Trauerhilfe

Jeder braucht im Trauerprozess auf irgendeine Weise Hilfe – scheuen Sie sich nicht davor, Ihnen angebotene Hilfe anzunehmen. Auch wenn Sie spüren, dass Sie stark sein müssen: Es ist wichtig, vertraute Personen in seinem Umfeld zu haben, die über die Situation und das Bedürfnis, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, Bescheid wissen.

Die nachfolgenden Informationen richten sich an Trauernde. Es werden wichtige Themen und Gedanken im Rahmen des Trauerprozesses aufgegriffen. Jeder von uns hat seine eigene Art, mit Trauer und Verlust umzugehen, weshalb die folgenden Empfehlungen nicht als fertige Lösungen für jeden aufgefasst werden sollten. Sie mögen vielmehr als Denkanstöße und Möglichkeiten, den Trauerprozess zu bewältigen, dienen.

Gefühle

Starke Emotionen sind normal

In den ersten Stunden, Tagen oder Wochen erleben viele Trauernde eine Art emotionaler Betäubung, einen Schockzustand, der es ihnen ermöglicht, die erste schwere Zeit zu überstehen und zu funktionieren. Seien Sie daher nicht überrascht, wenn Ihre Emotionen Sie erst deutlich später überwältigen. Nicht selten leiden Trauernde unter ungewöhnlich starken Gefühlsschwankungen, die ihnen Angst bereiten. Starke Emotionen sind völlig normal. Sollten Sie dennoch besorgt sein, suchen Sie sich Hilfe.

Nehmen Sie Hilfe an

Jeder braucht auf irgendeine Weise Hilfe – scheuen Sie sich nicht davor, Ihnen angebotene Hilfe anzunehmen. Auch wenn Sie spüren, dass Sie stark sein müssen: Es ist wichtig, vertraute Personen in seinem Umfeld zu haben, die über die Situation und das Bedürfnis, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, Bescheid wissen.

Teilen Sie Ihrem Umfeld mit, ob Sie Gesellschaft benötigen

Wenn Sie lieber allein sein wollen oder sich die Gesellschaft einer bestimmten Person wünschen, sagen Sie dies deutlich. Viele Trauernde wünschen sich jemanden, der in dieser schweren Zeit bei ihnen ist. Dies bedeutet aber nicht, dass sie ununterbrochen auf die Gesellschaft anderer Menschen angewiesen sind.

Viele Pflegedienste bieten Angehörigen etwa 6–8 Wochen nach dem Todesfall ein Gespräch an. In diesem Gespräch soll die zwischen den Angehörigen und dem Pflegepersonal entstandene Beziehung ausgewertet und abgeschlossen werden. Außerdem kann dabei auch festgestellt werden, ob die Angehörigen Hilfe bei der Trauerarbeit benötigen.
Unterschiedliche Vereine und Organisationen haben Trauergruppen für Angehörige. Die Hinterbliebenen haben häufig unterschiedliche Bedürfnisse. Einigen helfen diese Gruppengespräche, während andere ihre Trauer bereits während der Krankheit verarbeitet haben.
Das Krankenhaus- oder Pflegepersonal kann die Angehörigen an Organisationen verweisen, die ihnen bei der Trauerarbeit helfen. Die größte Last tragen jedoch immer die Hinterbliebenen selbst. Die Verarbeitung der Trauer und das Schöpfen neuen Lebensmutes ist die nächste große Aufgabe für Angehörige, die einen geliebten Menschen auf dem letzten Weg begleitet haben.

Trauern braucht Zeit

Der Trauerprozess verläuft bei jedem Menschen individuell und ist an keinen festen Zeitrahmen gebunden. Manch einer verarbeitet den Verlust eines geliebten oder nahestehenden Menschen schneller, andere benötigen deutlich mehr Zeit.

Gesundheit

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Trauer kann dazu führen, dass Sie sich selbst und Ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. Sie stehen unter starkem Druck und können leicht krank werden. Achten Sie daher besonders auf Ihre Gesundheit. Versuchen Sie, normale Ernährungsgewohnheiten aufrecht zu erhalten, auch wenn Ihnen nicht nach essen ist. Sorgen Sie auch dafür, dass Sie genügend Zeit zum Ruhen finden, auch bzw. vor allem dann, wenn Sie unter Schlafstörungen leiden.

Suchen Sie einen Arzt auf

Wenn Sie sich krank fühlen, suchen Sie einen Arzt auf. Auch wenn andere Menschen in Ihrem Umfeld Ihnen nahelegen, einen Arzt zu kontaktieren, sollten Sie dies in Erwägung ziehen – selbst wenn Sie es persönlich für unnötig erachten. In der Zeit des Trauerns ist es oft schwierig gut für sich selbst zu sorgen.

Der Allgemeinarzt kann sich zum einen um ihre körperlichen Beschwerden kümmern und Ihnen zum anderen bei ihren psychischen Beschwerden helfen. Nach der Einschätzung der Allgemeinmediziner kann z. B. bei außergewöhnlich schwerer Trauer und der Entwicklung weiterer psychologischer Probleme die Überweisung zu einem Psychiater, Psychosomatiker oder Psychologen hilfreich sein. Es ist kein Zeichen von Schwäche sich in schwierigen Lebensphasen professionelle psychologische Hilfe zu suchen.

Soziale Kontakte

Halten Sie Kontakt zu Familie und Freunden

Häufig ist die Aufmerksamkeit von Freunden und Familien in der frühen Trauerphase am stärksten und nimmt danach kontinuierlich ab. Nehmen Sie Kontakt auf, wenn Sie das Bedürfnis danach verspüren. Warten Sie nicht darauf, dass andere Ihre Bedürfnisse erraten. Dies kann zu Missverständnissen oder im Zweifelsfall dazu führen, dass Sie nicht die Unterstützung erhalten, die Sie eigentlich benötigen.

Akzeptieren Sie die Menschen so, wie sie sind

Jemand, der Ihnen möglicherweise nicht allzu nahesteht, aber ein offenes Ohr für Sie hat, kann eine große Hilfe in der Trauerphase sein. Niemand kann Ihren Verlust allerdings ersetzen. Akzeptieren und erfreuen Sie sich an den Menschen so, wie sie sind. Vermeiden Sie nicht bewusst soziale Kontakte, nur weil die Personen in Ihrem Umfeld ihre Fehler und Mängel haben.

Vorsicht bei neuen Beziehungen

Während der Trauerphase kann es mitunter schwerfallen, neue Freundschaften und Beziehungen korrekt zu beurteilen. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, aber gehen Sie auch nicht unbedingt überstürzt ein neues Verhältnis ein. Manch einer tendiert dazu, einen erlebten Verlust möglichst zügig zu kompensieren (etwa durch Adoption oder eine neue Heirat), um den Schmerz über den Verlust und die Trauer verdrängen zu können. Es ist nicht leicht, neue Freundschaften oder eine frische Beziehung gut einzuschätzen, solange man sich mitten im aktiven Trauerprozess befindet. Dies kann ansonsten mitunter wieder andere Probleme nach sich ziehen.

Freuen Sie sich über gute Tage

Erklären Sie Ihren Kindern, dass es normal ist, traurig zu sein. Zugleich ist es umso wichtiger, sich an guten und glücklichen Tagen ohne schlechtes Gewissen erfreuen zu können.

Finanzen und Arbeit

Formalitäten

In der ersten Woche nach dem Todesfall sind in der Regel viele Dinge zu erledigen, sodass man die ganze Zeit beschäftigt ist. Es müssen praktische Formalitäten geregelt werden.
Ärzte, Pflegedienste und Krankenhäuser sowie andere Organisationen bieten Informationen für die Hinterbliebenen an. Diese Informationen können auch für die schwer kranken Patienten selbst hilfreich sein. Die Patienten können dadurch Einfluss darauf nehmen, wie mit der Situation umgegangen werden soll.
Besorgen Sie sich diese Informationen daher rechtzeitig und gehen Sie sie zusammen mit dem Betroffenen durch. Begräbnis, Beisetzung und Urnenbeisetzung werden im Bestattungsgesetz geregelt.
Auch für die finanzielle Unterstützung im Zusammenhang mit der Bestattung/Beisetzung gibt es entsprechende Regelungen. Das Sozialamt der Gemeinde kann Informationen und Unterstützung vermitteln.

Vermeiden Sie überstürzte Entscheidungen

Im ersten Trauerjahr sollten Sie wichtige Entscheidungen, die sich auf den Rest Ihres Lebens auswirken könnten, möglichst vermeiden. Die meisten Trauernden ziehen es vor, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, bis es Ihnen möglich ist, die Zukunft gelassener und entspannter zu sehen. Scheuen Sie sich nicht davor, um Rat und Empfehlungen zu bitten. Es empfiehlt sich oftmals, sich mit verschiedenen Personen zu beratschlagen, ehe man wichtige Entscheidungen trifft.

Arbeit kann helfen

Sofern Sie die Kraft dazu haben, kann es durchaus hilfreich sein, die gewohnte Arbeit wieder aufzunehmen, einer ehrenamtlichen Tätigkeit oder einer anderen regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen. Übernehmen Sie sich aber nicht. Ein geregelter Tagesablauf kann helfen, aber längst nicht all Ihre individuellen Bedürfnisse befriedigen. Es ist nicht ratsam, sich Hals über Kopf in die Arbeit zu stürzen und Familie und Freunde dadurch zu vernachlässigen.

Glaube und Zweifel

Glaube kann tröstlich sein

In einer Trauerphase kann der persönliche Glaube oft Trost spenden. Manch einem fällt es aber auch schwer, in besonders schwierigen Situationen an seinem Glauben festzuhalten. Beide Reaktionen können dazu führen, dass sich die persönliche religiöse Einstellung verfestigt und intensiviert.

Weitere Informationen

Autoren

  • Marie-Christine Fritzsche, Ärztin, Freiburg

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