Vor einigen Tagen hat die STIKO beschlossen, die Impfung gegen HPV (Humanes Papillomavirus) auch für alle Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen. Eine Nachholimpfung soll bis zum Alter von 17 Jahren erfolgen. Offiziell gültig wird die Empfehlung erst mit der Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 36/2018 (also voraussichtlich September 2018). Außerdem muss erst ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vorliegen. Der Impfstoff selbst ist bereits für die Anwendung bei Jungen zugelassen.
Damit wird auf die Studienlage reagiert, die eine gut dokumentierte Wirkung des neunvalenten Impfstoffes gegen Condylomata acuminata, auch beim nichtgeimpften Partner, belegt. Safer Sex bietet keinen absoluten Schutz vor einer HPV-Infektion. Das gilt besonders auch bei der Übertragung von STDs zwischen Männern, die Sex mit Männern haben. Auch bei der Entstehung von Analkarzinomen, Peniskarzinomen und Oropharynxkarzinomen spielen Infektionen mit HPV eine große Rolle. Zur Frage, in welchem Ausmaß diese Erkrankungen durch eine Impfung gegen HPV verhindert werden können, ist die Studienlage noch nicht eindeutig. Wie man während der Wartezeit bis zur endgültigen Empfehlung der Impfung und einer garantierten Kostenübernahme durch die Krankenkassen Patienten beraten soll, ist nicht ganz klar. Da in der Wartezeit bis dahin sehr viele Kinder in der Zielgruppe ihren 15. Geburtstag erreichen werden, ist es jedenfalls positiv, dass auch eine Nachholimpfung empfohlen wird.
Auch bei der ursprünglichen gynäkologischen Impfindikation gibt es Neuigkeiten: Die Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung in der Prävention des Zervixkarzinoms und von Zervix-Präkanzerosen wurde durch einen aktuellen Cochrane Review umfassend belegt. Dadurch wird der Stellenwert der bei der Einführung auch durchaus skeptisch beurteilten Impfung in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich gestärkt. Das Screening im Rahmen der Früherkennungsrichtlinie soll sich laut G-BA in den kommenden Jahren grundlegend ändern: Neben der jährlich angebotenen zytologischen Untersuchung soll bei Frauen ab 35 Jahren auch eine HPV-Testung erfolgen. Bei unauffälligen Befunden soll in dieser Altersgruppe nur noch 3-jährlich eine Untersuchung durchgeführt werden. Durch den HPV-Test wird die Sensitivität der Untersuchung deutlich erhöht. Bis dieses Screeningkonzept aber deutschlandweit eingeführt wird, muss es erst von den GKV-Spitzenverbänden und den beteiligten Fachgesellschaften geprüft werden und eine 6-jährige Testphase durchlaufen.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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