Schädigung des Nervus radialis, Radialisparese

Das Krankheitsbild tritt häufig bei einer vorübergehenden Einklemmung des Radialisnervens auf; klassischerweise beim Tiefschlaf nach Alkoholkonsum („Parkbanklähmung"). Häufig ist die Streckfunktion im Handgelenk, Ellenbogen und in den Fingern eingeschränkt. Zusätzlich liegen Störungen der Gefühlswahrnehmung im Handrücken und/oder Arm vor.

Was ist die Radialisparese?

Der Radialisnerv (Nervus radialis) verläuft vom Hals abwärts durch den Arm und in die Finger. In dem Nerv verlaufen sowohl Fasern, die Sinneseindrücke (sensorische Signale) vom Arm übertragen, als auch Fasern, die Informationen vom zentralen Nervensystem zur Muskulatur (motorische Signale) übertragen.

Der Begriff Parese bezeichnet eine unvollständige Lähmung. Bei der Radialisparese beruht sie auf einer Nervenschädigung mit gestörter Impulsübertragung. Die Läsion kann an verschiedenen Stellen des Nervens auftreten.

Die Radialisparese kann auf unterschiedliche Weise entstehen. Meistens wird der Nerv im Arm eingeklemmt oder geschädigt, z.B. bei einer ungünstigen Schlafposition.

Wo ist der Nerv geschädigt?

An bestimmten anatomischen Lokalisationen ist das Risiko für eine Radialisschädigung erhöht. Im Bereich der Axilla tritt sie häufiger bei Menschen auf, die Unterarm-Gehstützen benutzen, sich die Schulter ausgekugelt oder den Oberarm gebrochen haben. Im mittleren Drittel des Oberarms liegt der Nerv dem Knochen sehr eng an und ist besonders bei Knochenbrüchen gefährdet. Die sog. Schlaf- oder Parkbanklähmung tritt häufig im Tiefschlaf unter Alkoholeinwirkung auf, wenn Betroffene für längere Zeit auf dem Arm liegen oder ihn ungünstig auf der Bettkante auflegen. Eine andere Prädilektionsstelle ist der sog. Radialtunnel, wo der Nerv das Ellenbogengelenk überkreuzt. Auch im Bereich des Unterarms und des Handgelenkes kann der Nerv eingeklemmt werden, z. B. durch zu enge Armbänder oder auch Handschellen. Daher stammt auch die Bezeichnung des Syndroms als „Arrestantenlähmung" oder „Fesselungslähmung".

Symptome

Ein typisches Symptom ist die sog. Fallhand: Handgelenk und Finger können nicht mehr gestreckt werden. Bei Schädigungen, die weiter oben am Arm lokalisiert sind, kann auch der Trizeps gelähmt sein, sodass kein Ellenbogenstreckung mehr möglich ist. Darüber hinaus ist eine Störung der Gefühlswahrnehmung im seitlichen Ober- und Unterarm sowie dem Handrücken (Daumen bis Mittelfinger) möglich. Einige Reflexe am Arm können abgeschwächt sein.

Nervus radialis.jpg

Diagnostik

Von ärztlicher Seite besteht in der Regel kein Problem, die Diagnose zu stellen. Die Krankengeschichte und eine einfache Untersuchung reichen normalerweise aus. Manchmal ist die Diagnose dennoch schwierig, z. B. bei Schmerzen im Ellenbogen. In diesem Fall ist die Radialisparese nur schwer von einem Tennisarm zu unterscheiden.

Bei Unsicherheit in Bezug auf die Diagnose oder bei einem schlechten Genesungsprozess ist möglicherweise eine MRT-Untersuchung des Arms zu empfehlen. In Ausnahmefällen können auch Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelfunktion erforderlich sein.

Therapie

Die Radialisparese verschwindet normalerweise innerhalb weniger Wochen von selbst. Man bemerkt eine schrittweise Verbesserung der Funktion. In dieser Zeit kann das Tragen einer Schiene sinnvoll sein, die das Handgelenk leicht gestreckt hält, um die Anwendung der Hand zu erleichtern. In seltenen Fällen bleibt die Parese bestehen.

Bei langanhaltenden Schmerzen, deren Ursache das Einklemmen des Nervs ist, z. B. im Bereich des Ellenbogens, kann ein operativer Eingriff nötig werden, um für eine Druckentlastung zu sorgen.

Prognose

Bei den meisten Betroffenen liegt nur eine milde Form der Nervenläsion vor, die innerhalb einiger Tage bis Wochen ausheilt. Sind Teile des Nervens durchtrennt, so dauert die Genesung mitunter mehrere Monate. Bei einer kompletten Nervendurchtrennung ist die operative Rekonstruktion die einzige Therapiemöglichkeit, die zu einer Heilung führt.

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Autor*innen

  • Hannah Brand, Ärztin, Berlin

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