Vor knapp zwei Jahren habe ich anlässlich des UN-Klimagipfels in Bonn 2017 an dieser Stelle auf die Folgen des Klimawandels und den Handlungsbedarf aus ärztlicher Sicht hingewiesen (Klimawandel: wir Ärzte sollten dazu etwas sagen). In der Zwischenzeit hat sich zwar am weltweiten Klimawandel nichts geändert, aber das Thema ist deutlich in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt und wird auf allen Kanälen diskutiert. Somit ist doch schon einmal ein kleiner Fortschritt eingetreten.
Dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat und damit auch für uns Ärzte eine Herausforderung darstellt, dürfte spätestens seit den jüngsten Hitzewellen allen klar sein. Im Deutschen Ärzteblatt vom 5. August 2019 haben sich deshalb mehrere Artikel mit den Folgen der Erderwärmung hierzulande auseinandergesetzt. Eine Hochrechnung auf der Basis von Daten aus der Region Augsburg kommt zu dem Schluss, dass aufgrund des klimawandelbedingten Temperaturanstiegs mit erhöhten hitzebedingten Herzinfarktraten zu rechnen ist, falls das Ziel des Pariser Klimaabkommens einer Eindämmung des weltweiten Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad nicht erreicht wird. Eine große Studie findet eine Assoziation von postoperativen Wundinfektionen mit warmem Wetter. Außerdem zeigt eine Übersichtsarbeit die Gefahren und Therapiemaßnahmen bei anstrengungsbedingter Überhitzung auf. Im Zuge des Klimawandels nimmt die Zahl der Hitzetoten zu. In Europa wird sie mittlerweile auf 25.000 pro Jahr geschätzt. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in unseren Artikeln Hitzschlag, Akutbehandlung und Hitzeschäden.
Das ebenfalls im August in den Medien berichtete erstmalige Auftreten von Fleckfieber in Deutschland, das von einer eingewanderten tropischen Zeckenart übertragen wird, erinnert uns daran, dass auch andere krankheitsübertragende tropische Insekten und Spinnentiere bereits in Europa heimisch geworden sind: beispielsweise die asiatische Tigermücke, die Dengue-Fieber und das Chikungunya-Virus übertragen kann. Der Klimawandel wird voraussichtlich noch zahlreiche weitere Veränderungen mit sich bringen, die die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen können. Erwähnt sei hier auch eine Steigerung des Pollenflugs, der mit einer Zunahme von allergischer Rhinitis und Asthma einhergehen dürfte.
Dass aus medizinischer Sicht dringender Handlungsbedarf besteht, liegt auf der Hand. Wir Ärzte müssen aktiv werden. Wir haben die Kompetenz und das Fachwissen, um über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu informieren und aufzuklären und das sollten wir auch tun. Die Kinder und Jugendlichen von Fridays for Future haben allen vorgemacht, wie viel Aufmerksamkeit man mit Protest erreichen kann. Inzwischen gibt es Initiativen von Eltern, Wissenschaftlern und Ärzten, die sich dieser Bewegung anschließen, sei es als Parents for Future, Scientists for Future oder Health for Future. Wir, die Mitarbeiter und die Redaktion von Deximed, nehmen am globalen Klimastreik am 20.09.2019 teil und laden Sie dazu ein, dasselbe zu tun!
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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