvalente Immunoassays
- bei Verdacht auf eine sehr frühe Primärsyphilis: zusätzlich spezifischer IgM-Test
- bei negativem Suchtest und IgM-Nachweis und bei weiter bestehendem Verdacht: Wiederholung beider Tests nach 2 Wochen.
- bei reaktivem Suchtest – spezifischer Bestätigungstest mit alternativem Antigenkonzept
- FTA-Abs-Test
- IgM/IgG-ELISA
- IgG/IgM-Westernblot
- bei TPPA/TPHA-Screening auch polyvalenter Immunoassay und vice versa bei Immunoassay-Screening auch TPPA-/TPHA)
- bei positivem Bestätigungstest
- quantitative Bestimmung der Aktivitätsparameter: Cardiolipin-Antikörper, treponemenspezifisches IgM
- Erregerspezifischer Suchtest – geeignet sind:
- Therapie18
- Penicillin ist in allen Stadien der Krankheit die 1. Wahl, alternativ soll mit Doxycyclin oral und kann mit Ceftriaxon i. v. behandelt werden.
- ab dem Sekundärstadium evtl. Prednisolon vor der ersten Antibiotikagabe zur Vermeidung der Jarisch-Herxheimer-Reaktion
Toxisches Schocksyndrom
- Das toxische Schocksyndrom (TSS) wird durch Exotoxin-bildende Bakterien verursacht, am häufigsten ist der Auslöser eine Staphylokokken- oder Streptokokken-Infektion.
- Menstruationsbedingtes TSS wird dem Gebrauch stark absorbierender Tampons zugeschrieben.
- Selten, Inzidenz ist deutlich gesunken.
- Symptome: plötzliches hohes Fieber, diffus makulöses erthematöses Exanthem, Erbrechen, dünnflüssige Diarrhö, Halsschmerzen, Myalgien und Kopfschmerzen bei zuvor meist gesunden Personen
- Schock und Multiorganversagen können früh im Verlauf eintreten.
- Mögliche Zusatzuntersuchungen: Nachweis von Staphylococcus aureus
- Behandlung: Antibiotika, Schockbehandlung20
Mononukleose
- Kann mit einem makulopapulösen Exanthem einhergehen, besonders unter Amoxicillin-Einnahme.
- Sollte bei größeren Kindern und Jugendlichen in Betracht gezogen werden bei Vorliegen von Fieber, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Halsschmerzen und vergrößerten Halslymphknoten.
Mykoplasmen-Pneumonie
- Kann von einem leichten erythematösen makulopapulösen Exanthem begleitet sein.
Vesikuläre Hautausschläge
Windpocken
-
- Die Erkrankung beginnt dann mit einem juckenden Exanthem und Fieber für 3–5 Tage. Das Fieber ist selten über 39 °C.
- Ausschlag: Erst makulopapulös, dann vesikulär, evtl. pustulös und schließlich nach 24–48 Stunden krustenbildend
- Die Hautläsionen (Papeln, Bläschen, Schorf) können in verschiedenen Entwicklungsstadien an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten, „Sternenhimmel".
- Inkubationszeit von 2 Wochen, Dauer von 1–3 Wochen
- Die Ständigen Impfkommission (STIKO) empfiehlt für alle Kinder und Jugendlichen die Varizellen-Schutzimpfung.21
Hand-Fuß-Mund-Krankheit
-
- Infektionserkrankung begleitet von Hautausschlag im Mund, an den Händen und an den Füßen
- Kleine (< 5 mm) graue Vesikel an den Händen und Füßen, die von einem schmalen, geröteten Hof umgeben sind.
- Im Mund relativ große, dafür verhältnismäßig wenige Vesikel
- Spontane Besserung innerhalb weniger Tage
Zoster
- Eine Hautinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV), auch Gürtelrose genannt; Schmerzen und ein bläschenförmiger Hautauschlag, der auf ein oder mehrere Dermatome begrenzt ist, treten auf.
- Inzidenz von etwa 4/1.000 Personen pro Jahr
- Symptome: zunächst begrenzte, brennende Schmerzen, nach einigen Tagen vesikulärer Ausschlag und evtl. Fieber
- Klinischer Befund: einseitiger vesikulärer Ausschlag in einem Dermatom
Herpes-simplex-Infektion
- Herpes-Virus Typ I und II
- Akute Erkrankung, insbesondere bei Kindern
- Es kommt zu rezidivierenden Ausbrüchen kleiner gruppierter Bläschen auf erythematösem Grund, häufig orolabial oder genital.
- Bei der Primärinfektion mit HSV im Kindesalter (Gingivostomatitis herpetica) kommt es häufig zu geschwollenen Lymphknoten am Hals, Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit und Reizbarkeit.22
- Dauer etwa 2 Wochen
- Die Primärinfektion eines genitalen Herpes sollte mit antiviralen Medikamenten behandelt werden.23
Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronisch-rezidivierende Autoimmunerkrankung, die jedes Organ betreffen kann.24
- Der Erkrankungsverlauf ist sehr variabel und reicht von leichten bis hin zu tödlichen Verläufen.
- Die typischen Symptome treten vor allem an der Haut, am Muskel-Skelett-Apparat, an den Nieren und am zentralen Nervensystem auf.
- Effloreszenzen der Haut und/oder Ulzerationen der Schleimhäute treten bei etwa 75 % der Patient*innen im Verlauf der Erkrankung auf.
- Typisch ist auch das Schmetterlingserythem im Gesicht.
- Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Basisbehandlung: Anti-Malaria-Mitteln, ergänzt durch NSAR und Kortikosteroide in Phasen verstärkter Aktivität des SLE
- Bei schwereren Verläufen werden auch Zytostatika/Immunsuppressiva (Cyclophosphamid, Methothrexat, Azathioprin, Ciclosporin, Mycophenolat) oder Biologika (Rituximab, Belumimab) eingesetzt.
Knotiger Hautausschlag
Erythema nodosum
-
- Zu den ersten Symptomen des Erythema nodosum zählt häufig ein schmerzhafter Ausschlag an den unteren Extremitäten, dem normalerweise Fieber, Kraftlosigkeit und Gelenkschmerzen vorausgegangen sind.
- Prävalenz: 1–5/100.000
- Symptome: initial erythematöse Knötchen, meist auf der Vorderseite der unteren Gliedmaßen
- Klinische Befunde: erythematöse, mitunter livide (bläulich rote), schmerzempfindliche, unscharf begrenzte, leicht erhabene Infiltrate mit einem Durchmesser von 3–7 cm, die tief im subkutanen Gewebe sitzen und sehr empfindlich gegenüber Druck sind.
- Blutuntersuchungen, Röntgenthorax und Biopsie sind im Hinblick auf eine etwaige Grunderkrankung indiziert.
- Bei einem größeren Teil der Fälle (30–50 %) ist eine exakte Zuordnung zu einer auslösenden Ursache nicht möglich.25
- In der Regel selbstlimitierend, ggf. Behandlung der Grunderkrankung
Periodische Fiebersyndrome
- Es gibt periodische Fiebersyndrome, bei denen autoinflammatorische Prozesse zu intermittierend auftretenden inflammatorischen Schüben (z. B. hereditäre periodische Fiebersyndrome) führen, die z. T. mit Hautsymptomen einhergehen.26
- Familiäres Mittelmeerfieber führt zu einem erysipelartigen Exanthem.
- Das Hyper-IgD-Syndrom weist ein makulopapulöses Exanthem auf.
- Auf ein TNF-Rezeptor-1-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS) kann ein wanderndes, schmerzhaftes Exanthem hinweisen.
- Das Chronic Infantile Neurological Cutaneous and Articular Syndrome, Muckle-Wells-Syndrom sowie das familiäre kälteinduzierte autoinflammatorische Syndrom führen zu einem urtikariellen Exanthem.
- Die Diagnostik hereditärer periodischer Fiebersyndrome umfasst Immunglobulin D, ggf. molekulargenetische Untersuchungen.
Fieber und Hautausschlag bei Tropenrückkehrer*innen
- Siehe Artikel Fieber bei Tropenrückkehrer*innen.
- Rickettsiosen: Hier fällt bei 50–70 % der Betroffenen ein am Rumpf und an den proximalen Extremitäten lokalisiertes makulopapulöses Exanthem auf, während Gesicht, Handflächen und Fußsohlen frei bleiben.
- Bei durch Zecken übertragenen Rickettsiosen – wie Boutonneuse-Fieber oder afrikanisches Zeckenstich-Fieber – bildet sich häufig eine schwarze, mit Schorf bedeckte und nicht schmerzende Wunde an der Stichstelle (Eschar).
- Bei Dengue-Fieber tritt bisweilen ein juckendes morbilliformes Exanthem auf, das in ausgeprägten Fällen petechial wird.
- Typisch, wenngleich selten sind Roseolen bei Typhus und Paratyphus.
- Petechien, Ekchymosen und Hämorrhagien können bei Dengue-Fieber, Meningokokkämie und viralem hämorrhagischem Fieber in Erscheinung treten.
- Ein makulo-papulöser Hautausschlag und Petechien können sich auch beim Chikungunya-Viruskrankheit entwickeln.
Anamnese
Besonders zu beachten
Wie hat die Erkrankung begonnen?
- Bei Kindern: vorausgegangene Erkältung, Hautausschlag nach Abklingen eines Fiebers
- Schnelle Progression: Masern, Meningitis
Wo trat der Ausschlag zuerst auf?
- Zentral: Masern
- Im Gesicht: Röteln, Erythema infectiosum, Echovirus
Juckreiz
- Wenn ja: Varizellen
Allgemeinzustand
- Deutlich reduzierter Allgemeinzustand: schwere Infektionskrankheit, z. B. Meningitis
Impfstatus
Klinische Untersuchung
Allgemeinzustand
- Erscheint die betroffene Person krank?
- Untersuchung auf Dehydratation, Fieber und Hautausschlag
- Läsionen der Mundhöhle
Alarmsymptome
- Nacken- und Rückensteife
- Petechien oder Purpura
- Vorgewölbte Fontanelle bei Säuglingen
- Gestörtes Sensorium
- Auffällig reduzierter Allgemeinzustand
Ergänzende Untersuchungen
In der Hausarztpraxis
- CRP, Leukozyten, BSG, evtl. Differenzialblutbild3
- Schnelltest auf A-Streptokokken und evtl. Rachenabstrich bei Verdacht auf Scharlach
- Virusserologie
- Ggf. Biopsie
Maßnahmen und Empfehlungen
Indikationen zur Überweisung
Checkliste zur Überweisung
Hautausschlag mit unbekannter Diagnose
- Zweck der Überweisung
- Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
- Anamnese
- Wie hat die Erkrankung begonnen? Progression? Dauer?
- Beschwerden: Juckreiz? Wie hat sich der Ausschlag entwickelt? Allgemeinzustand?
- Sonstige relevante Krankheiten? Regelmäßig eingenommene Medikamente? Impfstatus?
- Konsequenzen?
- Klinische Untersuchung
- Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
- Allgemeinzustand?
- Ergänzende Untersuchungen
- ggf. Hb, Leukozyten, CRP, BSG
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
- Bei Verdacht auf eine Sepsis (Petechien), Nackensteifigkeit (Meningitis) und schwerer Dehydratation sowie stark reduziertem Allgemeinzustand
Meldepflicht gemäß IfSG
- Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an Masern, Röteln, Meningokokken-Meningitis oder -Sepsis und Windpocken sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis des jeweiligen Virus, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.
- Gemäß § 7 Abs. 3 IfSG ist der direkte oder indirekte Nachweis von Treponema pallidum nichtnamentlich direkt an das RKI zu melden.19
- Auch die meisten der importierten Erkrankungen sind nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 oder § 7 Abs. 1 IfSG meldepflichtig.27
- Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen.
Weitere Informationen
- Siehe auch Artikel Hauterkrankungen: Blickdiagnose.
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Viruskrankheiten/Gesellschaft für Virologie. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 093-001. S2k, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Halsschmerzen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-024. S3, Stand 2020. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie. Rheumatisches Fieber – Poststreptokokkenarthritis im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie 023-027. Stand 2012 (abgelaufen). www.kinderkardiologie.org
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Meningoenzephalitis im Erwachsenenalter, ambulant erworbene bakterielle (eitrige). AWMF-Leitlinie Nr. 030-089. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel, Allergologische Diagnostik. AWMF-Leitlinie Nr. 061-021. S2k, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und angeborene Herzfehler. Kawasaki-Syndrom. S2k, Stand 2019. www.kinderkardiologie.org
- Deutsche STI-Gesellschaft e. V. (DSTIG) – Ges. z. Förderung der Sexuellen Gesundheit. Diagnostik und Therapie der Syphilis. AWMF-Leitlinie Nr. 059-002. S2k, Stand 2020. www.awmf.org
- Deutsche Sepsis-Gesellschaft. Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge. AWMF-Leitlinie Nr. 079-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org
- European guideline for the management of genital herpes. IUSTI/WHO European STD guidelines Editorial Board. Stand 2017. www.iusti.org
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. Systemischer Lupus erythematodes. AWMF-Leitlinie Nr. 060-008, S3. Abgelaufen, angemeldetes Leitlinienvorhaben. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Fieber unklarer Genese. AWMF-Leitlinie Nr. 027-053, Stand 2013 (abgelaufen, keine Neuauflage angekündigt).
Literatur
- Schaufelberger M, Meer A, Furger P, Derkx H et al. Red Flags - Expertenkonsens - Alarmsymptome der Medizin. Neuhausen am Rheinfall, Schweiz: Editions D&F, 2018.
- Fleischmann T. Fälle Klinische Notfallmedizin - Die 100 wichtigsten Diagnosen. München, Deutschland: Elsevier, 2018.
- Stevens DL, Bisno AL, Chambers HF, et al. Practice guidelines for the diagnosis and management of skin and soft tissue infections: 2014 update by the infectious diseases society of America. Clin Infect Dis 2014; 59:147. PubMed
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- Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Viruskrankheiten/Gesellschaft für Virologie. Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. S2k-Leitlinie. AWMF-Leitlinie Nr 093/001, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org
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- Robert Koch-Institut Berlin. RKI-Ratgeber für Ärzte: Syphilis. Stand 25.07.2003. Zugriff 03.08.2020 www.rki.de
- Deutsche Sepsis-Gesellschaft. Sepsis - Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge. AWMF-Leitlinie Nr. 079-001, S3, Stand 2018. www.awmf.org
- Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber: Varizellen. Stand 01.08.2017, Zugriff 03.08.2020. www.rki.de
- Robert Koch-Institut. Infektionskrankheiten A-Z. Herpes-Infektionen (Herpes simplex). Stand 15.08.2016, Zugriff 03.08.2020. www.rki.de
- European guideline for the management of genital herpes. IUSTI/WHO European STD guidelines Editorial Board, Stand 2017. iusti.org
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. Systemischer Lupus erythematodes. AWMF-Leitlinie Nr. 060-008, S3. Abgelaufen, angemeldetes Leitlinienvorhaben. www.awmf.org
- Altmeyer P. Erythema nodosum. Online-Enzyklopädie der Dermatologie. Stand 06.10.2019. Zugriff 03.08.2020. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Fieber unklarer Genese. AWMF-Leitlinie Nr. 027-053, Stand 2013 (abgelaufen, keine Neuauflage angekündigt)
- Robert Koch-Institut: Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. Zugriff 15.5.2017. edoc.rki.de
Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).