Filariose und Elephantiasis

Als Filariose wird eine Gruppe parasitärer Krankheiten bezeichnet, die Menschen und Tiere befallen. Sie werden von Fadenwürmern (Nematoden) verursacht, welche zur Familie der Filarien zählen, und das Lymphsystem infizieren.

Was ist Filariose?

Die Filariose zählt zu den durch Parasiten verursachten Krankheiten, die sowohl Menschen als auch Tiere betreffen. Dabei infizieren Fadenwürmer (Nematoden) das Lymphsystem, die über Mückenstiche in den Körper gelangen. Die Würmer wachsen im Lymphsystem und können dort für mehrere Jahre verbleiben. Dadurch kann nach und nach der Lymphfluss blockiert werden, was eine Schwellung in den betroffenden Körperteilen verursacht. Bei einer chronischen Erkrankung können Genitalien und Füße stark anschwellen, was als Elephantiasis bezeichnet wird.

Filariose

Über 130 Millionen Menschen in über 83 tropischen und subtropischen Ländern sind mit lymphatischer Filariose infiziert. Schätzungsweise kommt es jährlich zu einer Million Neuinfektionen, wovon  Kinder besonders stark betroffen sind. Nach Lepra gilt die Filariose als zweitwichtigste Ursache der Invalidität.

Die WHO hat ein umfassendes Programm zur Bekämpfung dieser Krankheit aufgestellt. Zwischen 2000 und 2007 wurden mehr als zwei Milliarden Behandlungspräparate verteilt. Seitdem wurde ein Rückgang der Krankheit beobachtet. Das Bekämpfungsprogramm hat unter anderem dazu geführt, dass die Krankheit in China und Südkorea mittlerweile ausgerottet ist.

Wie ansteckend ist Filariose?

Mücken werden durch die Aufnahme von Larven (Mikrofilarien) angesteckt, indem sie von einem infizierten Menschen oder Tier Blut saugen. Beim anschließenden Stich kann die infizierte Mücke die Larven in das Blut des Empfängers übertragen. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten entwickeln sich ausgewachsene, fadenförmige Würmer, die bis zu zwei Jahrzehnten im Lymphsystem des infizierten Körpers leben. Die Weibchen werden mit 8–10 cm x 0,2–0,3 mm etwa doppelt so groß wie die männlichen Tiere. Die Würmer produzieren tausende Larven (Mikrofilarien), die vorwiegend nachts im Blut zirkulieren. Mikrofilarien können 6–12 Monate nach der Infektion im Blut nachgewiesen werden. Filariose wird in erster Linie von drei Wurmarten ausgelöst: Wuchereria bancrofti (Verursacher von Elephantiasis), Brugia malayi und Brugia timori.

Symptome und Beschwerden

Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen Infektion und Krankheitsausbruch, beträgt bei Touristen und Auswanderern in der Regel 8–16 Monate. Bei Einheimischen in den betroffenen Ländern sind längere Zeiträume möglich. Der Krankheitsverlauf variiert. Einige Patienten bleiben symptomfrei, während andere sehr starke Krankheitsanzeichen aufweisen.

Für eine akute Erkrankung sind Fieberschübe (Filarienfieber) mit oder ohne Entzündung der Lymphgefäße und Lymphknoten typisch. Die Schübe können in unregelmäßigen Abständen auftreten und mehrere Tage andauern. Eine Lymphgefäßentzündung entwickelt sich normalerweise von einem wurmbefallenen Lymphknoten nach unten (bei bakteriellen Infektionen entwickelt sich die Entzündung nach oben). Im Zuge der Ausbreitung der Krankheit können zwischenzeitliche Entzündungen in den Nebenhoden und Hoden sowie in den Lymphknoten und Lymphgefäßen im Becken und Bauch auftreten. Vergrößerte Lymphknoten können bestehen bleiben. Bei Reisenden können allergieähnliche Reaktionen auftreten (Nesselsucht, Hautausschlag) sowie eine Entzündung der Lymphgefäße und Lymphknoten.

Als Folge der reduzierten/gehemmten Lymphzirkulation können chronische Krankheiten entstehen. Schwellungen im Hodensack und in den Beinen sind möglich. Unter Einheimischen in den betroffenen Ländern werden in einigen Fällen enorme Lymphschwellungen beobachtet – die sogenannte Elephantiasis.

Es existiert auch eine Krankheitsform, welche die Lunge betrifft und die als pulmonale Eosinophilie bezeichnet wird. Dabei haben sich Mikrofilarien vonW. bancrofti oder B. malayi in der Lunge ausgebreitet, können aber nicht im Blut nachgewiesen werden. Diese Form der Erkrankung äußert sich durch phasenweise nächtliche Hustenanfälle oder eine keuchende Atmung, Atembeschwerden, niedriges Fieber und geringen Schleimauswurf.

Diagnostik

Eine aktive Infektion wird durch Mikrofilarien (Larven) im Blut, einen positiven Antikörpertest oder Ultraschall festgestellt. Auffällig ist, dass Mikrofilarien häufig in den Blutuntersuchungen nachgewiesen werden können, die mit Blut, das in der Zeit zwischen 22:00 und 02:00 entnommen wurde, durchgeführt werden. Unter Einheimischen sind Mikrofilarien in den ersten zwei bis drei Jahren der Infektion selten nachweisbar, im weiteren Verlauf der Krankheit zahlreich und im späteren Stadium, in dem die Lymphgefäße blockiert werden, wieder selten.

Therapie

Drei Präparate sind zur Behandlung der Erkrankung verfügbar. Die Kombination aus Diethylcarbamazin und Albendazol tötet die Würmer langsam, während Diethylcarbamazin mit Ivermectin kombiniert zu einem schnellen Abtöten der Larven führt.

Zur Behandlung werden verschiedene Kombinationen der verfügbaren Präparate verwendet. Oft müssen die Behandlungen mehrmals wiederholt werden. Während der Anwendung können lokal und im gesamten Körper starke Nebenwirkungen auftreten.

Prognose

Die Prognose ist bei Behandlung im Frühstadium der Erkrankung und in leichten Fällen gut. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Prognose allerdings schlecht. Darüber hinaus müssen die Patienten unter starken Einschränkungen und entstellenden Schwellungen leiden.

Weitere Informationen

  • Filariose – Informationen für ärztliches Personal

Autoren

  • Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Filariose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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