Patienten mit verschiedenen Erkrankungen und Funktionsstörungen der Schilddrüse gehören zum Alltagsgeschäft in jeder Hausarztpraxis. Häufig sieht man Patientinnen, die sich mit Haarausfall, Gewichtszunahme, Müdigkeit und/oder trockener Haut an uns wenden und gleich selbst vermuten, dass es an der Schilddrüse liege, weil die Schwester oder Mutter ähnliche Probleme habe. Hier lässt sich relativ oft eine subklinische oder manifeste Hypothyreose feststellen, häufigste Ursache hierzulande ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Manchmal gibt es hier Definitionsprobleme, weil zahlreiche Laboranbieter den Normbereich für den TSH-Wert nur bei 2,5 mU/l ansetzen. Hält man sich an gängige Leitlinien, ist ein TSH-Wert > 4 mU/l als erhöht anzusehen.
Ebenfalls immer noch häufig, gerade in Süddeutschland, sind Schilddrüsenknoten und Knotenstrumen. Hier ist diagnostische Zurückhaltung angezeigt, da nahezu alle Schilddrüsenknoten benigne sind, auch die, die größer als 1 cm sind. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass das Diagnostizieren klinisch nicht relevanter Mikrokarzinome nicht zu einer Lebensverlängerung, sondern höchstens zur Verunsicherung und Belastung des Patienten führen kann. Bei Vorliegen von Red Flags, z.B. verdächtiger Sonografiebefund oder schnelles Wachstum, soll selbstverständlich eine erweiterte Diagnostik (Szintigrafie, Feinnadelbiopsie) zum Ausschluss eines Schilddrüsenkarzinoms erfolgen.
Nicht ganz so oft, aber auch nicht wirklich selten, sehen wir Patienten mit einer Hyperthyreose, bei jungen Patienten häufig durch einen M. Basedow verursacht. Hier kann es bei 40 % der Patienten zu einer endokrinen Orbitopathie kommen. Bei einer Hyperthyreose solle man auch an autonome Adenome oder eine iatrogene Ursache durch Überbehandlung einer Hypothyreose denken. Initial kann eine subklinische Hyperthyreose nachweisbar sein. Ein Befund, der im ersten Schwangerschaftsdrittel physiologisch wäre. Der Extremfall einer thyreotoxischen Krise, beispielsweise ausgelöst durch eine erhöhte Jodzufuhr bei unbekannter Hyperthyreose, tritt zwar selten auf. Trotzdem sollte diese Komplikation vor einer Bildgebung mit jodhaltigem Kontrastmittel oder Beginn einer Amiodarontherapie immer bedacht werden. Ebenfalls eher zu den „Exoten“ gehört die subakute granulomatöse Thyreoiditis de Quervain. Diese hat aber eine meist so eindeutige Klinik, dass man sie auch erkennt, wenn man einmal eine Patientin damit zu sehen bekommt.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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