Der Klimawandel hört einfach nicht auf

Obwohl die COVID-19-Pandemie in den Medien und auch in unserem Alltag nach wie vor stark im Vordergrund steht, haben die Menschen den Klimawandel nicht, wie befürchtet, aus den Augen verloren. Wie denn auch, wenn täglich neue Schreckensmeldungen über den Bildschirm flackern? In vielen Regionen Deutschlands wird das Wasser knapp, Hitzetage nehmen zu, der Golfstrom schwächt sich ab, Pole und Gletscher tauen, der Meeresspiegel steigt und die Wälder im Westen der USA brennen. Über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels habe ich an dieser Stelle im Thema der Woche 2019-W38 (Und jetzt: Alle for Future) berichtet.

Dabei geht es nicht nur um die Zunahme der Hitzeschäden und der Hitzetoten, wie im Thema der Woche 2020-W34 beschrieben. Vermehrter Pollenflug führt zu einer Zunahme von allergischer Rhinitis und Asthma. Mit der vermehrten Ausbreitung von Insekten im warmen Klima kann es auch in Mitteleuropa zum Auftreten von Tropenkrankheiten, wie Malaria, Dengue-Fieber, Fleckfieber oder Chikungunya-Infektionen kommen. Die Trinkwasserqualität kann in wärmerem Klima abnehmen, Erreger können sich vermehren und zur Verbreitung von Gastroenteritiden führen. Die Zunahme von Extremwetterlagen wird zu mehr Naturkatastrophen führen, was an Betroffenen und Geschädigten nicht spurlos vorüber gehen wird. Psychische Folgen wie Angststörungen, PTBS oder Depression können zunehmen. Hitze- und Dürreperioden, besonders in der südlichen Hemisphäre, werden zu vermehrten Flucht- und Migrationsbewegungen körperlich und psychisch traumatisierter Menschen führen, auf die die EU jetzt schon keine Antwort hat.

Nicht nur der Klimawandel, sondern auch Umweltverschmutzung selbst führt zu erheblichen gesundheitlichen Schäden. Laut Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) versterben jährlich 400.000 Menschen in der EU an den Folgen von Luftverschmutzung. Insgesamt lassen sich jährlich 630.000 vorzeitige Todesfälle auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Die globale Bedrohung für die Gesundheit der Menschheit durch Umweltverschmutzung und Klimawandel ist wesentlich größer als, soweit momentan absehbar, die Gefahr durch die COVID-19-Pandemie. Dennoch gibt es kein mit dem Infektionsschutzgesetz vergleichbares Instrument, um durch umfassende Maßnahmen größten Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Die Folgeschäden durch den Klimawandel erscheinen für viele politisch Verantwortliche wohl immer noch abstrakt und in ferner Zukunft liegend, obwohl sie bereits für alle sichtbar eingetreten sind. Auch auf die Gefahr hin, mich an dieser Stelle zu wiederholen: Wir Ärzt*innen sind hier gefordert, weil aus medizinischer Sicht dringender Handlungsbedarf besteht. Unser Engagement, unser Fachwissen und unsere Fähigkeit zur Aufklärung anderer über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels werden dringend gebraucht.

Es gibt zahlreiche Initiativen, die sich mit „... for Future“ ihr Engagement für die Zukunft dieses Planeten auf die Fahnen geschrieben haben. Auch wir als Firma Gesinform GmbH sind Mitglied von Entrepreneurs for Future, weil wir an eine wirtschaftliche Zukunft für Unternehmen glauben, die nicht auf immer größerem Ressourcenverbrauch beruht. Diese und unzählige andere Initiativen und Vereine rufen für Freitag, den 25.09.2020, wieder zum globalen Klimastreik auf. In vielen deutschen Städten finden unter Einhaltung der AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) Demonstrationen statt. Auch wenn eine Übertragung von SARS-CoV-2 im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln unwahrscheinlich ist, kann es sein, dass sich manche in einer Menschenmenge auf einer Demonstration unwohl fühlen. In diesem Fall sind Informationen über andere Möglichkeiten des Protests, beispielsweise auch für Angehörige von Risikogruppen, auf der Homepage der Organisatoren des Klimastreiks zu finden. Wir, die Mitarbeiter*innen von Deximed, werden jede*r für sich eine geeignete Protestform finden und am Freitag dabei sein. Wir laden auch Sie, liebe Leser*innen, wieder zum Mitmachen ein.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

 

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