Ab und zu kommt es vor, dass man zufällig ein Herzgeräusch hört, bei Erwachsenen etwa beim Check-up, aber auch manchmal, wenn man ein Kind mit einem fieberhaften Infekt auskultiert. Wenn das Herzgeräusch bisher unbekannt war, bzw. keine passende Dauerdiagnose existiert, stellt sich die Frage, ob man die Patienten jetzt zum Kardiologen zur Echokardiographie schicken soll oder nicht. Da bei 30–60 % der älteren Patienten und bei bis zu 50 % der herzgesunden Kinder und Jugendlichen im Laufe ihrer Entwicklung ein Herzgeräusch auftreten kann, ist die Frage, welche Überweisungen unnötig sind, durchaus relevant. Unsere Artikel zu Herzgeräuschen bei Kindern und bei Erwachsenen können hier weiterhelfen.
In Zusammenschau mit den klinischen Befunden, der Vorgeschichte und der Familienanamnese haben Hausärzte eine relativ hohe Treffsicherheit bei der Unterscheidung akzidenteller von abklärungsbedürftigen Herzgeräuschen. Akzidentelle Herzgeräusche sind systolisch (oder im Falle von Nonnensausen systolisch-diastolisch), selten lauter als 3/6, ohne Fortleitung oder Schwirren und manchmal im Liegen lauter. Sie kommen beispielsweise bei Fieber, Anämie, Hyperthyreose, in der Schwangerschaft oder bei körperlicher Belastung vor. Verdächtig sind diastolische, holosystolische, spätsystolische oder kontinuierliche Geräusche, die lauter als 3/6 sind.
Bei Kindern im Schulalter werden selten angeborene Herzfehler entdeckt. Im Vordergrund stehen eher Myokarditiden oder Kardiomyopathien. Von den angeborenen Herzfehlern sind am häufigsten der mit einem Systolikum einhergehende Ventrikelseptumdefekt, der systolisch-diastolisch hörbare persistierende Ductus arteriosus und der ebenfalls zu einem Systolikum führende Vorhofseptumdefekt. Seltenere, schwerwiegende Herzfehler, wie beispielsweise die Transposition der großen Arterien, der Truncus arteriosus communis oder das hypoplastische Linksherzsyndrom werden heutzutage oft pränatal, spätestens aber kurz nach der Geburt, festgestellt.
Bei Erwachsenen, mit zunehmender Inzidenz im mittleren bis höheren Lebensalter, treten degenerative oder rheumatische Klappenveränderungen in den Vordergrund. Je nach Schwere der Klappenfunktionsstörung kommt es zu Symptomen einer Herzinsuffizienz. Ein frühes Zeichen ist oft ein Leistungsknick. Bei einem Systolikum mit entsprechender Klinik ist an eine Aortenklappenstenose, eine Mitralinsuffizienz aber auch an eine hypertroph obstruktive Kardiomyopathie zu denken. Ein Diastolikum kann auf eine Aorteninklappensuffizienz oder eine Mitralstenose hinweisen.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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