Madenwurm

Der Madenwurm ist ein häufig auftretender, aber ungefährlicher Darmparasit, der weltweit vorkommt. Alle Menschen können betroffen sein, meist werden jedoch Kinder vom Madenwurm befallen. Der Parasit verursacht insbesondere nachts einen starken Juckreiz am After, da der Wurm seine Eier an dieser Stelle ablegt.

Was ist der Madenwurm?

Bei dem Befall durch den Madenwurm (Oxyuriasis) handelt es sich um eine Infektion durch den Wurm Enterobius vermicularis. Die Würmer sind gelblich-weiß, fadenartig und ungefähr einen Zentimeter lang, männliche Würmer sind kleiner. Sie sind im Analbereich und manchmal auch im Stuhl sichtbar. Der einzige Wirt ist der Mensch, und eine Person kann von einigen wenigen bis hin zu mehreren Hundert Madenwürmern befallen werden. Am häufigsten sind Kinder im Alter von 4–11 Jahren betroffen. Weltweit sind schätzungsweise 1 Mrd. Menschen mit Madenwürmern infiziert. 

Ursachen

Der Madenwurm vermehrt sich, indem seine Eier über Hände, Spielzeug, Unterwäsche oder Bettwäsche aufgenommen werden. Kinder infizieren sich oftmals mit Eiern ihrer eigenen Madenwürmer, wenn sie die Finger in den Mund nehmen, nachdem sie sich am Gesäß gekratzt haben. Meist stecken sich sehr schnell mehrere Personen in einem Haushalt oder einer Gemeinschaftseinrichtung wie dem Kindergarten an. Die Eier des Madenwurms sind sehr widerstandsfähig und können 2–3 Wochen insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit in Staub, Kleidung, Teppichen oder dem Fell von Haustieren überleben. Die mikroskopisch kleinen Eier können selten auch eingeatmet werden und dadurch in den Magen-Darm-Trakt gelangen, wo sie schlüpfen. Auch Lebensmittel, die mit verunreinigten Händen zubereitet werden, können ein Infektionsherd sein.

Die ausgewachsenen Würmer setzen sich lose an der Schleimhaut im ersten Teil des Dickdarms fest. Die Weibchen kriechen durch den Darmausgang und legen ihre Eier in die umgebende Haut. Dies passiert meist nachts. Die Eier sind nach ca. 6 Stunden infektiös und können andere Menschen anstecken oder über infizierte Lebensmittel, Getränke oder Hände erneut in den Verdauungskanal gelangen. Ab der Ansteckung mit den Eiern dauert es 2–6 Wochen bis zur Entwicklung eines erwachsenen, eierlegenden Weibchens.

Die Ausbreitung wird durch mangelhafte Händereinigung, Fingernägelkauen, Kratzen im Analbereich und unbeaufsichtigte Körperpflege bei Kindern begünstigt.

Symptome

Madenwürmer müssen nicht unbedingt zu Beschwerden führen. Oft tritt besonders abends und nachts ein starker Juckreiz im Analbereich auf. Zu dieser Zeit treten die Würmer aus dem After aus und legen ihre Eier ab. Durch den Juckreiz kann der Schlaf gestört sein, wodurch Kinder unruhig und gereizt wirken. Kleinkinder strampeln mit den Beinen und rutschen über das Gesäß. Die Würmer sind möglicherweise im Stuhl oder am After sichtbar. Sie können einige Stunden nach dem Aufwachen am einfachsten entdeckt werden, denn durch die Bettwärme werden sie aktiv. Kratzt sich das Kind am Gesäß, können sich die Eier unter den Fingernägeln festsetzen, was die Ansteckungsgefahr erhöht.

Bei Mädchen kann der Madenwurm gelegentlich bis in die Scheide wandern und so zu Juckreiz und Entzündungen in der Genitalregion führen. Durch Aufkratzen der juckenden Stellen kann eine Entzündung wie Borkenflechte an der Stelle entstehen. In sehr seltenen Fällen kommt es durch die bloße Menge an Würmern zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Diagnostik

Die geschilderten Beschwerden sind in der Regel sehr typisch für die Erkrankung, und die Madenwürmer sind häufig mit bloßem Auge am After sichtbar. Zur genauen Diagnose werden die Eier mit einem Klebestreifen entnommen und mikroskopisch nachgewiesen. Die Klebestreifen werden meist mehrere Male morgens nach dem Aufstehen auf die Haut am Gesäß gedrückt, um einen möglichst sicheren Nachweis zu ermöglichen.

Therapie

Zur Behandlung der Madenwürmer werden Medikamente mit Mebendazol oder Pyrvinium eingesetzt, die Würmer und Larven abtöten. Um das Risiko einer erneuten Ansteckung zu senken, sollte sich die gesamte Familie behandeln lassen, auch wenn nicht alle Angehörigen Symptome zeigen. Da die Medikamente nur die lebenden Würmer und nicht die Eier abtöten, muss die Therapie nach 2 Wochen und evtl. noch einmal nach 4 Wochen wiederholt werden. Die Behandlung mit Pyrvinium kann den Stuhl rot färben.

Während der Behandlungszeit und zur Verhinderung einer erneuten Infektion ist eine sorgfältige Hygiene besonders wichtig.

  • Die Fingernägel kurz schneiden und täglich reinigen.
  • Nicht an den Fingernägeln kauen.
  • Kratzen am Gesäß vermeiden.
  • Vor jeder Mahlzeit und nach jedem Toilettengang die Hände gründlich waschen.
  • Verwendung von Flüssigseife und einem eigenen Handtuch/Waschlappen.
  • Täglich baden oder duschen und das Gesäß waschen.
  • Zu Beginn Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche bei 60–95 °C und Kleidung und Kuscheltiere bei 60 °C waschen.
  • Nacht- und Unterwäsche sowie Bettwäsche regelmäßig wechseln und sofort waschen.
  • Betten sollten nicht aufgeschüttelt werden.
  • Schlafräume staubsaugen, Toiletten und Türklinken reinigen.

Kinder können Kindergarten und Schule wieder besuchen, nachdem mit der Therapie begonnen wurde. Es ist nicht nötig, alle Kinder im Kindergarten zu behandeln, wenn es sich nur um einen Einzelfall handelt.

Prognose

Auch wenn die Therapie wirkt, kehrt die Infektion häufig zurück. Da oft auch Familienangehörige betroffen sind, reicht ein verbleibendes Familienmitglied bereits aus, um das Risiko einer erneuten Infektion zu erhöhen. Manchmal sind im Kindergarten oder der Schule auch weitere Kinder Träger der Infektion, was zu einer erneuten Ansteckung führen kann.

Weitere Informationen

Autoren

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Oxyurasis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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