Pneumonie

Zusammenfassung

  • Definition:Infektion im Lungengewebe, in der Regel mit Exsudat in den Alveolen. Kann auch die Bronchien, Bronchiolen, Pleura und das interstitielle Gewebe befallen.
  • Häufigkeit:Kommt vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen vor.
  • Symptome:Das Krankheitsbild zeigt eine große Bandbreite von leichten Beschwerden bis hin zu einer schweren Erkrankung. Typische Symptome sind Husten, Auswurf, Fieber und verschlechterter Allgemeinzustand.
  • Befunde:Klinisch ist die Atmung in der Regel unbehindert, schwerere Infektionen führen zu Tachypnoe. Bei ungefähr der Hälfte sind Atemnebengeräusche über der Lunge zu hören.
  • Diagnostik:CRP und Röntgenthorax, alternativ Thorax-Sonografie.
  • Therapie:Eine bakterielle Pneumonie soll mit Antibiotika behandelt werden.

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Pneumonie ist definiert als eine mikrobielle Infektion des Lungenparenchyms.2
  • Der Schweregrad der Krankheit weist eine große Bandbreite auf.
  • Siehe auch Artikel Pneumonie bei Kindern.

Häufigkeit

  • Kommt vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen vor.
  • Inzidenz
    • Ca. 9,7 von 1.000 Einw. erkranken innerhalb eines Jahres an Pneumonie.3
  • In den USA wurde 2009 im Vergleich zu der Zeit vor der Pneumokokken-Impfung von Kindern (PV 7), die 2000 eingeführt wurde, eine deutliche Reduktion der Anzahl von Einweisungen mit der Diagnose Lungenentzündung festgestellt.4
  • In Deutschland treten jedes Jahr ca. 660.000 Fälle von CAP (Community-Acquired Pneumonia = ambulant erworbene Pneumonien) auf, etwa 50 % davon müssen im Krankenhaus behandelt werden.3

Ätiologie und Pathogenese

  • Infektiös, entweder weil ein infektiöses Agens durch Inhalation in die Alveolen gelangt ist oder durch Ausbreitung einer akuten Bronchitis.
  • Die bakterielle Ursache wird nur in Ausnahmefällen nachgewiesen.5
  • Pneumonien werden nach Ort des Erwerbs und Immunstatus der Patient*innen eingeteilt:6
    • Community-Acquired Pneumonia, CAP
      • ambulant erworbene Pneumonien bei immunkompetenten Personen
      • Subgruppe: Nursing-Home-Acquired Pneumonia, NHAP
        • in Senioren- oder Pflegeeinrichtung erworbene Pneumonie
      • Risiko für nosokomiale oder multiresistente Erreger bis zu 6 Monate nach Klinikaufenthalt möglich
    • Hospital-Acquired Pneumonia, HAP
      • nosokomiale Infektionen bei immunkompetenten Personen (> 48 h nach Krankenhausaufnahme)
    • Pneumonia in the Immunosuppressed Host
      • ambulant erworbene oder nosokomiale Infektion bei Personen mit schwerer Immunsuppression
      • schwere Immunsuppression liegt vor bei: 
        • Neutropenie (< 1.000/µl Neutrophile)
        • medikamentöse Immunsuppression (z. B. Steroidtherapie mit ≥ 20 mg Prednisonäquivalent über ≥ 14 Tage oder kumulative Dosis > 700 mg)
        • Transplantation solider Organe
        • Stammzelltransplantation
        • HIV-Infektion bzw. CD4 < 200/µl
        • Antikörpermangel-Syndrome
        • angeborene Immundefekte
        • aktive hämatologische Erkrankung mit schwerer Immunsuppression
  • Sonderfälle6
    • Aspirations- und Retentionspneumonie
    • Pneumonien im Zusammenhang mit Fernreisen
    • Pneumonien im Rahmen von Epidemien
  • Erreger (nach Sputumdiagnostik)6
    • bei leichtgradiger Pneumonie am häufigsten: Pneumokokken, Mykoplasmen und Viren
    • ebenfalls häufig nachgewiesen: Staph. aureus.
    • seltene Erreger: Enterobakterien, Pseudomonas
  • Aspirationspneumonie
    • Bei einer Aspirationspneumonie (schleichende oder akute Aspiration von Mageninhalt) ist der Erregernachweis häufig schwierig, es überwiegen bakterielle Mischinfektionen.2
  • Pneumonitis
    • Wenn die Entzündung auf Medikamente zurückgeführt werden kann (z. B. Methotrexat) oder auf Inhalation toxischer Substanzen.
    • Aspiration von sterilem Mageninhalt

Bakterielle Ursachen je nach Schweregrad6

  • Leichtgradige Pneumonien ohne Komorbidität und mit stabiler definierter Komorbidität
    • S. pneumoniae, H. influenzae, Influenzaviren und RSV während der Saison sowie bei jüngeren Patient*innen < 60 Jahre M. pneumoniae
    • Selten (<  5  %) sind Legionella spp., Chlamydophila spp. und im Sommer Coxiella burnetii.
    • Risikofaktoren für bestimmte Erreger in Abhängigkeit von der Komorbidität
      • chronische Herzinsuffizienz: Enterobakterien (Klebsiella pneumoniae, E. coli)
      • ZNS-Erkrankungen mit Schluckstörungen: S. aureus (MSSA), Enterobakterien (s. o.), Anaerobier
      • schwere COPD (GOLD IV und/oder häufige Exazerbationen), Bronchiektasen: P. aeruginosa
      • Bettlägerigkeit, PEG-Sonde: S. aureus (MSSA), Enterobakterien (s. o.), P. aeroginosa
  • Mittelschwere Pneumonien
    • Häufigste Erreger entsprechen weitgehend denen der leichten Pneumonie mit definierten Komorbiditäten.
    • Der Anteil an S. aureus, Enterobakterien und P. aeruginosa nimmt zu. Die prognostische Relevanz von Legionella spp. steigt deutlich (Letalität ca. 10 %).
  • Schwere Pneumonien
    • keine Daten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
    • Internationale Daten zeigen ein breiteres Erregerspektrum als bei weniger schweren Formen.
      • am häufigsten: S. pneumoniae, H. influenzae, atypische bakterielle Erreger sowie seltener S. aureus (MSSA), Enterobakterien und P. aeruginosa. Influenzaviren je nach Saison

Virale Pneumonien

  • Im Rahmen einer Influenza kann es zu einer primären Virus-Pneumonie kommen.
  • Auch das SARS-Virus sowie das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) können bei schwerem Verlauf eine Pneumonie hervorrufen.

Disponierende Faktoren

  • Rauchen ist wahrscheinlich ein wichtiger Risikofaktor.7
  • Bei Patient*innen mit reduziertem Hustenreflex erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, eine Pneumonie zu entwickeln.
  • COPD
  • Akute Bronchitis
  • Sinusitis
  • Zystische Fibrose kann bei Kindern zu wiederholten Lungenentzündungen führen.
  • Neurologische Dysfunktion des Schluckreflexes, z. B. nach einem Schlaganfall
    • erhöhtes Risiko für Aspirationspneumonitis (steril) oder Aspirationspneumonie (bakteriell)

ICPC-2

  • R81 Lungenentzündung
  • R99 Atemwegserkrankung IKA

ICD-10

  • J10.0 Grippe mit Pneumonie, saisonale Influenzaviren nachgewiesen
  • J11.0 Grippe mit Pneumonie, Viren nicht nachgewiesen
  • J12 Viruspneumonie, andernorts nicht klassifiziert
    • J12.0 Pneumonie durch Adenoviren
    • J12.1 Pneumonie durch respiratorisches Synzytial-Virus (RS-Viren)
    • J12.2 Pneumonie durch Parainfluenzaviren
    • J12.8 Pneumonie durch sonstige Viren
    • J12.9 Viruspneumonie, nicht näher bezeichnet
  • J13 Pneumonie durch Streptococcus pneumoniae
  • J14 Pneumonie durch Haemophilus influenzae
  • J15 Pneumonie durch Bakterien, andernorts nicht klassifiziert
    • J15.0 Pneumonie durch Klebsiella pneumoniae
    • J15.1 Pneumonie durch Pseudomonas
    • J15.2 Pneumonie durch Staphylokokken
    • J15.3 Pneumonie durch andere Streptokokken
    • J15.5 Pneumonie durch Escherichia coli
    • J15.6 Pneumonie durch andere aerobe gramnegative Bakterien
    • J15.7 Pneumonie durch Mycoplasma pneumoniae
    • J15.8 Sonstige bakterielle Pneumonie
    • J15.9 Bakterielle Pneumonie, nicht näher bezeichnet
  • J16 Pneumonie durch sonstige Mikroorganismen, andernorts nicht klassifiziert
    • J16.0 Pneumonie durch Chlamydien
    • J16.8 Pneumonie durch sonstige näher bezeichnete Mikroorganismen
  • J18 Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
    • J18.0 Bronchopneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
    • J18.1 Lobärpneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
    • J18.2 Hypostatische Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
    • J18.8 Sonstige Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
    • J18.9 Pneumonie, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

Leitlinie: Diagnostik bei ambulant erworbener Pneumonie6

  • Bei klinischem Verdacht auf eine ambulant erworbene Pneumonie soll im stationären Bereich die Diagnose Pneumonie durch eine thorakale Bildgebung gesichert werden (B).
  • Auch im ambulanten Bereich sollte bei klinischem Verdacht auf eine Pneumonie die Sicherung der Diagnose durch eine thorakale Bildgebung angestrebt werden (C).
  • Jedoch ist die Wahl der Methode für die Diagnose Pneumonie abhängig von einer Vielzahl von Faktoren (Logistik, Verfügbarkeit, Patientenfaktoren sowie Therapieziel); daher kann kein einheitliches Vorgehen empfohlen werden (C).
  • Eine typische Anamnese, der klinische Befund, CRP-Anstieg und Leukozytose sprechen für eine Pneumonie.
    • Bei normalen Vitalparametern (Temperatur, Atemfrequenz, Herzfrequenz) und normalem Auskultationsbefund ist eine Pneumonie unwahrscheinlich.8
  • Entscheidend für das weitere Prozedere ist der CRB-65-Score.
  • Der Nachweis eines akuten Infiltrats beim Röntgen-Thorax ist Goldstandard.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Das Krankheitsbild der Pneumonie hat eine große Bandbreite: von leichten Beschwerden bis zu schwerwiegender Erkrankung.
  • Häufig geht der Krankheit eine Infektion der oberen Atemwege voraus, sie kann jedoch auch akut auftreten.
  • Vorerkrankungen
  • Reiseanamnese
  • Typische klinische Symptome6
    • Atemwegssymptome
      • Husten mit oder ohne Auswurf
      • Dyspnoe
      • atemabhängige thorakale Schmerzen
    • Allgemeinsymptome
      • Fieber oder Hypothermie
      • allgemeines Krankheitsgefühl
      • „grippale“ Symptome wie Myalgie, Kopfschmerzen, Palpitationen, Kreislaufbeschwerden, Diarrhö
      • neurologische Symptome, wie Desorientiertheit, v. a. bei älteren Patient*innen
  • Mit steigendem Alter eher oligosymptomatisch, Husten und Fieber sind seltener. Eher Symptome, wie Verwirrtheit und Durchfall.6

Klinische Untersuchung

  • Typische Befunde (einer oder mehrere)6
    • Dyspnoe mit Tachypnoe
    • Tachykardie
    • evtl. arterielle Hypotonie
    • evtl. abgeschwächter thorakaler Klopfschall bei Infiltraten und/oder parapneumonischem Pleuraerguss
    • inspiratorische Rasselgeräusche oder Bronchialatmen
      • Je nach Lokalisation sind Infiltrate nicht immer gut auskultierbar.8
  • Diagnostische Wertigkeit von Anamnese und Befunden6 
    • positiver Vorhersagewert mit < 50 % eingeschränkt
    • Jedoch hoher negativer prädiktiver Wert: bei unauffälligen Vitalparametern und Auskultationsbefund ist eine Pneumonie unwahrscheinlich.
    • Der klinische Eindruck ist der beste Prädiktor.
  • Pulsoxymetrie
    • Ist in den meisten Fällen normal.
    • SpO2 < 92 % kann ein Zeichen für schwere Pneumonie sein, die eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich macht.6

Ergänzende Untersuchungen

  • Die klinische Diagnose einer Pneumonie ist, wie bereits erwähnt, unsicher.
  • Biomarker erlauben weder eine sichere Identifikation von Pneumonien noch eine sichere Differenzierung von Fällen, die antimikrobiell behandelt werden sollen.6
  • CRP
    • im ambulanten Setting dem PCT zur Prädiktion einer Pneumonie überlegen6
      • CRP konnte in einigen Studien die Verschreibung von Antibiotika reduzieren.
      • Je weniger klinisch wahrscheinlich die Diagnose einer Pneumonie ist, desto geringere Aussagekraft hat die zusätzliche Bestimmung eines Biomarkers.
      • Biomarker sind dynamische Parameter, und ein einmalig negatives CRP schließt eine Lungenentzündung nicht aus.
  • Mikrobiologische Diagnostik
    • Bei Patient*innen mit leichtgradiger, ambulant behandelter Pneumonie ist eine mikrobiologische Diagnostik im Regelfall nicht erforderlich.6
  • Mycoplasma pneumoniae und Chlamydophila pneumoniae können mit einem PCR-Nachweis im Nasenrachenabstrich nachgewiesen werden, der Nachweis soll nicht routinemäßig erfolgen.6
  • Abstrich auf SARS-CoV-2 (PCR) nur mit Schutzausrüstung9
  • IgM-Antikörper gegen Mycoplasma und Chlamydophila können nach 1 Woche Krankheitsdauer nachgewiesen werden.
  • Bei einer Legionellen-Epidemie kann der Legionellen-Nachweis mit dem Antigentest im Urin erfolgen.6

Diagnostik bei Spezialist*innen

Leitlinie: Bildgebende Diagnostik6

Röntgen-Thorax-Aufnahme

  • Um die Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie zu sichern, wird der Nachweis eines neu aufgetretenen Infiltrates in einem bildgebenden radiologischen Verfahren der Lunge gefordert.
  • Bei der klinischen Verdachtsdiagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie sollte soweit möglich immer eine Röntgen-Thorax-Aufnahme in zwei Ebenen durchgeführt werden.
  • Der radiologische Befund dient zur Erfassung
    • der Befundausdehnung (mono-multilobär, uni-bilateral)
    • der Begleiterkrankungen (z.  B. Herzinsuffizienz)
    • von Komplikationen (Pleuraerguss, Abszedierung).
  • Zudem liefert er eine Hilfestellung bei differenzialdiagnostischen Überlegungen (Lungentuberkulose, Lungenkrebs) und einen Ausgangsbefund, falls eine Kontrolle im Verlauf der Erkrankung indiziert ist.

Thorakaler Ultraschall

  • Die sonografische Diagnose einer Pneumonie ist mit einer hohen Sensitivität und Spezifität möglich und besitzt im Zusammenhang mit der klinischen Untersuchung (vor allem der Auskultation) einen sehr guten Vorhersagewert.
  • Das Verfahren erlaubt zudem, pleurale Prozesse zu erfassen (Pleuraerguss, Empyem) und im Verlauf zu beurteilen.
  • Die Thorax-Sonografie sollte nur dann als alleiniges bildgebendes Verfahren eingesetzt werden, wenn ein Röntgen-Thorax nicht zeitnah verfügbar ist.
  • Sensitivität und Spezifität sowie Zuverlässigkeit des Infiltratnachweises im Röntgenthorax sind begrenzt.6
    • initial oft keine Infiltrate vorhanden (laut Studiendaten bei bis zu 21 % der Patient*innen mit gesicherter Pneumonie)
    • Bei älteren, stationär aufgenommenen Patient*innen mit röntgenologisch bestätigter Lungenentzündung sind bei ca. 75 % die Lungen nach 12 Wochen wieder frei.10
  • Thorax-Sonografie6
    • Vorteile: breite Verfügbarkeit, Nichtinvasivität bzw. fehlende Strahlenbelastung sowie beliebige Wiederholbarkeit
    • Nachteile: Begrenzte Eindringtiefe des Schalls im Thorax, sodass zentrale Infiltrationen nicht erfasst werden können, Untersucherabhängigkeit.
    • Eine positive Thoraxsonografie (Infiltratnachweis) bestätigt eine Pneumonie, eine negative kann eine solche nicht sicher ausschließen.

Ergänzende Untersuchungen im Krankenhaus

Pneumonie, außerhalb des Krankenhauses erworben (CAP)

  • Bei Pneumonie als Notfall6
    • Laktatmessung, Wiederholung bei Wert > 2 mmol/l
    • Abnahme von Blutkulturen vor Antibiotikagabe
  • Bei allen wegen einer mittelschweren bis schweren Pneumonie hospitalisierten Patient*innen soll eine Erregerdiagnostik erfolgen.6
    • mindestens 2 Blutkulturenpärchen
    • Urinantigentests auf Legionellen
    • Adäquates Sputum, das innerhalb von 4 Stunden für Gramfärbung und Kultur verarbeitet werden soll.
      • Ist dies nicht möglich, soll eine Sputumuntersuchung unterlassen werden.
  • Ein Urinantigentest auf Pneumokokken kann zur Detektion einer Pneumonie durch Pneumokokken sowie ggf. zur Therapiefokussierung verwendet werden (Sensitivität ca. 70 %, Spezifität ca. 96 % und der positive prädiktive Wert ca. 90 %).6,11
  • Bei entsprechenden epidemiologischen Hinweisen (Saison, Epidemie, Pandemie): NAT (Nuclear Acid Amplification) auf Influenza A/B und SARS-CoV-2 durchführen.6
  • Molekulare Detektionsverfahren zum gleichzeitigen Nachweis von mehreren bakteriellen (z. B. S. pneumoniae, M. pneumoniae, C. pneumoniae, L. pneumophila) oder viralen Erregern (z. B. Influenza A/B, Parainfluenza)

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

Leitlinie: Einschätzung des Schweregrades einer ambulant erworbenen Pneumonie6

Risikobeurteilung

  • Im Zentrum der initialen Risikostratifizierung (ambulant und in der Notaufnahme) zur Entscheidung über das Behandlungssetting steht die ärztliche Einschätzung der Patient*innen.
  • Zur Identifikation von Patient*innen mit einem minimalen Letalitätsrisiko soll zur Ergänzung der klinischen Einschätzung die Verwendung des CRB-65 Scores (s. u.) erfolgen.
  • Dieser Score soll ergänzt werden durch:
    • die Evaluation des funktionellen Status
    • die klinische Evaluation potenziell instabiler Komorbiditäten
    • die Messung der Oxygenierung.
      • Wiederholt wurde eine periphere Sauerstoffsättigung von >  90 bis > 92  % als vom CRB-65 unabhängige Variable zur Optimierung des negativ prädiktiven Wertes der Vorhersage einer ungünstigen Prognose identifiziert.

Welche Patient*innen können ambulant behandelt werden?

  • Patient*innen, die nach klinischer Einschätzung der Ärzt*innen stabil erscheinen und auf die folgende Kriterien zutreffen:
    • CRB-65  =  0
    • keine neu aufgetretene O2-Sättigungsminderung bzw. ausreichende Oxygenierung (SaO2  >  92 %) und
    • fehlende Hinweise auf instabile Komorbiditäten.
  • Sie sollen ambulant behandelt werden, sofern keine Komplikationen vorliegen oder soziale Faktoren eine stationäre Aufnahme erforderlich machen.
  • Im Falle einer Entscheidung für eine ambulante Behandlung soll eine Reevaluation der Patient*innen nach 48– 72 h erfolgen, da eine klinische Verschlechterung häufig in diesem Zeitrahmen eintritt.

CRB-65-Score

  • Es stehen mehrere Prädiktionssysteme zur Verfügung: Der CRB-65-Score ist kurz und übersichtlich und hat sich in der Hausarztpraxis bewährt.12
    • (Confusion, Respiratory Rate, Blood Pressure, Age ≥ 65 years)
    • Wenn einer oder mehrere der folgenden Faktoren vorliegen, sollte eine Einweisung in Erwägung gezogen werden:
      • Bewusstseinstrübung
      • Atemfrequenz > 30/min
      • systolischer Blutdruck < 90 mmHg oder diastolischer Blutdruck < 60 mmHg
      • Alter ≥ 65 Jahre.
    • Die Mortalität und das Komplikationsrisiko steigen mit der Anzahl der vorliegenden Faktoren.
    • Stationäre Aufnahme: Ab 1 Punkt erwägen, ab 2 Punkten immer.
    • In der primärärztlichen Versorgung scheint der CRB-65-Score bei erwachsenen Patient*innen mit ambulant erworbener Pneumonie das Risiko für alle Gruppen zu hoch einzuschätzen, die Anwendung erhöht daher ggf. das Risiko einer Überversorgung8
      • individuelle Risikobeurteilung daher ergänzend sinnvoll8

Welche Patient*innen sollten intensivmedizinisch behandelt werden?

  • Majorkriterien für eine intensivmedizinische Behandlung sind Beatmungs- oder Katecholaminpflichtigkeit.6
  • Als Minorkriterien für ein hohes Risiko der intensivmedizinischen Therapienotwendigkeit gelten (> 1 Kriterien):2

Therapie

Therapieziele

  • Infektion eliminieren.
  • Tod bei Schwerkranken verhindern.
  • Symptome lindern.
  • Die interdisziplinäre Leitlinie definiert für Patient*innen folgende Therapieziele:6
    • kuratives Therapieziel bei guter bis ausreichender Funktionalität (Bettlägerigkeit < 50 % des Tages) und bei Pneumonie in Pflegeeinrichtungen und/oder schlechter Funktionalität (Bettlägerigkeit ≥ 50 des Tages)
    • palliatives Therapieziel bei schwerer Komorbidität mit infauster Prognose.
  • Differenzierung von Patient*innen mit tiefen Atemwegsinfektionen, die keine antimikrobielle Therapie benötigen, von solchen, die so rasch wie möglich antimikrobiell behandelt werden sollten.6

Allgemeines zur Therapie

Leitlinie: Schweregradeinteilung als Grundlage der Therapieentscheidung6

Schweregrade

  • Leichtgradige Pneumonie: Patient*innen ohne Schweregradkriterien (CRB und Oxygenierungskriterien) oder Risikofaktoren (keine instabile Komorbidität und gute Funktionalität)
  • Mittelschwere Pneumonie: Patient*innen mit erhöhtem Letalitätsrisiko (1–2 Minorkriterien, instabile chronische Komorbidität (insbesondere kardial), Laktat > 2 mmol/l. Die chronische Bettlägerigkeit geht zwar mit einer erhöhten Letalität einher, impliziert aber nicht per se die Notwendigkeit eines intensivierten Monitorings und wird daher nicht als unabhängiges Schweregradkriterium gewertet.
  • Schwere Pneumonie: Patient*innen mit Pneumonie als Notfall: (> 2 Minorkriterien oder systemische Hypotension mit Vasopressortherapie bzw. Beatmung.

Kriterien für das Therapiesetting

  • Patient*innen mit leichtgradiger Pneumonie sollen ambulant behandelt werden. Zusätzliche Voraussetzung ist eine sichere Einnahme und Resorption einer oralen Medikation, das Fehlen sozialer Kontraindikationen sowie die Abwesenheit von Komplikationen (z. B. Pleuraerguss).
  • Patient*innen mit mittelschwerer Pneumonie bedürfen der Hospitalisation und des intensivierten Monitorings, bis eine klinische Stabilisierung erreicht ist.
  • Patient*innen mit schwerer Pneumonie erhalten im Krankenhaus ebenfalls ein intensiviertes Monitoring, eine Aufnahme auf der Intensivstation muss erwogen werden. Sie ist immer erforderlich bei invasiver Beatmung, septischem Schock und Multiorganversagen.

Empfehlungen für Patient*innen

  • Betroffene sollten sich im Haus aufhalten und warm halten.
  • Stark mitgenommene Personen: Bettruhe

Medikamentöse Behandlung der außerhalb des Krankenhauses erworbenen Pneumonie

Leitlinie: Therapie der Pneumonie6

Leichtgradige Pneumonie ohne Komorbidität 

  • Amoxicillin ist das Mittel der Wahl (B).
    • Amoxicillin 1.000 mg 3 x/d
  • Bei Penicillinallergie oder -unverträglichkeit
    • Azithromycin 500 mg 1 x/d
    • Clarithromycin 500 mg 2 x/d
    • Doxycyclin 200 mg 1 x/d, Loadingdose 200 mg
    • nachgeordnet 
      • Moxifloxacin 400 mg 1 x/d
      • Levofloxacin 500 mg 2 x/d

Leichtgradige Pneumonie mit definierter Komorbidität

  • Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Infektion mit S. aureus und Enterobacteriaceae
  • Definierte Komorbiditäten 
  • Therapie der Wahl ist ein Aminopenicillin mit BLI (B).
    • Amoxicillin-Clavulansäure 875/125 mg 2–3 x/d
  • Alternativ
    • Fluorchinolon: Moxifloxacin, Levofloxacin
  • Bei schwerer COPD und/oder Bronchiektasen als Komorbidität (Risiko für P. aeruginosa) kann eine Kombinationstherapie von Amoxicillin und Ciprofloxacin oder eine Monotherapie mit Levofloxacin gegeben werden.
  • Für Moxifloxacin und Levofloxacin existiert ein Rote-Hand-Brief mit einer Indikationseinschränkung. Demnach sollen beide Substanzen nur zum Einsatz kommen, wenn keine gleich gute Alternative verfügbar ist.

Mittelschwere Pneumonie

  • Patient*innen mit mittelschwerer Pneumonie werden stationär behandelt.
  • Therapieoptionen sind Aminopenicilline mit Betalactamaseinhibitor und Cephalosporine der Generation 2 und 3a, ggf. mit Makrolid (B).
  • In der Regel wird initial intravenös therapiert. 
    • z. B. Amoxicillin-Clavulansäure 2,2 g 3 x/d i. v.
    • z. B. Cefuroxim 1,5 g 3–4 x/d i. v.
  • Bei Betalactamallergie oder -unverträglichkeit sollte ein Fluorochinolon (Moxifloxacin, Levofloxacin) gegeben werden. Diese Substanzen können aufgrund der guten Bioverfügbarkeit auch initial oral appliziert werden (B).
  • Werden bei klinischer Stabilisierung keine atypischen bakteriellen Erreger nachgewiesen, soll die ggf. begonnene Makrolidtherapie nach 3 Tagen beendet werden.

Schwere Pneumonie

  • Mittel der Wahl: Piperacillin/Tazobactam, Ceftriaxon, Cefotaxim jeweils in Kombination mit einem Makrolid für 3 Tage (B)
    • z. B. Piperacillin/Tazobacam 4,5 g 3–4 x/d i. v.
    • z. B. Ceftriaxon 2 g 1 x/d i. v.
    • z. B. Cefotaxim 2 g 3–4 x/d i. v.
    • plus Clarithromycin 500 mg 2 x/d i. v.
    • oder plus Azithromycin 500 mg 1 x/d i. v.
  • Das Makrolid soll nach 3 Tagen abgesetzt werden, wenn keine atypischen bakteriellen Erreger nachgewiesen worden sind.
  • Alternativ Moxifloxacin, Levofloxacin (Monotherapie nicht bei septischem Schock)

Aspirationspneumonie

  • Die antimikrobielle Therapie der Aspirationspneumonie sollte parenteral begonnen werden und primär mit Ampicillin/Betalaktamaseinhibitor, alternativ Clindamycin plus Cephalosporin der Gruppen II und III oder mit Moxifloxacin erfolgen (B).

Interaktionen und Nebenwirkungen

  • Interaktion zwischen Clarithromycin und Statinen bzw. Antikoagulanzien
  • Interaktion von Makroliden bzw. Fluorochinolonen mit anderen QT-Zeit-verlängernden Substanzen
  • Unter den Makroliden weist Azithromycin deutliche Vorteile gegenüber Clarithromycin hinsichtlich des Interaktionspotentials auf. Es sollte daher insbesondere bei älteren Patient*innen bzw. interaktionsrelevanter Ko-Medikation bevorzugt eingesetzt werden.
  • Makrolide
    • Risikofaktoren für das Auftreten einer makrolidinduzierten Rhythmusstörung sind ein höheres Alter, kardiovaskuläre Komorbiditäten, hohe Dosierung und rasche i.  v. Applikation.
    • Da Erythromycin die höchste kardiovaskuläre Toxizität aufweist, wird es aufgrund verträglicherer Alternativen nicht mehr empfohlen.
    • Azithromycin hat nach einer Metaanalyse die niedrigste kardiovaskuläre Toxizität.
  • Orale Cephalosporine werden nicht empfohlen. Die Gründe dafür sind:
    • Die Dosierungen aus den Zulassungsstudien stellen regelhaft eine Unterdosierung dar.
    • Orale Cephalosporine sind ein Risikofaktor für die Ausbreitung von ESBL auch im ambulanten Bereich, andererseits aufgrund guter Alternativen entbehrlich.
    • Orale Cephalosporine wurden als signifikant mit einem Therapieversagen und nachfolgender Hospitalisierung assoziiert gefunden.
    • Orale Cephalosporine begünstigen die Selektion von Clostridium difficile.
  • Amoxicillin-Clavulansäure kann mit einer relevanten Hepatotoxizität einhergehen.
  • Fluorchinolone
    • Vermeidung des Einsatzes bei Sportler*innen
    • Vermeidung des Einsatzes bei Patient*innen in hohem Alter (> 80 Jahre), insbesondere bei eingeschränkter Hirnleistung
    • Vermeidung des Einsatzes bei gleichzeitiger systemischer Steroidtherapie
    • Vermeidung des Einsatzes bei Patient*innen mit Aortenaneurysma
    • besondere Vorsicht bei schwerer kardialer Komorbidität (Monitoring)
    • Ciprofloxacin als Monotherapeutikum ist bei ambulant erworbener Pneumonie aufgrund seiner schlechten Pneumokokken-Wirksamkeit, der raschen Selektion resistenter Pneumokokken und konsekutivem Therapieversagen kontraindiziert.

Influenza

  • Bei hospitalisierten Patient*innen mit Pneumonie und Influenza-Nachweis soll eine antivirale Therapie erfolgen.
  • Bei hospitalisierten Patient*innen mit Pneumonie und Influenza-Nachweis sollte zusätzlich zur antiviralen Therapie kalkuliert eine antibakterielle Therapie erfolgen.

MRSA-Pneumonien

  • Multiresistente Erreger (MRSA, ESBL-bildende Enterobakterien, P. aeruginosa) sind bei ambulant erworbener Pneumonie sehr selten. Eine generelle kalkulierte Therapie multiresistenter Erreger wird daher nicht empfohlen, ebenso keine antimikrobielle Therapie entlang von HCAP-Kriterien oder Scores.
  • Stattdessen soll eine individuelle Risikoabschätzung für das Vorliegen multiresistenter Erreger erfolgen.

Therapiedauer

  • Bei der leichten bis mittelschweren Pneumonie soll die Dauer der antimikrobiellen Therapie 5 Tage betragen. Kürzere Therapien sind möglich bei rascher klinischer Stabilisierung. Vor Therapieende soll eine klinische Stabilisierung für mindestens 2 Tage erfolgt sein (A).
  • Bei schwerer Pneumonie soll die Dauer der Therapie 7 Tage betragen. Es sollte ebenfalls eine klinische Stabilisierung für mindestens 2 Tage erfolgt sein, bevor die antimikrobielle Therapie beendet wird (B).
  • Bei der mittelschweren Pneumonie soll nach klinischer Besserung (Reduktion Entzündungsparameter, Entfieberung, besserer Allgemeinzustand) eine orale Sequenztherapie durchgeführt werden (A).
  • Bei der schweren Pneumonie soll initial für mindestens 3 Tage eine parenterale Behandlung erfolgen, eine anschließende Sequenztherapie ist auch hier möglich (B).

Therapieversagen

  • Eine verzögert ansprechende Pneumonie ist definiert als fehlendes Erreichen klinischer Stabilität nach 72 Stunden antimikrobieller Therapie, jedoch ohne Progredienz.
  • Ein Abfall des CRP am 4. Tag um >  50  % vom Ausgangswert geht mit einer günstigen Prognose einher und kann helfen, Patient*innen mit einem verzögerten Ansprechen von Patient*innen mit einem Therapieversagen (CRP-Abfall nach 72 Stunden Therapie 25 – 50 % vom Ausgangswert) zu unterscheiden.
  • Optionen
    • Wechsel der antimikrobiellen Substanz
    • Überprüfung der initialen antimikrobiellen Therapie auf bestehende Lücken im antimikrobiellen Spektrum
    • Kombinationstherapie unter Beibehaltung einer Aktivität gegen S. pneumoniae und mit einem breiten antimikrobiellen Spektrum unter Einschluss von „atypischen Erregern“, Enterobakterien und P. aeruginosa
    • parenterale Verabreichung
  • Alternative Sultamicillin13 
    • Sultamicillin besteht aus Ampicillin und Sulbactam, wird nach der Resorption in diese Bestandteile gespalten.
    • in mehreren randomisierten Studien mindestens so effektiv wie Amoxicillin-Clavulansäure p. o. in der Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie
    • Amoxicillin-Clavulansäure hat ein hohes Potenzial für Leberschäden, im Gegensatz zu Sultamicillin.
    • Klinische Studien mit Sultamicillin in adäquater Dosierung sind dringend erforderlich.

Impfung/Prävention

RKI: Schutzimpfung gegen Pneumokokken14

  • Für Personen ≥ 60 Jahre, die keiner Risikogruppe angehören, wird als Standardimpfung die einmalige Impfung mit dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23) (Pneumovax 23) empfohlen.
    • ggf. Wiederholungsimpfungen mit PPSV23 im Abstand von mindestens 6 Jahren nach individueller Indikationsstellung
  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit
    1. angeborene oder erworbene Immundefekte bzw. Immunsuppression, z. B.:
      • T-Zell-Defizienz bzw. gestörte T-Zell-Funktion
      • B-Zell- oder Antikörperdefizienz (z. B. Hypogammaglobulinämie)
      • Defizienz oder Funktionsstörung von myeloischen Zellen (z. B. Neutropenie, chronische Granulomatose, Leukozytenadhäsionsdefekte, Signaltransduktionsdefekte)
      • Komplement- oder Properdindefizienz
      • funktioneller Hyposplenismus (z. B. bei Sichezellanämie), Splenektomie oder anatomische Asplenie
      • neoplastische Krankheiten
      • HIV-Infektion
      • nach Knochenmarktransplantation
      • immunsuppressive Therapie (z. B. wegen Organtransplantation oder Autoimmunerkrankung)
      • Immundefizienz bei chronischem Nierenversagen, nephrotischem Syndrom oder chronischer Leberinsuffizienz
      • Impfschema: Sequenzielle Impfung mit dem 13-valenten Konjugat-Impfstoff (PCV13), gefolgt von PPSV23 nach 6–12 Monaten, wobei PPSV23 erst ab dem Alter von 2 Jahren gegeben werden soll.
    2. sonstige chronische Krankheiten, z. B.:
      • chronische Erkrankungen des Herzens oder der Atmungsorgane (z. B. Asthma, Lungenemphysem, COPD)
      • Stoffwechselkrankheiten, z. B. mit oralen Medikamenten oder insulinbehandeltem Diabetes mellitus
      • neurologische Krankheiten, z. B. Zerebralparesen oder Anfallsleiden
      • Impfschema: Personen ab dem Alter von 16 Jahren erhalten eine Impfung mit PPSV23. Personen im Alter von 2–15 Jahren erhalten eine sequenzielle Impfung mit PCV13, gefolgt von PPSV23 nach 6–12 Monaten.
        • Aufgrund der begrenzten Dauer des Impfschutzes soll die Impfung mit PPSV23 in allen 3 Risikogruppen mit einem Mindestabstand von 6 Jahren wiederholt werden.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Große Variationsbreite im Schweregrad, abhängig vom Erreger und der körpereigenen Abwehr der Patient*innen
    • Viele erkranken in der terminalen Phase einer anderen schweren Erkrankung an Pneumonie.
    • Falls ein großer Teil des Lungengewebes angegriffen wird, wie bei Lobärpneumonie, kann es zu einer schweren Hypoxämie kommen.
    • Besonders betroffen sind Patient*innen, bei denen die Lungenfunktion auch im nicht betroffenen Anteil reduziert ist.
  • COVID-19-Patient*innen mit Pneumonie sind eher jünger als Personen mit einer Pneumonie aufgrund einer Grippeinfektion, haben häufiger keine anderen Grunderkrankungen und sind häufiger beatmungspflichtig und müssen länger beatmet werden.15
  • Patient*innen außerhalb des Krankenhauses
    • Die durchschnittliche Zeit bis zum Abklingen des Fiebers betrug in einer Studie 3 Tage, das Abklingen der Myalgie 5 Tage, Dyspnoe 6 Tage und 14 Tage für Husten und Erschöpfung.16
  • Schwerkranke
    • 86 % der Patient*innen hatten nach 30 Tagen mindestens ein anhaltendes, mit der Pneumonie in Zusammenhang stehendes Symptom.16
  • Bakterielle Pneumonien können zu Sepsis führen.

Komplikationen

  • Lungeninsuffizienz
  • Lungenabszess
  • Sepsis

Prognose

  • Die ambulant erworbene Pneumonie ist unverändert die häufigste zur Hospitalisierung führende Infektionserkrankung und bleibt mit einer erheblichen Morbidität und Letalität verbunden.6
  • 80 % werden außerhalb des Krankenhauses behandelt, und bei diesen liegt die Mortalität bei 1 %.
  • Stationär behandelte Patient*innen mit ambulant erworbenen Pneumonien haben eine Letalität von ca. 13 %.3

Verlaufskontrolle

Leitlinie: Tiefe Atemwegsinfektion und Pneumonie bei Erwachsenen, ambulant erworben6

  • Im Falle einer Entscheidung für eine ambulante Behandlung soll eine Kontrolle der Patient*innen (klinisches Ansprechen, Rückgang der Entzündungswerte) nach 48(–72) Stunden erfolgen, da eine klinische Verschlechterung häufig in diesem Zeitrahmen eintritt.
  • Ein Röntgen-Thorax zur Kontrolle ist bei adäquatem klinischem Ansprechen auf die Therapie nicht routinemäßig indiziert.
  • Eine Röntgen-Thorax-Aufnahme im Verlauf nach Abschluss der Therapie sollte bei Raucher*innen, älteren Patient*innen (≥ 65 Jahre) bzw. Patient*innen mit schweren Begleiterkrankungen zum Ausschluss von nichtinfektiösen Verschattungen (z.  B. Lungenkarzinom) durchgeführt werden.
  • Wenn eine Röntgen-Thorax-Aufnahme bei klinischem Ansprechen im Verlauf erfolgt, sollte sie frühestens 2 Wochen nach Ende der antimikrobiellen Therapie durchgeführt werden.
  • Bei langwierigem Husten oder Kurzatmigkeit kann es auch sinnvoll sein, im Hinblick auf eine obstruktive Lungenkrankheit weitere Untersuchungen durchzuführen (z. B. eine Spirometrie).16

Weitere Informationen

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Video

Illustrationen

Lobärpneumonie rechts, Röntgen
Lobärpneumonie rechts, Röntgen
Pleuropneumonie rechts, vorne, Röntgen
Pleuropneumonie rechts, vorne, Röntgen
Pleuropneumonie, Seite, Röntgen
Pleuropneumonie, Seite, Röntgen

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und chronischer Husten. DEGAM-Leitlinie Nr. 11, AWMF-Leitlinie Nr. 053-013. S3, Stand 2021. www.awmf.org
  • DGP, PEG, DGI. Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie. AWMF-Leitlinie Nr. 020-020. S3, Stand 2021. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. AWMF-Leitlinie Nr. 020-003. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
  • Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2018. AWMF-Leitlinie Nr. 082-006. S2k, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). SARS-CoV-2/Covid-19-Informationen & Praxishilfen für niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte AWMF-Leitlinie Nr. 053-054. S2e, Stand 22.02.2022 (Version 22). www.degam.de

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen - Update 2018. AWMF-Leitlinie Nr. 082 - 006. Stand 2019. www.awmf.org
  3. Kolditz M, Ewig S: Community-acquired pneumonia in adults. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 838–48. www.aerzteblatt.de
  4. Griffin MR, et al. U.S. hospitalizations for pneumonia after a decade of pneumococcal vaccination. N Engl J Med 2013; 369: 155. www.nejm.org
  5. File Jr TM. Community-acquired pneumonia. Lancet 2003; 362: 1991-2001. PubMed
  6. DGP, PEG, DGI. Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie. AWMF-Leitlinie Nr. 020-020, Stand 2021. www.awmf.org
  7. Almirall J, Gonzalez CA, Balanco X, Bolibar I. Proportion of community-acquired pneumonia attributable to tobacco smoking. Chest 1999; 116: 375-9. PubMed
  8. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und chronischer Husten. DEGAM-Leitlinie Nr. 11, AWMF-Leitlinie Nr. 053-013. S3, Stand 2021. www.awmf.org
  9. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). SARS-CoV-2/Covid-19-Informationen & Praxishilfen für niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte AWMF-Leitlinie Nr. 053-054. S2e, Stand 22.02.2022 (Version 22). www.degam.de
  10. El Solh AA, Aquilina AT, Gunen H, Ramadan F. Radiographic resolution of community-acquired bacterial pneumonia in the elderly. J Am Geriatr Soc 2004; 52:224-9. PubMed
  11. Sordé R, Falcò V, Lowak M, et al. Current and potential usefullness of pneumococcal urinary antigen detection in hospitalized patients with community-acquired pneumonia to guide antimicrobial therapy. Arch Intern Med 2010; : doi:10.1001/archinternmed.2010.347. DOI
  12. Bauer TT, Ewig S, Marre R et al. CRB-65 predicts death from community-acquired pneumonia. J Intern Med 2006; 260: 93-101. pmid:16789984 PubMed
  13. arznei-telegramm. PERORALE ANTIBIOTIKATHERAPIE MIT BETALAKTAMASEHEMMERN ... Sultamicillin oder Amoxicillin plus Clavulansäure. a-t 2021; 52: 34-6. www.arznei-telegramm.de
  14. Vorgeschlagene Zitierweise Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022. Epid Bull 2022;4:3-66 | DOI 10.25646/9285.2 www.rki.de
  15. Robert-Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 14/2020. Schwereeinschätzung von COVID-19 mit Vergleichsdaten zu Pneumonien aus dem Krankenhaussentinel für schwere akute Atemwegserkrankungen am RKI. 2.4.2020 www.rki.de
  16. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Akuter und chronischer Husten, Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. AWMF-Leitlinie 020 – 003, Stand 2019. www.awmf.org

Autor*innen

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Sabine Gehrke-Beck, Dr. med., Ärztin für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin (Review)
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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