In der Umgebung von Fabriken der pharmazeutischen Industrie im indischen Hyderabad wurden große Mengen an Antibiotika und multiresistenten Keimen in Flusswasser nachgewiesen. Das ist nicht nur eine Umweltkatastrophe von lokaler Bedeutung, sondern durch die Billigproduktion von Antibiotika für internationale Pharmaunternehmen verursacht, deren Produkte wir Ärzte täglich verordnen. Zeit, sich noch einmal Gedanken über Ursachen und Folgen von Multiresistenz in unserem Alltag zu machen, siehe hierzu MRSA in der ambulanten Versorgung und MRSA in Pflegeeinrichtungen.

Die Verordnung von Antibiotika, insbesondere von Cephalosporinen und auch Fluorchinolonen, führt zu einer erhöhten Anzahl von Resistenzen und vermehrtem Auftreten von Clostridium-difficile-Colitis. Im europäischen Vergleich ist die Menge der in Deutschland im ambulanten Bereich verordneten Antibiotika laut Deutschem Ärzteblatt unterdurchschnittlich. Der Gebrauch von oralen Cephalosporinen und Fluorchinolonen ist jedoch immer noch weit verbreitet, und das, obwohl diese Substanzklassen in keiner der einschlägigen Leitlinien zu respiratorischen Infekten und Harnwegsinfekten als Mittel der ersten Wahl genannt sind. Ein an den Leitlinienempfehlungen orientiertes Verordnungsverhalten beispielsweise zur Therapie der unkomplizierten Zystitis der Frau und der Pneumonie dürfte zu einem Rückgang der Verordnungen dieser problematischen Substanzen führen, ebenso natürlich der Verzicht auf Antibiotika bei respiratorischen Infekten (Erkältung).

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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