Mundtrockenheit

Mundtrockenheit, fachsprachlich auch Xerostomie genannt, beruht entweder auf zu geringer Speichelproduktion oder veränderter Zusammensetzung des Speichels und tritt meist als Nebenwirkung von Medikamenten oder Strahlentherapie auf.

Welche Aufgaben hat der Speichel?

In der Regel werden im Verlauf eines Tages 0,5 bis 1,5 Liter Speichel freigesetzt. Beim Essen und Kauen wird die Speichelsekretion angeregt. Aber auch wenn keine Nahrungsaufnahme erfolgt, werden kleine Mengen Speichel abgegeben. Speichel besitzt viele wichtige Funktionen:

  • Er schützt die Mundschleimhaut und die Zähne gegen mechanische, chemische und infektiöse Verletzungen und Angriffe.
  • Er wirkt hemmend auf Mikroorganismen, z. B. Bakterien und Viren.
  • Er beugt Karies vor, indem er Essensreste entfernt und gegen Säuren schützt, die sich im Zahnschmelz bilden, sodass beginnende Zahnlöcher repariert werden.
  • Er sorgt dafür, dass Kauen, Schlucken und Sprechen leichter fallen. Der Speichel hat auch große Bedeutung für den Geschmackssinn und die Geschmackserlebnisse.
  • Er dient als Träger von Nährstoffen und Verdauungsenzymen (Stoffe, die die Aufspaltung der Nahrung unterstützen).

Speichel ist ausschlaggebend für das allgemeine Wohlbefinden, zur Vermeidung von Krankheiten in der Mundhöhle und für die allgemeine Lebensqualität.

Mundtrockenheit kommt mit steigendem Alter häufiger vor: So zeigen ca. 30  % aller über 65-Jährigen Symptome von Mundtrockenheit. Dies ist vor allem auf eine Zunahme von Erkrankungen und eingenommenen Medikamenten zurückzuführen. Frauen sind anfälliger für Symptome von Mundtrockenheit als Männer.

Ursachen

Mundtrockenheit beruht entweder auf zu geringer Speichelproduktion oder veränderter Zusammensetzung des Speichels.

Die Ursachen der Mundtrockenheit können vielfältig sein. Bereits eine verminderte Kautätigkeit, z. B. bei schmerzhaften Mundschleimhaut- oder Zahnerkrankungen sowie unzureichendem Zahnersatz, kann zu Mundtrockenheit führen.

Autoimmunerkrankungen wie z. B. das Sjögren-Syndrom können die Speichelproduktion verringern. Bestimmte Infektionen, Lebererkrankungen und Diabetes können ebenfalls zu Mundtrockenheit führen.

Einen trockenen Mund bekommt man auch, wenn man in Panik gerät. Dies ist eine normale Reaktion. Daher können auch Ängste und Depressionen zu Mundtrockenheit führen. 

Die häufigste Ursache der Mundtrockenheit sind jedoch die Nebenwirkungen von Medikamenten. Schätzungsweise ist die Mundtrockenheit bei ungefähr 500 verschiedenen Medikamenten eine Nebenwirkung. Die häufigsten Arzneimittel, die Mundtrockenheit bewirken, sind Wirkstoffe mit krampflösenden Eigenschaften (sogenannte Anticholinergika), blutdrucksenkende Medikamente, harntreibende Medikamente, Medikamente gegen Allergien, Medikamente gegen Parkinson, Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) und Zellgifte zur Behandlung von Krebserkrankungen.

Mundtrockenheit ist auch eine häufige Nebenwirkung von Bestrahlung im Gesichtsbereich, wie z. B. bei Krebsbehandlungen.

Symptome

Ein verminderter Speichelfluss führt zu Mundtrockenheit und Durstgefühl, Schluck- und Sprachschwierigkeiten sowie Geschmacksstörungen. Mundgeruch und Zahnfleischbluten können auftreten. Das Risiko für Karies und andere Infektionen der Mundhöhle ist erhöht. Häufig kommen auch Symptome außerhalb des Mundes vor, z. B. Trockenheit der Nasenschleimhaut und/oder der Augen, Trockenheitsgefühl im Hals mit Heiserkeit und Husten, Hauttrockenheit, Verdauungsbeschwerden und verstärkter Harndrang.

Mundtrockenheit aufgrund von Medikamenten - was hilft dagegen?

Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, können Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt bitten, herauszufinden, ob eines davon die Mundtrockenheit bewirkt. Die Ärztin/der Arzt entscheidet, ob die Medikation geändert werden kann oder ob es alternative Mittel gibt, bei denen keine Mundtrockenheit entsteht. Eventuell kann man die Dosis verringern oder den Dosierungsplan ändern, damit die Medikamentenkonzentration zu der Tageszeit sinkt, wo die Beschwerden mit Mundtrockenheit am höchsten sind. Wenn Sie mehrere verschiedene Medikamente einnehmen, sollte untersucht werden, ob etwas davon weggelassen werden kann.

Hinweise zur Eigenbehandlung bei Mundtrockenheit

Mundtrockenheit ist nicht nur unangenehm, sondern bedeutet auch ein erhöhtes Risiko für Pilzinfektionen im Mund und Karies. Glücklicherweise gibt es einige Dinge, die Sie selbst tun können, um diesem Risiko entgegenzuwirken:

  • Probieren Sie eine Zahnpasta mit Fluor, die nicht schäumt, da die oberflächenaktiven Stoffe die schützende Speichelhülle im Mund zerstören können.
  • Sie können die Speichelproduktion mit zuckerfreien Lutschtabletten oder Kaugummi anregen.
  • Putzen Sie Zähne, Zunge und Mundhöhle gründlich mit einer Zahnbürste und mit Zahnseide oder Zahnstocher.
  • Vor allem nach den Mahlzeiten ist die Reinigung in Verbindung mit Fluorprodukten wichtig.
  • Vermeiden Sie Süßes und zuckerhaltige Säfte oder Limonaden, da diese die Mundtrockenheit verstärken.
  • Trinken Sie oft Wasser in reichlicher Menge. Wenn Sie in der Nacht Probleme mit Mundtrockenheit bekommen, können Sie mit etwas Wasser den Mund spülen.
  • In der Apotheke sind auch Sprays oder Gele mit künstlichem Speichel zur Befeuchtung des Mundes erhältlich. Diese sollten zur Kariesprophylaxe möglichst Fluoridzusätze enthalten.
  • Zahnprothesen erfordern eine gründliche Reinigung. Wenn sich Vollprothesen aufgrund von Mundtrockenheit ablösen, kann ein Haftmittel zur Verbesserung beitragen.
  • Lassen Sie sich in Ihrer Zahnarztpraxis über eine für Sie optimale Zahn- und Mundpflege beraten. Häufige Kontrollen alle 3–4 Monate werden empfohlen.

Medikamente zur Stimulation der Speichelproduktion

Bei Mundtrockenheit, insbesondere wenn diese durch Bestrahlung oder das Sjögren-Syndrom hervorgerufen wird, besteht die Möglichkeit, ein Medikament namens Pilocarpin zu verwenden. Wenn Ihnen die sonstigen Ratschläge nicht helfen, können Sie sich ärztlich beraten lassen, ob Pilocarpin in Tablettenform infrage kommt. Pilocarpin sollte nicht an Patienten mit unkontrolliertem Asthma verschrieben werden. Es sollte auch bei bestehenden Lungen- oder Herzerkrankungen mit Vorsicht eingesetzt werden.

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Mundtrockenheit (Xerostomie). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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