Fast täglich kommen Patienten in die Hausarztpraxis, die über Schlafprobleme (Insomnie) klagen. Viele von ihnen möchten eigentlich gar keine genauen Angaben zu Schlafgewohnheiten, Begleiterkrankungen und sonstigen Lebensgewohnheiten abgeben. Am liebsten ist den meisten eine sofortige medikamentöse Behandlung. Gerne wird „etwas Leichtes" gefordert, das aber schon helfen sollte. Andere Patienten wissen schon, dass nur ein Medikament helfen kann, meistens fängt der Name mit „Z" an. Für die in den Leitlinien empfohlene kognitive Verhaltenstherapie als Therapie der ersten Wahl sind die wenigsten Patienten bereit. Gute Ärzte sollten das Schlafproblem einfach sofort lösen können.
Für ein ausführlicheres Gespräch über die genaue Ausprägung der Schlafstörung und etwaige Begleiterkrankungen und -erscheinungen sollte aber schon die Zeit sein. Dies gilt auch bei Patienten, die gewohnheitsmäßig ein Schlafmittel wollen, besonders weil in Deutschland Schlafmittel nur für eine Anwendung über vier Wochen zugelassen sind. Grundsätzlich ist das Führen eines Schlaftagebuchs sinnvoll. Von einer Beratung zur Schlafhygiene können alle Patienten mit Schlafproblemen profitieren.
Um den Patienten gezielt und nicht nur mit einer symptomatischen Behandlung helfen zu können, ist eine Ursachensuche und Eingrenzung der Art der Schlafstörung erforderlich: Gerade bei jüngeren Patienten ist das Syndrom der verzögerten Schlafphase eine häufige Form einer Insomnie. Zu den häufigsten Ursachen generell gehören psychische Erkrankungen, wie eine Depression (siehe auch Depression im Alter) oder eine Manie bei bipolarer affektiver Störung. Nächtliche Wadenkrämpfe oder Restless Legs können den Schlaf massiv beeinträchtigen. Auch eine Hyperthyreose kann zu einer Schlafstörung führen. Natürlich liegen manchmal auch ganz banale Gründe vor, wie beispielsweise eine ungenügende Verdunklung des Schlafzimmers oder Schnarchen des Partners. Hilfreich für fast alle ist eine gesteigerte körperliche Aktivität, aber nicht zu spät am Abend (Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit). Vielleicht kann so mithilfe von allgemeinen Maßnahmen und der Behandlung von Grunderkrankungen der Griff zum Rezept vermieden oder zumindest verzögert werden.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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