In weiten Teilen Deutschland sind Autos, Fenster, Straßen und Gärten seit Wochen mit einem gelben Film aus Pollen überzogen. Mancherorts lässt dieses Phänomen schon wieder nach, aber das Ende ist noch nicht überall ins Sicht. Die gelben klebrigen Pollen fliegen dieses Jahr in so großen Mengen, weil die Fichten ein „Mastjahr" haben, also ein Jahr, in dem besonders viele Pollen erzeugt werden. Was bedeutet dies für Pollenallergiker? Fichtenpollen an sich sind nicht allergen. Aber dennoch leiden Patienten mit allergischer Rhinitis, Konjunktivitis und extrinsischem Asthma dieses Jahr verstärkt. Grund dafür ist, dass nicht nur die deutlich sichtbaren Fichtenpollen, sondern kaum sichtbare Buchen-, Eichen-, Ulmen- und vor allem Birkenpollen in größeren Mengen fliegen.
Dies hängt mit dem sehr kalten Wetter im März und dem ungewöhnlich warmen April zusammen. Durch die Kälte wurden die Bäume am Blühen gehindert, was dann im April zu einer schnellen, heftigen Blühphase geführt hat. Dass dafür der Klimawandel verantwortlich ist, liegt zwar nahe, ist aber schwer zu beweisen.
Die Menge der Birkenpollen ist bereits rückläufig, aber dafür beginnt schon die Gräserpollensaison, so dass für Allergiker erst einmal keine Ruhe einkehrt. 10–25 % der Bevölkerung sind mehr oder weniger von Atemwegsallergien betroffen. Ein kleiner Anteil leidet zusätzlich unter Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln. Beispielsweise kreuzreagieren Birkenpollen u. a. mit Nüssen, Äpfeln, Birnen, Kiwis und Steinobst (wie Pflaumen, Kirschen und Pfirsichen). Bei Beifußallergikern kommt es u. a. mit Sellerie, Karotten, Petersilie, Fenchel, Koriander, Senf, Kamille, Anis, Kümmel und Honig zu Kreuzreaktionen. Bei einigen der Patienten treten diese Kreuzreaktionen auch nur in der Pollensaison auf.
Was kann man tun, außer der üblichen lokalen Behandlung mit Antihistaminika und Kortikosteroiden und eventuell der Planung einer spezifischen Immuntherapie für die nächste Saison? Es empfiehlt sich, vor dem Schlafengehen die Haare zu waschen und tagsüber getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer abzulegen, um die Pollenbelastung nachts möglichst gering zu halten. Nicht zu viel Lüften im Schafzimmer kann auch hilfreich sein. Ansonsten kann man sich nur einige regnerische Tage wünschen, damit die Luft wieder „rein" wird.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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