Verstopfung (Obstipation)

Eine Verstopfung ist gekennzeichnet durch einen harten Stuhl, wodurch die Darmentleerung erschwert, unvollständig oder nicht ausreichend häufig möglich ist.

Was ist Verstopfung?

Definition

Da sich die Stuhlgewohnheiten zwischen verschiedenen Menschen stark unterscheiden, ist es schwierig, eine Grenze zwischen gesund und krank zu ziehen. Nach der deutschen Leitlinie spricht man bei unbefriedigender Stuhlentleerung über mindestens 3 Monate mit u. a. starkem Pressen, hartem Stuhl, der Notwendigkeit manueller Manöver zur Entleerung und weniger als 3 Stuhlgängen pro Woche von chronischer Verstopfung (Obstipation).

Bei einer primären (funktionellen) Verstopfung ist keine Ursache feststellbar. Eine sekundäre (organische) Verstopfung wird durch eine andere Erkrankung hervorgerufen.

Symptome

Bei einer Verstopfung ist die Darmentleerung durch zu festen Stuhl erschwert oder findet nicht häufig genug statt. Auch das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung ist typisch. Wenn die Patient*innen zusätzlich unter Bauchschmerzen/-beschwerden leiden, kann auch ein Reizdarmsyndrom vorliegen.

Häufigkeit

In Deutschland leiden etwa 5 % der Bevölkerung an Verstopfung, weltweit etwa 14 %. Verstopfung nimmt mit dem Alter zu, und Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer.

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen für eine primäre Verstopfung sind eine geringe Zufuhr von ballaststoffreichen Nahrungsmitteln und Flüssigkeit, zu wenig körperliche Aktivität oder eine abrupte Änderung der Lebensumstände. Andere mögliche Ursachen sind eine Unterdrückung des Stuhlganges, eine paradoxe Anspannung des Schließmuskels und/oder fehlender Druckaufbau bei der Darmentleerung.

Eine sekundäre Verstopfung geht häufig auf Medikamente (z. B. Opiate, Anticholinergika oder Antidepressiva) oder hormonelle Ursachen (z. B. Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus oder Schwangerschaft) zurück. Der Verstopfung können auch neurologische (z. B. Morbus Parkinson, multiple Sklerose oder Demenz) oder systemische Erkrankungen (z. B. systemische Sklerose, Amyloidosen oder Diabetes mellitus) zugrunde liegen. Auch eine strukturelle Darmdurchgangsstörung oder eine Beckenbodensenkung sind als Auslöser möglich.

Psychosoziale Faktoren sind bei einigen Betroffenen die wichtigste Ursache. Andere Auslöser können ihren Ursprung in der Kindheit haben, z. B. sexueller oder körperlicher Missbrauch, früher Verlust der Eltern oder Scheidung sowie unregelmäßige Toilettengewohnheiten. Depression kann ebenfalls ein auslösender Faktor sein.

Untersuchungen

  • Das Stuhlverhalten soll möglichst genau und, wenn möglich, auch quantitativ erfasst werden, z. B. unter Zuhilfenahme von Stuhltagebüchern.
  • Die aktuelle Medikamenteneinnahme und Begleitsymptome/-erkrankungen werden abgefragt.
  • Eine mögliche verursachende Erkrankung wird gesucht.
  • Laboruntersuchungen sind nicht zwingend notwendig, jedoch wird ein Test auf verstecktes (okkultes) Blut im Stuhl empfohlen.
  • Eine rektale/anale Untersuchung wird ebenfalls durchgeführt.
  • Der Bauch wird abgetastet und abgehört.
  • Bei Warnsymptomen erfolgen zeitnah weitergehende Untersuchungen wie Laboruntersuchungen, Bauchultraschall und Darmspiegelung. Um die Durchgangszeit zu berechnen, können Kapseln geschluckt werden, die nach einigen Tagen im Röntgen zu sehen sind.

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und erfolgt nach einem Stufenschema.

Was können Sie selbst tun?

  • Folgende Maßnahmen werden allgemein bei Verstopfung empfohlen:
    • Eine erhöhte Zufuhr von Ballaststoffen kann Obstipation lindern und den Gebrauch von Abführmitteln reduzieren. Ballaststoffreich sind unter anderem viele Obst- und Gemüsesorten, Weizenkleie und Flohsamen.
    • Es wird empfohlen, täglich etwa 1,5–2 Liter Flüssigkeit zu trinken. Eine darüber hinausgehende Flüssigkeitsaufnahme hat keinen belegten Effekt auf Verstopfung.
    • Weitgehende körperliche Inaktivität kann Verstopfung auslösen und sollte vermieden werden. Bleiben Sie in Bewegung!
    • Der Stuhldrang sollte nicht unterdrückt werden.
    • Das Anwinkeln der Beine durch einen Toilettenhocker (Fußschemel vor Toilettenschüssel) kann zu einer leichteren Entleerung führen.

Medikamente

  • Es stehen verschiedene Abführmittel zur Verfügung. Als erste Wahl werden Stoffe wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat empfohlen. Auch Zäpfchen oder Einläufe können eingesetzt werden.
  • Sollte immer noch keine Besserung eintreten können verschiedene Abführmittel kombiniert oder andere Medikamente eingesetzt werden. Ein Beckenbodentraining (Biofeedback-Training) kann ebenfalls hilfreich sein. Je nach Ursache können auch chirurgische Maßnahmen eingesetzt werden.

Prognose

  • In der Regel ist durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen eine gute Symptomkontrolle möglich.
  • Das Stuhlverhalten ist aber individuell sehr unterschiedlich. Personen, die schon immer zu Obstipation neigen, werden auch weiterhin eher selten und eher härteren Stuhlgang haben.
  • Ballaststoffe können oft Blähungen und Bauchkrämpfe auslösen.
  • Durch Abführmittel sind Elektrolytstörungen möglich, durch Zäpfchen Schleimhautreizungen.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
  • Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Obstipation bei Erwachsenen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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  2. Frize B, Büning C. Diarrhö und Obstipation. Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage 2016. Thieme-Verlag, S.329f.
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  4. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms. S3, AWMF-Leitlinie Nr. 021-016, Stand 2021. www.awmf.org
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  6. Zentiva. Fachinformation Prucaloprid. Stand 2021. Letzter Zugriff 02.07.22. www.zentiva.de
  7. Sailer M. Chronische Obstipation. Der Chirurg. 2022. www.springermedizin.de
  8. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. (DGP). Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019. www.awmf.org