Am letzten Wochenende waren wir mit einem Stand auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vertreten, um Deximed auch bei Internisten bekannt zu machen. Zahlreiche interessierte und engagierte hausärztliche Kollegen kamen zu unserem Stand. Deximed war für einen Großteil völlig neu, die wenigsten hatten schon davon gehört. Insgesamt waren die Besucher an unserem Stand sehr angetan von unseren Arzt- und Patienteninformationen. Häufig nachgeschlagene Themen der internistischen Hausarztkollegen waren Borreliose, Vorhofflimmern/-flattern und Antikoagulation. Aber auch in der internistischen Weiterbildung nicht so geläufige Krankheitsbilder, wie Skabies und Rotatorenmanschettenläsion, waren sehr gefragt.
Vereinzelt begegneten wir auf dem Kongress auch tiefsitzenden Vorurteilen über die Fähigkeiten und Aufgaben von Hausärzten. So diskutierte ich mit einer Hausärztin, die den Bedarf aktueller Informationen vehement von sich wies: „Man muss nicht immer auf dem neuesten Stand sein, das ist Quatsch. In der Hausarztmedizin passiert eh nichts Neues, da tut sich nicht viel.“ Auf die Frage nach den Gründen für ihre Meinung führte sie aus: „Man braucht nicht immer neuere Informationen, das kann man ja eh nicht alles wissen. Für die Hausarztpraxis reicht das, auf Kongresse und Fortbildungen zu gehen.“ Ein anderer Kollege antwortete auf meine Frage, ob er Hausarzt sei: „Nein ich bin Diabetologe. Ich hoffe doch, dass ich schon etwas Besseres bin als nur ein Hausarzt.“
Dass Hausärzte von sogenannten „Spezialisten“ oft nicht ernst genommen werden und belächelt werden, ist bekannt und vielleicht auch damit zu erklären, dass man in früheren Zeiten ohne jede Weiterbildung hausärztlich tätig werden konnte. Auf einem Internistenkongress prallen diese Welten aufeinander. Hier sind viele fachinternistische Teilnehmer, die von einigen Hausärzten, auch in einer Reaktion auf jahrzehntelange Abwertung ihres Faches, als „Gebietsärzte“ oder „Organologen“ bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang ist die herablassende Äußerung des Kollegen vielleicht aus einer ewigen Konkurrenz zwischen Hausärzten und „Spezialisten“ noch zu verstehen. Aber dass sich eine hausärztliche Kollegin auf diesem Kongress selbst in ihrer ärztlichen Kompetenz abwertet und ihrem medizinischen Fachgebiet die Komplexität abspricht, ist doch bemerkenswert. Leider spiegelt ihre Ansicht die Haltung vieler hausärztlicher Kollegen wider, die das „Spezialistsein“ fachinternistischer Kollegen ehrfürchtig anerkennen, ohne zu sehen, dass auch wir Hausärzte „Spezialisten“ in unserem Fachgebiet sind und sein müssen.
Die Hausarztmedizin umfasst ein riesiges Gebiet und ist aus mehreren Gründen sehr komplex: Erstens ist es unsere Aufgabe, nicht nur ein Organsystem, sondern den ganzen Menschen mit all seinen verschiedenen medizinischen (z. B. bei Multimorbidität) und menschlichen Aspekten (z. B. bei Demenz) zu behandeln. Zweitens kommen fast alle Patienten zu Beginn einer Erkrankung erst einmal in die Hausarztpraxis, unabhängig davon, ob banalen Symptomen auch eine banale Erkrankung (z. B. eine Erkältung), zugrunde liegt oder die ersten Symptome einer schwerwiegenden oder seltenen Erkrankung (z. B. MS oder Lupus erythematodes). Hausärzte müssen in jedem Fall richtig reagieren und, wenn erforderlich, wissen, wo sie etwas nachschlagen können. Dabei möchte Deximed eine wertvolle Unterstützung sein.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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