Chronische Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung)

Was ist eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung?

 

Nebenhöhlen
Nebenhöhlen

Definition

Bei den Nebenhöhlen handelt es sich um luftgefüllte Hohlräume in den die Nase umgebenden Knochen. Sie sind mit einer dünnen Schleimhaut ausgekleidet, die normalerweise geringe Mengen eines Sekrets absondert. Alle Nebenhöhlen sind über je eine enge Öffnung mit der Nasenhöhle verbunden. 

Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) schwellen die Schleimhäute von Nase und Nebenhöhlen an. Das produzierte Sekret wird zunehmend zähflüssig und kann schließlich nicht mehr richtig aus der Nase abfließen, daher verstopfen im Verlauf oft die Verbindungsgänge zwischen Nase und Nebenhöhlen. Der dadurch erhöhte Druck in den Nebenhöhlen wird als Schmerz wahrgenommen.

Nasennebenhöhlenentzündungen werden nach ihrer Dauer unterteilt: Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung dauert weniger als 12 Wochen. Von rezidivierenden (wiederkehrenden) Nasennebenhöhlenentzündungen wird bei mindestens 4 akuten Episoden pro Jahr gesprochen, wenn sich die Symptome zwischenzeitlich vollständig zurückbilden. Eine Nasennebenhöhlenentzündung gilt als chronisch, wenn sie trotz Behandlung nach 3 Monaten noch nicht ausgeheilt ist. 

Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Formen der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung:

  • Ohne Nasenpolypen; dies ist die häufigste Form.
  • Mit Vorhandensein von Nasenpolypen; hierbei handelt es sich um kleine Ausstülpungen der Nasenschleimhaut. 

Symptome

Typisch für eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung sind eine dauerhaft verstopfte Nase und ein anhaltender Ausfluss von Nasensekret. Dadurch kann die Nasenatmung behindert sein. Meist treten auch pochende Schmerzen im Bereich von Wangen und/oder Stirn auf, die beim Vorbeugen stärker werden. Bei manchen Betroffenen lässt der Geruchssinn nach. Auch Zahnschmerzen im Bereich des Oberkiefers können auftreten. Wegen der anhaltenden Beschwerden können die Betroffenen oft schlecht schlafen, manche schnarchen auch.

In der Regel besteht kein Fieber, manchmal ist die Temperatur leicht erhöht. Hohes Fieber und starke Schmerzen können Anzeichen für eine bakterielle Infektion sein.

Ursachen

Eine chronische Nasenebenhöhlenentzündung kann relativ schnell entstehen, z. B. infolge einer Infektion der oberen Atemwege oder einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung, die nicht ausheilt. Es ist aber auch möglich, dass sich die Erkrankung über einen langen Zeitraum entwickelt.

Bei einer akuten Nebenhöhlenentzündung gelangen Bakterien oder Viren aus der Nase in die Nebenhöhlen. Dies geschieht meist im Zusammenhang mit einer Erkältung. Nach einer solchen akuten Nebenhöhlenentzündung wird Eiter manchmal nicht vollständig aus den Nebenhöhlen abtransportiert, weil die Verbindungsgänge zwischen Nebenhöhle und Nase so eng sind.

Dadurch kann es immer wieder zu Entzündungen kommen, die auf Dauer zu einer Schädigung der Schleimhaut führen können. Wenn die Schleimhaut erst geschädigt ist, sinkt die Widerstandskraft gegen neue Infektionen, und die Entzündung wird chronisch.

Auch Pilze können Ursache einer chronischen Nasenebenhöhlenentzündung sein, insbesondere bei Immunschwäche.

Personen, bei denen es durch Nasenpolypen oder allergischen Schnupfen schneller zu einer Verstopfung von Nase und Nebenhöhlen kommen kann, sind gehäuft von Nebenhöhlenentzündungen betroffen. Auch Passivrauch erhöht das Risiko. Personen mit chronischen Lungenkrankheiten (Asthma, COPD) erkranken ebenfalls häufiger als andere an einer chronischen Sinusitis.

Manchmal besteht darüber hinaus eine Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure oder NSAR.

Häufigkeit

  • Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen treten in höherem Alter häufiger auf.
  • Mehr Frauen als Männer sind davon betroffen.

Untersuchungen

  • Bei der ärztlichen Untersuchung werden die Beschwerden erfragt und die Nase sorgfältig untersucht, meist mittels einer Spiegelung (Endoskopie).
  • Auch Ultraschalluntersuchungen oder eine Computertomografie (CT) der Nebenhöhlen können sinnvoll sein, um das Ausmaß der Entzündung und evtl. weitere Auffälligkeiten der Nebenhöhlen festzustellen.
  • In manchen Fällen ist auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) hilfreich.
  • Blutuntersuchungen dienen dem Ausschluss bestimmter Grunderkrankungen.
  • Besteht der Verdacht auf eine zusätzlich vorliegende Allergie (z. B. Asthma, Heuschnupfen), werden Allergietests durchgeführt.
  • Falls die Erkrankung hartnäckig ist und/oder zusätzliche Beschwerden (z. B. starke Erschöpfung, Sehstörungen) auftreten, erfolgt meist eine Überweisung zu Spezialist*innen (HNO-Praxis).

Behandlung

Die Therapie zielt auf die Linderung der Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität ab. Die wichtigsten Maßnahmen bestehen darin, den Verengungen im Bereich der Nase entgegenzuwirken, eine eventuelle bakterielle Infektion zu heilen und weiteren Komplikationen (wie einer Ausbreitung der Infektion) vorzubeugen.

Medikamente

  • Kortisonhaltige Nasensprays können die Beschwerden wirksam lindern. Sie dämmen die Entzündung der Nasenschleimhaut ein und verringern die Größe von Nasenpolypen.
  • Bei sehr starken Beschwerden wird manchmal auch eine kurzzeitige Einnahme von Kortisontabletten verordnet.
  • Liegt zusätzlich eine Allergie vor, sind Antihistaminika hilfreich.
  • Antibiotika kommen heute nur noch zum Einsatz, wenn eine bakterielle Infektion zu einer deutlichen Verschlechterung und/oder hohem Fieber führt. Auch für Patient*innen mit anderen schweren Grundkrankheiten (v. a. Immunschwäche) ist eine Antibiotikatherapie oft sinnvoll.
  • Abschwellende Nasensprays oder -tropfen können die Beschwerden einer akuten Sinusitis lindern, dürfen aber jeweils nicht länger als eine Woche am Stück angewendet werden. Wenn Sie solche Medikamente zu lange oder zu oft anwenden, kann sich eine sogenannte Arzneimittel-Rhinitis entwickeln, bei der die Nase infolge der abschwellenden Medikamente chronisch verstopft ist.

Operation

  • Wenn sich die Beschwerden trotz konventioneller Therapie nicht bessern, kann ggf. eine operative Entfernung von Polypen erforderlich sein, um die Belüftung der Nebenhöhlen zu verbessern.
  • Manchmal reicht auch ein einfacher Eingriff aus, durch den die Verbindungsgänge zu den Nebenhöhlen erweitert werden.

Weitere Therapien

  • Bei manchen Personen mit chronischer Sinusitis verschlechtern sich die Symptome nach Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) oder anderen ähnlichen Schmerzmitteln (Überempfindlichkeitsreaktion). Ist dies der Fall, sollten Sie diese Medikamente zunächst meiden.
  • Manchmal ist es jedoch möglich, diese Überempfindlichkeit zu durchbrechen, indem gezielt ASS in kleinen Mengen verabreicht wird. Lassen Sie sich dazu ärztlich beraten.

Was können Sie selbst tun?

  • Falls Sie rauchen, ist es in jedem Fall sinnvoll damit aufzuhören.
  • Tägliche Nasenspülungen mit Kochsalzlösung, die den Abtransport von Schleim und anderen Störfaktoren fördern, können die Beschwerden lindern.

Prognose

Die Erkrankung ist chronisch und hat oft einen langwierigen Verlauf. Lässt sich eine Ursache finden und diese behandeln, ist die Prognose gut. Eine angemessene Behandlung kann die Symptome lindern und die Lebensqualität deutlich verbessern. 

Komplikationen können auftreten, wenn sich die Entzündung ausbreitet. Dann können sich u. a. Abszesse bilden.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

 

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Sinusitis, chronische. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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