Kieferschmerzen

Kieferschmerzen sind keine Seltenheit und treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Was sind Kieferschmerzen?

Kieferschmerzen sind nicht ungewöhnlich. Sie können auch bis zu den Ohren oder in das gesamte Gesicht ausstrahlen.

Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Das Kiefergelenk befindet sich unmittelbar vor dem Ohr. Es besteht wie alle Gelenke aus Knochen, Knorpel, Gelenkkapsel und Sehnen. Der Kiefer wird durch die Kaumuskulatur bewegt. Sämtliche Strukturen können Schmerzen hervorrufen.

Auch Erkrankungen im Bereich der Zähne oder des Mundes, der Nasennebenhöhlen oder der Gesichtsnerven können mit Kieferschmerzen einhergehen.

Psychische Ursachen wie Depressionen, Angst und Stress können zu Kieferschmerzen führen.

Ursachen

Häufige Ursachen

Teilweise Ausrenkung des Kiefergelenks

  • Dies ist eine der häufigsten Ursachen für Kieferschmerzen. Bei einigen Menschen sind die Bänder rund um das Kiefergelenk, z. B. aufgrund einer vorangegangenen Verletzung, geschwächt, wodurch der Gelenkkopf geringfügig aus seiner gewohnten Position rutschen kann.
  • Später ist meist ein Knacken beim Öffnen des Mundes hörbar.
  • Dies verursacht Schmerzen und geht mit einem erhöhten Risiko für eine Kiefersperre (Kieferluxation) einher, bei der sich die Kiefer weder öffnen noch schließen lassen.

Abnutzungserscheinungen im Gelenk (Arthrose)

  • Eine Arthrose des Kiefergelenks kommt vor allem bei älteren Menschen vor.
  • Beim Kauen treten Schmerzen und ein Knirschen auf.

Angespannte und empfindliche Kiefermuskulatur

  • Schmerzen in der Kaumuskulutur zählen zu den häufigsten Ursachen und können auf Stress und Verkrampfungen der Kiefermuskulatur beruhen.
  • Es kann zu muskulären Verspannungen und Muskelknoten kommen, die eine erhöhte Belastung für die Gelenkflächen des Kiefergelenks darstellen. Erhöhte Spannungen können zudem dazu führen, dass Sie mit den Zähnen knirschen, was das Kiefergelenk zusätzlich belastet.
  • Die Muskelverspannung kann auch zu Kopf- und Zahnschmerzen führen.

Zahnfleischentzündung

  • Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) kommen ebenfalls als Ursache infrage.
  • Anfangs überwiegen Symptome wie Mundgeruch und Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder bei der Verwendung von Zahnseide. Wenn Geschwüre entstehen, kommt es zu Schmerzen und Schwellungen.

Karies

  • Karies ist eine bakterielle Zahnkrankheit, bei der es zur Demineralisierung des Zahnschmelzes und des Dentins kommt.
  • Die Symptome sind abhängig davon, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Schmerzen treten erst dann auf, wenn die Kariesinfektion eine Entzündungsreaktion provoziert. Die Schmerzen werden von warmen, kalten und süßen Speisen oder Getränken ausgelöst, halten einige Sekunden an und lassen dann wieder nach.

Auch eine Mandelentzündung, eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse oder der Nasennebenhöhlen können Kieferschmerzen verursachen.

Seltene Ursachen

Gelenkentzündung (Arthritis)

  • Insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen kann eine Gelenkentzündung die Schmerzen im Kiefer verursachen.
  • Schmerzen treten auch in anderen Gelenken auf.

Erkrankung des Gesichtsnerven (Trigeminusneuralgie)

  • Die Trigeminusneuralgie tritt in erster Linie bei Personen über 50 Jahren auf.
  • Sie zeichnet sich durch einen anfallsartigen Beginn mit einer Dauer von meist nur wenigen Sekunden aus und geht mit starken, einseitigen Gesichtsschmerzen einher, die einem elektrischen Schlag ähneln und oftmals durch harmlose Reize ausgelöst werden. Die Schmerzen konzentrieren sich auf den Bereich um Wange und Kinn.

Empfehlungen für Patienten

Die Selbstbehandlung bei Kieferschmerzen umfasst die Schonung des Kiefergelenks und der umliegenden Muskulatur.

  • Nehmen Sie bevorzugt weiche Nahrung zu sich und vermeiden Sie Speisen, bei denen viel gekaut werden muss. Kauen Sie möglichst langsam.
  • Vermeiden Sie ausgiebiges Gähnen, Singen, Kaugummikauen und andere Tätigkeiten, die mit kraftvollen Kieferbewegungen verbunden sind.
  • Massieren und wärmen Sie den schmerzenden Bereich, dies verschafft Linderung.

Versuchen Sie herauszufinden, welche Stressfaktoren als Auslöser infrage kommen, und verändern Sie Ihre Lebensweise entsprechend. So können Sie die Beschwerden mindern.

Physiotherapie und Entspannungsübungen können hilfreich sein.

Wann sollten Sie ärztlichen Rat suchen?

Bei starken Schmerzen und wiederkehrenden Beschwerden sollten Sie eine Arztpraxis aufsuchen.

Wie geht die Ärztin/der Arzt vor?

Krankengeschichte (Anamnese)

Die Ärztin/der Arzt wird Ihnen eventuell folgende Fragen stellen:

  • Wo genau befinden sich die Schmerzen?
  • Seit wann leiden Sie unter diesen Beschwerden?
  • Gab es einen Auslöser, der zum erstmaligen Auftreten der Schmerzen beigetragen haben könnte?
  • Leiden oder litten Sie schon einmal unter einer Kiefersperre?
  • Haben Sie eine Vermutung, was die Ursache der Beschwerden sein könnte?
  • Knirschen Sie häufig mit den Zähnen?
  • Leiden Sie an einer chronischen Erkrankung?
  • Haben Sie Stress oder psychische Beschwerden?

Ärztliche Untersuchung

Ihre Ärztin/Ihr Arzt untersucht das Kiefergelenk, die Zähne und die umliegenden Strukturen ausführlich.

Weitere Untersuchungen

Andere Untersuchungsmaßnahmen sind selten notwendig. In einigen Fällen kann eine Röntgenuntersuchung des Kiefers sinnvoll sein.

Überweisung an einen Spezialisten 

Bei Beschwerden, die durch die Zähne verursacht werden, werden Sie an eine Zahnarztpraxis überwiesen.

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Kiefergelenk
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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Kiefergelenkschmerzen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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