Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur)

Das Schlüsselbein wird in der Fachsprache als Clavicula bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen leicht S-förmigen Knochen. Das Schlüsselbein verbindet das Brustbein (Sternum) mit dem Schulterblatt (Scapula); der Knochen lässt sich in der Regel zwischen Hals und Schulter gut tasten.

Schlüsselbein

Das Schlüsselbein (Clavicula, Klavikula) ist ein etwa fingerdicker Knochen, der leicht geschwungen zwischen dem oberen Ende des Brustbeins zum Schulterblatt verläuft und auf der Höhe des Schultergelenks endet.

Schlüsselbeinbrüche treten häufig auf, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Mehr als die Hälfte dieser Knochenbrüche wird bei Kindern unter zwölf Jahren diagnostiziert. Es handelt sich in diesen Fällen oft um so genannte „Grünholzfrakturen“. So werden Brüche bezeichnet, bei denen der Knochen nicht ganz abgebrochen ist, sondern die Bruchstücke noch miteinander verbunden sind und durch die intakte Knochenhaut gehalten werden – wie bei einem abgeknickten jungen Zweig eines Laubbaumes. 80 % aller Brüche betreffen das mittlere Drittel des Schlüsselbeins, 15 % das äußere (distale) Drittel und 5 % das innere (mediale) Drittel. Meist entsteht die Fraktur dadurch, dass sich der Betroffene bei einem Sturz mit dem Arm abfangen will oder direkt seitlich auf die Schulter fällt. 

Nachfolgende Illustration zeigt ein normales Schulterskelett (von vorne gesehen):

Schultergelenk Knochenaufbau.jpg

Ursachen und Folgen

Schlüsselbeinbrüche können als Folge von direkten Schlägen auf das Schlüsselbein, seitlichen Stößen gegen die Schulter oder Sturzverletzungen auftreten. Bei Erwachsenen bedarf es einer größeren Kraft, das Schlüsselbein zu brechen. Der Bruch bei Erwachsenen heilt langsamer als bei Kindern und die Gefahr von Komplikationen ist größer. Das Schlüsselbein liegt in der Nähe von großen, tiefer liegenden Blutgefäßen, dem oberen Anteil der Lunge und verschiedenen Nerven (Plexus brachialis). Diese Strukturen können durch Einengung und scharfe Kanten beschädigt werden, wenn die einzelnen Bruchstücke bei einem Schlüsselbeinbruch sich in ihrer Lage verschoben haben.

Diagnostik

Die Diagnose ist in der Regel leicht zu stellen. Ein Schlüsselbeinbruch äußert sich durch Schmerzen an der Bruchstelle, die sich bei Schulter- oder Armbewegungen verschlimmern. Die Verletzten halten den Arm der betroffenen Seite ruhig und führen ihn dicht am Körper, häufig gestützt von der gegenüberliegenden Hand. Dadurch reduzieren sie den Zug des Arms auf die Bruchstelle und verringern dadurch etwas den Schmerz. Die Bruchenden und deren Verlauf sind in der Regel gut zu erkennen bzw. zu tasten. Außerdem ist die betroffene Schulter manchmal schmaler und unsymmetrisch. Ist das mittlere (mediale) Drittel des Schlüsselbeins gebrochen, drückt das Bruchstück oft auf die Haut; es kann zu einer Hautverletzung von innen kommen. Die Ärztin/der Arzt wird die Durchblutung und das Gefühl im Arm überprüfen, um Schäden an den Blutgefäßen und Nerven auszuschließen. Bei akut auftretender Atemnot muss ausgeschlossen werden, dass die Lunge verletzt wurde (Pneumothorax).

Eine Röntgenaufnahme bestätigt die Diagnose. Manchmal ist es sinnvoll, ein weiteres Kontrollbild anfertigen zu lassen. Bei Grünholzfrakturen ist ein Bild in der Regel ausreichend.

Um die Diagnose noch genauer zu stellen und über eine geeignete Therapie zu entscheiden, wird in der Regel eine Fachärztin/ein Facharzt (Orthopädie) hinzugezogen.

Therapie

Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist der beschädigte Körperteil ruhig zu stellen. Dazu empfiehlt sich die Verwendung einer Schlinge.

Angestrebt wird eine bestmögliche Heilung der Fraktur. Die Therapie ist fast immer konservativ, das heißt, es erfolgt kein operativer Eingriff. Bei Frakturen in günstiger Position sowie Grünholzfrakturen im Kindesalter wird der Arm in einer Schlinge ruhig gestellt, um die Schmerzen zu lindern. Früher wurden sogenannte Rucksackverbände angelegt, die heute aber kaum noch verwendet werden. Der Rucksackverband ist im Vergleich zur Schlinge nicht nur unbequemer, sondern führte auch häufiger zu Komplikationen und verbessert weder das funktionelle noch das kosmetische Ergebnis.

Die Tragedauer der Schlinge sollte möglichst kurz sein, normalerweise reichen 1 bis 2 Wochen bei Kindern. Bei Erwachsenen dauert die Therapie meist länger (etwa 4–6 Wochen). Sobald die Schmerzen nachlassen, kann man bei einem Bruch im mittleren Klavikuladrittel mit vorsichtigen Bewegungen im Ellenbogen beginnen. Normale Alltagsbewegungen sollten erst nach Verheilen der Fraktur erfolgen, Sport und andere Belastung erst nach etwa 12 Wochen. Eine nachfolgende Röntgenkontrolle ist meist nicht erforderlich. Sie wird nur durchgeführt, wenn unsicher ist, ob der Bruch operiert werden muss. Grünholzfrakturen müssen oft nicht kontrolliert werden.

Eine Operation wird bei erheblichen Fehlstellungen durchgeführt, sowie wenn Gefahr besteht, dass ein Bruchende durch die Haut schneidet oder Anzeichen auf Schäden an Blutgefäßen und Nerven vorliegen. Auch bei ausbleibender Heilung (Pseudoarthrose) kann eine Operation erforderlich sein. Ebenfalls wird eine Operation in Erwägung gezogen, wenn der äußere Teil des Schlüsselbeins gebrochen ist und eine Fehlstellung vorliegt. Bei einer Operation werden die Bruchenden mit einer Platte und Schrauben in der richtigen Position fixiert. 

Wiederaufnahme der normalen Aktivitäten

Mit Pendelübungen und Übungen für das Ellenbogengelenk sollte begonnen werden, sobald der Schmerz es zulässt. Verwenden Sie eine Armschlinge. Mit Schulterbewegungen sollte erst nach einiger Zeit wieder begonnen werden. Krafttraining (Sport) darf jedoch erst einige Wochen nach dem Abheilen des Bruchs wieder aufgenommen werden. Lassen Sie sich dazu am besten von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt beraten, weil hier die Art, Schwere und Lokalisation des Bruchs mitentscheidend sind. 

Die Prognose ist gut, aber hängt auch von der Art des Bruchs ab sowie vom Alter der verletzten Person und dem Risiko für neue Verletzungen. Besserung tritt bei Erwachsenen in der Regel innerhalb von 4–6 Wochen ein. Bei Kindern ist der Heilungsprozess schneller. Eine starke Kallusbildung (Knorpel als Vorstufe des neuen Knochens) kann auftreten, das heißt, die Bruchstelle schwillt an. Mit der Zeit klingt die Schwellung jedoch von selbst wieder ab.

Normalerweise können die Patienten innerhalb weniger Wochen ihre normalen täglichen Aktivitäten wieder aufnehmen. Nicht-Kontaktsportarten können etwa 6 Wochen nach der Verletzung wieder betrieben werden. Patienten, die Kontaktsportarten ausüben, sollten jedoch 2–4 Monate warten, damit sichergestellt ist, dass der Knochen wieder vollständig verheilt ist. Sportler, deren Bruchstelle mit Platte und Schrauben fixiert wurde, können ebenfalls nach einigen Wochen wieder körperlich aktiv sein. Es ist wichtig, dass Sie den Trainings- und Belastungsempfehlungen Ihrer Ärzte folgen.

Komplikationen

Im Verhältnis zur großen Anzahl an Schlüsselbeinbrüchen treten nur selten Komplikationen auf. Recht häufig ist allerdings ein etwas verkürzter Schultergürtel nach einer konservativen Therapie. Zu den akuten Komplikationen zählen Nerv- und Gefäßschäden in der Umgebung des Bruchs sowie gegebenenfalls auch Pneumothorax, wenn die Bruchenden das Lungengewebe verletzen. Eine Pseudoarthrose, also ein instabil verheilter Bruch, tritt eher bei Erwachsenen auf und meist bei einer Fraktur am seitlichen Ende der Klavikula. Im Einzelfall kann die Heilung zu Fehlstellungen oder Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk führen, die später operiert werden müssen.

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Autoren

Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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