2017 erschien die interdisziplinäre S3-Leitlinie zur unkomplizierten Harnwegsinfektion. Jetzt hat die DEGAM mit ihrer eigenen neuen S3-Leitlinie „Brennen beim Wasserlassen“ den Fokus auf die Situation in der Hausarztpraxis gelegt. In unseren Artikeln Dysurie bei Frauen, Unkomplizierte Zystitis bei Frauen, Dysurie bei Männern und Harnwegsinfekt bei Männern wurden die neuen Empfehlungen insbesondere in Hinblick auf die Diagnostik berücksichtigt. Auch die genaue und praxisgerechte Darstellung der Unterschiede zwischen „unkompliziertem“ und „kompliziertem“ Harnwegsinfekt haben wir aus der Leitlinie übernommen.
Wegen des erhöhten Risikos einer Pyelonephritis steht die symptomatische Behandlung der unkomplizierten Zystitis mit Ibuprofen nicht mehr als gleichwertige Empfehlung neben der antibiotischen Therapie. Laut der neuen Leitlinie „kann sie bei leichten/mittelgradigen Beschwerden erwogen werden“. In den Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der asymptomatischen Bakteriurie, der asymptomatischen Bakteriurie in der Schwangerschaft, der Harnwegsinfekte bei Schwangeren und der Pyelonephritis überschneiden sich die DEGAM-Leitlinie und die interdisziplinäre Leitlinie stark. Für diese Problemstellungen ergaben sich nur wenige Änderungen der Handlungsempfehlungen in unseren entsprechenden Kapiteln.
Was bisher fehlte, waren Leitlinienempfehlungen für Situationen, die in der Hausarztpraxis, beim Hausbesuch oder bei Pflegeheimbesuch häufig vorkommen. In der neuen Leitlinie werden jetzt auch klare Handlungsempfehlungen für die Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfekten bei geriatrischen Patienten und bei Patienten mit Dauerkatheter gegeben. Im deutschsprachigen Raum gab es bisher auch keine gültige Leitlinie zu Harnwegsinfekten bei Kindern. Diese Lücke wird nun von der DEGAM-Leitlinie insoweit gefüllt, als dass hier Empfehlungen für das Vorgehen in der hausärztlichen Praxis gegeben und Indikationen zur spezialisierten pädiatrischen Mitbehandlung aufgezeigt werden. Bei Kindern jenseits der Pubertät können laut Leitlinie die diagnostischen und therapeutischen Empfehlungen für Erwachsene angewendet werden.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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