Darmverschluss

Beim Darmverschluss sind Dick– oder Dünndarm an einer Stelle akut stark verengt oder komplett verschlossen, sodass sich Darminhalt vor der Engstelle aufstaut.

Was ist ein Darmverschluss?

Definition

Ein Darmverschluss (Ileus) ist eine Störung der Darmpassage durch eine Verlegung des Darms oder durch eine Darmlähmung. Es werden zwei Formen des Darmverschlusses unterschieden:

  • Verschluss durch Verlegung/Blockade des Darms (mechanischer Ileus)
  • Verschluss durch Störung der Beweglichkeit/Lähmung der Darmwand (paralytischer Ileus).

Außerdem unterscheidet man bei einem Darmverschluss die Lokalisation. Es können der Dünn- oder der Dickdarm betroffen sein, die Symptome sind teilweise unterschiedlich.

Häufig ist der Darm nur teilverschlossen, sodass weiterhin kleine Mengen Stuhl die Engstelle passieren können.

Symptome

Bei einem klassischen Darmverschluss gibt es 3 typische Symptome:

Diese Symptome bestehen sehr häufig, aber nicht immer. Die Symptome können je nach Höhe des Darmverschlusses unterschiedlich sein.

Dünndarmileus

  • Akut einsetzende Beschwerden
  • Führend ist Übelkeit mit Erbrechen, im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Stuhlerbrechen kommen.
  • Bauchkrämpfe
  • Aufgetriebener Bauch
  • Stuhl- und Windverhalt tritt erst später auf.

Dickdarmileus

  • Die Symptomatik entwickelt sich langsamer.
  • Führend ist der Stuhl- und Windverhalt.
  • Zunehmend aufgetriebener Bauch
  • Häufig bestehen in der Krankengeschichte seit Längerem Stuhlunregelmäßigkeiten.
  • Durchfall kann trotz des Darmverschlusses auftreten und mit Blut oder Schleim beigemengt sein („Paradoxe Diarrhö“).

Ursachen

Durch einen Passagestopp kommt es zur Ansammlung von Flüssigkeiten und Gasen im Darm. Bei einem mechanischen Ileus ist die Ursache die Verlegung des Darmlumens (Hohlraum des Darms), beim paralytischen Ileus die verminderte Kontraktion der glatten Muskulatur der Darmwand, dadurch ist die Darmbewegung (Peristaltik) deutlich herabgesetzt.

Die häufigsten Ursachen sind:

Darmverlegung (mechanischer Ileus)

  • Verwachsungen/Verklebungen, meist nach vorherigen Bauchoperationen oder Entzündungen (54 %)
  • Einklemmungen bei Eingeweidebrüchen (Hernie)
    • Durchtritt von Baucheingeweiden, insbesondere Darmschlingen durch Bruchpforten in der Bauchwand
  • Tumore (15 %)
  • Engstellen aufgrund chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (4 %)
  • Volvulus (angeborene oder erworbene Verschlingung des Darmes)
  • Gallensteine
  • Invagination (Einstülpung eines oberen in den darauffolgenden Darmabschnitt)

Lähmung der Darmwand (paralytischer Ileus)

Häufigkeit

20 % der Patient*innen, die wegen eines akuten Abdomens (starke Bauchschmerzen mit Abwehrspannung im Bereich der Bauchdecke) ins Krankenhaus aufgenommen werden, haben einen Darmverschluss. Ein Verschluss des Dünndarms ist hierbei häufiger (80 %).

Untersuchungen

Die Krankengeschichte wird erfragt, insbesondere ob Medikamente eingenommen werden und frühere Bauchoperationen durchgeführt wurden.

Die Bauchdecke wird auf Narben inspiziert, der Bauch wird abgehört, abgetastet und abgeklopft. In der Frühphase hört man oft besonders deutliche Darmgeräusche, im Verlauf nehmen die Darmgeräusche aufgrund der reduzierten Darmtätigkeit deutlich ab. Der Bauch ist womöglich aufgetrieben, oder es lassen sich eingeklemmte Darmanteile ertasten.

Das Blut wird analysiert, und es werden weitere technische Untersuchungen durchgeführt: In einer Ultraschalluntersuchung können sich deutliche Hinweise auf eine verminderte Darmtätigkeit zeigen. Ein Röntgenbild oder eine Schichtaufnahme per Computertomografie des Bauches können helfen, die Diagnose zu sichern und die Ursache festzustellen.

Behandlung

Die zugrunde liegende Ursache sollte geklärt werden, um zusätzlich zur symptomatischen Behandlung des akuten Darmverschlusses eine spezifische Behandlung zu ermöglichen.

Allgemeinmaßnahmen und medikamentöse Behandlung

Zur raschen Beschwerdelinderung kann zunächst eine entlastende Magensonde gelegt werden, um den Druck im Magen zu lindern. Über eine Infusion können Schmerzmittel, Flüssigkeit und bei erhöhten Entzündungswerten Antibiotika verabreicht werden. Die Nahrungsaufnahme wird für eine gewisse Zeit ausgesetzt, ggf. wird dies über eine intravenöse Gabe von Nährstoffen ausgeglichen. Nach erfolgreicher Wiederherstellung der Darmtätigkeit kann ein langsamer Kostaufbau stattfinden.

Wichtig sind abführende Maßnahmen. In vielen Fällen ist bereits eine Behandlung mit jodhaltigem Kontrastmittel, das stark abführend wirkt, ausreichend.

Operation

Bei komplettem Darmverschluss oder fehlender Besserung durch Abführmittel muss eine Darmoperation durchgeführt werden, um den verschlossenen Bereich zu entfernen oder zu eröffnen. In einigen Fällen kann in Schlüssellochtechnik operiert werden. Möglicherweise ist (übergangsweise) ein künstlicher Darmausgang (Stoma) notwendig.

Was können Sie selbst tun?

Bei anhaltenden Stuhlunregelmäßigkeiten und Bauchbeschwerden sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.

Vorbeugung

Durch regelmäßige Darmspiegelungen können Vorstufen von Dickdarmkrebs (als mögliche Ursache für einen späteren Darmverschluss) erkannt und schonend entfernt werden.

Morphiumähnliche Schmerzmittel können Verstopfungen verursachen. Durch Einnahme von Abführmitteln können Sie vorbeugen.

Prognose

Die Prognose richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Auftreten von Komplikationen. Ein Darmverschluss kann zum Absterben der betroffenen Darmabschnitte führen. Die Folgen eines Darmverschlusses können lebensbedrohlich sein und zu einem Entzündungsgeschehen mit Multiorganversagen führen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Darmverschluss, akuter. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Schlemminger R, Becker, H. Ileus. In: Becker H, Markus PM (Hrsg.). Allgemein- und Viszeralchirurgie I. S. 377-390. Elsevier Urban und Fischer. 2015
  2. Drozdz W, Budzynski P: Change in mechanical bowel obstruction demographic and etiological patterns during the past century: observations from one health care institution. Arch Surg 2012. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Vilz TO, Stoffels B, Straßburg C et al. Ileus beim Erwachsenen - Genese, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2017. www.aerzteblatt.de
  4. Müller, M. H.; Lehmann, K. S.; Kreis, M. E. Mechanische Obstruktion, paralytischer Ileus, Ileuskrankheit und postoperativer Ileus. Allgemein- und AViszeralchirurgie up2date4, 2014, p.235-246. eref.thieme.de
  5. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Kolorektales Karzinom. AWMF-Leitlinie Nr. 021-007. S3, Stand 2017. www.awmf.org
  6. Beach EC, De Jesus O. Ileus. 2021 Aug 30. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan–. www.ncbi.nlm.nih.gov