Brustkorbschmerzen (Brustwandsyndrom)

Das Brustwandsyndrom fasst harmlose Brustkorbschmerzen zusammen, die v. a. durch Verspannungen der Muskulatur im Brustkorb ausgelöst werden.

Was ist das Brustwandsyndrom?

Brustschmerzen werden von Patienten oft als bedrohlich und unangenehm wahrgenommen. Oft gehen Patienten davon aus, dass sich schwerwiegende Erkrankungen der Herzens oder der Lunge, z. B. ein Herzinfarkt, dahinter verbergen. In manchen Fällen können Brustschmerzen aber auch durch Verspannungen der Muskulatur oder Knorpel-Knochen-Verschiebungen des Brustkorbs ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich um harmlose Beschwerden. Der Begriff Brustwandsyndrom fasst die Brustschmerzen muskuloskelettalen Ursprungs zusammen.

Für das Vorhandensein eines Brustwandsyndroms sprechen:

  • Muskelverspannungen, die auf einen bestimmten Bereich oder einen Punkt begrenzt sind
  • Schmerzen, die durch Druck auf den begrenzten Bereich wiederholt ausgelöst werden können
  • Stechende Schmerzen, die nicht als drückend oder beengend empfunden werden
  • Schmerzen, die nicht belastungsabhängig auftreten
  • Schmerzen, die bei Veränderung durch Bewegung/Körperhaltung auftreten
  • Die Abwesenheit von Gefäßerkrankungen, Husten, Luftnot oder eines Atemwegsinfekts.

Brustschmerz betrifft 20–40 % der Bevölkerung im Lauf des Lebens. Das Brustwandsyndrom ist mit 47 % die häufigste Diagnose als Ursache für Brustschmerz in der hausärztlichen Versorgung.

Ursache

Die Ursache für die Beschwerden bei einem Brustwandsyndrom ist nicht eindeutig nachweisbar. In der Regel sind Muskelverspannungen verantwortlich, eventuell verursacht durch eine falsche Atemmechanik mit verminderter Bauchatmung und vermehrter Brustatmung. Dies kann die Schulter- und Brustkorbmuskulatur, die für das Heben des Brustkorbs zuständig sind, beanspruchen und zu Muskelschmerzen (Myalgie) führen. Die Muskeln zwischen den Rippen (Interkostalmuskeln) sind Teil der Brustkorbmuskulatur und können mitbetroffen sein, daher der Name Interkostal-Myalgie, auch wenn dies kein eindeutig definierter medizinscher Begriff ist. Der oftmals als bedrohlich empfundene Charakter der Schmerzen kann die Schmerzen durch Schonhaltung oder zusätzliche Anspannung verstärken.

Diagnose

Für den Arzt können die oben genannten Hinweise bereits wegweisend zur Diagnosestellung sein. In der körperlichen Untersuchung klagen die Patienten in der Regel über stechende Schmerzen, die mit umschriebenen Muskelverspannungen und ausgeprägter Druckempfindlichkeit der Muskeln in dem betroffenen Bereich einhergehen. Eine solche Druckempfindlichkeit ist untypisch für Erkrankungen von Herz oder Lunge.

Sind dennoch schwerwiegende Herz- und Lungenerkrankungen durch die Krankengeschichte zunächst nicht auszuschließen, werden entsprechende Schritte zur Abklärung durch den Arzt eingeleitet.

Therapie

Konnten schwerwiegende Erkrankungen des Herzens oder der Lunge ausgeschlossen werden, bedarf es in der Regel keiner Behandlung. Das Brustwandsyndrom stellt eine ungefährliche Erkrankung dar. Einigen Betroffenen können Entspannungsübungen und eine verbesserte Atemtechnik, z. B. durch physiotherapeutische Anleitung, helfen.

Prognose

Brustwandsyndrom ist ein häufiges Krankheitsbild in der hausärztlichen Praxis mit einer guten Prognose. Es besteht keine erhöhte Sterblichkeit. Allerdings haben mehr als die Hälfte aller Patienten mit Brustwandsyndrom auch nach 6 Monaten weiterhin Beschwerden. In einigen Fällen besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen den Beschwerden und stressigen Lebensphasen.

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Autoren

  • Marleen Mayer, Ärztin, Mannheim

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Interkostalmyalgie/Brustwandsyndrom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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