ADHS/Hyperkinetische Störung

Zusammenfassung

  • Definition:Hyperkinetische Störung (HKS) und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) sind durch Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität und erhöhte Impulsivität gekennzeichnet. Sie scheinen auf einem Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren zu beruhen.
  • Häufigkeit:Die Prävalenz von HKS nach ICD-10-Definition liegt bei etwa 1–3 % der Kinder und Jugendlichen. Die Prävalenz der ADHS gemäß DSM-5-Definition beträgt im Kindesalter etwa 5 % und im Erwachsenenalter etwa 2,5 %.
  • Symptome:Die wichtigsten Symptome und klinischen Befunde sind Störungen der Konzentration/Aufmerksamkeit und/oder motorische Hyperaktivität und erhöhte Impulsivität.
  • Befunde:Die Symptome führen häufig zu Verhaltensauffälligkeiten und einer beeinträchtigten Funktion im sozialen Kontext und in der Schule/im Beruf.
  • Diagnostik:Eine gründliche Diagnostik ist von großer Bedeutung. Die endgültige Diagnose wird durch Spezialist*innen gestellt.
  • Therapie:Die Therapie umfasst eine Aufklärung und Beratung sowie psychosoziale Interventionen. Bei stark eingeschränkter Funktionsfähigkeit ist evtl. eine medikamentöse Therapie indiziert.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Je nach Klassifikationssystem unterschiedliche Kriterien1-2
  • Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS, nach DSM-5) und
    hyperkinetische Störungen (HKS, nach ICD-10) sind psychische Störungen, die überwiegend erstmals im Kindesalter auftreten.
  • Für diese Störungen sind typisch:
    • ein früher Beginn
    • eine Kombination von Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität
    • Sie persistieren häufig.
    • Ein Maß an Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität und Impulsivität, das zu funktionellen Problemen im Alltag führt.
  • Die Auffälligkeiten müssen außerdem
    • über das hinausgehen, was durch Alter und Entwicklungsstand der Betroffenen erklärbar wäre.
    • eine bedeutsame psychosoziale Beeinträchtigung in mehr als einem Lebensbereich (z. B. in der Familie und in der Schule oder am Arbeitsplatz) verursachen.
    • vor dem 7. Lebensjahr beobachtbar gewesen sein (ICD 10) bzw. einige Symptome vor dem 12. Lebensjahr (DSM 5).
    • länger als 6 Monate bestehen.
  • Eine Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Diagnose
    • soll nicht vor dem Alter von 3 Jahren gestellt werden.
    • kann im Alter von 3–4 Jahren in der Regel nicht sicher gestellt werden.
    • soll im Vorschulalter in der Regel nur bei sehr ausgeprägter Symptomatik gestellt werden.
  • Nicht bei allen Kindern verschwindet ADHS im Laufe der Zeit: Bei bis zu der Hälfte der Betroffenen liegen auch im Erwachsenenalter ADHS-Symptome vor.

Häufigkeit

  • Die Häufigkeit hängt davon ab, welche Definition angewendet wird. In ICD-10 wird der Begriff der hyperkinetischen Störung, in DSM-5 der der ADHS verwendet. Bei keinem anderem Krankheitsbild gibt es so große Diskrepanzen zwischen den beiden Klassifikationsschemata.1,3-4
  • ICD-10-Definition: HKS
    • Die Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen wird auf 1–3 % beziffert.
  • DSM-5-Definition: ADHS
    • Die Prävalenz wird im Kindesalter auf etwa 3–6 %, im Erwachsenenalter auf etwa 3 % beziffert.
  • Geschlecht
    • Das Verhältnis von Jungen zu Mädchen beträgt epidemiologischen Studien zufolge 4:1.
    • Im Erwachsenenalter ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern weniger stark ausgeprägt. Das Verhältnis von Männern zu Frauen wird auf 1,6:1 beziffert.
  • Sozioökonomischer Status
    • Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status sind öfter von ADHS betroffen. Dort wird die Diagnose ADHS 3-mal häufiger als in Familien mit hohem Status gestellt.

Ätiologie und Pathogenese

  • Es gibt keine Einzelursache, die die Entwicklung einer ADHS erklären kann. Ein kompliziertes Zusammenspiel genetischer und nichtgenetischer Faktoren über längere Zeiträume scheint ausschlaggebend zu sein.5
  • Zwillings- und Adoptionsstudien haben gezeigt, dass genetische Faktoren von großer Bedeutung sind.

Genetik1

  • Es wurden bestimmte Genvarianten nachgewiesen, die bei ADHS-Betroffenen häufiger vorlagen als in einer Kontrollgruppe. Dies spricht dafür, dass genetische Faktoren in einigen Fällen von besonderer Bedeutung sein können. Es sind jedoch noch viele weitere Untersuchungen erforderlich, um den genetischen Einfluss vollständig zu klären.
  • Aus internationalen Daten aus Zwillingsstudien geht ein sehr hoher Erblichkeitsfaktor von 0,76 hervor. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in Adoptionsstudien gemacht.
  • Monozygote Zwillinge weisen in Bezug auf verschiedene Temperamentkategorien und insbesondere das Aktivitätsniveau eine höhere Konkordanz auf als dizygote Zwillinge.
  • Eine polygene Vererbung ist wahrscheinlich.

Umwelt1

  • Es wurden Assoziationen mit bestimmten Nahrungsallergenen, synthetischen Farbstoffen, Konservierungsstoffen und anderen synthetischen Nahrungszusatzstoffen gefunden. Deren kausale Relevanz ist jedoch ungeklärt.
  • Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Geburtskomplikationen und ein geringes Geburtsgewicht – Ereignisse, die zu leichteren hypoxischen Schädigungen führen können – bei der Entwicklung der ADHS eine mitwirkende Rolle spielen können.
  • Ein weiterer potenziell mitwirkender Faktor ist Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft.
  • Wenn die Mutter während der Schwangerschaft raucht, ist das Risiko des Kindes, ein ADHS zu entwickeln, um den Faktor 2–4 erhöht.
    • Ob hier ein kausaler Zusammenhang besteht, etwa durch direkte Schädigung des Fetus durch Nikotinexposition oder Mangelversorgung in utero, ist unklar.
    • Eine mögliche Erklärung sind auch Kovariaten von Nikotinabhängigkeit und ADHS-Risiko, wie u. a. genetische Faktoren.
  • Umwelttoxine
    • erhöhte Konzentrationen von Organophosphat-Metaboliten im Urin von Kindern mit ADHS
    • Assoziation mit erhöhten Serumkonzentrationen von polychlorierten Biphenylen und Blei
  • Es wurde angenommen, dass Kopfverletzungen innerhalb der ersten beiden Lebensjahre die Entwicklung einer ADHS begünstigen. In einer Kohortenstudie konnte ein solcher Zusammenhang jedoch nicht nachgewiesen werden.
  • Aus mehreren Studien geht hervor, dass psychosoziale Verhältnisse wie eine familiäre Dysfunktion, ein niedriger sozioökonomischer Status, Kriminalität und/oder psychische Störungen in der Familie sowie die Unterbringung in einem Heim Risikofaktoren darstellen.

Pathophysiologie1

  • Tierexperimentelle und klinische Studien deuten darauf hin, dass eine Dysregulation frontaler, subkortikaler und zerebellärer katecholaminerger Bahnen vorliegt.
  • Funktionelle Bildgebungsstudien deuten darauf hin, dass ein gestörter Dopamintransport zu einer Beeinträchtigung der Neurotransmission führt.
  • Im EEG fanden sich Auffälligkeiten in allen Phasen der Informationsverarbeitung: frühe Aufmerksamkeitsorientierung, Top-Down-Regulation der Aufmerksamkeit durch Inhibition, Handlungskontrolle und Fehlerverarbeitung.

 Prädisponierende Faktoren

  • Vererbung
  • Umwelt
  • Häufung hyperkinetischer Störungen bei Vorliegen eines Tourette-Syndroms und bei mehreren anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen

ICPC-2

  • P81 Hyperaktivität

ICD-10

  • F90 Hyperkinetische Störungen2
    • F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
    • F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
    • F90.8 Sonstige hyperkinetische Störungen
    • F90.9 Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet
      • Unter diesem Punkt werden Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsdefizite ohne nennenswerte Hyperaktivität/Impulsivität eingestuft (im amerikanischen Diagnosesystem DSM-5 als ADHS des vorwiegend unaufmerksamen Typus bezeichnet).

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Voraussetzung für die Diagnose ist ein dauerhaftes Vorliegen von Konzentrationsstörungen und/oder Hyperaktivität und/oder Impulsivität, in deren Folge es zu funktionellen Beeinträchtigungen im Alltag kommt.
  • Die Diagnose wird auf Grundlage der Anamnese gestellt, die auch eine sorgfältige Anamnese der Entwicklung der Patient*innen sowie die Beobachtung von Verhaltensmerkmalen im Laufe der Zeit und in verschiedenen Situationen umfasst.
  • Ausführlichere diagnostische Kriterien sind in ICD-10 und DSM-5 zu finden.
  • Die endgültige Diagnose wird klinisch gestellt. Es gibt keinen einzelnen Test, der diagnostisch beweisend ist. Verschiedene ergänzende Tests können jedoch erforderlich sein, um in komplexen, schwierigen Fällen die Diagnose stellen zu können.
  • Es sollte besonders berücksichtigt werden, dass Mädchen/Frauen mit ADHS in allen Altersgruppen gehäuft ein vorzugsweise unaufmerksames Symptombild aufweisen, das von Eltern, Erziehern und Lehrern oft „übersehen“ wird. Bei vielen Mädchen wird zunächst eine depressive Störung, eine Angststörung oder eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, bevor eine ADHS-Diagnose überhaupt in Betracht gezogen wird.6

Besonderheiten im Erwachsenenalter

  • Im Erwachsenenalter können sich die Konzentrationsstörungen dadurch äußern, dass es den Betroffenen schwerfällt, die Übersicht zu behalten, und dass sie leicht abzulenken sind und sich schnell langweilen.
  • Die Hyperaktivität kann in Form von innerer Unruhe und Rastlosigkeit, Anspannung, einer überschießenden Gesprächigkeit und der Unfähigkeit, still zu sitzen, in Erscheinung treten.
  • Die Impulsivität kann sich als Ungeduld und eine Neigung zum Treffen voreiliger Entscheidungen, evtl. auch in risikoreichem Verhalten äußern.

ICD-102

  • F90 Hyperkinetische Störungen
    • Diese Gruppe von Störungen ist charakterisiert durch:
      • frühen Beginn, meist in den ersten 5 Lebensjahren
      • Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen.
      • Tendenz, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen.
      • desorganisierte, mangelhaft regulierte und überschießende Aktivität.
    • Verschiedene andere Auffälligkeiten können zusätzlich vorliegen.
      • Hyperkinetische Kinder sind oft unvorsichtig und impulsiv.
      • Sie neigen zu Unfällen und werden oft bestraft, weil sie Regeln verletzen, eher aus Unachtsamkeit als vorsätzlich.
    • Ihre Beziehung zu Erwachsenen ist oft von einer Distanzstörung und einem Mangel an normaler Vorsicht und Zurückhaltung geprägt. Bei anderen Kindern sind sie unbeliebt und können isoliert sein.
    • Beeinträchtigung kognitiver Funktionen ist häufig, spezifische Verzögerungen der motorischen und sprachlichen Entwicklung kommen überproportional oft vor.
    • Sekundäre Komplikationen sind dissoziales Verhalten und niedriges Selbstwertgefühl.
  • Voraussetzung für die ADHS-Diagnose ist, dass Konzentrationsschwierigkeiten und eine Hyperaktivität vorliegen, die zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit in verschiedenen Situationen, wie z. B. zu Hause und in der Schule, führen.
    • Die Symptome und die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit müssen vor Vollendung des 7. Lebensjahres in Erscheinung getreten sein.
  • Die hyperkinetische Störung wird in die folgenden Untergruppen unterteilt:
    • F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
    • F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
    • F90.8 Sonstige hyperkinetische Störungen
    • F90.9 Hyperkinetische Störung, nicht näher bezeichnet.

DSM-5

  • DSM-5 zufolge müssen verschiedene klar definierte Kriterien (Symptome) erfüllt sein, damit die Diagnose ADHS gestellt werden kann.
  • Symptomkriterien nach DSM-5
    • 9 Symptome aus dem Bereich Unaufmerksamkeit/Konzentrationsschwierigkeiten
    • 9 Symptome aus dem Bereich Hyperaktivität/Impulsivität
  • Zusatzkriterien nach DSM-5
    • Die Symptome sind während der letzten 6 Monate beständig vorhanden gewesen, und mehrere/manche Symptome sind vor Vollendung des 12. Lebensjahres aufgetreten.
    • Die Symptome sind mit dem Alter und dem Entwicklungsstand eindeutig nicht zu vereinbaren.
    • Die Symptome haben einen negativen Einfluss auf soziale, schulische oder berufliche Tätigkeiten und zeigen sich in zwei oder mehr Bereichen.
  • Diagnostische Kriterien bei Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 16 Jahren
    • 6 Symptome aus dem Bereich Unaufmerksamkeit – oder
    • 6 Symptome aus dem Bereich Hyperaktivität/Impulsivität – oder
    • eine Kombination beider Gruppen
  • Diagnostische Kriterien ab dem Alter von 17 Jahren und bei Erwachsenen
    • 5 Symptome aus einer oder beiden Symptomgruppe(n)
  • Nach DSM-5 wird die ADHS in die folgenden Untergruppen unterteilt:
    • ADHS-Mischtypus (314.01): Es sind Symptomkriterien aus dem Bereich Unaufmerksamkeit und aus dem Bereich Hyperaktivität/Impulsivität erfüllt.
    • ADHS des vorwiegend unaufmerksamen Typus (314.00): Es sind Symptomkriterien aus dem Bereich Unaufmerksamkeit, nicht jedoch aus dem Bereich Hyperaktivität/Impulsivität erfüllt.
    • ADHS des vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Typus (314.01): Es sind Symptomkriterien aus dem Bereich Hyperaktivität/Impulsivität, nicht jedoch aus dem Bereich Unaufmerksamkeit erfüllt.

Differenzialdiagnosen

Störungen, die eine Begleiterkrankung oder eine Differenzialdiagnose darstellen können1

  • Die häufigsten Begleiterkrankungen bei ADHS sind:
  • Lernstörungen
    • Lernstörungen liegen bei mindestens 1/3 der Personen vor, bei denen eine ADHS diagnostiziert wurde.
    • Häufig treten spezifische Lernschwierigkeiten in den Bereichen Sprechen, Lesen, Schreiben, Motorik oder evtl. auch im Bereich nonverbale Fähigkeiten auf.
    • Bei manchen Patient*innen liegen allgemeine Lernstörungen/eine psychische Entwicklungsretardierung vor.
    • Es sind gründliche Untersuchungen erforderlich, um dies beurteilen zu können.
  • Störungen des Sozialverhaltens
    • Bei bis zu 50 % der Patient*innen mit ADHS im Kindes- und Jugendalter wird eine Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten festgestellt.
      • herausforderndes Verhalten gegenüber und häufiges Streiten mit Erwachsenen, Wut, Rachsucht und Unzufriedenheit
    • Schwere Verhaltensstörungen treten bei schätzungsweise 25 % der Betroffenen auf.
      • Lügen, Sachbeschädigung, Gewalt
  • Angststörungen und Ängstlichkeit
    • Die Diagnose hyperkinetische Störung nach ICD-10 ist bei Vorliegen einer Angststörung ausgeschlossen, die ADHS-Diagnose nach DSM-5 kann jedoch mit einer Angststörung kombiniert werden.
      • Angststörungen werden bei 40–50 % der Kinder mit ADHS beschrieben.7
  • Ticstörungen, u. a. Tourette-Syndrom
    • Tics werden bei etwa 20 % der Kinder mit ADHS festgestellt.
    • Die Tics können von leichten Zuckungen bis hin zu motorischen und vokalen, touretteartigen Tics reichen.
  • Schlafstörungen
    • Schlafstörungen kommen bei Kindern und Erwachsenen, bei denen eine ADHS diagnostiziert wurde, gehäuft vor.
    • Schlafstörungen können die ADHS-Symptome, insbesondere die Konzentrationsschwierigkeiten, verstärken.
    • Eine Therapie mit zentral stimulierenden Pharmaka kann die Schlafstörungen verstärken, aber auch zu einer erheblichen Besserung führen.
  • Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
    • Eine tiefgreifende Entwicklungsstörung ist ein Ausschlusskriterium für eine hyperkinetische Störung nach ICD-10.
    • Nach DSM-5 kann die ADHS als Begleiterkrankung einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung vorliegen.
    • Aus einer norwegischen Studie geht hervor, dass 31 % der Kinder und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung die Kriterien der ADHS erfüllten.8
  • Depressive Störungen
    • Eine hyperkinetische Störung kann nicht diagnostiziert werden, wenn eine depressive Störung vorliegt (ICD-10). Nach DSM-5 können jedoch die Diagnosen ADHS und Depression gleichzeitig gestellt werden.
    • ADHS und depressive Störungen liegen bei Erwachsenen besonders häufig gemeinsam vor, und oft ist die Depression eine Folge der ADHS.
  • Bipolare affektive Störung
    • Die Diagnose hyperkinetische Störung ICD-10 kann nicht gestellt werden, wenn eine affektive Störung vorliegt. Nach DSM-5 kann eine ADHS auch gleichzeitig mit einer affektiven Störung diagnostiziert werden.
    • Einige Symptome der Manie überschneiden sich mit ADHS-Kriterien (erhöhte Energie, Ablenkbarkeit, Rededrang).
    • Die Diagnose bipolare affektive Störung wird bei Kindern selten gestellt.
    • Bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen haben etwa 6 % der von einer bipolaren affektiven Störung Betroffenen zusätzlich eine ADHS.
  • Persönlichkeitsstörungen
    • Bei Erwachsenen wird neben der ADHS häufig eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, meist vom antisozialen oder Borderline-Typ.9
  • Suchterkrankungen
    • Kinder und Jugendliche mit ADHS rauchen häufiger als Gleichaltrige.
    • Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter eine Suchterkrankung (Alkohol, sonstige Rauschmittel) zu entwickeln.
    • Aus einer Studie mit Erwachsenen mit einer Suchterkrankung geht hervor, dass etwa 1/3 die Kriterien der ADHS erfüllten.10
    • Bei 20–40 % der Erwachsenen, bei denen eine ADHS diagnostiziert wurde, liegt ein Substanzmissbrauch vor.

„Reine“ Differenzialdiagnosen

  • Somatische Erkrankungen
    • Epilepsien, andere neurologische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen
  • Sinnesstörungen
    • eingeschränktes Seh- und/oder Hörvermögen
  • Entwicklungsstörungen und Lernstörungen, u. a. psychische Entwicklungsretardierung
  • Psychische Erkrankungen
  • Arzneimittelnebenwirkungen
    • z. B. Sympathomimetika, Antidepressiva, Neuroleptika
  • Konsum von Rauschmitteln, z. B.:
    • Alkohol
    • Cannabis
    • Halluzinogene
    • Kokain.
  • Äußere Belastungen oder Traumata, z. B.:

Anamnese

  • Die ADHS ist durch ein Maß an Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität und Impulsivität geprägt, das zu funktionellen Problemen im Alltag sowie zu gravierenden Beeinträchtigungen in der Erreichung von Lebenszielen führt oder führen kann.11
  • Eine frühzeitige Diagnose und Intervention können dazu beitragen, negative Konsequenzen zu verhindern.

Beurteilung in der Hausarztpraxis

  • Sorgfältige Anamnese mit Schwerpunkt auf der Entwicklungsanamnese und Einholung zusätzlicher Informationen über den Schulbesuch, eine etwaige Ausbildung und berufliche Tätigkeit, Freizeitaktivitäten und Interessen
  • Beurteilung des Seh- und Hörvermögens und etwaiger Erkrankungen oder medizinischer Therapien, die die Schwierigkeiten erklären könnten.
  • Beurteilung früherer und aktueller somatischer und psychischer Symptome/Beschwerden/Erkrankungen
  • Beurteilung etwaiger Entwicklungsstörungen
  • Beurteilung der psychosozialen Belastung
  • Beurteilung der ADHS-Symptome: Art, Umfang und Auswirkungen auf die Funktion im Alltag
  • Beurteilung sonstiger relevanter Faktoren, z. B. ob das Kind Lernschwierigkeiten hat, ob psychologische und/oder pädagogische Tests durchgeführt oder sonstige Beobachtungen gemacht wurden.
  • Ggf. Anwendung eines Fragebogens, z. B.
    • bei Kindern/Jugendlichen1
      • Diagnose-Checkliste ADHS (DCL-ADHS)
      • Fremdbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (FBB-ADHS-V, German ADHD Rating Scale)
      • Selbstbeurteilungsbogen für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (SBB-ADHS): für 11- bis 18-Jährige
      • Conners-Skalen: Conners EC oder Conners 3
    • bei Erwachsenen1
      • für die Beurteilung der Symptome in der Kindheit: Wender-Utah-Rating-Skala (WURS-k), enthalten in Homburger ADHS Skalen für Erwachsene (HASE)
      • für die Beurteilung der aktuellen Symptomatik: Conners-Skalen (CAARS-O), Wender-Reimherr-Interview (WRI), enthalten in HASE
  • Informationen aus dem Kindergarten/der Schule einholen, vorzugsweise in standardisierter Form, und mit Psycholog*innen/Pädagog*innen der Primärversorgung zusammenarbeiten.
    • Verhalten
    • soziale Fähigkeiten
    • altersgerechte Fähigkeiten im Kindergarten/Schulleistungen

Klinische Untersuchung

Symptome nach den ICD-10/DCR-10-Kriterien – Probleme im Bereich Aufmerksamkeit/Konzentration

  • Unaufmerksamkeit gegenüber Details
  • Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten.
  • Nicht hören, was ihnen gesagt wird.
  • Anweisungen nicht befolgen.
  • Unfähigkeit, Aktivitäten zu organisieren/planen/vorzubereiten.
  • Vermeiden von Aufgaben, die Aufmerksamkeit erfordern.
  • Die Betroffenen verlieren immer wieder Gegenstände, die notwendig sind, um Aufgaben zu erfüllen.
  • Leichte Ablenkbarkeit durch äußere Stimuli
  • Vergesslichkeit im Zusammenhang mit alltäglichen Aktivitäten

Probleme im Bereich Hyperaktivität

  • Häufiges Fuchteln mit Händen/Füßen
  • Die Kinder verlassen ihren Platz.
  • Sie laufen/klettern auf unangemessene Weise herum.
  • Schwierigkeiten bei leisen Beschäftigungen
  • Exzessive motorische Aktivität, die nicht beeinflussbar ist.

Probleme im Bereich Impulsivität

  • Antworten, bevor die Frage beendet ist.
  • Können nicht warten, bis sie an der Reihe sind.
  • Sie unterbrechen oder stören andere.
  • Reden exzessiv, ohne auf soziale Beschränkungen zu reagieren.

Weitere Faktoren

  • Früher Beginn
  • Stabilität über längere Zeit (Eltern geben an, das Kind sei schon immer so gewesen)

Ergänzende Untersuchungen

  • Vor dem Versuch einer Therapie mit zentral stimulierenden Mitteln wird empfohlen, die nachfolgenden ergänzenden medizinischen Untersuchungen durchzuführen.

Checkliste

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • CT/MRT nur bei Bedarf und spezieller Indikation
  • Blutuntersuchungen zum Ausschluss möglicher somatischer Differenzialdiagnosen (u. a. Schilddrüsenfunktion)
  • Ggf. vertiefende Diagnostik der Fein- und Grobmotorik

Weitere Tests

  • Spezifische Funktionstests
    • kognitive Fähigkeiten: z. B. Hamburg-Wechsler-Intelligenztests für Kinder (HAWIK)
    • Sprachtest: z. B. Potsdam-Illinois Test für Psycholinguistische Fähigkeiten (P-ITPA)
  • Umfassende Untersuchungen und Tests, z. B. bei Kinder- und Jugendlichenpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen, Neuropsycholog*innen, Sonderpädagog*innen und Logopäd*innen als wichtige Ergänzung in der Diagnostik von komplexen und schwierigen Fällen, insbesondere bei Vorliegen weiterer Störungen

Indikationen zur Überweisung

  • Bei Verdacht auf ADHS: Überweisung an Spezialist*in zur weiterführenden Diagnostik
  • Zusammen mit der Überweisung sollten ausführliche Unterlagen über die bereits in der Primärversorgung durchgeführte Diagnostik übermittelt werden.

Checkliste zur Überweisung

ADHS

  • Zweck der Überweisung
    • Bestätigende Diagnostik? Einleitung der Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Beginn der Probleme, Meilensteine in der Entwicklung, Informationen über etwaige Kopfverletzungen, Krämpfe, psychische Belastungen/Traumata
    • Informationen über Fälle von ADHS, psychischen Erkrankungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Lernstörungen usw. bei nahen Verwandten
    • etwaiger Verdacht auf Autismus/Asperger-Syndrom, psychische Entwicklungsretardierung, Depression, Mobbing, Konsum von Rauschmitteln usw.
    • weitere Krankheiten, Einnahme von Medikamenten, Schlafstörungen, Allergien
  • Klinische Untersuchung
    • allgemeine körperliche Untersuchung, u. a. Größe, Gewicht, Blutdruck, Puls und Herzrhythmus
    • Untersuchung des Seh- und Hörvermögens, wenn dies nicht bereits erfolgt ist, ggf. Durchführung eines vereinfachten neurologischen Screenings.
  • Ergänzende Untersuchungen

Therapie

Therapieziele

  • Vermittlung von Wissen über ADHS und Schaffung eines besseren Verständnisses bei den betroffenen Personen und ihren Angehörigen
  • Linderung der ADHS-Symptome und Verbesserung der alltäglichen Funktionsfähigkeit zu Hause/im Kindergarten/in der Schule/am Arbeitsplatz/in der Freizeit
  • Reduzierung anderer gleichzeitig bestehender Schwierigkeiten
  • Steigerung des Wohlbefindens und bessere Bewältigung von Schwierigkeiten
  • Optimale Ausnutzung der individuell vorhandenen Ressourcen

Allgemeines zur Therapie

  • Die Therapie ist individuell auf die jeweilige Art und Schwere der Symptome, das Alter, etwaige Begleiterkrankungen, weitere bestehende Schwierigkeiten und sonstige relevante Faktoren abzustimmen.1
  • Interdisziplinäres Therapiemanagement mit Verlaufskontrolle über viele Jahre hinweg
  • Es existieren verschiedene Therapieansätze, die sich bei ADHS bewährt haben und im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts angewendet werden.
    • Psychoedukation: Aufklärung und Beratung zum Thema ADHS
    • unterstützende Maßnahmen im Kindergarten, in der Schule oder am Arbeitsplatz
    • Schulungsprogramme für Eltern
    • Programme zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen
    • medikamentöse Therapie
  • Entwicklung der Verordnungszahlen in Deutschland
    • Die Anwendung von Stimulanzien, meist Methylphenidat, in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose ADHS hat ab Mitte der 1990er Jahre exponentiell zugenommen, mit jährlichen Zuwachsraten von 17 % und mehr. Seit 2013 ist der Verbrauch jedoch rückläufig.12-13

Leitlinie: Empfohlene Maßnahmen bei ADHS1

Partizipative Entscheidungsfindung

  • Bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS, die die Diagnosekriterien erfüllen, sollte abgeklärt werden, welche Behandlungsoptionen möglich sind (informierte Entscheidung) und auch, welche von den Betroffenen und ihren Bezugspersonen gewünscht und mitgetragen werden.
  • Bei der Auswahl der Therapie sollten persönliche Faktoren (z. B. Leidensdruck), Umgebungsfaktoren, der Schweregrad der Störung sowie der koexistierenden Störung sowie die Teilhabe berücksichtigt werden.

Behandlungsplanung

  • Die Behandlung der ADHS soll im Rahmen eines multimodalen therapeutischen Gesamtkonzeptes (Behandlungsplan) erfolgen, in dem entsprechend der individuellen Symptomatik, dem Funktionsniveau, der Teilhabe sowie den Präferenzen der Betroffenen und ihres Umfeldes psychosoziale (einschließlich psychotherapeutische) und pharmakologische sowie ergänzende Interventionen kombiniert werden können.
  • Grundsätzlich soll eine umfassende Psychoedukation angeboten werden, bei der die betroffene Person und ihre relevanten Bezugspersonen über ADHS aufgeklärt werden, ein individuelles Störungskonzept entwickelt wird, Behandlungsmöglichkeiten dargestellt werden mit dem Ziel, eine partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen.
  • Bei Kindern vor dem Alter von 6 Jahren soll primär psychosozial (einschl. psychotherapeutisch) interveniert werden. Eine Pharmakotherapie der ADHS-Symptomatik soll nicht vor dem Alter von 3 Jahren angeboten werden.
  • Nach Schweregrad
    • Bei ADHS von einem leichten Schweregrad soll primär psychosozial (einschl. psychotherapeutisch) interveniert werden. In Einzelfällen kann bei behandlungsbedürftiger residualer ADHS-Symptomatik ergänzend eine Pharmakotherapie angeboten werden.
    • Bei mittelgradiger ADHS soll in Abhängigkeit von den konkreten Bedingungen der betroffenen Person, ihres Umfeldes, ihrer Präferenzen und relevanten Bezugspersonen sowie den Behandlungsressourcen nach einer umfassenden Psychoedukation entweder eine intensivierte psychosoziale (einschl. intensivierte psychotherapeutische) Intervention oder eine pharmakologische Behandlung oder eine Kombination angeboten werden.
    • Bei schwerer ADHS soll primär eine Pharmakotherapie nach einer intensiven Psychoedukation angeboten werden. In die Pharmakotherapie kann eine parallele intensive psychosoziale (einschl. psychotherapeutische) Intervention integriert werden. In Abhängigkeit von dem Verlauf der Pharmakotherapie sollen bei residualer behandlungsbedürftiger ADHS-Symptomatik psychosoziale (einschl. psychotherapeutische) Interventionen angeboten werden.
  • Koexistierende Störungen sollen leitliniengerecht behandelt werden. Bei der Entscheidung, welche Störung zuerst behandelt werden soll, soll u. a. der Schweregrad der Störungen berücksichtigt werden.

Psychosoziale Interventionen

  • Kinder und Jugendliche
    • Als primäre Intervention soll Elterntraining/-schulung/-beratung (einschl. Psychoedukation) angeboten werden.
      • Die Intervention kann auch als angeleitete Selbsthilfe angeboten werden.
      • Beratung über angemessenes Erziehungsverhalten von Eltern und Pädagog*innen (einschließl. Eltern- und Erziehertrainings) sollte bei Kindern mit expansiven Verhaltensproblemen (z. B. oppositionellem Verhalten, erhöhter Unruhe, deutlicher Ablenkbarkeit) auch dann angeboten werden, wenn die Kriterien für eine ADHS-Diagnose (noch) nicht erfüllt sind bzw. nicht abgeklärt sind. Hier sollten auch Interventionen angeboten werden, die generell auf eine Stärkung des Erziehungsverhaltens abzielen und eher präventiven Charakter haben oder auch Trainings, die sich bei Kindern mit aggressivem Verhalten bewährt haben.
    • Kindern vor dem Einschulungsalter können kindzentrierte Interventionen (Trainings) zur Verbesserung von Spiel- und Beschäftigungsintensität sowie -ausdauer oder zur Einübung von Handlungsabläufen im Alltag als ergänzende Maßnahme angeboten werden.
  • Erwachsene
    • Psychosoziale (einschl. psychotherapeutische) Behandlung soll insbesondere Personen angeboten werden,
      • die die Diagnose erst im Erwachsenenalter erhalten haben und einen Prozess des Akzeptierens und der Einsicht im Hinblick auf die spät erfolgte Diagnose durchlaufen.
      • die sich nach Aufklärung gegen eine Medikation entscheiden.
      • die unter einer medikamentösen Behandlung noch Symptome und/oder funktionelle Beeinträchtigungen aufweisen.
      • bei denen Kontraindikationen gegen eine medikamentöse Behandlung bestehen.
      • die Schwierigkeiten mit der Akzeptanz der Diagnose und/oder der Adhärenz einer medikamentösen Behandlung haben.
      • die wenige Symptome aufweisen und bei denen psychosoziale (einschl. psychotherapeutische) Interventionen als ausreichend erachtet werden, um geringe oder moderate funktionelle Einschränkungen im Alltag zu behandeln.

Weitere nichtmedikamentöse Behandlungsformen

  • Neurofeedback
    • Kann im Rahmen eines Behandlungsplanes der ADHS bei Kindern ab 6 Jahren und Jugendlichen ergänzend eingesetzt werden, wenn dadurch eine andere wirkungsvollere Therapie nicht verzögert oder verhindert wird.
  • Ernährungsanpassung
    • Betroffene aller Altersgruppen und ihre Angehörigen sollten auf die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung hingewiesen werden.
    • Der Versuch, im Rahmen der Ernährung auf künstliche Farbstoffe oder auch andere Nahrungszusätze zu verzichten, kann sich für einzelne Betroffene als hilfreich herausstellen. Dies soll jedoch nicht als generelle Intervention bei Kindern- und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen mit ADHS durchgeführt werden.
    • Ggf. Eliminationsdiät
      • Die Anamneseerhebung sollte bei Kindern, Jugendlichen mit ADHS auch die Fragestellung berücksichtigen, ob bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke die Symptomatik (besonders die Hyperaktivität) beeinflussen.
      • Ergeben sich in diesem Kontext Hinweise auf mögliche Zusammenhänge, sollten Eltern, Betreuungspersonen oder die Betroffenen selbst angehalten werden, einige Tage Buch über aufgenommene Nahrung/Getränke und den Verlauf der ADHS Symptomatik zu führen.
      • Bestätigt sich hierdurch der Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und dem Verhalten, sollte an eine/einen Ernährungsberater*in verwiesen werden.
      • Das weitere diesbezügliche Vorgehen (z. B. das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel) sollte im Verlauf in gemeinsamer Abstimmung zwischen Ernährungsberater*in und der primär behandelnden Person sowie den Eltern oder Betreuungspersonen erfolgen.
      • Die Eltern oder Bezugspersonen von Kindern oder Jugendlichen mit ADHS sollten in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass keine Befunde zu Langzeiteffekten, die durch das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel entstehen können, existieren, auch nur wenige Befunde zu den Kurzzeiteffekten solcher Diäten vorliegen und möglicherweise mit Mangelerscheinungen und Folgeschäden zu rechnen ist.
    • Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren
      • Entgegen bisheriger Befunde, die auf einen positiven aber quantitativ geringen Effekt einer Gabe von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zur Behandlung der ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hindeuteten, kann nach heutigem Stand der Erkenntnis (NICE-Guideline 201814) keine Empfehlung für eine Nahrungsergänzung mit diesen Substanzen abgegeben werden.

Pharmakotherapie

  • Verordnende Personen
    • Eine medikamentöse Behandlung soll nur von entsprechend qualifizierten Fachärzt*innen für Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, für Nervenheilkunde, für Neurologie und/oder Psychiatrie oder für Psychiatrie und Psychotherapie oder ärztlichen Psychotherapeut*innen initiiert und unter deren Aufsicht angewendet werden.
    • Die verordnende Person soll über Kenntnisse im Bereich ADHS und dem Monitoring pharmakotherapeutischer Behandlung verfügen.
    • Bei 3- bis 6-jährigen Kindern soll die Verschreibung durch Ärzt*innen mit besonderen Kenntnissen zu Verhaltensstörungen in dieser Altersgruppe erfolgen.
    • Nach erfolgreicher medikamentöser Einstellung durch die jeweiligen Spezialist*innen können in Ausnahmefällen auch Hausärzt*innen Folgeverordnungen und die damit verbundenen Kontrolluntersuchungen vornehmen. Zur Überprüfung der Wirksamkeit und der weiteren Notwendigkeit der Therapie und zur bedarfsorientierten Anpassung der Dosierung sollen jedoch in regelmäßigen Abständen auch weiterhin Vorstellungen bei den Spezialist*innen erfolgen, denen die Aufsicht über die Behandlung obliegt.
  • Wirkstoffe
    • Wenn eine medikamentöse Behandlung indiziert ist, sollen Stimulanzien (Methylphenidat, Amfetamin und Lisdexamfetamin), Atomoxetin und Guanfacin, als mögliche Optionen in Betracht gezogen werden.
  • Untersuchungen vor der Behandlung
    • Vor dem Beginn einer medikamentösen Therapie sollte eine erneute körperliche und neurologische Untersuchung erwogen werden.
      • Spezifisch erfragt werden sollen Symptome, die auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hinweisen könnten (z. B. Synkopen oder eine nicht erklärliche Atemnot) und evtl. familiäre Vorbelastungen im Hinblick auf Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
    • Vor jeder medikamentösen Einstellung sollen zumindest Puls und Blutdruck sowie das Körpergewicht, die Körpergröße und bei Kindern und Jugendlichen entsprechende Altersperzentilen bestimmt werden.
    • Die Durchführung eines EKG, nötigenfalls auch Konsultation von Kardiolog*in oder Kinderkardiolog*in, sollte dann erfolgen, wenn sich aus der Vorgeschichte oder bei einer körperlichen Untersuchung Hinweise auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ergeben oder eine entsprechende familiäre Belastung vorliegt.

Psychosoziale Interventionen

Aufklärung, Beratung, Schulung

  • Die Betroffenen und ihre Familienangehörigen sollten umfassend über ADHS informiert und geschult werden.
    • Es gibt spezielle, systematische Programme zur Schulung von Eltern von Kindern mit ADHS in definierten Altersgruppen. Zu den Themen dieses Programms zählen z. B.:
      • ADHS in der Familie
      • Unterstützung des Kindes zur Gewährleistung einer besseren Funktion im Alltag
      • Vorbeugung von und Umgang mit Konflikten.
    • Auch eine Schulung weiterer Familienmitglieder oder von Personal im Kindergarten oder in der Schule kann indiziert sein.
    • Ggf. sollten die Geschwister von Kindern oder Jugendlichen mit ADHS über die Symptome und die Therapie informiert werden und Hinweise erhalten, wie sie dafür sorgen können, dass auch ihre eigenen Bedürfnisse erfüllt werden.
  • Informationen über die Symptome, die vermuteten Ursachen, den klinischen Verlauf, die Therapiemöglichkeiten und die Prognose bereitstellen.
  • Die Betroffenen und ihre Angehörigen sollten hinsichtlich der Therapie geschult werden und Empfehlungen erhalten, wie sie am besten mit der Störung leben können.
  • Kinder, die alt genug sind, werden auch selbst informiert und geschult.

Unterstützende Maßnahmen im Kindergarten, in der Schule oder am Arbeitsplatz

  • Anpassungen an die individuellen Bedürfnisse und sonderpädagogische Maßnahmen sind für Kinder und Jugendliche von maßgeblicher Bedeutung.
  • Auch Erwachsene mit ADHS können von Anpassungen am Arbeitsplatz profitieren.
  • Die jeweils erforderlichen Maßnahmen werden auf Grundlage einer individuellen Beurteilung gewählt.
    • Die Maßnahmen sind auf die jeweilige funktionelle Einschränkung und nicht spezifisch auf die Diagnose gerichtet.
  • Konzentrationsstörungen und Impulsivität können auch im Berufsleben problematisch sein.
    • Unterstützung bei der Anpassung der Arbeitsbedingungen kann sinnvoll sein.

Schulung der Eltern15

  • Es wird empfohlen, bei allen Kindern und Jugendlichen mit ADHS Schulungsprogramme für Eltern anzubieten.
  • Gespräch mit den Eltern, älteren Kindern/Jugendlichen und Erzieher*innen/Lehrer*innen über das Krankheitsbild, dessen Pathogenese, Behandlungsmöglichkeiten und Verlauf1
    • Damit sollten auch von den Eltern Schuldgefühle und Vorwürfe, „in der Erziehung versagt zu haben“, und von den Kindern der Vorwurf, „böse, faul oder dumm zu sein“, genommen werden.
    • Eingehendes, im Verlauf öfter zu wiederholendes Gespräch über Maßnahmen im gegenseitigen Umgang, die die Besonderheiten des Kindes berücksichtigen.
    • Besonders wenn die Eltern selbst betroffen sind, klare Handlungsabläufe formulieren und in kleinen Schritten erarbeiten.

Programme zur Verbesserung der sozialen Kompetenzen

  • Es kommen viele verschiedene Programme zu Anwendung, ihre Wirksamkeit ist jedoch nicht ausreichend belegt.
  • Training sozialer Kompetenzen
    • Die Kinder erlernen im Zusammenspiel mit anderen die Steuerung ihres verbalen und nonverbalen Kommunikationsverhaltens.
    • Das Training selbst umfasst Übungen, Rollenspiele und Hausaufgaben und dauert meist 8–12 Wochen.

Kognitive Verhaltenstherapie1

  • Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kommt vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS zur Anwendung.
    • Innerhalb von 8 Wochen der kognitiven Verhaltenstherapie kann eine Linderung der Symptome erzielt werden.
    • Im Rahmen der KVT können ergänzend Elemente anderer psychotherapeutischer Methoden, etwa aus der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) oder der Achtsamkeitsmeditation (Mindfulness Meditation) angewandt werden.
      • solide Wirksamkeitsbelege zu kognitiv-verhaltenstherapeutischen Manualen mit DBT-Elementen bei Erwachsenen mit ADHS
      • In einer randomisiert kontrollierten Studie erwies sich Mindfulness-Training bei Erwachsenen mit ADHS als vergleichbar wirksam wie Psychoedukation.16

Coaching

  • Diese Methode besteht aus Elementen der Beratung, der Motivation, der Schulung und des Trainings und weist viele Gemeinsamkeiten mit der kognitiven Therapie auf.
  • Die Methode scheint vielversprechend zu sein, wissenschaftliche kontrollierte Studien fehlen jedoch.

Computergestütztes kognitives Training

  • Soll die Konzentrationsfähigkeit und das Arbeitsgedächtnis verbessern.
  • In wissenschaftlichen Studien konnte keine signifikante Wirkung nachgewiesen werden.17

Neurofeedback

  • Dabei wird die Verbindung zwischen EEG-Signalen und dem Denken und Handeln sichtbar gemacht. Ziel ist es, ungünstiges Verhalten zu korrigieren, indem die eigene Aktivität mit den aufgezeichneten EEG-Kurven verglichen wird.
  • Aus einigen Studien geht eine gute Wirksamkeit auf einzelne Parameter hervor, die Ergebnisse der verschiedenen Studien weichen jedoch stark voneinander ab.
  • Die Autor*innen einer Metaanalyse kommen zu dem Schluss, dass unklar ist, ob das Neurofeedback als Therapiemethode für Kinder und Jugendliche mit ADHS empfohlen werden kann.17
  • In einer weiteren Metaanalyse zeigten sich Hinweise darauf, dass sich Aufmerksamkeitsfunktionen unter Neurofeedback verbessern.18 Die Ergebnisse bedürfen der Überprüfung in gut verblindeten, randomisierten Studien und anhand standardisierter Neurofeedback-Protokolle.
  • Zum Neurofeedback bei Erwachsenen mit ADHS gibt es bislang keine aussagekräftigen Studien.1

Medikamentöse Therapie

  • Zur Behandlung der ADHS zugelassen sind die zentral wirkenden Sympathomimetika Amfetamin, Lisdexamfetamin, Methylphenidat, Atomoxetin und Guanfacin.1
    • Amfetamin und Methylphenidat gelten als zentrale Stimulanzien und haben ein gewisses Abhängigkeitspotenzial.
    • Methylphenidat, D-Amfetamin und Lisdexamfetamin wirken dopaminagonistisch durch Hemmung der Wiederaufnahme, D-Amfetamin und Lisdexamfetamin zusätzlich durch vermehrte Freisetzung von Dopamin in den synaptischen Spalt.
    • Ein Teil des sympathomimetischen Effekts ist durch eine Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung vermittelt.
    • Atomoxetin wirkt überwiegend noradrenalin-agonistisch durch Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und zusätzlich dopaminerg.
  • Indikationen
    • Hyperkinetische Störung bzw. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern über 6 Jahren als Teil eines multimodalen Therapieprogramms, wenn andere therapeutische Maßnahmen allein nicht ausreichen.
    • zur Therapie von ADHS bei Erwachsenen als optionaler Teil eines umfassenden Therapieprogramms1
    • Regeln für die Behandlung der ADHS mit Stimulanzien (Näheres siehe auch Leitlinienkasten Empfohlene Maßnahmen bei ADHS)
      • Voraussetzung: Gesicherte, kriterienorientierte Diagnostik, Schwere und Dauer der Erkrankung; Vorhandensein eines oder mehrerer Symptome reicht nicht aus.
      • Anwendung von Arzneimitteln im Rahmen einer therapeutischen Gesamtstrategie
      • Verordnung nur durch Spezialist*innen
      • mindestens einmal im Jahr Verlaufskontrolle (Herz-Kreislauf-Status, Appetit, Wachstum usw.)
  • Erwachsene mit ADHS1
    • Die Behandlung mit Methylphenidat ist wirksam und wird – bei bestehender Indikation für eine Pharmakotherapie – als Medikament 1. Wahl empfohlen (1a/A).19-20
    • Die anderen pharmakologischen Therapien sind nach Expertenkonsens aufgrund des Nebenwirkungsprofiles oder geringerer oder fehlender Wirksamkeit bzw. nicht ausreichender Datenlage in der klinischen Praxis 2. Wahl oder nicht empfehlenswert (IV/D).
    • Näheres finden Sie im Abschnitt Therapie bei Erwachsenen.
  • Langzeitwirkung1,21
    • Es liegt immer noch keine zufriedenstellende Dokumentation über die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten gegen ADHS vor (Stand April 2021).
      • Manche Behandelte entwickeln eine Toleranz, sodass die gleiche Dosis nach und nach immer weniger Wirkung zeigt.
      • Bei manchen kann die medikamentöse Therapie die Symptome sogar verschlimmern.
      • In Studien zeigt sich eine klare Tendenz, dass die Wirkung im Laufe der Zeit abnimmt.
    • Die Studien, die die langfristige Wirkung untersucht haben, waren offen (nicht verblindet) und lassen somit keine sicheren Schlüsse zu.
    • Unklar ist auch, ob die medikamentöse oder kombinierte Therapie langfristig einer alleinigen Verhaltenstherapie überlegen ist.
  • Zentrale Stimulanzien wie Methylphenidat und Amfetamin haben ein Missbrauchspotenzial.22
    • Das Risiko einer Substanzabhängigkeit ist besonders hoch, wenn diese Substanzen zu hoch dosiert, in nichtretardierter Form und außerhalb der therapeutischen Anwendungsgebiete verwendet werden, etwa als illegale Lifestyledroge zur Steigerung der kognitiven Leistung und Ausdauer.
    • Ob sich die lege artis durchgeführte Behandlung des ADHS mit zentralen Stimulanzien Methylphenidat und Amfetamin auf das Risiko für eine substanzbezogene Abhängigkeit auswirken, ist unklar.1,23-24 Es gibt Hinweise, dass eine lege artis durchgeführte Therapie mit Stimulanzien das Risiko für die Entwicklung einer substanzbezogenen Abhängigkeit reduziert.
    • Vor der Verordnung von Stimulanzien sollte sorgfältig geprüft werden, ob die behandelte Person, deren Angehörige oder Mitbewohner*innen zu Suchtverhalten neigen und ob in der Vergangenheit eine Suchtproblematik vorlag.
    • Bei erhöhtem Abhängigkeitsrisiko oder einer begleitenden Suchterkrankung kann eine Nichtstimulanz wie Atomoxetin oer Guanfacin als Alternative angemessen sein.
    • Methylphenidat und Amfetamin können nur über Betäubungsmittelrezept verordnet werden.
  • Stimulanzien können zu einem verminderten Längenwachstum führen.1
  • Nebenwirkungen unter Stimulanzien in abnehmender Häufigkeit1

Methylphenidat

  • Die Wirkung wird auf eine Hemmung der Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin aus dem synaptischen Spalt und damit eine erhöhte Neurotransmission über dopaminerge Bahnen zurückgeführt.
  • Methylphenidat wird hauptsächlich über den Urin ausgeschieden.
  • Es ist in Form von Retardkapseln und Tabletten erhältlich.
    • Die Retardkapseln werden einmal täglich, die Tabletten mehrmals täglich eingenommen.
  • Einschleichend beginnen:1
    • anfangs 0,2 mg/kg KG als Einzeldosis nach Bedarf 1- bis 3-mal täglich, was – angepasst an verfügbare Tablettenstärken – im der Regel 2,5 mg, 5 mg oder 10 mg Methylphenidat entspricht.
    • Nach jeweils 3–7 Tagen Steigerung um die gleiche Dosis, bis ein deutlicher Behandlungserfolg über 3 oder mehr Stunden nach der Medikamentengabe merkbar ist oder unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten.
    • Die Höhe der Einzeldosis sollte für nicht retardiertes Methylphenidat 0,7 mg/kg KG nicht überschreiten; reicht diese nicht, ist eine Überprüfung der Diagnose notwendig.
  • Das Ansprechen auf die Behandlung sollte nicht nur anhand der „verminderten Unruhe“, sondern auch anhand einer Bewertung der kognitiven Funktion und der Funktionsfähigkeit im Alltag eingeschätzt werden.
  • Mögliche Nebenwirkungen von Methylphenidat
    • typisches Nebenwirkungsprofil sympathomimetischer Stimulanzien
    • Dazu zählen ein verminderter Appetit, eine vorübergehende depressive Verstimmung und Bauchschmerzen.
    • Aus Studien geht hervor, dass bei Anwendung zentral stimulierender Medikamente eine längere Einschlafzeit, eine kürzere Gesamtschlafdauer und eine geringere Schlafeffizienz zu beobachten sind.25
    • Es kann zu einem verminderten Längenwachstum des Kindes kommen. Während der gesamten Therapiedauer sollte deshalb das Wachstum überwacht werden.
    • Methylphenidat ist aufgrund seiner möglichen kardialen Nebenwirkungen bei Vorliegen einer Herzkrankheit kontraindiziert.
      • Laut einer südkoreanischen Studie anhand der Krankenkassendaten von 1.224 unter 17-jährigen ADHS-Patient*innen geht die Einnahme von Methylphenidat mit einem erhöhten Risiko für kardiale Komplikationen, überwiegend Herzrhythmusstörungen, einher.26
      • Besonders hoch ist das Risiko bei Menschen mit kardialen Vorerkrankungen, etwa angeborenen Herzfehlbildungen.27
    • Stimulanzien sind erst ab 6 Jahren zugelassen. Jüngere Kinder sollten nur in Ausnahmefällen im Rahmen des Off-Label-Use damit behandelt werden. Bei unter 5-Jährigen sind Nebenwirkungen häufiger und umfassen ein anderes Spektrum als bei Schulkindern und Jugendlichen.1
      • Typisch sind Irritabilität, emotionale Ausbrüche und repetitives Verhalten.
      • Vorschulkinder unter Methylphenidat sind häufig zu wiegen, zu messen sowie körperlich zu untersuchen und nach strengen kinderpsychiatrischen Standards zu betreuen.
  • Missbrauchspotenzial zentraler Stimulanzien

Amphetamin

  • Es hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin und stimuliert zusätzlich die Freisetzung dieser Stoffe in den synaptischen Spalt.
  • Es ist in Form von Tabletten und Retardkapseln mit den Wirkstoffen D-Amphetamin und Lisdexamphetamin erhältlich.
  • Nebenwirkungen von Amphetamin/Methylphenidat
    • typisches Nebenwirkungsprofil sympathomimetischer Stimulanzien
    • Die häufigsten Nebenwirkungen sind Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen.
    • Aus Studien geht hervor, dass bei Anwendung zentral stimulierender Medikamente eine längere Einschlafzeit, eine kürzere Gesamtschlafdauer und eine geringere Schlafeffizienz zu beobachten sind.25
    • Weitere häufige Nebenwirkungen sind depressive Verstimmung, Angst, Unruhe und Stimmungsschwankungen.
    • Außerdem können Palpitationen und ein leicht erhöhter Puls und Blutdruck auftreten.
  • Missbrauchspotenzial zentraler Stimulanzien

Atomoxetin1

  • Atomoxetin ist ein Inhibitor des präsynaptischen Noradrenalin-Transportproteins. Die Wirkung ist vermutlich auf eine erhöhte Noradrenalin-Konzentration im synaptischen Spalt zwischen Neuronen des Striatums (Basalganglien) sowie eine erhöhte Nordadrenalin- und Dopaminkonzentration im präfrontalen Kortex zurückzuführen.
  • Atomoxetin ist in Form von Kapseln erhältlich.
    • Atomoxetin ist ein zentral wirkendes Sympathomimetikum, jedoch nicht als zentrales Stimulans definiert.
    • Das Nebenwirkungsprofil entspricht etwa dem von Methylphenidat, es scheint jedoch kein Abhängigkeitspotenzial zu haben und seltener zu Schlafstörungen zu führen.
  • Indiziert ist es bei ADHS bei Kindern über 6 Jahren sowie bei Jugendlichen und Erwachsenen als Teil eines umfassenden Therapieprogramms.
    • Bei gleichzeitigem Substanzmissbrauch kann Atomoxetin 1. Wahl sein.
    • Außerdem ist es indiziert, wenn die Betroffenen bzw. ihre Angehörigen eine Therapie mit zentralen Stimulanzien ablehnen.
  • Die Wirkung tritt langsamer ein als bei zentralen Stimulanzien. Es wird deshalb eine Probetherapie über mindestens 8 Wochen empfohlen.
  • Nebenwirkungen von Atomoxetin
    • Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit/Erbrechen, Bauchschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.
    • In klinischen Studien wurde ein leichter Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks beobachtet.
    • Als sehr seltene Nebenwirkung kann eine Leberschädigung auftreten. Bei Hinweisen darauf (Ikterus oder Dunkelfärbung des Urins) sind entsprechende Untersuchungen durchzuführen und ist das Medikament sofort abzusetzen. Vor Behandlung sind die Betroffenen darüber aufzuklären.
    • Während der Behandlung ist auf das Auftreten oder die Verschlimmerung von suizidalen Verhaltensweisen, Feindseligkeit und emotionaler Labilität zu achten.

Guanfacin1

  • Zentraler Agonist an den postsynaptischen Alpha2-Adrenozeptoren. Verbessert die Signalübertragung im Präfrontalkortex.
  • Gehört nicht zu den Stimulanzien wie die Amphetamine.
  • Seit 2016 zugelassen zur Behandlung der ADHS bei Kindern und Jugendlichen, bei denen eine Behandlung mit Stimulanzien nicht infrage kommt, unverträglich ist oder sich als unwirksam erwiesen hat.
  • Puls und Blutdruck sollen aufgrund möglicher Bradykardie und Hypotonie engmaschig kontrolliert werden.
  • Zudem sollten die Behandelten auf Anzeichen von Somnolenz untersucht werden.
  • Das Absetzen sollte ausschleichend erfolgen, um einen reaktiven Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg zu vermeiden.

Cannabinoide28-30

  • Das Endocannabinoidsystem spielt möglicherweise eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des ADHS.
  • Ob bestimmte Zubereitungen oder Einzelwirkstoffe (Cannabinoide) aus Cannabis sativa ein therapeutisches Potenzial bei ADHS haben oder eher symptomverstärkend wirken, wird diskutiert.
  • Cannabidiol (CBD), ein nichtpsychotroper Inhaltsstoff von Cannabis, scheint antipsychotische, anxiolytische und antidepressive Effekte zu haben.
  • Es gibt Hinweise darauf, dass CBD unerwünschte Effekte des psychotropen Hauptwirkstoffs Δ9-Tetra-Hydrocannabinol (THC) auf Exekutivfunktionen, die der Symptomatik bei ADHS ähneln, neutralisiert oder möglicherweise sogar umkehrt.
  • Eine von der BKK Mobil Oil unterstützte, an der Universität Bremen erarbeitete Expertise (Neufassung März 2021) kommt nach umfassender Sichtung der Datenlage zur Einschätzung, dass ADHS unter die „möglichen Indikationen“ für den therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden fällt.31
    • Einschränkend wird darauf hingewiesen, dass die aktuelle S3-Leitlinie zur Therapie des ADHS1 wegen der unsicheren Datenlage vom Cannabinoideinsatz unter dieser Indikation abrät.
  • Bislang fehlen Ergebnisse aus kontrollierten Studien, die verlässliche Aussagen zum therapeutischen Nutzen und zur Verträglichkeit von Cannabinoiden bei ADHS-Patient*innen erlauben würden.
    • Ein Einsatz von Cannabinoiden bei ADHS-Patient*innen außerhalb klinischer Studien bleibt gut begründeten Einzelfällen vorbehalten.
  • Näheres siehe Artikel Cannabinoid-haltige Arzneimittel.

Diätetische Maßnahmen

  • Feingold-Diät
    • Dabei handelt es sich um eine Diät, bei der auf Farbstoffe verzichtet wird.
    • In einer Metaanalyse wurde bei einem Verzicht auf Farbstoffe bei manchen Kindern eine positive Wirkung festgestellt.32
    • Es gibt keine etablierten Methoden für die Durchführung oder die Bewertung des Erfolgs dieser Therapieform.
  • Diäten ohne Zucker
    • Es gibt keine Belege dafür, dass Diäten ohne Zucker zu einer Besserung der ADHS-Symptome führen.32
    • Solche Diäten sind nicht zu empfehlen.
  • Ausschlussdiät
    • Einzelne Studien deuten darauf hin, dass durch den Verzicht auf verschiedene Nahrungsmittel möglicherweise eine gewisse Wirkung erzielt werden kann.
    • Es ist nicht bekannt, welche Nahrungsmittel mit verstärkten ADHS-Symptomen assoziiert sind.
  • Vitamin-Präparate
    • Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, bei Patient*innen mit ADHS Vitamin-Megadosen zu empfehlen.32
    • Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, eine Therapie mit Vitamin D oder anderen Vitaminen in normalen Dosen zu empfehlen.
  • Mineralstoff-Präparate
    • Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, bei Kindern oder Jugendlichen mit ADHS die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Zink, Eisen oder Magnesium zu empfehlen.
  • Mikronährstoffe
    • Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Vitaminen, Mineralstoffen und Fettsäuren.
    • Es wurden offene Studien (Studien von geringer Qualität) mit Jugendlichen und Erwachsenen durchgeführt, in denen bei Zuführung von Mikronährstoffen eine gewisse Besserung der Symptome festgestellt wurde.
    • Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen mit ADHS die Aufnahme von Mikronährstoffen zu empfehlen.
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA)
    • In Studien, in denen die Patient*innen zusätzliche pflanzliche Fettsäuren aufnahmen, konnte keine Besserung der ADHS-Symptome festgestellt werden.32
    • Nach Zuführung bestimmter mehrfach ungesättigter Fettsäuren (langkettige Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren) wurde eine geringe Besserung der ADHS festgestellt, es ist jedoch unklar/zweifelhaft, ob es sich dabei um eine klinisch signifikante Wirkung handelt.33
    • Die Mehrzahl der Studien mit PUFA hat keinen Einfluss auf die ADHS-Symptome gezeigt.34-35

Weitere Therapien

  • Die Psychoedukation und die Beratung sind für alle Betroffenen zu empfehlen.
  • Es ist sinnvoll, die Maßnahmen einzeln nacheinander auszuprobieren, sodass die Wirkung der einzelnen Maßnahmen beurteilt werden kann.
  • Johanniskraut ist in Bezug auf die Symptome der Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität oder die subjektive Wahrnehmung einer allgemeinen Besserung gegenüber Placebo nicht überlegen (Ib).

Therapie bei Erwachsenen1

  • Aus der Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter leitet sich noch keine Behandlungsnotwendigkeit oder bestimmte Art der Behandlung ab. Die Entscheidung für eine Behandlung und die Wahl einer spezifischen Behandlung sind abhängig vom Ausprägungsgrad einer ADHS, von den psychischen und den sozialen Beeinträchtigungen sowie der Relevanz der Symptome im Kontext vorhandener Ressourcen (Näheres siehe Leitlinienkasten Empfohlene Maßnahmen bei ADHS).
  • Es wird empfohlen, eine Behandlung spätestens dann zu beginnen, wenn in einem Lebensbereich ausgeprägte Störungen oder in mehreren Lebensbereichen leichte Störungen oder krankheitswertige, beeinträchtigende psychische Symptome bestehen und diese eindeutig auf eine ADHS zurückgeführt werden können (IV/D).
  • Es wird empfohlen, störungsspezifisch für eine ADHS-Symptomatik entwickelte psychotherapeutische Elemente anzuwenden (III/D).1
  • In einer großen, deutschen, prospektiven, multizentrischen und randomisierten Studie an Erwachsenen konnte gezeigt werden, dass die Therapie mit Methylphenidat signifikant wirksamer war als Placebo sowie, dass eine störungsspezifische kognitiv-behaviorale Gruppentherapie in Kombination mit Methylphenidat signifikant wirksamer war als eine solche Therapie in Kombination mit Placebo.36
  • Erwachsenen mit ADHS, die Medikamente einnahmen, aber weiterhin Beschwerden hatten, konnte mit einer kognitiven Verhaltenstherapie mit einer Dauer von 12 Wochen eine gute symptomlindernde Wirkung erzielt werden.37
    • Die Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie war deutlich besser als in der Kontrollgruppe, bei der die Therapie in Entspannungsübungen und einer Aufklärung über die Störung bestand.
    • Auch 1 Jahr nach der Therapie waren die Unterschiede noch vorhanden.
  • Psychotherapie und Pharmakotherapie können kombiniert werden (IV/D).1
    • Manche Symptome scheinen einer Pharmakotherapie weniger zugänglich zu sein, z. B.:
      • Organisationsverhalten
      • Verhalten in Beziehungen.
    • Andere Symptome sind möglicherweise einer Psychotherapie weniger zugänglich, z. B.:
      • Aufmerksamkeit
      • emotionale Instabilität.

Schlafstörungen

  • In einer Studie konnte bei Kindern mit ADHS durch eine verhaltensorientierte schlafbezogene Intervention eine geringe, aber signifikante Senkung des Schweregrads der Symptome erzielt werden (Ib).38
    • Bei den Kindern konnten zudem eine Verbesserung des Schlafs, eine Verringerung der Verhaltensprobleme und eine Verbesserung der Lebensqualität beobachtet werden.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Hyperaktivität und die Impulsivität treten bei kleinen Kindern besonders deutlich zu Tage. Eine starke Hyperaktivität bei Kindern im Vorschulalter ist ein Risikofaktor für das spätere Auftreten ausgeprägter Schwierigkeiten.
  • Die Auswirkungen der ADHS-Symptome sind im Schulalter am größten, da die Kinder dort still sitzen, Aufgaben planen und durchführen und ihre Aktivität an andere anpassen müssen. Dies ist für Kinder mit ADHS in vielen Bereichen problematisch, sodass es häufig zu Verhaltensauffälligkeiten kommt.
  • Die Unruhe und Verhaltensprobleme führen schnell zu einem eingeschränkten Lernerfolg, unterdurchschnittlichen schulischen Leistungen und Problemen in der sozialen Interaktion mit anderen Kindern.
  • Aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten sind die Kinder u. U. unbeliebt, einsam und isoliert.
  • Die Hyperaktivität nimmt im Laufe der Jugend häufig ab, aufgrund der Konzentrationsstörungen und der Probleme bei der Arbeitsorganisation können schulische Aufgaben jedoch weiterhin große Schwierigkeiten bereiten.

Prognose

  • Bei einigen ADHS-Betroffenen entwickeln sich die Symptome im Erwachsenenalter zurück, es wird jedoch geschätzt, dass etwa 2/3 auch im Erwachsenenalter noch unter funktionellen Schwierigkeiten infolge der ADHS leiden.1

Verlaufskontrolle

  • Regelmäßige Kontrollen sind notwendig – durch Spezialist*innen oder Übertragung der Aufgabe an die Hausärzt*innen.
  • Hyperaktivität/Aufmerksamkeitsstörungen regelmäßig kontrollieren.
  • Wie sind die schulischen Leistungen?
  • Wie ist die emotionale und verhaltensbezogene Entwicklung?
  • Beziehung zu Gleichaltrigen/soziale Entwicklung/Freizeit
  • Beziehung zu anderen Familienmitgliedern
  • Bei Langzeitmedikation bei Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen
    • je nach Alter jährliche oder halbjährliche Kontrolle von Größe, Gewicht, Puls und Blutdruck
    • Kontrollierte Auslassversuche (evtl. mit Placebo) können hilfreich sein, um zu prüfen, ob weiterhin eine Indikation zur medikamentösen Therapie vorliegt.1

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

 Weitere Informationen

Quellen

Leitlinie

  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ). ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. AWMF-Leitlinie Nr. 028-045. S3, Stand 2017. www.awmf.org

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ). ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. AWMF-Leitlinie Nr. 028-045, S3, Stand 2017 www.awmf.org
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  4. Zentrales ADHS-Netz (Hrsg.) Eckpunkte zur Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in Deutschland. Stand 15.01.2016 www.zentrales-adhs-netz.de
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Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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