Bei den allermeisten Patienten mit Symptomen eines viralen Infekts – geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen, Fieber und evtl. Hautausschlag – kommen wir nicht auf die Idee, einen HIV-Test zu empfehlen. Vor allem bei Angehörigen einer Risikogruppe, wie zum Beispiel bei afrikanischen Migranten oder homosexuellen Männern, sollten wir aber auch an HIV und AIDS denken und dieses Thema mit Feingefühl ansprechen.
Entgegen der allgemeinen Annahme ist ein HIV-Test durchaus eine Kassenleistung, wenn aufgrund der klinischen Symptomatik eine HIV-Infektion nicht auszuschließen ist, also der Verdacht auf eine meldepflichtige Erkrankung besteht. In den Münchner Ärztlichen Anzeigen wiesen Inhaber von HIV-Schwerpunktpraxen im Mai darauf hin, dass wir Hausärzte öfter auf HIV testen sollten und dass die HIV-Therapie heutzutage für die Patienten kaum belastend und äußerst effektiv ist. So sind behandelte Patienten, deren Viruslast unter der Nachweisgrenze ist, sexuell nicht mehr ansteckend. Insbesondere auch Migranten, die oft nichts von ihrer Infektion wissen, kann hierzulande optimal geholfen werden.
Der Knackpunkt ist die falsche Zurückhaltung: Oft fällt es schwer, Patienten auf ihre sexuelle Orientierung und ihr diesbezügliches Risikoverhalten anzusprechen. Sexuell übertragbare Krankheiten bei Sex zwischen Männern erscheinen als heikles Thema, werden aber unterdiagnostiziert, wenn man nicht darüber spricht. Unsere Patienteninformation HIV und AIDS mit ihren zahlreichen Links zu weiterführenden Informationen kann Sie im Gespräch unterstützen.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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