Wie wird Morbus Bechterew nachgewiesen?

Die Diagnose Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) wird anhand der Krankengeschichte, den Befunden der körperlichen Untersuchung sowie Blut- und Röntgenuntersuchungen gestellt. Im frühen Krankheitsverlauf existieren meist nur wenige typische Befunde.

Diagnostik

Es gibt keine Untersuchungen, die eine absolut sichere Diagnose von Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) erlauben. Deshalb müssen Ärzte genau wissen, wie sich die Beschwerden entwickelt haben. Rückenschmerzen bei Morbus Bechterew dauern meist länger als 3 Monate an. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt untersucht unter anderem den Rücken und führt Bluttests durch. Röntgenbilder der Wirbelsäule sind oft hilfreich. Andere Erkrankungen sollten ausgeschlossen werden.

Wenn die Ergebnisse dieser Untersuchungen vorliegen, entscheiden die Ärzte auf Grundlage verschiedener Kriterien, ob Morbus Bechterew vorliegt. Dabei beruht die Diagnose auf dem Vorhandensein oder der Abwesenheit bestimmter Eigenschaften. Ein typisches Symptom bei jungen Menschen sind Schmerzen und Steifheit in der Lendengegend, die verstärkt morgens auftreten. Das Ergebnis der ärztlichen Untersuchung wird ausgewertet, das typischerweise eine eingeschränkte Beweglichkeit im Lenden- und im Brustbereich beinhaltet. Zusätzlich werden bildgebende Verfahren eingesetzt.

Krankengeschichte

Im Vergleich zu anderen Gelenkerkrankungen ist Morbus Bechterew eher von Steifheit als von Schmerzen in den Gelenken und Schwellungen der Gelenke gekennzeichnet. Eine Beteiligung der großen Gelenke ist häufiger als die kleiner Gelenke. Die Krankheit kann vereinzelt von allgemeinen Symptomen wie Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Fieber und Nachtschweiß begleitet werden. Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit treten häufig auf. Die Erkrankung entwickelt sich oft langsam über viele Jahre.

Rückenversteifungen und Rückenschmerzen sind in der Regel die Hauptsymptome. Eine Entzündung der Gelenke zwischen dem Becken und dem Kreuzbein, die Sakroiliitis, wird als vager, einseitiger oder beidseitiger Gesäßschmerz wahrgenommen, der oft in den oberen, hinteren Bereich des Oberschenkels ausstrahlt. Charakteristisch sind Symptome wie ausgeprägte Steifheit und Schmerzen am Morgen, die über den Tag abnehmen und sich bei körperlicher Betätigung bessern – anders als dies bei belastungsbedingten Rückenschmerzen der Fall ist. Nächtliche Schmerzen zwingen die Patienten aus dem Bett aufzustehen, um sich zu bewegen. Die Schmerzphasen dauern oft länger als bei belastungsbedingten Schmerzen, meist mehr als drei Monate. Die Schmerzen können sich in den oberen Rücken- und Brustbereich ausbreiten, was zusätzlich zu Versteifungen und zunehmender Atemnot führen kann.

Röntgenuntersuchungen

Eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule kann charakteristische Skelettveränderungen im Lendenbereich aufzeigen. Die typischen Befunde sind im Übergang zwischen den Lendenwirbeln und den Beckenknochen sowie im Raum zwischen den Lendenwirbeln zu sehen.

Oft muss die Krankheit einige Zeit vorhanden gewesen sein, bevor Skelettveränderungen in einer normalen Röntgenuntersuchung sichtbar werden. In der Anfangsphase kann es daher erforderlich sein, andere bildgebende Verfahren wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie anzuwenden, um die Veränderungen zu einem früheren Zeitpunkt zu erkennen.

Weitere Untersuchungen

Kein Bluttest kann Morbus Bechterew nachweisen. Es gibt jedoch einige Tests, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung anzeigen können, wenn gleichzeitig andere typische Symptome vorliegen.

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und C-reaktives Protein (CRP) sind in der frühen Phase der Erkrankung häufig normalwertig, im weiteren Verlauf sind sie oft erhöht. Diese Blutwerte sind jedoch auch bei vielen anderen rheumatischen und entzündlichen Erkrankungen erhöht. Patienten mit Morbus Bechterew zeigen häufig eine leicht verminderte Hämoglobinkonzentration im Blut, aber auch dies kann durch eine Reihe von anderen Erkrankungen verursacht sein.

Bei 95 % der Patienten mit Morbus Bechterew ist das Gewebeantigen HLA-B27 nachweisbar. Dieser Gewebetyp ist jedoch auch bei Menschen ohne Morbus Bechterew verbreitet, und über 90 % der Träger entwickeln nie eine Erkrankung. Daher können Tests, die HLA-B27 nachweisen, eine Bechterew-Diagnose weder sicher bestätigen noch widerlegen.

Bei Patienten, die länger an Morbus Bechterew leiden, kann es sinnvoll sein, einige andere Untersuchungen durchzuführen. Denn es ist wichtig, bei Morbus Bechterew nicht andere Erscheinungsformen der Erkrankung zu übersehen. Daher werden auch Augen, Darm, Haut, Nieren, Herz und Lungen untersucht. Oft werden z. B. ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Untersuchung des Herzens und eine Urinuntersuchung durchgeführt.

Welche Erkrankungen können mit Morbus Bechterew verwechselt werden?

Eine ganze Reihe von Erkrankungen zeigt ähnliche Symptome wie Morbus Bechterew. Häufig handelt es sich um Arthrose, Gelenkgicht, Knochenverletzungen, Rückenschmerzen durch Muskelverspannungen, Bandscheibenvorfall und Osteoporose. Eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden, die ärztliche Untersuchung und die Röntgenbilder ermöglichen für gewöhnlich eine Unterscheidung zwischen Morbus Bechterew und anderen Erkrankungen.

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Autoren

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Marie-Christine Fritzsche, Ärztin, Freiburg

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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