Tollwut

Die Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Die Erkrankung wird durch Speichel übertragen. Wird man von einem infizierten Tier gebissen, ist das Risiko hoch, sich auch mit Tollwut anzustecken.

Was ist Tollwut?

Definition

Die Tollwut (lat. Rabies) ist eine sehr schwere Virusinfektion, die bei Tieren und Menschen eine fast immer tödliche Gehirnentzündung oder Lähmungen verursacht. Das Tollwut-Virus ist in weiten Teilen der Welt verbreitet und kommt insbesondere bei Hunden, Katzen, Fledermäusen, Füchsen und Nagetieren häufig vor. Diese Tiere können das Virus an den Menschen weitergeben (Zoonose).

Symptome

Zu Beginn der Erkrankung wird die Haut im Bereich der Bissstelle häufig taub und schmerzhaft. Zusätzlich können Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit auftreten. Anschließend entwickeln sich innerhalb von wenigen Tagen Symptome einer Gehirnentzündung wie Muskelschwäche, Krampfanfälle, Halluzinationen und innere Unruhe. Im weiteren Verlauf kommt es zu schmerzhaften Krämpfen im Kehlkopf, was unter anderem dazu führt, dass die Betroffenen kein Wasser zu sich nehmen können. Die Speichelproduktion nimmt deutlich zu. In etwa 20 % der Fälle treten schwere  Lähmungen auf.

Nach einem Biss muss die Behandlung umgehend eingeleitet werden, um erfolgreich zu sein. Sind bereits Symptome aufgetreten, ist die Erkrankung nahezu unheilbar, und fast alle Betroffenen versterben innerhalb weniger Tage.

Ursachen

Tollwut wird durch eine Infektion mit dem Tollwut-Virus verursacht. Die Erkrankung wird über den Speichel übertragen. Wird ein Mensch von einem infizierten Tier gebissen, besteht ein hohes Risiko, sich mit Tollwut anzustecken. Ein infiziertes Tier ist oft krank und verhaltensauffällig. Aber auch scheinbar gesunde Tiere können Überträger der Krankheit sein. Die Erreger können beispielsweise im Maul eines Tieres vorkommen, das mit einem erkrankten Tier oder Kadaver in Kontakt gekommen ist. Die Viren können auch über eine offene Wunde, die mit infiziertem Speichel in Kontakt kommt, in den Körper gelangen.

Beim Menschen beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) in der Regel 2–3 Monate. In Einzelfällen kann es nur wenige Tage oder bis zu mehreren Jahren dauern, bis Symptome auftreten.

Häufigkeit

Weltweit sterben jährlich bis zu 60.000 Menschen an den Folgen der Tollwut. Die meisten Fälle treten in Afrika und Asien auf. Deutschland gilt seit 2008 offiziell als tollwutfrei. Das gilt auch für die meisten anderen europäischen Länder.

In den letzten Jahren hat die Zahl der Infektionen durch Fledermäuse zugenommen. In Europa (auch in Deutschland) gibt es neben dem Fuchs auch ein Tollwutvirusreservoir bei Fledermäusen, die Viren können durch einen Biss auf Menschen übertragen werden.

Untersuchungen

  • Die Diagnose wird in der Regel anhand der Symptome gestellt. Ein Tierbiss oder Kontakt zu einem infizierten Tier erhärten den Verdacht auf Tollwut.
  • Proben von Speichel, Haut oder Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit können auf Viren untersucht werden. Häufig gelingt der Nachweis jedoch nicht.

Behandlung

  • Die Behandlung soll vor dem Auftreten von Symptomen beginnen, um die Entwicklung der Erkrankung zu verhindern.
  • Wurden Sie in einer Region mit Tollwut von einem Säugetier gebissen, sollten Sie die Wunde sehr gründlich mit Wasser, Seife und Alkohol oder Jod reinigen und anschließend verbinden.
  • Nach Möglichkeit sollte das Tier, von dem Sie gebissen wurden, einige Zeit unter Beobachtung gestellt werden, um feststellen zu können, ob Tollwutsymptome auftreten.
  • Es ist wichtig, dass Sie nach Bissverletzungen oder Kratzwunden sowie Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel umgehend ärztlichen Rat suchen, um abklären zu lassen, ob eine Behandlung mit einem Impfstoff oder einem speziellen Immunglobulin notwendig ist.
  • Eine rechtzeitige Behandlung vor dem Auftreten von Symptomen kann lebensrettend sein. Dies gilt auch für Personen, die geimpft wurden.
  • Nach einem Biss werden Personen, die nicht geimpft sind, mit Antikörpern und einer vollständigen Impfung behandelt.
  • Bei geimpften Personen ist eine Auffrischungsimpfung mit zwei Impfdosen ausreichend.
  • Personen, die an Tollwut erkrankt sind, werden im Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt.

Vorbeugung

  • Die wichtigste Maßnahme besteht darin, Bisse von infizierten Tieren zu verhindern (Expositionsprophylaxe).
  • Da nie mit Sicherheit gesagt werden kann, ob ein Tier infiziert ist oder nicht, sollten Sie in Gebieten, in denen die Tollwut vorkommt, stets Abstand von Säugetieren halten. Dies gilt vor allem für Tiere, die verhaltensauffällig sind, wie z. B. unruhig oder aggressiv. Das Infektionsrisiko ist am größten, wenn das Tier bereits an Tollwut erkrankt ist.
  • Fledermäuse sollten, falls notwendig, nur mit Lederhandschuhen angefasst werden.
  • Hunde und Katzen, die als Haustiere gehalten werden, können gegen Tollwut geimpft werden.

Impfung

  • Menschen, die einen längeren Aufenthalt in Asien, Afrika oder Südamerika planen, sollten gegen Tollwut geimpft werden.
  • Dies gilt auch für Menschen, die in Kontakt mit Fledermäusen kommen oder berufsbedingt ein Risiko für eine Tollwutinfektion haben.
  • Bei Urlaubsreisen in Risikoregionen (hohes Tollwutvorkommen, streunende Hunde etc.) mit entsprechendem Expositionsrisiko (z. B. Trekkingtouren etc.) sollte eine Impfung erwogen werden. Es empfiehlt sich, vor Reiseantritt eine professionelle Beratung aufzusuchen.
  • Die Tollwutimpfung bietet einen wirksamen Schutz und besteht aus 3 Dosen, die innerhalb von 28 Tagen verabreicht werden. Eine Auffrischimpfung wird alle 1–5 Jahre empfohlen.

Prognose

Die Prognose ist nur dann gut, wenn die Behandlung vor den ersten Anzeichen einer Erkrankung begonnen wird. Nach dem ersten Auftreten von Symptomen führt die Krankheit fast immer innerhalb von 7–10 Tagen zum Tod. Die Todesursache ist meist Atemstillstand.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tollwut (Rabies). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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