Nächtliche Wadenkrämpfe

Wadenkrämpfe sind schmerzhafte Kontraktionen der Unterschenkelmuskulatur, die häufig in der Nacht auftreten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine harmlose Erscheinung, von der viele Menschen regelmäßig betroffen sind.

Was sind Wadenkrämpfe?

Definition

Als Wadenkrampf bezeichnet man ein ungewolltes, schmerzhaftes Anspannen (Kontraktion) der Beinmuskulatur. Solche Krämpfe treten häufig nachts auf und können Sekunden bis mehrere Minuten andauern. Neben den Waden können Krämpfe auch im Fuß oder im Oberschenkel auftreten. In den meisten Fällen handelt es sich um ein relativ harmloses Phänomen, das von selbst vorübergeht. In manchen Fällen können wiederkehrende, nächtliche Wadenkrämpfe jedoch im Rahmen von anderen Erkrankungen oder auslösenden Faktoren entstehen. Zu unterscheiden ist das sog. Restless-Legs-Syndrom, bei dem Betroffene unter störenden nächtlichen Missempfindungen in den Beinen leiden.

Symptome

Bei nächtlichen Beinkrämpfen handelt es sich klassischerweise um plötzlich auftretende, häufig sehr schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die mit einer tastbaren Verhärtung einhergehen. Sie treten am häufigsten im Fuß, Unterschenkel oder Oberschenkel auf und dauern meist einige Sekunden bis mehrere Minuten. Durch Dehnen der Muskeln können die Schmerzen oft gelindert werden.

Ursachen

In den meisten Fällen ist keine klare Ursache der Wadenkrämpfe auszumachen. Allerdings gibt es einige Faktoren oder Krankheiten, die das Auftreten von Wadenkrämpfen wahrscheinlicher machen:

  • starke körperliche Anstrengung, besonders bei großer Hitze
  • Schwangerschaft
  • Flüssigkeitsmangel, beispielsweise durch wassertreibende Medikamente oder nach starkem Schwitzen
  • Stoffwechselerkrankungen wie Hypoparathyreoidismus, Morbus Addison oder Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • neurologische Krankheiten wie Polyneuropathie
  • bestimmte Medikamente
  • Alkoholkonsum.

Häufigkeit

Nächtliche Muskelkrämpfe sind ein häufiges Phänomen; in Deutschland sind ca. 2,8 Mio. Menschen regelmäßig betroffen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu.

Untersuchungen

  • Die Diagnose beruht im Wesentlichen auf der Beschreibung der Schmerzen und deren Verlauf. Wichtig ist dabei vor allem, in welchen Situationen die Krämpfe auftreten, ob enge Familienmitglieder ebenfalls häufig betroffen sind und ob Medikamente eingenommen werden.
  • Die Nervenfunktionen der betroffenen Gliedmaßen werden untersucht, um Krämpfe aufgrund anderer Ursachen auszuschließen.
  • Eine Laboruntersuchung des Blutes kann Hinweise auf zugrunde liegende Krankheiten geben.
  • Treten die Muskelkrämpfe ungewöhnlich häufig oder über einen sehr langen Zeitraum auf, sind womöglich weitere Untersuchungen wie spezielle Blutuntersuchungen, Muskel-/Nervenuntersuchungen und Funktionstests notwendig.

Behandlung

  • Das Ziel der Therapie ist es, während der Muskelkrämpfe die Schmerzen zu lindern und langfristig die Häufigkeit der Anfälle zu senken.
  • Während eines akuten Anfalls wird empfohlen, die Beinmuskeln zu dehnen.
  • Auch um Krämpfen zu vorzubeugen, wird empfohlen, die Muskulatur regelmäßig zu dehnen und mit Training zu stärken.
  • Die Einnahme von Magnesiumpräparaten kann versucht werden, die Wirksamkeit ist aber nicht ausreichend belegt.
  • In schweren Fällen und bei erfolgloser nichtmedikamentöser Behandlung kommen Chininpräparate zum Einsatz, die jedoch teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen haben.

Prognose

  • Bei 59 % der Patient*innen dauern die Beschwerden länger als 3 Jahre.
  • Sobald die Wadenkrämpfe die Qualität des Schlafes einschränken, kann dies Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität haben. In sehr schweren Fällen sind auch Muskelfaserrisse möglich.
  • Durch regelmäßige Dehnübungen der Wadenmuskulatur kann die Frequenz und Schwere der nächtlichen Wadenkrämpfe vermutlich reduziert werden.

Weitere Informationen

Autoren

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsournalist, Wien
  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Nächtliche Wadenkrämpfe. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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