Syphilis in der Schwangerschaft

Syphilis ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die durch Bakterien verursacht wird. Bei Schwangeren kann die Erkrankung auf den Fötus übertragen werden. Es können bleibende Schäden beim ungeborenen Kind entstehen.

Was ist Syphilis?

Die Syphilis ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die vom Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Sie wird auch als Lues bezeichnet. Eine unbehandelte Syphilis kann einen langwierigen Verlauf über Jahre hinweg nehmen und dauerhafte Schäden nach sich ziehen, z. B. des Gehirns oder der Gefäße. Die Krankheit verläuft in Stadien. Die Symptome können je nach Stadium unterschiedlich und auch nur gering ausgeprägt sein, sodass die Erkrankung in manchen Fällen nicht bemerkt wird. Da die Syphilis insbesondere in frühen Stadien mit Antibiotika wie Penicillin geheilt werden kann, sollte sie frühzeitig erkannt und behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, die Symptome der Erkrankung zu kennen und bei einem Krankheitsverdacht den Arzt aufzusuchen.

Die Syphilis ist keine seltene Erkrankung. 2016 wurden in Deutschland 7.178 Syphilis-Fälle gemeldet, Tendenz steigend. Dies entspricht einer Fallzahl von 8,7 pro 100.000 Einwohnern.

Syphilis tritt um ein Vielfaches häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Zur Gruppe mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko zählen Männer, die Geschlechtsverkehr mit Männern haben. Nicht selten tritt eine Syphilis bei gleichzeitig HIV-infizierten Personen auf.

Ansteckung des ungeborenen Kindes

Neben der sexuellen Übertragung besteht bei Syphilis-erkrankten Schwangeren ein Übertragungsrisiko auf das ungeborene Kind. Der Erreger kann über die Plazenta (Mutterkuchen) vom mütterlichen in den kindlichen Blutkreislauf eindringen. Die Erkrankung kann zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft und in jedem Erkrankungsstadium auf das Kind übertragen werden. Je früher das Erkrankungsstadium, in dem sich die Mutter befindet, desto höher ist die Übertragungswahrscheinlichkeit auf das Kind. Erfolgt die Infektion der Mutter während der Schwangerschaft, liegt das Übertragungsrisiko bei bis zu 100 %. Die meisten Fälle an Übertragungen finden bei Müttern statt, die sich in der Phase der latenten Syphilis befinden. Zu einer latenten Syphilis kommt es bei einer anhaltenden Infektion, die nicht oder nur ungenügend behandelt wurde. Die Mutter bemerkt in diesem Stadium nichts von der Erkrankung.

Die Infektion mit dem bakteriellen Erreger löst beim ungeborenen Kind eine konnatale Syphilis aus, auch Lues connata genannt. Als Folge der Infektion kann es vor allem in der frühen Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt (Abort) kommen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt ist ein Versterben des Kindes möglich. Insgesamt besteht hierfür bei fehlender Therapie ein Risiko von 30–40 %.

Die konnatale Syphilis kann sich auf vielfältige Weise äußern. Etwa die Hälfte der infizierten Neugeborenen haben zunächst keine Symptome. Ein Teil hat allerdings bereits direkt nach der Geburt Probleme beim Atmen, Wassereinlagerungen, Vergrößerungen der inneren Organe, Hauterscheinungen, einen Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) oder Gelbsucht. Meistens erkranken die infizierten Neugeborenen bzw. Säuglinge innerhalb der ersten 8 Lebensmonate. Neben einem blutigen Schnupfen können die Kinder u. a. unter Fieber, Blasenbildungen an Hand- und Fußinnenflächen sowie Vergrößerungen der Leber oder der Milz leiden. Die betroffenen Säuglinge trinken meistens nicht mehr gut. Es kann zudem zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), einer Wasseransammlung um das Gehirn (Hydrozephalus) oder Krampfanfällen kommen.

Bleibt die Erkrankung weiterhin bestehen und wird nicht behandelt, kommt es bei Kindern ab 2 Jahren zu weiteren Beeinträchtigungen. Hierzu zählen z. B. eine Infektion der Augen, die Entwicklung von sogenannten Tonnenzähnen, Schwerhörigkeit und Schädigungen der Knochen oder der Nase. Es können auch weitere Symptome auftreten, die der Syphilis bei Erwachsenen ähneln.

Diagnose

Bei allen Schwangeren wird als Teil der Vorsorge in der Frühschwangerschaft ein Syphilis-Screeningtest durchgeführt, um die Erkrankung möglichst früh zu erkennen und eine Übertragung auf das Kind zu vermeiden. Hierfür wird den Schwangeren Blut abgenommen und auf Antikörper gegen den Erreger getestet, die darauf hinweisen, dass Kontakt mit dem Erreger bestand bzw. besteht. Ggf. werden auch weitere Blutuntersuchungen durchgeführt. Fallen die Tests positiv aus, wird die Therapie eingeleitet.

Bei einem Verdacht auf eine Infektion des Kindes wird ebenfalls das Blut untersucht.

Therapie

Eine Therapie der Mutter während der Schwangerschaft kann eine Infektion des ungeborenen Kindes verhindern. Da in der Schwangerschaft nicht alle Antibiotika verschrieben werden können, wählen die behandelnden Ärzte ein Antibiotikum aus, das von Mutter und Kind gut vertragen wird, z. B. Penicillin. Ähnliches gilt für die Behandlung erkrankter Kinder.

Vorsichtsmaßnahmen

Zur Vorbeugung von Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bieten Kondome einen sehr guten Schutz. Sie reduzieren das Risiko einer Übertragung deutlich, schützen allerdings nicht vollständig vor Syphilis.

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  • Marleen Mayer, Ärztin, Mannheim

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Syphilis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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