Tennisarm und Golferellenbogen (Epikondylitis)

Eine schmerzhafte Erkrankung im Ellenbogen, entweder an der Außenseite (Tennisarm = Epicondylitis lateralis) oder der Innenseite (Golferellenbogen = Epicondylitis medialis).

Was ist eine Epikondylitis?

Definition

Die Epikondylitis ist eine schmerzhafte Erkrankung im Ellenbogen, die auf eine Überlastung des Sehnenansatzes zurückzuführen ist. Sie tritt in zwei Varianten in Erscheinung:

  1. Beim Tennisarm ist der Schmerz an der Außenseite lokalisiert. Die Erkrankung wird mit dem medizinischen Fachausdruck Epicondylitis lateralis bezeichnet.
  2. Beim Golferellenbogen sitzt der Schmerz an der Innenseite, er wird medizinisch als Epicondylitis medialis bezeichnet.

Wenn die Beschwerden länger als 6 Monate andauern, verläuft die Erkrankung chronisch.

Symptome

Die Schmerzen können einige Tage nach einer Überlastung infolge von sich wiederholenden Bewegungen oder sportlichen Aktivitäten wie Tennis auftreten. Die Beschwerden zeigen sich in der Regel in Form eines dumpfen Schmerzes auf einer Seite des Ellenbogens, meist an der Außenseite. Oft klagen die Betroffenen über ein Ausstrahlen in den Unterarm bis zum Handgelenk. Die Funktion im betroffenen Arm und der Hand ist beeinträchtigt; das Eingießen von Getränken oder Halten von Gegenständen kann erschwert sein.

Ursachen

Der Tennisarm ist auf Veränderungen in der Sehne und/oder am Sehnenansatz zu den Fingerstreckern zurückzuführen. Die Veränderungen finden sich an der Außenseite des Ellenbogens und hier treten auch die Schmerzen auf.

Der Golferellenbogen wird durch Veränderungen in einer der Sehnen und/oder Sehnenansätze zu Fingerbeugern verursacht. Hier ist die Innenseite des Ellenbogens betroffen.

In der Regel ist der dominante Arm betroffen. Die Beschwerden treten oft nach kurzer intensiver Überlastung, wie beispielsweise nach längerem Gebrauch des Ellenbogens mit Drehbewegungen, z. B. bei der Verwendung eines Schraubendrehers, auf. Andere Bewegungen, die derartige Beschwerden verursachen können, sind z. B. Bewegungen wie beim Schneiden einer Hecke, Schreinerarbeiten, Malerarbeiten und dergleichen. Auch das Arbeiten mit schweren Werkzeugen und häufiges Heben von Gewichten können die Beschwerden hervorrufen. Die meisten Betroffenen mit Tennisarm oder Golferellenbogen haben die Beschwerden nicht vom Tennis- oder Golfspielen. Regelmäßiges Tennis- oder Golfspielen können jedoch eine Epikondylitis verursachen.

Auch Rauchen und Übergewicht erhöhen das Risiko für eine Epikondylitis.

Häufigkeit

Der Tennisarm ist eine sehr häufige Erkrankung, während der Golferellenbogen seltener in Erscheinung tritt. Am häufigsten tritt die Erkrankung in der Altersgruppe von 45 bis 54 Jahren auf.

Untersuchungen

  • Ihre Ärztin/Ihr Arzt nimmt eine gründliche Untersuchung des Ellenbogens und der Sehnen und Sehnenansätze vor. Dabei wird das Gelenk abgetastet und die Beweglichkeit überprüft.
  • Um von der Halswirbelsäule, der Schulter oder dem Handgelenk ausstrahlende Beschwerden auszuschließen, werden diese ebenfalls untersucht.
  • Bei chronischen Verläufen sollte der Ellenbogen mit bildgebenden Verfahren (z. B. Röntgen, MRT) untersucht werden.

Behandlung

  • Eine akute Epikondylitis heilt häufig von selbst aus und soll daher konservativ behandelt werden.
  • Medikamente (NSAR) mit schmerzstillender und entzündungshemmender Wirkung als Tabletten oder Salbe können während der akuten Phase die Beschwerden lindern, sind aber bei langwierigen Beschwerden häufig wenig erfolgreich.
  • Eine Behandlung, die bei Epikondylitis häufig eine positive Wirkung zeigt, ist die Physiotherapie mit Dehn- und Kräftigungsübungen. Hierbei werden vor allem sog. exzentrische Übungen der Handgelenksstreckmuskeln durchgeführt. Entsprechende Übungen können Sie sich von Physiotherapeut*innen zeigen lassen.
  • Kortisoninjektionen haben nur eine kurzfristige Wirkung und sind auf längere Sicht eher schädlich. Sie können daher nicht empfohlen werden.
  • Bei starken Schmerzen kann eine Bandage zur Entlastung des Ellenbogengelenks helfen. Sog. Ellenbogenorthesen reduzieren die Zugkräfte an den Sehnenansätzen und führen so zur Linderung der Beschwerden.
  • Akupunktur und Kinesio-Taping können ebenfalls angewendet werden.
  • Bei länger als 6 Monate anhaltenden Beschwerden, die sich durch konservative Behandlungsmaßnahmen nicht bessern, kann in Ausnahmefällen ein kleinerer chirurgischer Eingriff durchgeführt werden, bei dem die betroffene Sehne durchtrennt wird.

Was können Sie selbst tun?

  • Vermeiden Sie zunächst Aktivitäten und Belastungen, die Schmerzen verursachen.
  • Wenn die berufliche Tätigkeit eine Belastung des Ellenbogens mit sich bringt, sollte versucht werden, die Haltung während der Tätigkeit zu ändern. Verschiedene Hilfsmittel (z. B. erhöhte Tastatur) können eine veränderte Belastung erreichen.
  • Wiederholte Überbelastungen sollten vermieden werden.

Prognose

Die Prognose ist in der Regel günstig. Bei über 90 % der Betroffenen gehen die Beschwerden innerhalb eines Jahres zurück.

Die Prognose ist bei akuten Beschwerden mit eindeutiger Ursache und rascher Entlastung oder Therapie am besten. Bei unklarer Ursache, spätem Behandlungsbeginn und Fortführung der schmerzhaften Aktivitäten können sich die Beschwerden als langwierig erweisen. Mit einer Operation kann in über 80 % der Fälle eine Schmerzfreiheit erzielt werden.

Weitere Informationen

Illustrationen

Epicondylitis lateralis
Epicondylitis lateralis
Epicondylitis medialis
Epicondylitis medialis

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Epikondylitis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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