Es gibt in der Medizin nicht viel, wofür die Evidenz so klar ist, wie für die Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens. Trotzdem ist in Deutschland bis 2020 weiterhin Außenwerbung und Kinowerbung für Tabakprodukte erlaubt. In allen anderen EU-Ländern ist das verboten. Man kann jetzt lange spekulieren: Liegt es an den Tabaksteuereinnahmen, liegt es an Lobbyismus oder beidem? Egal, was die Antwort ist, wir Ärzte sehen täglich die gesundheitlichen Folgen des Rauchens und müssen immer wieder zeitaufwändige Gespräche zur Tabakentwöhnung führen.
Jeder von uns kennt schwerkranke COPD-Patienten, die gegen alle Vernunft weiter rauchen. Nikotinabhängigkeit kann also so stark sein, dass es für viele Raucher einfach unmöglich erscheint, das Rauchen einzustellen. Warum dann die Suchtprävention hierzulande weiterhin durch Werbung untergraben wird, die sich auch noch besonders an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, ist schwer verständlich.
Die Folgen sind unüberschaubar, da Rauchen ein Risikofaktor für viele Krebserkrankungen und kardiovaskuläre Erkrankungen ist. Besonders klar ist der Zusammenhang beim Bronchialkarzinom, das eine viel zu häufige Todesursache in Deutschland ist. Auch das Larynx- und das Mundhöhlenkarzinom sind eindeutig mit dem Rauchen assoziiert.
Dass Rauchen als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wesentlich zur Entstehung von pAVK, Myokardinfarkten und Schlaganfällen beiträgt, wird von niemandem mehr angezweifelt. Das Leid und die Kosten für die Allgemeinheit, die durch das Rauchen verursacht werden, sind so groß, dass es wirklich an der Zeit ist, dass auch auf Deutschlands Straßen keine gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens mehr vermittelt wird.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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