Bei einem relativ großen Teil der Patienten in der Hausarztpraxis ist aufgrund unterschiedlicher kardiovaskulärer Grunderkrankungen die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern indiziert. Klar ist, dass damit nicht nur ASS, sondern auch Clopidogrel, Ticagrelor oder, von Spezialistenseite, auch Prasugrel gemeint sein können. Bei manchen Patienten ist auch eine Triple-Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten und Thrombozytenaggregationshemmer notwendig. Unterschiedliche Empfehlungen von kardiologischen, aber auch neurologischen Fachgesellschaften, teilweise unklare Angaben zur Behandlungsdauer in Krankenhausentlassbriefen und verwunderliche Therapievorschläge durch niedergelassene Kardiologen können hier zu erheblicher Verunsicherung führen. Die neue DEGAM-Leitlinie Neue Thrombozytenaggregationshemmer in der Hausarztpraxis schafft erfreuliche Klarheit, was auch sehr gut in einem übersichtlichen Flussschema dargestellt wird.
Wir haben die neuen Leitlinien-Empfehlungen in unseren entsprechenden Artikeln berücksichtigt. Im Artikel Sekundärprävention koronarer Erkrankungen beispielsweise werden klare Empfehlungen zur Therapiedauer einer Kombination von Clopidogrel mit ASS bei stabiler KHK gegeben, abhängig davon, welcher Stent bei einer eventuellen Koronarintervention verwendet wurde. Auch der Artikel Perkutane Koronarinterventionen enthält jetzt die aktuellen Leitlinienempfehlungen zu Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern bei akutem Koronarsyndrom (ACS) mit oder ohne Implantation verschiedener Stenttypen. Zusätzlich sind hier auch die Empfehlungen zur Umstellung zwischen verschiedenen Thrombozytenaggregationshemmern übersichtlich dargestellt. Aufgrund des Blutungsrisikos rät die neue Leitlinie vom Einsatz von Prasugrel beim ACS ab. In Vorhofflimmern/-flattern und perkutane Koronarintervention wurden die aktuellen Empfehlungen zur Triple-Therapie ergänzt. Die DEGAM spricht sich klar gegen eine Triple-Therapie mit NOAKs aus.
Der Artikel Schlaganfall und TIA fasst die neuen Empfehlungen zu Therapie und Sekundärprophylaxe sowie die Verordnungsfähigkeit verschiedener Thrombozytenaggregationshemmer bei dieser Indikation zusammen. So soll eine Kombination aus Clopidogrel und ASS nach ischämischem Insult nicht länger als 10–21 Tage zur Rezidivprophylaxe eingesetzt werden. Außerdem ist die Verordnung dieser Kombination bei dieser Indikation off-label. Auch in den Artikeln pAVK und Bypass wurde die neue Leitlinie berücksichtigt. Magenbeschwerden unter ASS stellen laut der DEGAM-Leitlinie keine Indikation für einen dauerhaften Einsatz von Clopidogrel dar. Stattdessen sollte lieber ein PPI zusammen mit ASS verabreicht werden.
Die vorliegende Leitlinie richtet sich speziell an Hausärzte und ist für den hausärztlichen Bereich zugeschnitten. Sie sollte, im Gegensatz zu den Leitlinien anderer Fachgesellschaften, für Hausärzte richtungweisend sein und wird auch im Zweifel bei juristischen Fragestellungen herangezogen. So soll eine Über-, Unter- und Fehlversorgung mit Thrombozytenaggregationshemmern vermieden werden.
Marlies Karsch, Chefredakteurin
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