Hepatitis C

Hepatitis-C-Viren rufen eine Entzündung der Leber hervor, die akut meist nur mit milden, grippeähnlichen Symptomen einhergeht. Häufig entwickelt sich anschließend eine chronische Infektion ohne Beschwerden, die auf Dauer zu Leberschäden bis hin zur Leberzirrhose führen kann.

Was ist Hepatitis C?

Definition

Hepatitis C ist eine Entzündung der Leber, die durch Hepatitis-C-Viren verursacht wird. Um die Diagnose Hepatitis C zu stellen muss das Hepatitis-C-Virus nachgewiesen werden.

Eine Infektion, die mehr als 6 Monate lang besteht, wird als chronisch bezeichnet. Sie führt mit der Zeit zunehmend zu Leberschäden, besonders bei Alkoholkonsum. Hepatitis C lässt sich mit Medikamenten meist gut behandeln. Ohne Behandlung besteht ein erhöhtes Risiko für eine Leberzirrhos und ein Leberzellkarzinom.

Symptome

Oft verläuft die akute Infektion so mild, dass eine Hepatitis C u. U. nicht entdeckt wird:

  • Bei einer frischen Infektion zeigen sich häufig keine oder nur grippeähnliche Symptome, manchmal kommt es zu einer Gelbsucht
  • 75 % der Betroffenen haben keine oder nur unspezifische, grippeähnliche Symptome, z. B. Abgeschlagenheit, Übelkeit und Fieber.
  • 25 % entwickeln eine meist mild ausgeprägte Entzündung mit einer Vergrößerung der Leber und Gelbsucht.

Bei der chronischen Form bestehen keine speziellen Beschwerden. Es kann zu Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden, verminderter Leistungsfähigkeit oder auch Juckreiz oder Gelenkbeschwerden kommen. 

Ursachen

Ursache für Hepatitis C sind RNA-Viren (Hepatitis-C-Virus, HCV), die langfristig die Leberzellen schädigen. Die Infektion erfolgt hauptsächlich über infiziertes Blut:

  • Drogenkonsument*innen sind durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzbesteck besonders gefährdet.
  • Menschen in Gesundheitsberufen können sich versehentlich mit HCV-kontaminierten Nadeln verletzen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion beträgt dann ca. 1 %.
  • Unsaubere medizinische Injektionen können eine Ursache sein.
    • Das Risiko für eine Hepatitis-C-Infektion durch eine Bluttransfusion wird in Deutschland auf weniger als 1:3 Mio. geschätzt.

Schwangerschaft und Geburt

In der Schwangerschaft und bei der Geburt kann eine infizierte Mutter Hepatitis-C-Viren auf das Kind übertragen. Das Risiko beträgt hier 3–10 %. Stillen ist möglich, allerdings sollten Mütter dafür sorgen, dass sie keine Wunden an den Brustwarzen haben.

Sexuelle Übertragung

Eine sexuelle Übertragung ist selten. Bei Sexualpraktiken wie ungeschütztem Analverkehr ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung jedoch höher.

Häufigkeit

Weltweit sind etwa 70 Mio. Menschen mit Hepatitis C infiziert. Die Anzahl der Neudiagnosen liegt in Deutschland pro Jahr bei etwa 5 von 100.000 Personen. Männer infizieren sich etwa doppelt so oft wie Frauen. Die meisten Erkrankungen werden im Alter zwischen 30 und 39 Jahren festgestellt.

0,3–0,5 % der Bevölkerung haben Antikörper gegen Hepatitis C-Viren, was eine vorangegangene oder bestehende Infektion anzeigt. Unter Konsument*innen von Drogen, die gespritzt werden, sind mit 60–80 % weitaus mehr Menschen infiziert.

Untersuchungen

Bei Verdacht auf Hepatitis C erfragen Ärzt*innen zunächst die bestehenden Symptome, ob Sie einer Risikogruppe angehören und ob Sie Medikamente einnehmen, die die Leber schädigen könnten.

In einer Tastuntersuchung lässt sich bei einer akuten Infektion manchmal eine vergrößerte, schmerzempfindliche Leber feststellen.

Beim Verdacht auf Hepatitis C erfolgt eine Blutuntersuchung auf Antikörper gegen das Virus und/oder Erbgut des Virus. Während das Viruserbgut schon wenige Tage nach der Infektion nachweisbar ist, dauert es 2 Wochen bis 6 Monate, bis Antikörper gegen Hepatitis-C-Viren im Blut auftauchen.

Bestätigt sich der Verdacht, so folgen weitere Blutuntersuchungen, in denen nach Begleiterkrankungen (Infektionen mit anderen Hepatitis-Viren und HIV) gesucht wird. Außerdem werden verschiedene Leberwerte bestimmt, die Rückschlüsse auf die Stärke der Enzündungsreaktion und die Funktionsfähigkeit der Leber zulassen. Mit einer Ultraschalluntersuchung können Veränderungen des Lebergewebes genauer untersucht werden, um Hinweise auf eine Leberzirrhose oder Leberkrebs zu finden. 

Wurde Hepatitis C durch eine Laboruntersuchung festgestellt, so müssen Ärzt*innen dies namentlich dem Gesundheitsamt melden.

Behandlung

Hepatitis C lässt sich gut mit Medikamenten behandeln. Je nach Virus-Subtyp und Ausprägung von Leberschäden stehen verschiedene antivirale Medikamente zur Verfügung. Diese werden meist in Kombination über 8–24 Wochen eingesetzt. Ziel ist, dass sich 12 Wochen nach Ende der Behandlung kein Viruserbgut mehr im Blut nachweisen lässt.

Da die verwendeten Medikamente Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Heilpflanzen oder Drogen haben können, sollten Sie den behandelnden Ärzt*innen mitteilen, was Sie einnehmen.

Bei Menschen mit Diabetes müssen die Diabetes-Medikamente evtl. angepasst werden, damit es durch die antivirale Behandlung nicht zu Unterzuckerungen kommt.

Ist die Leber durch eine Leberzirrhose stark geschädigt, ist u. U. eine Lebertransplantation nötig.

Was können Sie selbst tun?

Da Hepatitis C oft symptomlos oder schleichend verläuft, aber gravierende Spätfolgen haben kann, können sich alle Personen ab 35 Jahren im Rahmen des „Gesundheits-Check-ups“ einmalig auf Hepatitis C und B untersuchen lassen.

Wenn Sie an einer Hepatitis C erkrankt sind, sollten Sie nur wenig Alkohol trinken oder ganz auf Alkohol verzichten, weil Alkohol das Fortschreiten zu einer Leberzirrhose beschleunigen kann.

Vorbeugung

Es gibt keine Impfung gegen Hepatitis C, und auch der Nachweis von entsprechenden Antikörpern im Blut bedeutet nicht, dass ein Immunschutz besteht: Nach einer durchgemachten Infektion kann man nochmals erkranken. Aber das Ansteckungsrisiko lässt sich senken:

  • Drogenkonsument*innen sollten ihr Spritzbesteck nicht mit anderen teilen. Hepatitis-C-Viren können in gebrauchten Spritzen bis zu 2 Monate infektiös bleiben.
  • Bei Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partner*innen sollten Sie Kondome benutzen.

Prognose

Unbehandelt gehen 60–85 % der Infektionen in eine chronische Form über. Die restlichen 15–40 % heilen von allein aus. Eine chronische Hepatitis kann in über 90 % der Fälle durch eine antivirale Behandlung geheilt werden.

Zu schweren Komplikationen oder zum Tod kommt es fast nur bei Menschen mit einer Leberzirrhose. Diese entwickeln 16–20 % der Personen mit chronischer Hepatitis C nach 20 Jahren als Spätfolge.

Hepatitis C steigert das Risiko für Leberkrebs. Durch die antivirale Behandlung lässt sich das Risiko zwar deutlich senken, es bleibt jedoch im Vergleich zu Nicht-Infizierten erhöht. 

Weitere Erkrankungen, die durch Hepatitis C begünstigt werden, sind Tumoren des Lymphsystems und Erkrankungen des Nervensystems wie Schlaganfall oder die Parkinson-Krankheit.

Weitere Informationen

Autorin

  • Karen Zoufal, Medizinjournalistin, Helmstedt

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hepatitis C. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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