Prüfungsfall 10: Geriatrie, Betreuung

Die Nachbarn einer 76-jährigen Patientin, die Sie bereits ein halbes Jahr nicht mehr in Ihrer Praxis gesehen haben, rufen Sie an: Die Frau sei hilflos und habe keine Verwandten, die sich um sie kümmern würden. Sie verlasse nur noch selten die Wohnung und lasse auch niemanden hinein. Es rieche bis ins Treppenhaus nach Urin.
Bekannt sind Ihnen eine erhebliche Adipositas (128 kg/170 cm), Gonarthrose und degenerative Wirbelsäulenbeschwerden, Hypertonie, Z. n. Urosepsis von 3 Jahren, Urininkontinenz.
Dauermedikamente (zuletzt verordnet vor 4 Monaten auf telefonische Bestellung):
Metoprolol succ. 95mg 1 x 1, Enalapril 10 mg 1 x 1, Furosemid 40 mg 2 x 1, Spironolacton 25

Bitte beantworten Sie mithilfe der Artikel Akute Verwirrtheit, Geriatrische Untersuchung, Demenz – Verhaltensstörungen und psychische Symptome die folgenden Fragen:

  1. Was müssen Sie beim Telefongespräch mit den Nachbarn beachten?
    • ärztliche Schweigepflicht
    • mutmaßlicher Wille der Patientin
  2. Ist die Indikation für den Hausbesuch gegeben? Erläutern Sie dies kurz.
  3. Welche Möglichkeiten haben Sie, wenn die Patientin Sie beim Besuch wieder wegschickt oder Ihnen erst gar nicht öffnet? Mit welchen Institutionen können Sie Kontakt aufnehmen?
  4. Erläutern Sie, in welchem Fall Sie auch ohne Auftrag der Patientin handeln können, und welche Voraussetzungen Sie beachten müssen?
    • Wenn die Betroffene ihren Willen nicht äußern kann, ärztliches Handeln entsprechend dem mutmaßlichen Willen der Patientin.
    • Einrichtung einer gesetzlichen Betreuung (Amtsgericht)
    • bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung Unterbringung in psychiatrischer Klinik nach Unterbringungsgesetz

Prüfungsvorbereitung mit Deximed

Wenn Sie an dieser Stelle eine vorgegebene Antwort erwarten, bedenken Sie bitte:

  • dass die Facharztprüfung ein Fachgespräch ist, bei dem auch differierende ärztliche Ansichten begründet vertreten werden können, und nicht ein Abfragen von Faktenwissen.
  • dass deutschlandweit vielen verschiedenen Prüferinnen und Prüfern je nach Vorlieben und auch eigenem Vorwissen unterschiedliche Punkte wichtig sind.
  • dass medizinisches Wissen stets im Fluss und häufig nicht mit ausreichender Evidenz belegt ist, als dass redlicherweise immer eindeutig „richtige“ Antworten zu geben wären (wohl aber eindeutig falsche).

Die beste Quelle für aktuelles, evidenzbasiertes und umfassendes Wissen, auch und gerade für die Facharztprüfung, sind immer noch die Deximed-Artikel, in diesem Fall:

Autoren

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Regina Beverungen, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Höxter-Lüchtringen

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