Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Zusammenfassung

  • Definition:Depressionen bei Kindern und Jugendlichen.
  • Häufigkeit:Schwere Depressionen treten bei 1–5 % der Kinder und Jugendlichen auf, während 14–25 % der Jugendlichen mindestens eine Episode mit schweren Depressionen vor dem Erwachsenenalter erleben.
  • Symptome:Die Symptome umfassen eine niedergedrückte Stimmung mit verändertem Selbstwertgefühl, Aktivitätsgrad und häufig auch zusätzlichen körperlichen Symptomen.
  • Befunde:Die klinischen Befunde sind depressive Verstimmung, negative Gedanken über sich selbst, Passivität oder Reizbarkeit, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten.
  • Diagnostik:Weitere Untersuchungen können verschiedene Fragebögen sein.
  • Therapie:Die Behandlung ist multimodal und individuell zugeschnitten. Die Hauptbehandlung besteht in Psychotherapie, evtl. ergänzt durch ein Antidepressivum (Fluoxetin).

Allgemeine Informationen

Definition

  • Depressionen bei Kindern und Jugendlichen1 können sich wie bei Erwachsenen in Form von depressiver Stimmung ausdrücken, mit verändertem Selbstwertgefühl, Aktivitätsgrad und häufig auch zusätzlichen körperlichen Symptomen.2
  • Man muss auch mit anderen Ausdrucksformen als bei Erwachsenen mit Depression3 rechnen, je nach dem Alter des Kindes. Jüngere Kinder drücken Traurigkeit eher nonverbal und undifferenzierter aus als Jugendliche und Erwachsene (siehe auch unter Diagnose/diagnostische Kriterien).
  • „Traurigkeit“ bei Kindern und Jugendlichen kann auch ein Ausdruck von anderen Problemen (z. B. Vernachlässigung) als ein Symptom für eine „Depression“ sein, die als eigenständige nosologische Erkrankung definiert ist.
  • Bipolare affektive Störungen treten in der Pubertät auf und sind durch abwechselnd gesenkte und gehobene Stimmungslage charakterisiert.
  • Depressionen bei Kindern und Jugendlichen sind eine schwere Erkrankung, die die Entwicklung in mehreren Bereichen mit einer Tendenz zu Rückfällen und Chronifizierung bis in das Erwachsenenalter hinein beeinflusst.

Häufigkeit

  • Ergebnisse nationaler und internationaler Studien berichten von Prävalenzen zwischen 15-20 % bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres mit einem starken Anstieg der Prävalenz in der Pubertät3
    • 15- bis 19-jährige Frauen weisen die höchste Suizidversuchsrate (im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen bei beiden Geschlechtern) auf.3
  • Schwere Depression4-5
    • Schulkinder (6–12 Jahre): 1–2 %
    • Teenager (13–18 Jahre): 2–5%
    • Unter ca. 10 Jahren: Gleiche Häufigkeit bei Mädchen und Jungen
    • Über ca. 10 Jahren: Höhere Inzidenz bei Mädchen, was eher mit der Pubertät als mit dem Alter im Zusammenhang zu stehen scheint.6-7
    • Zahlen aus prospektiven Studien weisen darauf hin, dass Depressionen bei Kindern und Jugendlichen häufiger als bei Erwachsenen unterdiagnostiziert und unterbehandelt werden.8
  • Depressive Episoden
    • 14–25 % der Jugendlichen erleben mindestens eine Episode mit schweren Depressionen vor dem Erwachsenenalter.9
    • Bei den meisten von ihnen tritt eine neue Episode innerhalb von 5 Jahren ein.10-11
  • Bipolare affektive Störung
    • 0,5 % im Alter von 13–17 Jahren, das Verhältnis Jungen/Mädchen beträgt 1:3.
    • Die Häufigkeit ist wenig untersucht, und das Leiden ist wahrscheinlich unterdiagnostiziert.
  • Zeitliche Tendenz
    • Die Prävalenz von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen scheint in den letzten Jahrzehnten zugenommen zu haben.12-13

Ätiologie und Pathogenese

  • Multifaktoriell
    • Konstitutionelle Faktoren und Kindheitsmilieu/Lebenserfahrungen interagieren.14-15
    • Die relative Bedeutung von genetischen und umweltbedingten Faktoren ist nicht geklärt.
  • Die Disposition für eine zukünftige bipolare Störung bei Kindern und Jugendlichen mit Depressionen ist hoch, bis zu 30 % in einigen Materialien.16

Disponierende Faktoren

  • Eine affektive Störung bei den Eltern und nahen Familienmitgliedern, sowohl als erbliche als auch als Umweltfaktoren17-18
  • Familienprobleme mit sexuellem Missbrauch, elterlichen Konflikten nach einer Scheidung
  • Fehlende Bewältigung schulisch und sozial
  • Besondere Risikofaktoren für Kinder sind perinatale Verletzungen, motorische Entwicklungsstörungen und instabile Bezugspersonen.19
  • Eine hohe Prävalenz von traumatischen Lebensereignissen

ICPC-2

  • P03 Depressives Gefühl
  • P29 Psych. Sympt. / Beschw., andere

ICD-10

  • Wenn nicht eine spezifische „Störung bei Kindern und Jugendlichen“ vorliegt, werden Depressionen unter „affektive Störungen“ klassifiziert.

Affektive Störungen

  • F30 Manische Episode – ohne oder mit psychotischen Symptomen
  • F31 Bipolare affektive Störung
  • F32 Depressive Episode
    • Leicht, mittelgradig, schwer ohne oder mit psychotischen Symptomen
  • F33 Rezidivierende depressive Störung
    • Leicht, mittelgradig, schwer ohne oder mit psychotischen Symptomen
  • F34 Anhaltende affektive Störungen
    • Zyklothymia oder Dysthymia

Spezifische Diagnosen bei Kindern/Jugendlichen

  • F92 Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
    • F92.0 Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung

Depressive Symptome können auch auftreten bei

  • F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
  • F94 Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
    • F94.1 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
    • F94.2 Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Aufgrund der fehlenden Fähigkeit jüngerer Kinder, sich verbal auszudrücken, und ihrer weniger differenzierten Reaktionsweise präsentieren sich Depressionen in den verschiedenen Altersstufen unterschiedlich.

Zentrale Symptome

  • Depressive Stimmung und mangelnde Lust, Freude und Initiative
  • Negative Gedanken über sich selbst mit dem Gefühl der Wertlosigkeit/nicht geliebt zu werden, Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen.
  • Physiologische Folgesymptome: Müdigkeit/Energieverlust, Verlust des Appetits (evtl. Gewichtsverlust), Schlaflosigkeit
  • Sonstige Symptome: Angst, Zwang, Konzentrationsschwierigkeiten, Schulphobie, Reizbarkeit, Hyperaktivität, Wut, körperliche Beschwerden – vor allem Schmerzen (Kopf, Magen etc.), siehe Selbstbeschreibung für die verschiedenen Altersstufen.
  • Todesgedanken und Suizidgedanken (bei 2/3 der Patienten mit klinischer Depression)

Säuglinge

  • Verzögerte Gewichtszunahme
  • Schreien/Wimmern
  • Evtl. psychomotorische Retardierung
  • Mangelndes Interesse an der Umwelt
  • Abwesenheit von Kommunikation
  • Ess- und/oder Schlafprobleme
  • Schaukeln
  • (Differenzialdiagnostisch sollte angemerkt werden, dass die oben genannten Symptome rein somatische Ursachen haben können!)

Kleinkinder

  • Emotionale Störungen
    • Zunehmende Aggressivität
    • Zunehmende Passivität
    • Ängstlichkeit
  • Verhaltensschwierigkeiten
    • Instabilität und Unruhe
    • Hyperaktivität
    • Isolierung
  • Verschiedene somatische Störungen/Beschwerden wie Schmerzen

Große Kinder

  • Schwerwiegende Verhaltensschwierigkeiten (Ungehorsam, Diebstahl usw.)
  • Niedrige Schulleistungen/Lernschwierigkeiten
  • Selbstentwertung
  • Schulphobie

Jugendliche

  • Reizbarkeit
  • Langeweile
  • Missbrauch verschiedener Substanzen (Drogen/Alkohol)
  • Schulschwierigkeiten
  • Hyperaktivität
  • Schlafstörungen (zu viel/zu wenig)
  • Und/oder ähnliche Symptome wie bei der Erwachsenendepression

Relevante Diagnosen sind

  • Depressive Episode (F32), rezidivierende depressive Störung (F33) oder anhaltende affektive Störungen (F34) je nach Ausformung und Schwere. Wenn das Symptombild Einschlag von manischen Episoden hat, muss eine bipolare affektive Störung (F31) in Betracht gezogen werden.
  • Eine Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0) ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Kriterien für Depressionen als auch für Verhaltensstörungen erfüllt sind. Diese Gruppe hat einige besondere Merkmale und Verlaufsformen:
    • Mehr Stimmungsschwankungen
    • Wenig Wirkung von trizyklischen Antidepressiva
    • Erhöhtes Risiko für Drogenmissbrauch
    • Weniger Patienten bekommen als Erwachsene Depressionen, und es gibt eine geringere Inzidenz von depressiven Störungen unter Verwandten.

Differenzialdiagnosen

Häufige komorbide Erkrankungen

Anamnese

  • Depression tritt in Episoden auf und ist häufig wiederkehrend.
  • In den schwersten Fällen können psychotische Symptome auftreten (F32.3), oder die Erkrankung kann lebensbedrohlich werden, z. B. wegen Suizidalität.

Untersuchung

  • Aktuelle Anamnese
    • Entwicklungsgeschichte des Kindes
    • Aktuelle diagnostische Symptome
    • Art und Dauer der Störung
  • Frühere Erkrankungen
  • Familienanamnese
    • U. a. in Bezug auf Depressionen und suizidales Verhalten, Fälle von bipolarer Störung in der Familie
  • Klinisches Interview
    • Mit Konzentration auf dem Selbstbild, erlebter Hoffnungslosigkeit, evtl. Suizidrisiko
  • Klinische somatische Untersuchung
    • Besonders mit Gedanken an somatische Beschwerden
  • Fragebogen, z. B. MADRS
    • Achtung: Bei jüngeren Kindern kann MADRS zu falsch positiven, evtl. falsch negativen Ergebnisse führen.
    • Mehrere Fragebögen und Checklisten befinden sich in Norwegen in der Übersetzung und im Teststadium.

Betrachten Sie die folgenden Symptome

  1. Anhaltende Traurigkeit oder gereizte Stimmung
  2. Verlust des Interesses an Aktivitäten, für die sich der Patient zuvor interessiert hat
  3. Mangel an Energie Veränderungen im Aktivitätsniveau, Müdigkeit, Reizbarkeit, evtl. unklare körperliche Beschwerden
  4. Veränderter Appetit oder Körpergewicht
    • Massive Selektivität/wählerisches Verhalten bei den Essgewohnheiten kann bei kleinen Kindern ein Symptom von Angst oder Depressionen sein.20
  5. Schlafstörungen (Schlaflosigkeit oder erhöhter Schlaf)
  6. Psychomotorische Unruhe oder Trägheit
  7. Konzentrationsprobleme Reduzierte Aufmerksamkeit in der Schule oder im Kindergarten
  8. Suizidggedanken evtl.
  9. Verringertes Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl
  10. Selbstvorwürfe oder Schuldgefühle
  • ICD-10-Kriterien
    • Mittelgradige Depression: Die 2 ersten Symptome + 3 zusätzliche Symptome für mindestens 2 Wochen
    • Schwere Depression: Die 3 ersten Symptome + 4 zusätzliche Symptome für mindestens 2 Wochen
  • Trauerreaktion und somatische Störung sollten ausgeschlossen werden.

Klinische Untersuchung

  • Gedrückte Stimmung/Unglücklichkeit
  • Negative Gedanken über sich selbst
  • Passivität oder Reizbarkeit
  • Schmerz, evtl. unklare somatische Beschwerden. Achtung! Depression kann sekundär zu einem unentdeckten körperlichen Leiden sein.
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • Andere psychische Symptome: Angst, Zwang usw.
  • Suizidgedanken oder selbst zugefügte Verletzungen

Somatische Untersuchung

  • Eine gründliche somatische Untersuchung sollte durchgeführt werden, um eine evtl. somatische Ursache der Symptome auszuschließen.

Informationen zur Überweisung

  • Kinder mit mittelgradiger/schwerer Depression und vor allem bei Suizidrisiko (evtl. Einweisung ins Krankenhaus als Soforthilfe)
  • Alle Kinder und Jugendlichen mit schwerer affektiver Störung – evtl. Verdacht auf bipolare Störung vermutet – oder bei Zweifel an der Diagnose
  • Bei Bedarf für individuelle Therapie
  • Bei Bedarf für eine medikamentöse Behandlung des Kindes

Einweisung ins Krankenhaus bei Zwangsmaßnahme

Therapie

Leitlinie

Behandlungsalgorithmus1

 

Therapieziel

  • Heben der depressiven Stimmung
  • Verhindern von Suizid und Reduzierung des Suizidrisikos
  • Reduzierung der Belastungen des Kindes/Jugendlichen und der externen ursächlichen Faktoren
  • Hilfe für das Kind/den Jugendlichen, um die aktuelle Lebenssituation zu ertragen

Allgemeines zur Therapie

Leitlinie

Allgemeine Maßnahmen bei Depression1

  • Überprüfung des Therapieerfolgs
    • Zu Beginn der therapeutischen Maßnahme sollen mit den Patientinnen, Patienten und ihren Bezugspersonen Zielkriterien der Therapie festgelegt werden.
    • Es sollte eine regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges stattfinden.
    • Der Therapieerfolg kann frühestens nach vier Wochen durch die Patientinnen und Patienten selbst, ihre Bezugspersonen und die Behandelnden eingeschätzt werden.
    • Wenn sich nach 12 Wochen keine klinisch bedeutsame Verbesserung eingestellt hat bzw. wenn bei Pharmakotherapie nach vier Wochen keine Response vorliegt, kann eine Veränderung  der Behandlungsmodalitäten vorgenommen werden.
  • Aktive Unterstützung, Beratung oder Psychoedukation für 6-8 Wochen bei leichten depressiven Störungen
    • ohne Komorbidität,
    • ohne nennenswerte Risikofaktoren,
    • ohne familiäre Vorbelastungen durch affektive Störungenohne Warnsignale für einen Rückfall
  • Bei Kindern und Jugendlichen, die diese aktiv abwartenden Maßnahmen ablehnen, sollte eine Nachkontrolle nach zwei Wochen
    vereinbart werden.
  • Voraussetzung für dieses aktive Zuwarten ist eine vollständige, altersgerechte Alltagsbewältigung.
  • In diesem Rahmen sollen Kindern und Jugendlichen mit leichten depressiven Störungen und ihren Angehörigen unabhängig von anderen Interventionen altersgerechte Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit empfohlen werden.
    Bei Fortbestehen der Symptomatik müssen weitere Interventionen geplant werden."
  • Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen können im Regelfall ambulant behandelt werden.
  • Kinder und Jugendliche mit allen Formen von depressiven Störungen sollten stationär behandelt werden, wenn zumindest eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
    • Suizidalität verbunden mit fehlender Absprachefähigkeit
    • Erheblicher Mangel an Ressourcen oder erhebliche aktuelle abnorme psychosoziale Belastungen
    •  Erhebliche psychosoziale Funktionseinschränkungen , insbesondere bei unzureichender Alltagsbelastbarkeit.
  • Eine teilstationäre Behandlung ist unter Berücksichtigung des Schweregrades der Störung, der Ressourcen des familiären und sozialen Umfeldes sowie der regionalenVersorgungskapazitäten zu prüfen und gegebenenfalls zu empfehlen.
  • Die Behandlung ist nicht immer notwendig, wenn es sich um vorübergehende Traumata handelt.
  • Die Behandlung von Depressionen ist multimodal und muss auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden21. Sowohl die familiären als auch die sozialen, individuellen, psychologischenund biologischen Faktoren müssen einbezogen werden.
  • Nicht-medikamentöse Therapie
    • Steht im Zentrum, und eine Langzeitbehandlung ist von wesentlicher Bedeutung für die Verbesserung der Prognose.2,22-23
  • Information
    • Der Patient und die Angehörigen müssen über die Krankheit, ihren Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten einschließlich psychosozialer Maßnahmen und solcher hinsichtlich des Lebensstils, Stressreduktion und unterstützende Gespräche informiert werden.
  • Medikamentöse Therapie?
    • Sowohl amerikanische als auch europäische Behörden raten von der Verwendung von SSRI und SNRI bei Kindern ab, u. a. weil sie die Suizidgefahr zu erhöhen scheinen24-26, was in dieser Metaanalyse dokumentiert ist (Ia).27
    • Bei fehlender Reaktion auf nicht-medikamentöse Maßnahmen oder bei hohem Schweregrad, schlechter Funktion oder Suizidrisiko sollte eine medikamentöse Behandlung und eine Überweisung zum Kinderpsychiater in Betracht gezogen werden.
    • Leichte Depressionen sollten nicht medikamentös behandelt werden.
  • Kinder unter 15 Jahren
    • Bei Depressionen bei Kindern unter 15 Jahren sollte die Behandlung unter der Leitung eines Kinder- und Jugendpsychiaters oder in Zusammenarbeit zwischen dem Fach- und Hausarzt durchgeführt werden.
  • Wissenschaftliche Dokumentation
    • Es fehlen Nachweise zur Bestimmung, ob eine psychologische Therapie, Antidepressiva oder eine Kombination dieser Alternativen vorzuziehen ist.28

Leitlinie

Behandlung der ersten Wahl1

  • Kinder unter acht Jahren:
    • aufgrund mangelnder empirischer Evidenz kann keine Empfehlung gegeben werden.
  • Ältere Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen:
    • Alternativ
      • kognitivverhaltenstherapeutische Psychotherapie oder
      • interpersonelle Psychotherapie oder
      • das Medikament Fluoxetin oder
      • eine Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie und Fluoxetin
    • Einer Psychotherapie ist Vorrang zu geben, da eine Pharmakotherapie zu einer Verstärkung von Suizidgedanken und weiteren unerwünschten Nebenwirkungen führen könnte. 
    • Einer Psychotherapie ist bei leichter bis mittelgradiger Depression zunächst Vorrang zu geben.
    • Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie in Erwägung gezogen werden.
    • Bei Pharmakotherapie sollten das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen gut beobachtet und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.
  • Wenn bei älteren Kindern oder Jugendlichen mit depressiven Störungen eine kognitivverhaltenstherapeutische oder eine interpersonelle Psychotherapie nicht möglich oder nicht gewünscht ist, sollten eine psychodynamische oder eine systemische Psychotherapie empfohlen werden.
  • Wenn die Gabe des Medikaments Fluoxetin nicht möglich oder nicht gewünscht ist, sollten die Medikamente Escitalopram, Citalopram oder Sertralin empfohlen werden.

Angemessene Therapiemaßnahmen

  • Unterstützende Gespräche mit dem Kind/Jugendlichen mit regelmäßiger und gründlicher Verlaufskontrolle
  • Die Familienarbeit ist zentral
    • Familientherapie
    • Beratung der Eltern
  • Zusammenarbeit mit evtl. Kindergarten/Schule (z. B. bei Mobbing)
  • Eine Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ist erforderlich bei schlechter Betreuung zu Hause.
  • Antidepressiva, wenn eine nicht-medikamentöse Therapie nicht funktioniert

Empfehlungen für Patienten

  • Empfehlen Sie körperliche Aktivität.
  • Nach einer Metaanalyse (Ia) können Kinder und Jugendliche aus einem Training gegen Angst und Depressionen einen Nutzen ziehen, aber es ist zu wenig gute Forschung durchgeführt worden, um klare Schlussfolgerungen zu ziehen.29

Medikamentöse Therapie

Allgemeines

  • Erst nach einer gründlichen Bewertung des Grades der Funktionsbeeinträchtigung
  • Bei fehlender Reaktion auf psychosoziale Maßnahmen oder bei hohem Schweregrad, schlechter Funktion oder Suizidrisiko sollte eine medikamentöse Therapie und Überweisung an den Kinderpsychiater in Betracht gezogen werden.
    • Generell sollten Antidepressiva bei Kindern unter 15–16 Jahren nur vom oder in Zusammenarbeit mit dem Kinderpsychiater verschrieben werden.
  • Verschreibung nur in Kombination mit einer regelmäßigen und gründlichen Verlaufskontrolle, insbesondere mit Fokussierung auf suizidales Verhalten und Selbstverletzung in der Anfangsphase mit Antidepressiva.
  • Bei Komorbidität mit anderen Erkrankungen wie Angst, Zwangsstörungen oder PTBS wird die Indikation für einen Beginn mit SSRI gestärkt.
  • Es liegen nur Hinweise auf Fluoxetine vor (siehe unten).

Medikamente

Leitlinie

Nicht empfohlene Pharmaka1

Bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen sind folgende Pharmaka nicht empfohlen:

  • Trizyklische Antidepressiva (TZA) 
  • Paroxetin (SSRI), Venlafaxin (SSNRI) und Mirtazapin (NaSSA)
  • Moclobemid (MAOI)
  • Johanniskraut
  • Agomelatin
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
    • Vor dem Einsatz von SSRI bei Kindern und Jugendlichen wird international 24-25,30 und (Ia) 31 gewarnt.
    • Das einzige Präparat, das empfohlen werden kann, ist Fluoxetin, obwohl die therapeutische Wirkung ist bescheiden ist.32-34 -
    • Paroxetin, Sertralin, Citalopram oder Venlafaxin sollten nicht zur Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verschrieben werden aufgrund der mangelnden Wirksamkeit und dem Risiko von Nebenwirkungen, u. a. selbst zugeführte Verletzungen und Suizidgedanken.35
      • Eine Kohortenstudie mit einer 9-jährigen Verlaufskontrolle zeigt keine Unterschiede zwischen verschiedenen Antidepressiva im Hinblick auf eine erhöhte Häufigkeit von suizidaler Aktivität: alle Antidepressiva haben jetzt auch die gleiche Warnung der FDA, wenn es um diese Häufigkeit geht.36
    • Nebenwirkungen bei einem schnellen Absetzen von SSRI-Präparaten sind ebenfalls ein Problem.
  • Trizyklische Antidepressiva
    • Werden nicht als angemessene Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angesehen.
    • In der Metaanalyse wurde nachgewiesen, dass sie keine Wirkung haben (Ia) 37 – eine evtl. Verwendung muss von einem Spezialisten eingeschätzt werden.
    • Nortriptylin, Amitriptylin, Tryptizol werden untersucht. Die Plasmakonzentration zeigt große individuelle Unterschiede und sollte überwacht werden. Achtung! Kardiotoxizität (EKG) und Suizidrisiko
  • MAO-Hemmer
    • Moclobemid wird derzeit kaum dokumentiert. Eine evtl. Verwendung sollte von einem Spezialisten bewertet werden.
  • Bei großen Schlafstörungen
    • Kann Mirtazapin oder Mianserin in einer Dosierung von 5–20 mg am Abend zu Beginn evtl. zusammen mit einer anderen antidepressiven Behandlung ausprobiert werden.
  • Fluoxetin vs. kognitive Verhaltenstherapie bei Jugendlichen mit schweren Depressionen
    • Zwei Studien weisen beide eine signifikante Wirkung von Fluoxetin im Vergleich zu Placebos nach.
      • Eine Studie weist einen zusätzlichen Effekt der kognitiven Therapie nach.38 (Ib)
      • Die zweite Studie wies keinen zusätzlichen Effekt der kognitiven Therapie nach.39 (Ib)

Die Wirksamkeit und Dosierung von Fluoxetin

  • Allgemeines
    • Die Anfangsdosis sollte gering sein und dann allmählich erhöht werden.
    • Die behandelnden Ärzte müssen den Patienten mindestens einmal pro Woche überprüfen, bis eine Wirkung einsetzt.
    • Familie und Umwelt müssen über mögliche Nebenwirkungen informiert werden, insbesondere über Agitation und Suizidrisiko.
    • Die Suizidgefahr kann zunehmen, wenn sich die Stimmung hebt.
  • Auswirkungen auf die Depression
    • Treten allmählich nach 1–8 Wochen ein.
    • Die therapeutische Wirkung kann z. B. bei Jugendlichen/Kindern mit einem Selbst-Berichterstellungs-Formular wie MFQ – Mood and Feelings Questionnaire („deine Stimmung“) 40, BDI – Beck Depression Inventory, der vom Patienten ausgefüllt wird, oder MADRS, der vom Arzt ausgefüllt ausgefüllt wird, bewertet werden.
  • Nebenwirkungen
    • Seien Sie aufmerksam gegenüber Nebenwirkungen.
    • Diese sind häufig mild und gehen nach einiger Zeit oder bei Reduktion der Dosis vorüber.
    • Sehen Sie diesen amerikanischen Bericht über den Zusammenhang zwischen suizidalem Verhalten und SSRI.41
  • Fluoxetin
    • Die Dosen, die in den klinischen Studien verabreicht wurden, betrugen 20 mg täglich. Indizierte Dosen sind 10–20 mg/Tag für Kinder > 7 Jahren, Überprüfung während mindestens 2–3 Wochen, bei Wirkung Fortsetzung für 2–6 Monate.
    • Das Mittel hat eine lange Halbwertszeit: 4–6 Tage für Fluoxetin und 4–16 Tage für den aktiven Metaboliten Norfluoxetin.
    • Dies bedeutet, dass die Konzentration des Fließgleichgewichts und eine therapeutische Reaktion erst nach mehreren Wochen erreicht werden.
    • Darüber hinaus ist beim Absetzen keine Dosisreduktion notwendig.
    • Die Behandlung sollte für mindestens 6 Monate andauern.
    • Bei einem Rezidiv kann eine Langzeitbehandlung (1–2 Jahre) sinnvoll sein.
    • Es liegen keine langfristigen Sicherheitsdaten in Hinsicht auf mögliche Auswirkungen auf das Wachstum, die sexuelle Reifung und das Verhalten vor.
  • Vorsicht
    • Mit Ausnahme von Fluoxetin dürfen SSRI-Mittel und Venlafaxin nicht abrupt abgesetzt werden, sondern allmählich aufgrund der Gefahr von unangenehmen, jedoch auch teilweise schweren Entzugserscheinungen.

Bipolare affektive Störung

  • Die medikamentöse Behandlung von bipolaren affektiven Störungen bei Jugendlichen ist die Aufgabe eines Spezialisten!
  • Neuroleptika werden in der manischen Phase verabreicht.
  • In der letzten Zeit wurde auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Lithium (oder andere stimmungsregulierende Medikamente) in größerem Umfang und früher im Verlauf, als es zuvor die Praxis war, verwendet.

Weitere Behandlungsmethoden

  • Einweisung ins Krankenhaus bei:
    • tiefer Depression
    • Suizidrisiko (sofortige Hilfe)
    • manischen Phasen.
  • Es ist wichtig zu unterscheiden, was durch Interaktionsprobleme und familiäre Dysfunktion verursacht wurde und was mit der eigenen Persönlichkeit und Psychopathologie des Kindes zusammenhängt.
    • Bei Interaktionsproblemen und familiärer Dysfunktion steht eine Familientherapie im Mittelpunkt.
    • Wo die eigene Persönlichkeit und Psychopathologie des Kindes hineinspielt, ist eine Individualtherapie (psychodynamisch oder kognitiv) von Vorteil.42
    • Eine Gruppentherapie kann für ältere Kinder geeignet sein.
  • Kognitive Verhaltenstherapie
    • Die meisten Studien haben ein mangelhaftes Design.2
    • Scheint bei der Behandlung von mittelschweren Depressionen bei Kindern und Jugendlichen wirksam zu sein.43-46
    • Bei schweren Depressionen sind die Ergebnisse gemischt. Eine gute Studie stellt einen zusätzlicher Effekt der kognitiven Therapie fest38 (Ib), eine andere findet keinen solchen Zusatzeffekt39 (Ib).
  • Psychosoziale Intervention
    • ist laut einer gut durchgeführten randomisierten Studie genauso wirksam in der Behandlung von schweren Depressionen bei Jugendlichen im Alter von 11 – 17 Jahren wie eine psychoanalytische oder kognitive Therapie.47
    • Die Interventionen bestanden aus Aufklärung über die Krankheit Depression und Förderung von handlungs- und zielorientierten interpersonellen Aktivitäten.
  • Interpersonelle Psychotherapie
    • Scheint bei einigen Patienten einen zusätzlichen Effekt zu haben.48-49
  • Depressionsbehandlung von Müttern
    • Wenn eine Mutter an einer schweren Depression leidet, ist es für die Kinder besser, wenn sie eine wirksame Behandlung erhält.50

Leitlinie

Maßnahmen mit unzureichender Evidenz1

  • Keine aussagekräftigen Untersuchungen bei Kindern und
    Jugendlichen mit depressiven Störungen für
    • Gesprächspsychotherapie,
    • künstlerische Therapien,
    • Ergotherapie,
    • Maßnahmen der Jugendhilfe,
    • repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS),
    • Vagusnervstimulation,
    • Schlafdeprivation/Wachtherapie und
    • Massage
    • Elektro

Vorbeugende Therapie

  • Eine angemessene Behandlung von elterlichen Depressionen scheint Depressionen bei einigen Jugendlichen vorbeugen zu können.
  • Maßnahmen in Schule und Freizeit, die Kindern und Jugendlichen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Bewältigung geben.
  • Eine sinnvolle Unterstützung und Hilfe bei traumatischen Lebensereignissen (u. a. frühzeitige Maßnahmen bei spezifischen Lernschwierigkeiten)
  • Eine schnelle Behandlung von Angststörungen, um das Fortschreiten zu einer Depression zu verhindern2
  • Langfristige Behandlungsprogramme und Verlaufskontrolle
  • Es ist nachgewiesen, dass eine gruppenbasierte kognitive Therapie die Häufigkeit von Depressionen bei Jugendlichen mit Eltern, die depressiv sind oder waren, reduzieren können.51

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Leitlinie

Durchführung / Abschluss der Behandlung1

  • Vorgehen nach einem gescheiterten ersten Behandlungsversuch
    • bisher nicht verwendete Form der Psychotherapie oder ein bisher nicht
      verwendetes Medikament (Fluoxetin, Escitalopram, Citalopram oder Sertralin) oder eine bisher nicht eingesetzte Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie und einem der genannten Medikamente anwenden
    • Wechsel des Behandlungssettings erwägen
  • Fortsetzen der Behandlung
  • Nach einer Erholung (d.h. einer Zeit von mindestens zwei Monaten ohne klinisch relevante Symptome) sollte eine medikamentöse Behandlung für mindestens sechs weitere Monate fortgesetzt werden.
    • Nach einer Erholung von mindestens sechs Monaten Dauer kann bei einer Erstmanifestation einer depressiven Störung das Absetzen der Pharmakotherapie erwogen werden.
    • Es sollte eine regelmäßige kinder- und jugendpsychiatrische Überprüfung des
      Therapieerfolges stattfinden.
    • Bei älteren Jugendlichen mit einer rezidivierenden depressiven Störung sollte die nationale Versorgungsleitlinie für Erwachsene mit unipolarer Depression3 angewendet werden.
  • Abschluss der Behandlung
    • Wenn sich Kinder oder Jugendliche in Erholung befinden (d.h. in einer Zeit von mindestens zwei Monaten ohne klinisch relevante Symptome) sollten ihre Behandelnden ihnen für mindestens 12 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten.
    • Wenn die Kinder oder Jugendlichen bereits zwei oder mehr Episoden einer depressiven Störung erlebt haben und sich in Erholung befinden, oder wenn aufgrund von fortbestehenden Belastungsfaktoren ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv besteht, sollten ihre Behandelnden ihnen für mindestens 24 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten."

Verlauf

  • Erste Depression
    • Viele Patienten genesen nach ihrer ersten Depression: 75 % nach einem Jahr und mehr als 90 % nach zwei Jahren
    • Eine Episode hat die Dauer von mindestens 6–8 Monaten und häufig länger.
    • Ein frühes Auftreten hat häufiger einen chronischen Verlauf, ein Auftreten in der Jugend einen schwereren Verlauf.
  • Rezidiv
    • Schwere Depressionen im Kindheits- und Jugendalter haben die Tendenz zur Wiederholung.10-11
  • Von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter
    • Depressive Jugendliche haben ein ca. 4-fach erhöhtes Risiko für Depressionen als Erwachsene.52-53
    • Einige Forscher haben nachgewiesen, dass wenig Kontinuität von der Kindheits- zum Erwachsenendepression besteht54-55, während andere Daten darauf hindeuten, dass Kinder mit schweren Depressionen weiterhin eine große Häufigkeit von Depressionen bis ins Erwachsenenalter hinein zeigen.56
    • Es ist ungewiss, wie häufig Depressionen zu bipolaren Störungen „switchen“, aber viele melancholische Symptome können möglicherweise das Risiko erhöhen.
  • Konsequenzen
    • Die Depression hat einen erheblichen negativen Einfluss auf die soziale Funktionsfähigkeit, einschließlich schlechter Schulleistungen und Probleme mit der Familie und Freunden.
    • Höheres Suizidrisiko52
    • Die psychosozialen Probleme nehmen mit zunehmendem Schweregrad der Depression zu, doch selbst eine leichte Depression ist mit vielen sozialen Störungen verbunden.57
  • Unterbehandlung
    • Obwohl die meisten Fälle von Depressionen bei Jugendlichen schließlich entdeckt und behandelt werden, erhalten weniger als die Hälfte von denjenigen Patienten mit schweren Depressionen eine Behandlung im Alter unter 18 Jahren.12,58

Komplikationen

  • Suizid
    • Depressionen sind mit einem erhöhten Risiko für suizidales Verhalten verbunden, vor allem in der Pubertät.
    • Das Suizidrisiko ist deutlich erhöht (OR 11-27)59, und Suizid ist in den USA die dritthäufigste Todesursache in der Altersgruppe von 14–19 Jahren.
  • Chronischer Verlauf von depressiven, evtl. bipolaren Störungen. Achtung! Die Gefahr der Unterdiagnostizierung von bipolaren Störungen bei Jugendlichen

Prognose

Leitlinie

Prävention von Rückfällen und Rezidiven1

  • Die Behandelnden sollen mit Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen und ihren Bezugspersonen
    • Lösungsstrategien entwickeln, um Rückfälle und Rezidive zu verhindern
    • über das Rückfall- und Rezidivrisiko aufklären und ihnen vermitteln, welche Krankheitsmerkmale und frühe Warnzeichen erkennbar sein können
    • Strategien entwickeln, wie sie sich bei Auftreten dieser Merkmale verhalten können.
  • Dies sollte den Primärärztinnen und –ärzten (Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin, Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin), die aufgrund der niederschwelligen Erreichbarkeit die Kinder und Jugendlichen häufiger in der Remissions- oder Erholungsphase sehen, zur Kenntnis gebracht werden, sofern die Patientinnen und
    Patienten dem zugestimmt haben. Ziel ist, dass die Primärärztinnen und -ärzte die Kinder und Jugendlichen im Sinne der vereinbarten Strategien unterstützen können.
  • Die Bezugspersonen sollten über mögliche Hilfen informiert werden.
  • Rezidiv
    • Von depressiven Episoden, die in der Kindheit oder Jugend auftreten, finden 70 % innerhalb von 5 Jahren statt.60
    • In einer anderen Studie sind es 40 % nach 2–4 Jahren.10
    • Im Erwachsenenalter sind es 60–70 %.61
  • Die einzelne Episode62
    • Bei 8–13-jährigen Kindern, die an einen Kinderpsychiater überwiesen wurden, beträgt die mediane Dauer 7–9 Monate.
    • Für nicht überwiesene 14–18-Jährige beträgt die durchschnittliche Dauer 26 Wochen.
  • Suizidrisiko und Suizidversuche
    • Die Suizidrate unter Kindern und jungen Menschen ist gering, aber Suizidgedanken und -pläne sind häufig.
    • Wiederholte Suizidversuche erhöhen das Risiko von später vollendetem Suizid.
  • Schlechte prognostische Anzeichen:
    • Erstmaliges Auftreten in der Pubertät
    • Klare genetische Disposition
    • Depressive Eltern (Milieudisposition)
    • Alkoholismus, Drogenmissbrauch
    • Antisoziales Verhalten
    • Suizidales Verhalten

Verlaufskontrolle

Plan

  • Regelmäßige Verlaufskontrolle von Kind/Jugendlichem/Familie
    • Bieten Sie wöchentliche Beratungen im ersten Monat, dann alle 14 Tage nach einem evtl. Beginn mit einem Antidepressivum an.

Was sollte kontrolliert werden

  • Laufende Beurteilung des Suizidrisikos
  • Bei medikamentöser Therapie:
    • Nebenwirkungen
    • Evtl. Überwachung der Plasmakonzentration (bei trizyklischen Antidepressiva)

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Illustrationen

 

Behandlungsalgorithmus nach AWMF-Leitlinie

 

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen, Behandlung von ... AWMF-Leitlinie Nr. 028-043, Stand 2013.www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Unipolare Depression. AWMF-Register-Nr.: nvl-005. Stand 2015. www.awmf.org

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen, Behandlung von ... AWMF-Leitlinie Nr. 028-043, Stand 2013. www.awmf.org
  2. Ryan ND. Treatment of depression in children and adolescents. Lancet 2005; 366: 933-40. PubMed
  3. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Unipolare Depression. AWMF-Register-Nr.: nvl-005. Stand 2015 www.awmf.org
  4. Fleming JE and Offord DR. Epidemiology of childhood depressive disorders: a critical review. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1990; 29: 571-80. PubMed
  5. Costello EJ, Mustillo S, Erkanli A, Keeler G and Angold A. Prevalence and development of psychiatric disorders in childhood and adolescence. Arch Gen Psychiatry 2003; 60: 837-44. PubMed
  6. Angold A, Costello EJ, Erkanli A and Worthman CM. Pubertal changes in hormone levels and depression in girls. Psychol Med 1999; 29: 1043-53. PubMed
  7. Angold A, Costello EJ and Worthman CM. Puberty and depression: the roles of age, pubertal status and pubertal timing. Psychol Med 1998; 28: 51-61. PubMed
  8. Leaf PJ, Alegria M, Cohen P, et al. Mental helath sefvice use in the community and schools: results from the four-community MECA study. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1996; 35: 889-97. PubMed
  9. Lewinsohn PM, Rohde P and Seeley JR. Major depressive disorder in older adolescents: prevalence, risk factors, and clinical implications. Clin Psychol Rev 1998; 18: 765-94. PubMed
  10. Kovacs M, Feinberg TL, Crouse-Novak M, Paulauskas SL, Pollock M and Finkelstein R. Depressive disorders in childhood II: a longitudinal study of the risk for a subsequent major depression. Arch Gen Psychiatry 1984; 41: 643-9. PubMed
  11. Kovacs M, Feinberg TL, Crouse-Novak MA, Paulauskas SL and Finkelstein R. Depressive disorders in childhood I: a longitudinal prospective study of characteristics and recovery. Arch Gen Psychiatry 1984; 41: 229-37. PubMed
  12. Kessler RC and Walters EE. Epidemiology of DSM-III-R major depression and minor depression among adolescents and young adults in the National Comorbidity Survey. Depress Anxiety 1998; 7: 3-14. PubMed
  13. Kovacs M and Gatsonis C. Secular trends in age at onset of major depressive disorder in a clinical sample of children. J Psychiatr Res 1994; 28: 319-29. PubMed
  14. Rice F, Harold G and Thapar A. The genetic aetiology of childhood depression: a review. J Child Psychol Psychiatry 2002; 43: 65-79. PubMed
  15. Rice F, Harold GT and Thapar A. Negative life events as an account of age-related differences in the genetic aetiology of depression in childhood and adolescence. J Child Psychol Psychiatry 2003; 44: 977-87. PubMed
  16. Geller B, Fox LW and Clark KA. Rate and predictors of prepubertal bipolarity during follow-up of 6- to 12-year-old depressed children. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1994; 33: 461-8. PubMed
  17. Williamson DE, Ryan ND, Birmaher B et al. A case-control family history study of depression in adolescents. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1995; 34: 1596-1607. PubMed
  18. Klein DN, Lewinsohn PM, Seeley JR and Rohde P. A family study of major depressive disorder in a community sample of adolescents. Arch Gen Psychiatry 2001; 58: 13-20. PubMed
  19. Jaffee SR, Moffitt TE, Caspi A, Fombonne E, Poulton R and Martin J. Differences in early childhood risk factors for juvenile-onset and adult-onset depression. Arch Gen Psychiatry 2002; 59: 215-22. PubMed
  20. Zucker N, Copeland W, Franz L, et al. Psychological and Psychosocial Impairment in Preschoolers With Selective Eating. Pediatrics 2015. doi:10.1542/peds.2014-2386 DOI
  21. Brent DA, Maalouf FT. Pediatric depression: is there evidence to improve evidence-based treatments? Journal of child psychology and psychiatry, and allied disciplines. 2009 Jan;50(1-2):143-152.
  22. Kendler KS, Thornton LM and Gardner CO. Genetic risk, number of previous depressive episodes, and stressful life events in predicting onset of major depression. Am J Psychiatry 2001; 158: 582-6. American Journal of Psychiatry
  23. Birmaher B, Brent DA, Kolko D et al. Clinical outcome after short-term psychotherapy for adolescents with major depressive disorder. Arch Gen Psychiatry 2000; 57: 29-36. PubMed
  24. Committee on Safety of Medicines. Use of selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) in children and adolescents with major depressive disorder (MDD). www.mhra.gov.uk/ (accessed 16 Dec 03).
  25. Food and Drug Administration. Reports of suicidality in pediatric patients being treated with antidepressant medications for major depressive disorder (MDD). FDA Talk Paper T03-70 (27 October 2003) (www.fda.gov/bbs/topics/ANSWERS/2003/ANS01256.html) (accessed 12 Dec 03).
  26. Cheung AH, Emslie GJ, Mayes TL. The use of antidepressants to treat depression in children and adolescents. CMAJ 2006; 174: 193-200. Canadian Medical Association Journal
  27. Hammad TA, Laughren T, Racoosin J. Suicidality in pediatric patients treated with antidepressant drugs. Arch Gen Psychiatry 2006; 63: 332-39. PubMed
  28. Cox GR, Callahan P, Churchill R, et al. Psychological therapies versus antidepressant medication, alone and in combination for depression in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev. 2014 ;11:CD008324. doi: 10.1002/14651858.CD008324.pub3 DOI
  29. Larun L, Nordheim LV, Ekeland E, Hagen KB, Heian F. Exercise in prevention and treatment of anxiety and depression among children and young people. Cochrane Database of Systematic Reviews, issue 3, 2006. The Cochrane Library
  30. Emslie GJ, Heiligenstein JH, Wagner KD et al. Fluoxetine for acute treatment of depression in children and adolescents: a placebo-controlled, randomized clinical trial. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2002; 41: 1205-15. PubMed
  31. Hetrick SE, McKenzie JE, Cox GR, et al. Newer generation antidepressants for depressive disorders in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev 2012 Nov 14; 11: CD004851. DOI: 10.1002/14651858.CD004851.pub3 DOI
  32. Hetrick SE, McKenzie JE, Cox GR, Simmons MB, Merry SN. Newer generation antidepressants for depressive disorders in children and adolescents. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 11. Art. No.: CD004851. Cochrane (DOI)
  33. Emslie GJ et al. A double-blind randomized, placebo-controlled trial of fluoxetine in children and adolescents with depression. Archives of General Psychiatry 1997; 54: 1031-7. PubMed
  34. Simeon JG, Dinicola VF, Ferguson HB and Copping W. Adolescent depression: a placebo-controlled fluoxetine treatment study and follow-up. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry 1990; 14: 791-5. PubMed
  35. Dubicka B, Hadley S, Roberts C. Suicidal behavior in youths with depression treated with new-generation antidepressants. Br J Psychiatry 2006; 189: 393-8. British Journal of Psychiatry
  36. Schneeweiss S, Patrick AR, Solomon DH, et al. Comparative safety of antidepressant agents for children and adolescents regarding suicidal acts. Pediatrics 2010; 125: 876-88. Pediatrics
  37. Hazell P, O'Connell D, Heathcote D, Henry D. Tricyclic drugs for depression in children and adolescents (Cochrane Review). In: The Cochrane Library, Issue 4, 2003. The Cochrane Library
  38. March J, Silva S, Petrycki S, et al. Fluoxetine, cognitive-behavioral therapy, and their combination for adolescents with depression: Treatment for Adolescents with Depression Study (TADS) randomized controlled trial. JAMA 2004; 292: 807-20. Journal of the American Medical Association
  39. Goodyer I, Dubicka B, Wilkinson P, et al. Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) and routine specialist care with and without cognitive behaviour therapy in adolescents with major depression: randomised controlled trial. BMJ 2007; 335: 142. British Medical Journal
  40. Sund AM, Larsson B, Wichstrøm L. Depressive symptoms among young Norwegian adolescents as measured by the Mood and Feelings Questionnaire. J European Child Adolesc Psychiatry 2001; 10: 222-9. PubMed
  41. Hammad T. Review and evaluation of clinical data, FDA, Washington DC, USA (2004). (http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/04/briefing/2004-4065b1-10-TAB08-Hammads-Review.pdf) (accessed Aug 4, 2005).
  42. Harrington R, Whittaker J, Shoebridge P, Campbell F. Systematic review of efficacy of cognitive behaviour therapies in childhood and adolescent depressive disorder. BMJ 1998; 316: 1559-63. British Medical Journal
  43. Lewinsohn PM and Clarke GN. Psychosocial treatments for adolescent depression. Clin Psychol Rev 1999; 19: 329-42. PubMed
  44. Harrington R, Campbell F, Shoebridge P and Whittaker J. Meta-analysis of CBT for depression in adolescents. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1998; 37: 1005-7. PubMed
  45. Harrington R, Whittaker J and Shoebridge P. Psychological treatment of depression in children and adolescents: a review of treatment research. Br J Psychiatry 1998; 173: 291-8. British Journal of Psychiatry
  46. Brent DA, Holder D and Kolko D et al. A clinical psychotherapy trial for adolescent depression comparing cognitive, family, and supportive therapy. Arch Gen Psychiatry 1997; 54: 877-85. PubMed
  47. Goodyer IM, Reynolds S, Barrett B, et al. Cognitive behavioural therapy and short-term psychoanalytical psychotherapy versus a brief psychosocial intervention in adolescents with unipolar major depressive disorder (IMPACT): a multicentre, pragmatic, observer-blind, randomised controlled superiority trial. Lancet Psychiatry 2016; 4(2): 109-119. pmid:27914903 PubMed
  48. Thapar A, Collishaw S, Potter R, Thapar AK. Managing and preventing depression in adolescents. BMJ 2010; 340: c209. BMJ (DOI)
  49. Mufson L, Dorta KP, Wickramaratne P, Nomura Y, Olfson M and Weissman MM. A randomized effectiveness trial of interpersonal psychotherapy for depressed adolescents. Arch Gen Psychiatry 2004; 61: 577-84. PubMed
  50. Weissman MM, Pilowsky DJ, Wickramaratne PJ et al. Remissions in maternal depression and child psychopathology: a STAR*D-child report. JAMA 2006; 295: 1389-98. Journal of the American Medical Association
  51. Beardslee WR, Brent DA, Weersing VR, et al. Prevention of depression in at-risk adolescents: Longer-term effects. JAMA Psychiatry 2013. doi:10.1001/jamapsychiatry.2013.295 DOI
  52. Weissman MM, Wolk S, Goldstein RB et al. Depressed adolescents grown up. JAMA 1999; 281: 1707-13. Journal of the American Medical Association
  53. Rao U, Ryan ND, Birmaher B et al. Unipolar depression in adolescents: clinical outcome in adulthood. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1995; 34: 566-78. PubMed
  54. Weissman MM, Wolk S, Wickramaratne P et al. Children with prepubertal-onset major depressive disorder and anxiety grown up. Arch Gen Psychiatry 1999; 56: 794-801. PubMed
  55. Weissman MM. Juvenile-onset major depression includes childhood- and adolescent-onset depression and may be heterogeneous. Arch Gen Psychiatry 2002; 59: 223-4. PubMed
  56. Birmaher B, Williamson DE, Dahl RE et al.. Clinical presentation and course of depression in youth: does onset in childhood differ from onset in adolescence?. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2004; 43: 63-70. PubMed
  57. Judd LL, Akiskal HS, Zeller PJ et al. Psychosocial disability during the long-term course of unipolar major depressive disorder. Arch Gen Psychiatry 2000; 57: 375-80. PubMed
  58. Kessler RC, Avenevoli S and Ries Merikangas K. Mood disorders in children and adolescents: an epidemiologic perspective. Biol Psychiatry 2001; 49: 1002-14. PubMed
  59. Gould MS, Greenberg T, Velting DM, Shaffer D. Youth suicide risk and preventative interventions: a review of the past 10 years. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2003; 42: 386-405. PubMed
  60. Geller B, Fox LW, Fletcher M. Effect of tricyclic antidepressants on switching to mania and on the onset of bipolarity in depressed 6- to 12-year-olds. J Am Acad Child Adolesc Psychatry 1993; 32: 43-50. PubMed
  61. Birmaher B, Williamson DE, Dahl RE et al. Clinical presentation and course of depression in youth: does onset in childhood differ from onset in adol-escence? J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2004; 43: 63-70. PubMed
  62. Lewinsohn PM, Rohde P, Seeley JR. Major depressive disorder in older adolescents: prevalence, risk factors, and clinical implications. Clin Psychol Rev 1998; 18: 765-94. PubMed
  63. Puig-Antich J, Kaufman J, Ryan ND et al. The psychosocial functioning and family environment of depressed adolescents. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 1993; 32: 244-53. PubMed

Autoren

  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med. Internist, Uniklinikum Köln
  • Terje Johannessen, Professor für Allgemeinmedizin, Trondheim
  • Marit S. Indredavik, spesialist i barnepsykiatri, overlege, Barne- og ungdomspsykiatrisk klinikk, St.Olavs hospital, Universitetssykehuset i Trondheim, Helse Midt-Norge

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit