TSH: Krankheitsdefinition aus dem Labor?

In unserer Praxis wird der TSH-Wert relativ oft bestimmt, nämlich bei allen Patientinnen und Patienten, die sich in letzter Zeit „irgendwie müde“ gefühlt haben. Wie viele andere Anbieter hat auch unser Labor die Obergrenze des Normbereichs für TSH-Werte bei 2,5 mU/l definiert. Mir war nie ganz wohl bei der Sache, da ich von anderen Arbeitsstellen einen größeren Normbereich kannte. Die neue DEGAM-Leitlinie „Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis“ legt sich hier erfreulicherweise eindeutig fest: erhöht ist erst ein TSH-Wert > 4,0 mU/l. Unsere Artikel subklinische (latente) Hypothyreose und Hypothyreose wurden inhaltlich an die neue Leitlinie angepasst.

Ein verkleinerter TSH-Normbereich führt dazu, dass mehr Patienten für latent hypothyreot erklärt werden. Bei einer größeren Anzahl an Patienten werden weitere Laborwerte bestimmt, wie TPO-Antikörper, Thyreoglobulin-Antikörper und fT4. Schilddrüsensonographien werden häufiger durchgeführt (die nach DEGAM-Leitlinie bei erhöhtem TSH-Wert verzichtbar sind), und schließlich nehmen mehr Patienten dauerhaft L-Thyroxin ein. Ich kann nur hoffen, dass damit nicht die Gründe für die Festlegung eines kleineren Normbereichs aufgezählt sind. Auch wenn man den Patienten erklärt, dass ihr Wert normal ist, obwohl er auf dem Laborzettel als pathologisch markiert ist, bleibt bei Einzelnen doch eine gewisse Verunsicherung.

Auch bei weniger engen Normgrenzen für den TSH-Wert sind und bleiben Schilddrüsenerkrankungen häufig, gerade in unseren Breiten. Deswegen möchte ich Ihnen die Lektüre unserer Artikel Struma und Schilddrüsenknoten, Knotenstruma, Jodmangel, subklinische (latente) Hyperthyreose und Hyperthyreose empfehlen.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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