Lösen bei Ihnen die Worte „Digitalisierung“ und „künstliche Intelligenz“ vermehrten Gallenfluss aus? Niedergelassene Ärzte hatten 2018 allen Grund zu dem, was ein Deximed-Nutzer „antidigitalen Frust“ genannt hat. Zufällig traf der massive Druck, die Praxis an die ungeliebte Telematik-Infrastruktur anzuschließen, terminlich zusammen mit der Erhöhung der Datenschutzanforderungen durch die DSGVO. Verständlich, wenn Sie verunsichert sind, was Sie nun unbedingt übers Internet erledigen sollen und was unbedingt nicht – oder ob demnächst das Bundesgesundheitsministerium digital Ihre Sprechstundentermine verwaltet. Weniger selbstverständlich erscheint Ihnen vielleicht, dass auch ich als Geschäftsführer eines Digitalunternehmens das Gerede von der „Digitalisierung der Medizin“ nicht mehr hören kann.
Wobei, lassen wir erst einmal die Kirche im digitalen Dorf: Eine sichere Vernetzung von Arztpraxen ist natürlich sinnvoll, damit sämtliche Vorbefunde, wie innerhalb Ihrer Praxis längst üblich, jederzeit verfügbar sind und nicht per Fax oder DVD übermittelt werden müssen (nur hätte es nach dem heutigen Stand der Technik dazu nicht des Multi-Millionen-Megaprojekts TI bedurft). Ein digital zusammengeführter Medikationsplan würde die gedankenlose Multimedikation, gegen die die Deximed-Redaktion unermüdlich kämpft, wenigstens sichtbar machen (nur würde eine effektive Primärversorgung noch viel mehr Doppelspurigkeiten in Diagnostik und Therapie verhindern). Und Gesundheitsdatenschutz lässt sich im Grunde einfach ausdrücken: niemals dürfen Dritte ohne Einwilligung des Betroffenen einen Namen und eine Diagnose zusammenbringen können (die massive Datenschleuder Wartezimmer liegt allerdings nicht in Ihrer Verantwortung).
Was ich aber hochproblematisch finde an den Digitalisierungsutopien, ist der Wahn, den Computer, das Netz oder die „künstliche Intelligenz“ an die Stelle menschlicher Ärztinnen und Ärzte zu setzen. Bis auf wenige Standardanalysen macht die ärztliche Kunst genau das aus, was sich nicht digitalisieren lässt: zum einen die menschliche Zuwendung, zum anderen das wohlinformierte Aushalten von Unklarheit. „Herr Doktor, ich fühl mich nicht so, kann das was Schlimmes sein?“ – nun fang mal an zu rechnen, Kollege Computer!
Wir bei Deximed haben nicht den Anspruch oder die Hybris, Sie ersetzen zu wollen. Unser Ziel ist, Ihnen die bestmögliche digitale Information zukommen zu lassen, um den Freiraum für eben diese analoge Kunst und Professionalität zu erhöhen. Wir nehmen Ihnen ein paar Dinge ab, die auswendig zu lernen nur Gehirnkapazität blockiert, seien es Abrechnungsziffern, Labornormwerte oder Erstlininienantibiotika. Wir unterstützen Ihre bewundernswerte Fähigkeit, unter Tausenden Patienten mit Alltagssymptomen einige wenige mit Alarmzeichen herauszufinden. Nicht zuletzt versuchen wir, die wichtigste Ressource im Gesundheitswesen ein wenig zu erhöhen: Zeit für die ärztliche Zuwendung zum Patienten. Dass Sie die gewaltige Informationsmenge in Deximed noch schneller und intuitiver erschließen wollen, wissen wir, und wir arbeiten daran.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen kein digitales, aber auch kein isoliert-rückständiges, kein künstliches, sondern ein intelligentes 2019.
Klaus Reinhardt, Geschäftsführer
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