Was haben Palpitationen, Brustschmerzen, Dyspnoe und Schwindel gemeinsam? Sie können Symptome einer schweren kardiovaskulären Erkrankung, aber auch einer Panikattacke sein. Und genau hier liegt die Crux: Wer kann das unterscheiden und wie? Dass Panikstörungen häufig mit schweren Depressionen, sozialer Phobie, generalisierter Angststörung oder Zwangsstörungen einhergehen, bedeutet ja nicht, dass Patienten mit derartigen psychischen Grunderkrankungen nicht auch einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie haben können. Einerseits müssen Hausärzte also die Betroffenen davor bewahren, in einer Notfallsituation nicht ernst genommen zu werden, andererseits vor wiederholter Überdiagnostik schützen, die eine Panikstörung verstärken kann.
In unserem aktuell überarbeiteten Artikel Panikstörung wird die Basisdiagnostik zum Ausschluss einer organischen Ursache bei bisher nicht bekannter Panikstörung dargestellt. Neben einer körperlichen Untersuchung inklusive Blutdruckmessung und Auskultation von Herz und Lunge sollten Blutbild, Blutzucker, Elektrolyte und TSH untersucht werden und ein EKG gemacht werden. Zusätzliche Untersuchungen sollten nur bei weiter bestehendem Verdacht auf eine körperliche Grunderkrankung erfolgen. Oft deutet eine typische Anamnese mit kurzen wiederkehrenden Attacken und Beschwerdefreiheit in den Intervallen schon in die richtige Richtung.
Unsere Aufgabe ist es, die für die Patienten individuell passenden Therapieoptionen zu finden und zu ermöglichen. In der Regel ist eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) indiziert, die auch mit einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva ergänzt werden kann. Auch wenn nach diesen Therapieoptionen immer wieder gefragt wird: Benzodiazepine sind nicht zu empfehlen (höchstens kurzzeitig in Kombination mit Antidepressiva), und der Nutzen von Cannabinoiden ist bei dieser Indikation weiterhin unklar. Für die meisten alternativmedizinischen Methoden fehlen ebenfalls eindeutige Wirksamkeitsnachweise.
Wichtig sind in jedem Fall Verhaltensempfehlungen im Falle einer Panikattacke. Neben dem Rückatmen in eine Tüte bei Hyperventilation sollen die im Rahmen der KVT erlernten Kognitionen und Entspannungstechniken angewandt werden. Auch wir Hausärzte sollten immer im Hinterkopf behalten, dass ein Fünftel der Patienten mit Panikstörung mindestens einmal einen Suizidversuch verüben. Deswegen ist es wichtig, dass die Patienten wissen, dass wir als niederschwellig erreichbare Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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