Polymyositis

Polymyositis ist eine schwere rheumatische Erkrankung, die die Muskulatur angreift. Dabei handelt es sich um ein seltenes Krankheitsbild.

Was ist Polymyositis?

Die Polymyositis ist eine schwere rheumatische Erkrankung, die die Muskulatur angreift. Die Symptome entwickeln sich allmählich über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten. Die ersten Beschwerden sind häufig eine Muskelschwäche im Hüft- und Schulterbereich und an den Extremitäten. Viele Betroffene leiden unter Muskelschmerzen in den Oberschenkeln und Oberarmen. Wenn die Schlundmuskulatur betroffen ist, bereitet auch das Schlucken Probleme. Zusätzlich treten Gelenkschmerzen auf, Schwierigkeiten beim Knien, Treppensteigen, Heben der Arme und Aufstehen bereiten. Morgensteifigkeit, Müdigkeit, Schwäche, Fieber, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust können hinzukommen.

Die Polymyositis ist eine seltene Erkrankung. Jährlich tritt etwa 1 Fall pro 100.000 Personen auf. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer, und die meisten Betroffenen sind im Alter von 45 bis 60 Jahren.

Es gibt weitere Erkrankungen, die zu den entzündlichen Skelettmuskelerkrankungen (Myositis) zählen. Zu den vier Hauptformen der Myositis gehören, neben der Polymyositis, die Dermatomyositis sowie die nekrotisierende Myositis und die sporadische Einschlusskörpermyositis. Die Die Polymyositis tritt, im Gegensatz zur Dermatomyositis, so gut wie nie bei Personen unter 20 Jahren auf.

Ursachen

Die Polymyositis entsteht durch eine Fehlreaktion des Immunsystems, die dazu führt, dass es körpereigenes Gewebe angreift (Autoimmunreaktion), insbesondere Muskeln und Blutgefäße. Es ist bislang nicht bekannt, warum das Immunsystem auf diese Weise reagiert. Bei einigen Patient*innen besteht ein Zusammenhang mit einer Krebserkrankung, bei anderen tritt die  Polymyositis im Rahmen von Virusinfektionen oder anderen Immunerkrankungen auf.

Diagnose

Bei Verdacht auf die Diagnose der Polymyositis nehmen die Ärzt*innen eine Untersuchung der Muskelfunktion der Betroffenen vor. Zudem werden Haut, Gelenke, Lungen, Herz und Magen-Darm-Trakt untersucht. Bestimmte Ergebnisse von Bluttests können die Diagnose unterstützen. Bei Verdacht auf Polymyositis wird die Diagnostik und Therapie bei Spezialist*innen der Neurologie oder Rheumatologie erfolgen. Zur Beurteilung der betroffenen Muskulatur kann ein EMG hilfreich sein. Dabei werden die elektrischen Signale in den Muskeln gemessen. Im MRT können weitere beteiligte Muskelgruppen identifiziert werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird in der Regel eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen.

Therapie

Verschiedene Medikamente können zum Einsatz kommen. Glukokortikoide (Kortison) sowie einige Arten von Chemotherapeutika oder Immunmodulatoren kommen häufig zur Anwendung. Es kann eine lebenslange Behandlung erforderlich sein.

Was können Sie selbst tun?

Durch körperliche Aktivität können Sie selbst zum Erfolg der Behandlung beitragen. Zur Erhaltung von Kraft und Mobilität empfiehlt sich eine frühzeitige Physiotherapie und eine proteinreiche Ernährung. Bei Behandlung mit Glukokortikoiden wird die Einnahme von Kalzium und Vitamin D empfohlen, um einer Osteoporose vorzubeugen.

Prognose

Die Therapie führt in den meisten Fällen zu einer Besserung. Dank moderner Behandlungsmethoden können 50 % der Betroffenen vollständig geheilt werden. Bei etwa 20 % der Patient*innen bleibt die Erkrankung dauerhaft aktiv. Ohne Behandlung kommt es zu einer allmählichen Verschlechterung der Symptomatik.

Weitere Informationen

 Autor*innen

  • Hannah Brand, Cand. med., Berlin
  • Marie-Christine Fritzsche, Ärztin, Freiburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Polymyositis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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