Zahngesundheit bei Kleinkindern

Die kindliche Entwicklung verläuft unterschiedlich, aber in der Regel brechen die ersten Milchzähne im Alter von 6–12 Monaten durch.

Wann treten die Zähne hervor?

Die kindliche Entwicklung verläuft unterschiedlich, aber in der Regel brechen die vorderen Schneidezähne im Alter von 6–12 Monaten durch. Die Eckzähne brechen mit 18 Monaten durch und zuletzt treten die Backenzähne im Alter von zwei Jahren hervor. Während des Zahndurchbruchs erhöht sich auch die Speichelbildung des Kindes und es entsteht eine lokale Rötung an der Stelle des Zahndurchbruchs. Die Symptome sind mäßig und der Zahndurchbruch beeinflusst in der Regel den Allgemeinzustand des Kindes nicht.

Gesunde Zähne sind für die allgemeine Gesundheit des Kindes wichtig. Mit den Zähnen ist das Kind in der Lage, Nahrung zu zerkleinern und beim Sprechen Worte und Geräusche zu bilden. Sie beeinflussen auch das Kieferwachstum des Kindes.

Wie kann ich das Kind beim Zahnen unterstützen?

Sie können Ihrem Kind einen Beißring geben oder die Stelle des Zahndurchbruchs sanft massieren. Dies lindert die Reizung und der Beißring stillt den Kaudrang des Kindes. Der Beißring muss dabei immer sauber sein. Das Zahnen führt in den meisten Fällen nicht zu Fieber.

Was ist Karies?

Bei Karies (Zahnfäule) entstehen Löcher in den Zähnen, die zu Schmerzen und in einigen Fällen zu Infektionen führen können. Karies entsteht, wenn die Bakterien im Mund mit dem Zucker aus der Nahrung Säure bilden. Diese Säure greift die Zähne an und entzieht ihnen Mineralien. Die betroffenen Zähne zeigen bräunliche Verfärbungen. Karies ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern im Vorschulalter. Im Kleinkindalter tritt Karies zuerst an den oberen Schneidezähnen auf, bei älteren Kindern meist in den Vertiefungen der Backenzähne. Eine gute Zahnpflege kann das Auftreten von Karies verhindern.

Gehört mein Kind zur Risikogruppe für Karies?

Es besteht ein erhöhtes Risiko für Karies, wenn Ihr Kind oft Süßigkeiten isst oder zuckerhaltige Getränke trinkt, z. B. Fruchtsäfte, Limonade oder gesüßte Erfrischungsgetränke. Zu den Risikofaktoren zählen auch:

  • frühere Karies mit Zahnbehandlung
  • regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die Zucker enthalten oder zu Mundtrockenheit führen können
  • ungünstige Essgewohnheiten, unzureichende Mundhygiene und Anwendung fluoridfreier Zahnpasta
  • unzureichende Mundhygiene und schlechter Zustand der Zähne bei der Mutter oder bei Geschwistern
  • seltene oder gar keine Zahnarztbesuche
  • Frühgeborene und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht
  • niedriger sozialer Status.

Wie kann die Entwicklung von Karies gestoppt werden?

Karies liegen viele verschiedene Faktoren zugrunde. Kleinkinder sollten möglichst wenig naschen (z. B. nur am Wochenende). Sobald der erste Zahn durchgebrochen ist, ist tägliches Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta für die Zahngesundheit wichtig. Ein schlechter Lebensstil der Familie spiegelt sich in den Essgewohnheiten und der Mundhygiene wider, was Karies begünstigen kann. Daher sind Informationen über die Zahngesundheit hilfreich. Damit es nicht zu Karies bei Kindern kommt, sollten Eltern und Geschwister mit guten Essgewohnheiten und regelmäßiger Mundhygiene als Beispiel vorangehen.

Beschränken Sie die Menge an Süßigkeiten und süßen Getränken zwischen und nach den Mahlzeiten. Essen Sie zu festen Zeiten. Zu viele Zwischenmahlzeiten können Karies verursachen. Snacks wie frisches Obst und Gemüse, Käse und zuckerfreie Kekse sind dabei zahnfreundlicher als viele andere Zwischenmahlzeiten. Süßigkeiten, die an den Zähnen kleben, sind hingegen sehr schädlich für die Zähne. Geben Sie Ihrem Kind keine zuckerhaltigen Getränke in der Saugerflasche!

Bereits geschädigte Zähne sollten vom Zahnarzt behandelt werden um ein Fortschreiten der Karies und Komplikationen zu verhindern.

Welche Auswirkungen haben Stillen, Schnuller/Saugflaschen und Schnabeltassen?

Es ist noch nicht eindeutig geklärt, ob Stillen ein Kariesrisiko darstellt. Dabei verursacht das Stillen an sich nicht Karies, sondern die Regelmäßigkeit des Saugens, vergleichbar mit einem Schnuller. Vor allem das häufige Nuckeln an Babyflaschen verursacht Karies in den Milchzähnen („Nuckelflaschenkaries"). Bekommt das Kind die Flasche, können Sie es beim Füttern in den Arm nehmen. Lassen Sie die Flasche nicht im Bett liegen. Geben Sie dem Kind keine zuckerhaltigen Getränke wie Saft oder gesüßten Tee.

Schnabeltassen werden ab etwa sechs Monaten verwendet. Das Kind sollte damit nicht herumlaufen und ständig daraus trinken, sofern die Tasse nicht nur Wasser enthält.

Ab einem Jahr können Sie dem Kind Wasser oder normale Milch zwischen den Mahlzeiten geben, keinesfalls zuckerhaltige Getränke. Saft oder gesüßte Milch (z. B. Kakao) sollte das Kind nur zu den Mahlzeiten bekommen. Saft und gesüßte Milch enthalten viel Zucker. Auch Muttermilch enthält Zucker (Milchzucker/Laktose). Milchzucker erzeugt jedoch weniger Karies als andere Zuckerarten. Kinder über einem Jahr sollten Muttermilch nur noch ab und zu bekommen. Hat das Kind nachts Durst, können Sie ihm auch Wasser geben. Süße Zwischenmahlzeiten und zuckerhaltige Getränke als Durstlöscher oder Nachtmahlzeit beeinträchtigen die Zahngesundheit.

Ein Schnuller beruhigt das Kind. Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung eines Schnullers das Risiko des plötzlichen Kindstods senkt, d. h. kleine Kinder profitieren davon. Das Saugen am Schnuller oder Daumen kann jedoch zu einer Fehlstellung der Zähne oder des Gebisses führen, aber in der Regel bildet sich diese Fehlstellung zurück, wenn das Kind keinen Schnuller mehr verwendet und nicht mehr am Daumen saugt. Gewöhnt sich das Kind das Saugen ab, bevor die ersten Zähne durchbrechen, sollte es davor nicht gezwungen werden, seine Sauggewohnheiten aufzugeben.

Ab wann sollte das Kind Zähne putzen?

Putzen Sie Ihrem Kind zweimal täglich die Zähne, wenn der erste Zahn durchgebrochen ist. Am wichtigsten ist das Zähneputzen vor dem Zubettgehen. Verwenden Sie eine kleine, weiche Zahnbürste. Es gibt spezielle Zahnpasten für Kinder. Verwenden Sie eine Kinderzahnpasta mit Fluorid.

Gewöhnen Sie das Kind bereits früh spielerisch an das Zähneputzen. Eltern sollten sich je nach dem Alter des Kindes eine gute Putztechnik angewöhnen und die Zähne regelmäßig putzen. Dies fördert gute Putzgewohnheiten in der Zukunft. Es kommt vor, dass sich Kinder dem Zähneputzen mit Weinen und Schreien widersetzen. Als Eltern sollten Sie jedoch auf dem regelmäßigen Zähneputzen bestehen. Treten Sie bestimmt auf, bleiben Sie konsequent und reden Sie Ihrem Kind gut zu. Zum Glück akzeptieren die meisten Kinder das regelmäßige Zähneputzen recht schnell.

Da Kinder bis zum Schulalter die Zähne noch nicht selbst putzen können, ist es wichtig, dass die Eltern die Zähne ihrer Kinder bis zum Alter von 6–7 Jahren putzen. Danach sollten die Kinder selbst ihre Zähne putzen, jedoch unter Aufsicht der Eltern, bis sie 12 Jahre alt sind. Vor diesem Alter ist die Koordinationsfähigkeit für das Zähneputzen noch nicht ausreichend vorhanden bzw. verstehen die meisten Kinder die Wichtigkeit des ordentlichen Zähneputzens noch nicht.

Insbesondere der Übergang zwischen Zahnfleisch und Zähnen ist beim Putzen wichtig. Zahnpastareste sollten ohne Nachspülen ausgespuckt werden, da die Zahnpasta den Schutz vor Karies erhöht. Benutzen Sie zusätzlich einmal täglich Zahnseide. Es wird empfohlen, bis zum Alter von 3 Jahren eine kleine Menge fluoridhaltige Zahnpasta zu verwenden. Danach sollten Sie eine etwa erbsengroße Menge verwenden.

Nach dem Zähneputzen sollte das Kind keine zuckerhaltigen Lebensmittel oder Getränke mehr zu sich nehmen.

Benötigt mein Kind zusätzlich Fluorid?

Als fluoridhaltige Zahnpasta in den 1960er Jahren auf den Markt kam, führte dies zu einer weltweiten Verringerung von Karies, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Es wird davon ausgegangen, dass das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid für den Rückgang von Karies verantwortlich ist. Das Fluorid lagert sich auf der Zahnoberfläche und im Speichel ab und wird bei einem Säureangriff freigesetzt. Dies schützt die Zähne und erhöht ihre Widerstandsfähigkeit gegen Karies. Die größte karieshemmende Wirkung von Fluorid tritt dabei bei der Fluoridbehandlung der Zahnoberfläche ein.

Bei Kindern mit einem erhöhten Kariesrisiko wird zusätzliches Fluorid empfohlen, d. h. entweder durch Fluoridlack, der beim Zahnarzt aufgetragen wird, oder durch Fluoridtabletten, fluoridhaltige Mundspüllösungen oder Gele, die im Handel erhältlich sind. Der Zusatz von Fluorid muss dabei mit dem Zahnarzt abgesprochen werden, denn eine zu hohe Fluoridaufnahme kann bleibende Flecken auf den Zähnen verursachen. Eine sehr starke Überdosierung von Fluorid kann auch zu Vergiftungen führen. Bei dem Verdacht auf eine Vergiftung sollten Sie einen Arzt konsultieren. Fluorid und andere Substanzen, die zu einer Vergiftung bei Kindern führen können, sollten außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.

Wann sollte das Kind zum ersten Mal zum Zahnarzt gehen?

Das Kariesrisiko von Kleinkindern sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt vom Kinderarzt oder Zahnarzt beurteilt werden. Bevor der erste Zahn durchgebrochen ist, sollte der Kinderarzt die Eltern über die richtige Mundhygiene und Anzeichen beginnender Zahnprobleme informieren. 

Spätestens im 3. Lebensjahr sollten Sie mit Ihrem Kind zum Zahnarzt gehen, aber der Zahnstatus wird in der Regel bereits davor durch den Kinderarzt festgestellt. Kinder mit einem erhöhten Kariesrisiko sollten bereits mit 12 Monaten an einen Zahnarzt überwiesen werden.

Bei Fragen und Problemen mit der Zahngesundheit Ihres Kindes sollten Sie sich an einen Zahnarzt wenden, bevor akute Zahnprobleme auftreten können.

Weitere Informationen

Autoren

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Link lists

Authors

Previous authors

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

References

Based on professional document Karies bei Kindern. References are shown below.

  1. United States Public Health Service, Office of the Surgeon General. Oral health in America: a report of the Surgeon General. Rockville, Md.: Dept. of Health and Human Services, U.S. Public Health Service, 2000.
  2. Douglass JA, Douglass AB, Silk HJ. A practical guide to infant oral health. Am Fam Physician 2004; 70: 2113-22. PubMed
  3. Seow WK. Biological mechanisms of early childhood caries. Community Dent Oral Epidemiol 1998; 26(1 suppl):8-27.
  4. Moynihan PJ. Update on the nomenclature of carbohydrates and their dental effects. J Dent 1998; 26:209-18. PubMed
  5. Nguyen DH, Martin JT. Common dental infections in the primary care setting. Am Fam Physician 2008; 77: 797-802. PubMed
  6. Hale KJ, American Academy of Pediatrics Section on Pediatric Dentistry. Oral health risk assessment timing and establishment of the dental home. Pediatrics 2003; 111(5 pt 1):1113-6.
  7. Infant oral health care. American Academy of Pediatric Dentistry oral health policies. Pediatr Dent 1998; 20:23. PubMed
  8. Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe. AWMF-Leitlinie Nr. 083-001, Stand 2014. www.awmf.org
  9. Sanches OM, Childers, NK. Anticipatory guidance in infant oral health: rationale and recommandations. Am Fam Physician 2000; 61: 115-24. PubMed
  10. Tinanoff N, Douglass JM. Clinical decision-making for caries management in primary teeth. J Dent Educ 2001; 65:1133-42. PubMed
  11. Recommendations for using fluoride to prevent and control dental caries in the United States. Centers for Disease Control and Prevention. MMWR Recomm Rep 2001; 50(RR-14):1-42.
  12. Erickson PR, McClintock KL, Green N, LaFleur J. Estimation of the caries-related risk associated with infant formulas. Pediatr Dent 1998; 20:395-403. PubMed
  13. Chestnutt IG, Schafer F, Jacobson AP, Stephen KW. The influence of toothbrushing frequency and post-brushing rinsing on caries experience in a caries clinical trial. Community Dent Oral Epidemiol 1998; 26:406-11. PubMed