Mesenteriale Lymphadenitis

Zusammenfassung

  • Definition:Entzündung der mesenterialen Lymphknoten.
  • Häufigkeit:Relativ häufige Ursache von Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen.
  • Symptome:Periumbilikal und im rechten Unterbauch auftretende Bauchschmerzen, häufig mit schwankender Intensität.
  • Befunde:Druckempfindlichkeit im Abdomen, aber keine Abwehrspannung oder Schmerzen bei nachlassendem Druck. Pharyngitis und zervikale Adenitis können auftreten oder vorangehen.
  • Diagnostik:Durch klinischen Befund und Ultraschall.
  • Therapie:In der Regel selbstlimitierendes Krankheitsbild. Analgetikagabe und Aufklärung.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Akute oder chronische Entzündung der mesenterialen Lymphknoten mit einer Symptomatik, die oft als akute Appendizitis fehlgedeutet wird.1
  • Einteilung in:2
    • Primäre (unspezifische) Lymphadenitis: Kein inflammatorischer Prozess als Ursache zu identifizieren.
    • sekundäre Lymphadenitis: Folge einer zugrunde liegenden Erkrankung (siehe Ätiologie).

Häufigkeit

  • Die mesenteriale Lymphadenitis tritt am häufigsten im Kindes- und Jugendalter auf, nach dem 20. Lebensjahr kaum noch.2
    • häufige Erkrankung, bei Kindern schätzungsweise etwa so häufig wie die Appendizitis2
    • In der Kindheit und Jugend Betroffene haben im Alter ein signifikant erniedrigtes Risiko, an Colitis ulcerosa zu erkranken.3
  • Bis zu 20 % der Patient*innen, die appendektomiert werden, haben das Bild einer mesenterialen Lymphadenitis.4

Ätiologie und Pathogenese

Prädiktoren

  • Infektion der oberen Atemwege

ICPC-2

  • B71 Lymphadenitis, chron. / unspezif.

ICD-10

  • I88 Unspezifische Lymphadenitis
    • I88.0 Unspezifische mesenteriale Lymphadenitis

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Klinisches Bild z. T. schwierig von Appendizitis zu unterscheiden.1
  • Klinische Untersuchung und Sonografie führen zur Diagnose.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Leitsymptom: Bauchschmerzen der Periumbilikalregion und im unteren rechten Quadranten, häufig schwankender Intensität4
  • Erbrechen, Auffälligkeiten der Stuhlfrequenz und -konsistenz2
  • Kopfschmerzen treten häufiger auf als bei akuter Appendizitis.4
  • Infekt der oberen Atemwege in der jüngeren Vergangenheit

Klinische Untersuchung

  • Druckempfindlichkeit im Abdomen, aber keine Abwehrspannung oder Schmerzen bei nachlassendem Druck
    • Die Druckempfindlichkeit ist längs der Mesenterialwurzel am stärksten ausgeprägt, kann aber auch in der rechten Fossa iliaca dominieren.
    • Die Wahrnehmung des schmerzempfindlichsten Bereichs ändert sich häufig.
    • Intensität in der Regel geringer als bei der Appendizitis
  • Pharyngitis und zervikale Adenitis können auftreten.
  • Bei Yersinien als Ursache: Gelenkschmerzen und Erythema nodosum4

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Fieber zw. 38–38,5 °C
  • Labor
    • Leukozytenzahl und CRP können leicht bis moderat erhöht sein
    • zur Diagnosebestätigung kein hilfreicher Parameter, da unspezifisch2
  • Ultraschall
    • wertvolle Untersuchung zur Diagnosebestätigung
    • Diagnosekriterien: 3 oder mehr gruppierte mesenteriale Lymphknoten im unteren rechten Quadranten mit einem Querdurchmesser von mind. 5 mm bzw. mind. ein Lymphknoten mit einem Querdurchmesser von 8 mm oder mehr2
    • Fehlen von sonografischen Appendizitis-Zeichen
    • Bei malignen Erkrankungen wie dem Non-Hodgkin-Lymphom wären Lymphknotenschwellungen zusätzlich im Becken und retroperitoneal auffällig.2
  • Urinuntersuchung z. A. einer Harnwegsinfektion
  • Stuhluntersuchung ggf. bei begleitender Diarrhö2

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Bei unklarer Diagnose MRT oder CT Abdomen, meist jedoch keine weitere Bildgebung erforderlich

Indikationen zur Klinikeinweisung

Therapie

Therapieziele

  • Schmerzen lindern.
  • Beobachtung unter Berücksichtigung anderer möglicher Ursachen

Allgemeines zur Therapie

  • Die Therapie besteht im Wesentlichen aus Schmerztherapie und Aufklärung über den selbstlimitierenden Verlauf.
    • Auf ausreichend Hydrierung achten.
    • Analgesie mit Paracetamol oder NSAR
      • z. B. Paracetamol 500 mg p. o. 1–1–1 für Kinder ab 12 Jahren und > 40 kg und Erwachsene, bei jüngeren Kindern in gewichtsadaptierter Dosis p. o. oder supp.
      • z. B. Ibuprofen 400 mg p. o. 1–1–1 ab 14 Jahren, bei jüngeren Kindern in gewichtsadaptierter Dosis p. o.
    • Rückgang der Beschwerden nach 1–4 Wochen, in Einzelfällen auch später2
  • Bei Diagnoseunsicherheit stationäre Beobachtung
  • Bei Yersinien-Enteritis und schwerem Krankheitsbild evtl. Antibiose
  • Zum Ausschluss einer Appendizitis kann die Durchführung einer diagnostischen Laparoskopie indiziert sein.

Patienteninformationen

Patienteninformation in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Toorenvliet B1, Vellekoop A, Bakker R,. Clinical differentiation between acute appendicitis and acute mesenteric lymphadenitis in children. Eur J Pediatr Surg. 2011 Mar;21(2):120-3. PubMed
  2. Helbling R, Conficconi E, Wyttenbach M, Benetti C, Simonetti GD, Bianchetti MG, Hamitaga F, Lava SA, Fossali EF, Milani GP; Acute Nonspecific Mesenteric Lymphadenitis: More Than "No Need for Surgery"; Biomed Res Int. 2017;2017:9784565. doi: 10.1155/2017/9784565; Epub 2017 Feb 2. www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Frisch M, Pedersen BV, Andersson RE. Appendicitis, mesenteric lymphadenitis, and subsequent risk of ulcerative colitis: cohort studies in Sweden and Denmark. BMJ. 2009 Mar 9. www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Putrus AS. Mesenteric Lymphadenitis. emedicine.medscape, Stand 10/2019. emedicine.medscape.com

Autor*innen

  • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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