Der Deutsche Ärztetag fordert mehr Schutz vor Aggressionen und Gewalt für Ärzte. Hintergrund ist, dass ein Großteil der niedergelassenen Ärzte schon verbale oder körperliche Gewalt durch Patienten in der Praxis oder auf Hausbesuchen erlebt hat. Laut Strafgesetzbuch soll Gewalt gegen Polizisten, Feuerwehr und Rettungsdienstmitarbeiter mit höhreren Strafen sanktioniert werden. Dies gilt jedoch noch nicht für Ärzte und medizinisches Personal.
Wie ist das in unserer Realität? Die meisten haben schon erlebt, dass ein Patient ausfallend wird, weil er seiner Meinung nach zu lange warten musste oder nicht das Medikament bekommen hatte, das er wollte. Oft sind das Patienten mit einer ausgeprägten Anspruchshaltung. Manchmal hat der Patient oder die Patientin aber auch eine bekannte Persönlichkeitsstörung, ist alkoholabhängig, ist im Rahmen einer Demenz verhaltensauffällig, leidet an einer frontotemporalen Demenz, einer akuten Psychose oder einer akuten Verwirrtheit. Hier ist neben professionell deeskalierendem Verhalten auch ärztliche Expertise gefragt. Sehr schwierig im Umgang sind auch manche Suchtpatienten mit drohendem Medikamenten- oder Opioid-Entzugssyndrom. Hier können der Suchtdruck und damit die Forderung nach einem entlastenden Rezept so vehement sein, dass der Patient ein verbal und körperlich bedrohliches Verhalten an den Tag legt. Auch mir wurden in diesem Zusammenhang schon Prügel angedroht.
Oft lassen sich solche Situationen mit einem professionell freundlichen Umgangston und einer bestimmenden Körpersprache ganz gut kontrollieren. Aber ganz ohne schalen Nachgeschmack gehen auch nur verbal bedrohliche Situationen nicht an den Betroffenen, sei es MFA oder Ärzte, vorüber. Was tun, wenn es wirklich mal gefährlich wird? Sollte ein Patientengespräch in der Praxis gewalttätig eskalieren, so ist in der Regel Hilfe durch Kollegen und Mitarbeiter verfügbar, und die Polizei kann schnell alarmiert werden. Aber gerade, wenn man als Frau alleine auf einem Hausbesuch in einer fremden Wohnung ist, sind Bedrohung oder Gewalt durch Patienten extrem gefährlich und auch überfordernd. Wichtig ist hier, dass man sich bei verdächtigen oder unsicheren Situationen schnell zurückziehen und Hilfe holen kann. Auch das Erlernen von einfachen Selbstverteidigungstechniken kann Sicherheit und ein sichtbares Selbstbewusstsein geben, das eventuelle Täter im Vorfeld abschreckt.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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