Laut Bericht des Deutschen Ärzteblatts über den „Bürokratieindex“ verbringen niedergelassene Ärzte umgerechnet 60 Arbeitstage im Jahr mit Bürokratie. Das entspricht rund 4.000 Arztstellen, eine wirklich deprimierende Rechnung. Eine der Hauptursachen seien Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, die es in anderen europäischen Ländern in dieser Form gar nicht gibt. So müssen Patienten mit banalen Atemwegsinfekten oder Magen-Darm-Infektionen nicht überall nur aus bürokratischen Gründen einen Arzt aufsuchen.
Auch die Zahlen des Ärztemonitors 2018 machen nachdenklich: Über 35 % der niedergelassenen Hausärzte geben an, ausgebrannt zu sein, oder stimmen der Frage nach Ausgebranntsein eher zu. Eher unzufrieden oder sehr unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen sind 21 % der Hausärzte. Aber 90 % sind mit ihrer Arbeit an sich zufrieden oder sehr zufrieden, und 98 % stimmen voll und ganz oder zumindest eher zu, dass sie ihre Arbeit nützlich und sinnvoll finden. Nur 12 % würden diesen Beruf nicht noch einmal ergreifen. Das heißt also, dass der Beruf der Hausärzte sehr befriedigend ist, aber an den Rahmenbedingungen wohl etwas verbessert werden sollte. Im Mittel werden von den Hausärzten 51,1 Patienten täglich behandelt. 62 % der Hausärzte finden, dass ihnen für die Behandlung der Patienten nicht ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Und hier schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Bürokratieindex. Ein Zusammenhang liegt nahe.
Insgesamt kann man hier empirischen Daten entnehmen, dass die Attraktivität einer hausärztlichen Tätigkeit durch äußere Faktoren beeinträchtigt wird. Zwar sind 72 % der Hausärzte mit ihrem monatlichen Einkommen sehr zufrieden oder eher zufrieden. Daran kann es also eher nicht liegen. Aber die Arbeitsbelastung ist hoch und die Zeit für die einzelnen Patienten auf Dauer zu gering. Unklar ist, ob die geplante und ohnehin zunehmende Digitalisierung hier eine Erleichterung bringt oder nur zusätzliche Arbeit.
Alle fragen nach den Gründen für einen Hausärztemangel und diskutieren, wie man die hausärztliche Tätigkeit attraktiver machen könnte. Hier wäre einer der Angriffspunkte. Ist man naiv, wie jemand, der noch an das Christkind oder den Weihnachtsmann glaubt, wenn man hofft, dass sich hier endlich einmal etwas bessert?
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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