BBB MK 23.11.2021 revidiert, umgeschrieben, an LL angepasst.
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Primary Immunodeficiencies
PID
Angeborene Immundefekte
B-Zelldefekte
T-Zelldefekte
Kombinierte B- und T-Zelldefekte
Phagozytendefekte
Komplementfaktor-Mangel
Variable Immundefekte
CVID
Schwerer kombinierter Immundefekt
SCID
Hypogammaglobulinämie
X-chromosomale Agammaglobulinämie
XLA Syndrom
Bruton Syndrom
Deletionssyndrom 22q11
DiGeorge-Syndrom
Velokardiofaziales Syndrom
Hyper -IgM-Syndrom
X-chromosomale lymphoproliferative Erkrankung
Ataxia telangiectasia
Wiskott-Aldrich-Syndrom
Autoimmunneutropenie
Chronische Granulomatose
CGD
Allgemeine Informationen
Definition
Primäre Immundefekte (Primary Immunodeficiencies, PID) sind angeborene Erkrankungen des Immunsystems, die zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Infektionskrankheiten, Autoimmunerkrankungen und malignen Erkrankungen führen.1
Sekundäre, also erworbene Immundefekte können im Zusammenhang mit Erkrankungen wie etwa Malignomen oder HIV, aber auch unter einer Therapie mit Immunsuppressiva auftreten.
Einteilung
Das Immunsystem kann grob in 3 Stufen eingeteilt werden:
anatomische und physiologische Barrieren (Haut, Magensäure, Zilien in der Lunge, Lysosomen in der Tränenflüssigkeit und dem Speichel)
Infektionen mit Erregern, die bei Immunkompetenten nur sehr selten schwere Erkrankungen auslösen, z. B. Pneumocystis jirovecii-Pneumonie, CMV-Pneumonie, Candida-Sepsis.
D80 Immundefekt mit vorherrschendem Antikörpermangel
D81 Kombinierte Immundefekte
D82 Immundefekt in Verbindung mit anderen schweren Defekten
D83 Variabler Immundefekt
D84 Sonstige Immundefekte
Differenzialdiagnosen
Mittlerweile sind über 430 angeborene Immundefekte bekannt, mit 65 identifizierten Gendefekten.4
Die folgenden Auflistungen geben also lediglich einen groben Überblick.
B-Zelldefekte (Mangel an Antikörpern)
Humorale Immundefekte
Die Hypogammaglobulinämie gehört zu den häufigsten Formen und macht mehr als die Hälfte aller PID aus.
Weitere PID-Ursachen sind die X-chromosomale Agammaglobulinämie (XLA) und der schwere kombinierte Immundefekt (Severe Combined Immunodeficiency, SCID).
Variabler Immundefekt (CVID)
schwerer Antikörpermangel: häufigste Form bei Kindern über 8 Jahren und Erwachsenen, häufig Komplikationen im Teenageralter
Vorübergehende Hypogammaglobulinämie bei Kleinkindern
Ausschlussdiagnose
Selbstlimitierende Störung: Immunglobulinspiegel steigt später als üblich (nach dem 2.–4. Lebensjahr häufig normal).
In der Regel keine Symptome, kann bei Kindern über 7 Jahren und Erwachsenen jedoch zu häufigen Atemwegsinfektionen und chronischen Lungenschäden führen.
Selektiver IgA-Mangel
Inzidenz von 1:700, in der Regel keine Symptome
evtl. Progression zu CVID
T-Zelldefekte
Deletionssyndrom 22q11 (DiGeorge-Syndrom oder velokardiofaziales Syndrom)
Inzidenz von 1:4.000
Einzelne Patient*innen (< 1 %) weisen einen schweren kombinierten Immundefekt (SCID) auf.
Eine isolierte Neutropenie tritt am häufigsten kurzzeitig im Zusammenhang mit Virusinfektionen auf. Eine chronische Neutropenie dagegen kann durch genetische Faktoren oder bestimmte Medikamente bedingt sein. PID sind selten Ursache der isolierten Neutropenie.
Autoimmunneutropenie
Granulozytopenie ab dem 1. Lebensjahr
Nachweis von Granulozyten-Antikörper
häufig spontane Besserung im Laufe der Kindheit
Chronische Granulomatose (CGD)
schwerere X-chromosomal und leichtere autosomal-rezessiv vererbte Form
Analysen belegen eine sehr gute Überlebensrate (> 80 %)10 bei Kindern mit SCID, bei denen frühzeitig im 1. Lebensjahr eine allogene Knochenmarktransplantation durchgeführt wird. Die besten Ergebnisse werden mit Geschwistern als Spender*innen erzielt.11
Deutsche Gesellschaft für Immunologie. Diagnostik auf Vorliegen eines primären Immundefektes (PID). AWMF-Leitlinie Nr. 112-001. S2k, Stand 2017. www.awmf.org
Arbeitsgemeinschaft pädiatrische Immunologie. Therapie primärer Antikörpermangelerkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 189-001. S3, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
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Deutsche Gesellschaft für Immunologie. Diagnostik auf Vorliegen eines primären Immundefektes (PID). AWMF-S2k-Leitlinie Nr. 112-001, Stand 2017. www.awmf.org
Castagnoli R, Notarangelo LD. Updates on new monogenic inborn errors of immunity. Pediatr Allergy Immunol. 2020 Nov;31 Suppl 26(Suppl 26):57-59. www.ncbi.nlm.nih.gov
De Vries, E et al. Patient-centred screening for primary immunodeficiency, a multi-stage diagnostic protocol designed for non-immunologists: 2011 update.Clin Exp Immunol 2012;167(1)108-19.
Farmand, S.; Ehl, S. Primäre Immundefekte: Wenn ein Infekt auf den anderen folgt. Dtsch Arztebl 2019; 116(27-28). www.aerzteblatt.de
Segundo GRS, Condino-Neto A. Treatment of patients with immunodeficiency: Medication, gene therapy, and transplantation. J Pediatr (Rio J). 2021 Mar-Apr;97 Suppl 1:S17-S23. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Arbeitsgemeinschaft pädiatrische Immunologie. Therapie primärer Antikörpermangelerkrankungen. AWMF-S3-Leitlinie Nr. 189-001, Stand 2019. www.awmf.org
Bucciol G, Meyts I. Recent advances in primary immunodeficiency: from molecular diagnosis to treatment. F1000Res. 2020 Mar 19;9:F1000 Faculty Rev-194. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Pai S-Y, Logan BR, Griffith LM, et al. Transplantation outcomes for severe combined immunodeficiency, 2000-2009. N Engl J Med 2014; 371: 434-46. doi:10.1056/NEJMoa1401177 DOI
Autor*innen
Kristin Haavisto, Dr. med., Fachärztin für Innere Medizin und Hämato-/Onkologie, Münster
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).